Peter Finch

liest mir jeden Morgen um kurz nach 08:00 Uhr früh die Nachrichten vor. Manchmal ein wenig eigenwillig priorisiert (Neues aus der Welt des Sports, Schwerpunkt Baseball (lang und ausführlich), dann Lokales und/oder Wunderliches (schon wieder ein neuer Bann des San Franziskaner Magistrats) und schließlich, oft selbst am meisten verwundert, dass “there’s a world outside” noch Internationales (den Arabischen Frühling hatten sie bei KFog seinerzeit nach knapp zwei Wochen auch schon mitbekommen). Nach nunmehr 18 Jahren Radiojahren hatte Peter am Freitag seinen letzten Arbeitstag.

Seitdem gibt es auf KFog keine Nachrichten mehr.

(Das haben sie jetzt davon: Ab Montag werde ich die lokale Version von NPR einstellen: KQED-FM: 88.5 oder KALW-FM: 91.7 – sonst krieg’ ich ja gar nix mehr mit.)

“It’s the Wednesday before Thanksgiving,”

teilt mir meine payroll company heute morgen per e-mail das Offensichtliche mit, “and that means one thing: a wave of disappearances. With no explanation or day-off request forms, co-workers vanish from the office.” Dann werden sie lustitsch: “Before you call CSI or Ghostbusters, I’ll fill you in on what’s happening. They’re following the time-honored tradition of ditching work on Thanksgiving Wednesday. And, unless you like to play the role of office hall monitor, you should stay calm.” Und sie appellieren an das Gute im Vorgesetzten: “It’s the Season. Your people need to get their grocery shopping done. There’s a family feast to prepare. Be gracious – issue a warning letter and discuss an unpaid leave upon their return.” (Im Klartext: nett sein. Also nicht gleich fristlos kündigen, sondern die Mitarbeiter abmahnen und  mitteilen (“discuss” ist in diesem Falle der gängige Euphemisums), dass sie den Einkaufstag selbstverständlich nicht bezahlt bekommen. Aber erst am Montag dann, wenn sie mit Turkey-Sandwiches in der Lunchbox an den Arbeitsplatz zurückkehren.) Was für eine Heuchelei! Das sind erwachsene Menschen, die wissentlich ihren Job riskieren. Bloß weil Indianer gegen Ende November vor Urzeiten mal für Pilgerväter (-mütter, -kinder) gekocht haben, ist das entschuldbar (und entschuldigt)? Und wer im Juli schwänzt fliegt ‘raus? Schwachsinn.

Meine Einkaufsliste für unser T-Dinner ist fertig und nicht über die Maßen lang, das läßt sich bequem nach Feierabend erledigen, ich  muss bloß mal schnell googeln, wie man eigentlich das Schweinsbratenkrusterl hier nennt. Oooch, ist das heutige Doodle hübsch! – http://g.co/doodle/75gkpf – Ich kann mich nur schwersten Herzens davon losreißen, den Truthahn immer wieder neu zu verkleiden (wenn man auf den Flügel klickt, macht er es auch alleine). Ich sollte aber, denn “Google’s turkey has 2,985,984 possible combinations”, das dauert dann vielleicht doch ein kleines bißchen zu lang.

Seit dem späten Nachmittag tröpfeln die Kolleginnen und Kollegen mit einem “Happy Thanksgiving! See you on Monday!” weg. Wir kommen, nachdem wir – wie üblich – “dringend noch was fertigmachen” mußten, endlich auch los. Der Supermarkt-Parkplatz ist voll (sonst parken hier um die Zeit nur noch ein paar versprengte Spät-Kunden). Oooch nee, bitte jetzt nicht da drin noch stundenlang an der Kasse anstehen müssen, das hat mir gerade noch gefehlt! Ich muss schließlich noch weiter zum Mexikaner, Grünzeugs und Fleisch einkaufen. Aber alles halb so wild. Die kennen ihre Thanksgiving-Panik-Klientel. Deswegen ist fast jede Kasse mit einem Zweiergespann (Kassier- und Einpackkraft) besetzt und wir haben’s erfreulich schnell hinter uns. Sie seien morgen ab 07:00 Uhr früh schon wieder für unsere “Shopping Needs” auf dem Posten, lese ich auf dem Flyer, den uns draußen eine Hilfskraft in die Hand drückt. (Wegen mir nicht, ich gehe bestimmt nicht noch mal einkaufen.)

Das Krusterl heißt übrigens ganz prosaisch “pork skin” und wird in Tüten zum Wegknuschpern verkauft, nicht aber am Braten belassen, denn, so erklärt mir der mexikanische Metzger später, so viel Fett, das sei “no sano”. (Aber mir weißen Speck anbieten, zum Würfeln, für die Soße, das ist dann schon gesund, oder was?)

 

Was soll’s? Ich habe gute drei Pfund Kissenschwein (“pork cushion”) gekauft und den Klumpen Fleisch eben lang und liebevoll mit Senf massiert, bevor ich ihn luftdicht verschlossen in den Kühlschrank zurückgelegt habe. Da darf er über Nacht marinieren. Morgen gibt’s Schweinebraten mit Semmelknödeln (Christoph ist schon eingeteilt, wieder 2 Stangen Quietscheweichtoastbrot zu rösten und zu würfeln) und Blaukraut. Wer will, kriegt auch Grünen Salat. Und einen Supernachtisch, aber den verrate ich noch nicht.

Happy Thanksgiving!

 

“The Citi never sleeps – Cihiti-Bahank”

Frau Gandhi hingegen versteinert förmlich. Es ist ihr anzusehen, dass sie gerade bei allen verfügbaren Göttern darum fleht, dass ich nicht schon wieder ausgerechnet an ihrem Schalter vorspreche. Schon blöd, dass alle Kolleginnen gerade jetzt Pause machen, niemand sonst ansteht und nur ein (ihr) Schalter besetzt ist. Da müssen wir jetzt wohl durch, Frau Gandhi. Ich habe nicht umsonst meine Ausbildereignungsprüfung mit Erfolg bestanden, also fange ich erst mal mit einer einfachen Wiederholungsübung an und zahle einen Scheck aufs Firmenkonto ein. Frau Gandhi seufzt tief (wahrscheinlich aus Gram über die ignoranten Götter) und fängt an zu tippen. Nach dem Betätigen der Enter-Taste schaut sie konsterniert, erst auf den Monitor, dann auf mich. “My computer does not accept your check.” Ich bleibe ganz ruhig und frage, wie seit einem Jahr ca. zwei Mal pro Woche, ob sie denn berücksichtigt habe, dass das Konto in New York geführt wird. Hat sie – natürlich wie seit einem Jahr ca. zwei Mal pro Woche – nicht. Sie wechselt die Eingabemaske und tippt alles nochmal, die Buchung geht durch, sie händigt mir den Einzahlungsbeleg aus. “Thank you for your business.”

Nicht doch, Frau Gandhi, das war erst der Anfang. Ich gebe ihr wieder einen Scheck, dieses Mal von der Firma auf mich ausgestellt, den sie “cashen” soll, weil ich Bargeld für meine Portokasse brauche. Nicht mit Frau Gandhi. Die will, dass ich den Scheck auf mein Privatkonto einzahle und dann Bargeld am Automaten hole. Nicht mit mir. Ich will, dass wir das machen wie immer, Scheck gegen Cash. Wir beginnen ein längeres Gespräch. (Frau Gandhi hat eine solche Transaktion noch nie durchgeführt, Bargeld gebe es nur dann, wenn der Scheck von mir auf mein Konto ausgestellt wäre (ich spare mir die Frage nach dem Sinn dieser Aktion). Mir hingegen ist es nicht recht, dergleichen Kontobewegungen auf meinem Privatkonto zu haben, da wittert die IRS gleich wieder irgendetwas Fischiges). Na schön, lenkt sie ein, sie kann mir Geld geben, wenn ich mich irgendwie legitimiere. Ich wiederhole: ich komme seit einem Jahr ca. zwei Mal pro Woche in Geldgeschäften in dieser Filiale vorbei. Leicht genervt und von einem kleinen Teufel geritten, gebe ich ihr meine Visitenkarte und lege meinen deutschen Personalausweis vor. Frau Gandhi seufzt tief und schwer: ob ich denn nicht irgendeine Form von gültiger ID hätte? Ich bin gnädig und gebe ihr meinen US-Führerschein. Jetzt aber. Frau Gandhi tippt wie wild, drückt “Enter” und wieder passiert nix. Ich erwähne beiläufig, dass es sich um das in New York geführte Konto handelt – und Frau Gandhi wechselt die Maske, tippt wieder und voilà, es hat funktioniert und ich bekomme die Kohle. “Thank you for your business.”

Nichts da, Frau Gandhi, ich hätte da noch ein Anliegen. Sie schaut verzweifelt zum mittlerweile besetzten Nebenschalter und würde sich gerne spontan krank melden oder wenigstens den Beruf wechseln, allein, ich komme so langsam in Fahrt. “Mein Chef hat seine Bankkarte verloren und ich würde gerne eine neue für ihn bestellen.” Das, da ist Frau Gandhi ganz sicher, das geht nicht. Doch, Frau Gandhi, das geht. Ich habe nämlich eigens bei der Hotline angerufen (30 Minuten meiner Lebenszeit), mit dem Resultat, dass dergleichen Bestellungen die lokale Filiale gerne für mich machen werde. Also, Frau Gandhi, pack ma’s. Was müssen wir tun?  Frau Gandhi zieht sich zur Beratung mit der Filialleitung zurück. Seufzend kommt sie wieder. Ich müsse mich legitimieren. Klar, kein Problem, wieder der Führerschein von eben? Die Daten habe sie ja wohl noch? Hat sie nicht. Sicherheitshalber erwähne ich den New York Account, bevor sie anfängt, die driver license noch einmal neu abzutippen. Maske wechseln, alle Daten erneut eingeben, zum dritten mal den Chefnamen buchstabieren und schon sind wir soweit: die neue Karte wird Anfang Dezember zugestellt werden. Noch rasch die Enter-Taste und Frau Gandhi versteinert mit zusammengekniffenen Augen und gefährlich gerunzelter Stirn und seufzt herzzerreißend – der Computer will nicht. Ich werde langsam böse. Was ist jetzt wieder? Ich arbeite in einer Softwarefirma, drehen Sie das Ding doch mal her zu mir. (Ich komme mir vor wie an einer Unfallstelle: “Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt!”) Und richtig, gleich oben in der Maske kann man auswählen, ob es sich um ein Business- oder ein Privatkonto handelt und Frau Gandhi hat nichts von beidem genommen. Wir machen das korrekte Kreuzchen und siehe da, wir erhalten eine Bestellbestätigung. Super! “Thank you for your business.”

Neihein, Frau Gandhi, wir machen weiter. Folgendes: wir bekommen trotz mehrfacher Abmeldung immer noch Kreditkarten für einen früheren Mitarbeiter zugeschickt und ich will das jetzt ein für alle mal abstellen. Frau Gandhi zeigt Anzeichen klammheimlicher Freude: das falle nun wirklich nicht in ihren Zuständigkeitsbereich, da müsse ich zu Janet von der Businessabteilung. Und die ist gerade auf einem Kundentermin und ich müsse eben ein anderes Mal wiederkommen. “Thank you for your business.”

Das haben Sie sich so gedacht, Frau Gandhi. Jetzt kommt meine erste echte Gemeinheit. Ich habe hier argentinische Pesos, können Sie mir die bitte in US-Dollar umtauschen? Kann sie nicht, sie kann sie aber an die Devisenabteilung einschicken, gesetzt den Fall, der Wert liege über 1,000 Dollar. “Weiß ich nicht, Frau Gandhi. Können Sie das bitte prüfen?” (Wußte ich natürlich, waren knapp $25.) To make a long story short: Argentinien gibt es nicht, die Währung auch nicht. Ich habe die Lesung der Länderliste dieses Mal schon bei Belgien rüde abgebrochen (https://flockblog.de/?p=11755) und meine bunten Banknoten wieder eingepackt. “Thank you for your business.”

Ich hatte so gar keine Lust mehr auf Frau Gandhis Seufzen und bin deswegen für meine Bargeldeinzahlung zum hochmodernen Automaten (wo man noch nicht mal mehr einen Geldumschlag braucht und die Maschine das Geld zählt). Leider hat der die Annahme zweier Scheine verweigert, weil es sich nicht um ein gültiges Zahlungsmittel handle. Hmmm. Wieder zurück zum Schalter, Frau Gandhi ist gerade frei und haßt es. (Ich erwäge, einen Aufnahmeantrag bei den Gorgonen zu stellen.) “Hallo Frau Gandhi, der Bankautomat akzeptiert diese beiden Scheine nicht, die Sie mir gerade gegeben haben” “No.” Weder habe sie mir Scheine gegeben (ich habe die Banderole noch in der Hand), noch könne ich diese gegen andere umtauschen. Und nun? Frau Gandhi schweigt. Dann seufzt sie. Aber ich gehe nicht weg. Wir schweigen uns ein bißchen an, dann kommt mir eine Idee: Kann ich sie vielleicht auf mein Konto einzahlen? Das, so seufzt sie, sei möglich. (Dass sie damit die Ungültigkeitserklärung des Automaten ad absurdum führt, wen schert’s?) Und wir betreiben für 40 Dollar den ganzen Terz mit dem New York-Konto zum gefühlt hundertsten Male an diesem Tag. Grrggghhh! “Thank you for your business.”

Ich glaube, ich sollte zur Entspannung mal wieder auf die Post gehen…

Having Fun

Sonntagfrüh, kurz vor 09:00 Uhr. Ich entsteige gerade tropfnass der Dusche (ohne Hot Tub muss frau sich ihren Dampf holen, wo sie ihn kriegen kann), als es Sturm klingelt. Einmal, zweimal, fünfmal, es mag gar nicht mehr aufhören. “Schon wieder ein Leck in einer Gasleitung?” ist der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt (wir San Brunoians sind gebrannte Kinder), und “typisch, dass man dann mit nassen Haaren im Bademantel vor seiner Hausruine steht”. Also notdürftig abgetrocknet, den Bademantel umgeworfen und ein Handtuch um den Kopf gewickelt (man will ja im Katastrophenfalle der Kleiderordnung genügen) und zur Tür.

Dabei den zweiten Gedanken hegen, nämlich dass hier eigentlich nie jemand klingelt, sondern klopft (und das tunlichst auch und gerade dann tun sollte, wenn wirklich irgendwo Gas austritt). Und wenn’s ernst wäre, hätte wohl auch wer gerufen. Klingeln tut eigentlich nur meine greise Nachbarin Lyn. Und richtig. Da ist sie ja, immer noch auf dem Wegerl durch den Vorgarten, weil sie sich wahrscheinlich bei jedem Schritt auf ihrem Rückweg noch einmal umgedreht hat. Denn, so ihre Logik, das Auto steht in der Einfahrt, also bin ich daheim. (Dass berufstätige Menschen am Sonntagmorgen auch mal ausschlafen hätten können wollen, kam ihr nicht in den Sinn.)

Da steht sie vor mir, klein und hutzelig mit Plastikregenhäubchen auf und konstatiert ohne jede weitere Einleitung: “I figure you are lonely.” Ah so? Bin ich das? Aber keine Angst (wörtlich: “you must not fear”), heute Nachmittag kümmert sie sich um mich, und wir zwei Mädels werden Spaß haben. Ah so? Werden wir? Wie das? – Aber hallo! Und wie wir werden. Bei Sheila ist nämlich “Girl’s talk over coffee” und Sheila habe sie gebeten, eine Freundin mitzubringen. Ah so? Und das wäre dann ich? Und who the f’**k is Sheila? Nun ist Lyn aber entrüstet. Jeder kennt Sheila! Die macht allen im Altersheim die Haare! Ach, DIE Sheila. Klar. Ja dann… Ich kenne sie nicht, aber das wischt Lyn als Nebensächlichkeit beiseite. Außerdem, meint sie, mit einem kritischen Blick auf meine strubbeligen Haare (Kunststück, ich reibe sie gerade trocken), ein “Trim” schade ja nie, da könnte Sheila auch gleich die Schere anlegen.

Das tut mir jetzt aber leid! Ich bin nicht einsam, sondern nass, mir wird kalt und heute Nachmittag bin ich schon mit dem Cirque du Soleil verabredet. Nix is’ mit Sheila. Lyn ist ein bißchen beleidigt. Da macht sie sich schon die Mühe und dann habe ich schon was anderes vor. Hmmm. Aber dann hätte ich ja wohl noch Zeit genug, die Kürbisse wegzuräumen, die noch hier herumliegen (anklagender Zeigefingerzeig). Halloween sei ja schon längst vorbei. Ist recht, Lyn. Mach’ ich bei Gelegenheit mal. Jetzt gehe ich aber ‘rein und ziehe mir was an.

Keine Ahnung, was ich bei dem Mädelsnachmittag verpaßt habe, aber schöner als “Totem” kann’s fast nicht gewesen sein. Sonnenzirkus goes Ethno, großes Leit- und Rahmenthema ist Evolution und bis auf eine Glitzer-Disco-Nummer, die nicht so recht gepaßt hat, sind alle toll! Pocahontas, die Hula-Häuptlinge, die Froschtrapezisten, der Leuchtball-Tessla-Jongleur, die Gerippe-Akrobaten und die Band. Die Bühnenbauer durften sich nach Herzenslust austoben und die Kostümbildner nicht minder. Sehr sehr schön.

In Vegas laufen als “Resident Attraction” die Cirque du Soleil-Programme “Kà” und “O”. Sieht so aus, als stünde im Frühjahr mal wieder ein Trip nach Nevada an…

So ist’s recht!

Die ersten Gäste für nächstes Jahr haben sich angesagt: Mir liegen je eine Reservierung für März und für April vor.

Falls es wer nicht selbst ausrechnen kann: es gibt noch Vakanzen über Weihnachten 2011, in den Monaten Januar und Februar sowie Mai bis Dezember 2012. Kommet zuhauf! (2011 war das Gästeaufkommen extrem mau.)

Gelesen: Terry Pratchett

“I shall wear Midnight”
Mit 16 ist das Leben schon ganz schön kompliziert. Erste Lieben enden, die Welt verzeiht nicht mehr alles und man muss für frühere Fehler gerade stehen. Noch viel schwieriger hat man es in dem Alter als Hexe. Tiffany Weh (die im Englischen Tiffany Aching heißt – da gefällt mir ausnahmsweise die Übersetzung einmal besser) tut alles, um den hohen Ansprüchen an sich selbst (die sie von ihrer Mentorin Granny Weatherwax gelernt zu haben glaubt) zu genügen. Eine ganz wunderbare Coming-of-Age-Geschichte.

“Snuff”
Samuel Vimes (in der deutschen Übersetzung Samuel “Mumm”), Kommandeur der Stadtwache von Ankh-Morpok wird von seiner liebenden Gattin zu Ferien auf dem Land verdammt. Und wie immer, wenn ein Leib-und-Seele-Kriminaler Urlaub macht, findet er das Böse in der Idylle und kann gar nicht anders, als zu ermitteln. In Sachen Fremdenhaß, Sklaverei und Genozid.

Das ist ein gutes Buch geworden, tief geprägt von Humanismus. Es ist wahrscheinlich sein letztes und als Vermächtnis zu sehen, denn Terry Pratchett leidet an Alzheimer. Im Jahre 2008 teilte er die Diagnose mit der Öffentlichkeit.

My name is Terry Pratchett, author of a series of inexplicably successful fantasy books and I have had Alzheimer’s now for the past two years plus, in which time I managed to write a couple of bestsellers.

I have a rare variant. I don’t understand very much about it, but apparently if you are going to have Alzheimer’s it’s a good one to have.

So, a stroke of luck there then!

Interestingly enough, when I was diagnosed last December by those nice people at Addenbrooke’s, I started a very different journey through dementia.

This one had much better scenery, interesting and often very attractive inhabitants, wonderful wildlife and many opportunities for excitement and adventure.

Those of you who’s last experience with computer games was looking at Lara Croft’s buttocks might not be aware of how good they have become as audio and visual experiences, although I would concede that Lara’s buttocks were a visual experience in their own right.

But in this case I was travelling through a country that was part of the huge computer game called Oblivion, which is so beautifully detailed that I have often ridden around it to enjoy the scenery and weather and have hardly bothered to kill anything at all.

At the same time as I began exploring the wonderful Kingdom of Dementia, which is next door to the Kingdom of Mania, I was also experiencing the slightly more realistic experience of being a 59 year old who finds they have early onset Alzheimer’s.

Apparently I reacted to this situation in a reasonably typical way, with a sense of loss and abandonment with an incoherent, or perhaps I should say, violently coherent fury that made the Miltonic Lucifer’s rage against Heaven seem a bit miffed by comparison. That fire still burns.

I want to go on writing! Admittedly, that means I have to stay alive.

You can’t write books when you are dead, unless your name is L. Ron Hubbard.

And so now I’m a game for real. It’s a nasty disease, surrounded by shadows and small, largely unseen tragedies.

People don’t know what to say, unless they have had it in the family.

People ask me why I announced that I had Alzheimer’s.

My response was: why shouldn’t I?

I remember when people died “of a long illness” now we call cancer by its name, and as every wizard knows, once you have a thing’s real name you have the first step to its taming.

We are at war with cancer, and we use that vocabulary.

We battle, we are brave, we survive. And we have a large armaments industry.

For those of us with early onset in particular, it’s more of a series of skirmishes.

My GP is helpful and patient, but I don’t have a specialist locally.

The NHS kindly allows me to buy my own Aricept because I’m too young to have Alzheimer’s for free, a situation I’m okay with, in a want-to-kick-a-politician-in-the-teeth-kind of way.

But, on the whole, you try to be your own doctor.

The internet twangs night and day. I walk a lot and take more supplements than the Sunday papers. We talk to one another and compare regimes.

Part of me lives in a world of new age remedies and science, and some of the science is a little like voodoo.

But science was never an exact science, and personally I’d eat the arse out of a dead mole if it offered a fighting chance.

Fortunately, I have the Greek Chorus to calm me down

Soon after I told the world my website fell over and my PA had to spend the evening negotiating more bandwidth.

I had more than 60,000 messages within the first few hours.

Most of them were readers and well-wishers.

Some of them wanted to sell me snake oil and I’m not necessarily going to dismiss all of these, as I have never found a rusty snake.

But a large handful came from ‘experienced’ sufferers, successfully fighting a holding action, and various people in universities and research establishments who had, despite all expectations, risen to high places in their various professions even while being confirmed readers of my books.

And they said; can we help? They are the Greek Chorus. Only two of them are known to each other and they give me their advice on various options that I suggest.

They include a Wiccan, too. It’s a good idea to cover all the angles.

It was interesting when I asked about having my dental amalgam fillings removed.

There was a chorus of ? hrumph, no scientific evidence, hrumph???., but if you can afford to have it done properly then it certainly won’t do any harm and you never know.

And that is where I am, along with many others, scrabbling to stay ahead long enough to be there when the cure, which I suspect may be more like a regime, comes along.

Say it will be soon – there’s nearly as many of us as there are cancer sufferers, and it looks as if the number of people with the disease will double within a generation.

And in most cases you will find alongside the sufferer you will find a spouse, suffering as much. It’s a shock and a shame, then, to find out that funding for research is three per cent of that which goes to find cancer cures.

Perhaps that is why, for example, that I know three people who have successfully survived brain tumours but no-one who has beaten Alzheimer’s???although among the Greek Chorus are some who are giving it a hard time.

I’d like a chance to die like my father did – of cancer, at 86.

Remember, I’m speaking as a man with Alzheimer’s, which strips away your living self a bit at a time.

Before he went to spend his last two weeks in a hospice he was bustling around the house, fixing things.

He talked to us right up to the last few days, knowing who we were and who he was.

Right now, I envy him. And there are thousands like me, except that they don’t get heard.

So let’s shout something loud enough to hear. We need you and you need money. I’m giving you a million dollars. Spend it wisely.

Im Sommer dieses Jahres wurde seine jüngste Arbeit, eine BBC-Dokumentation mit dem Titel “Terry Pratchett: Choosing to Die” über begleiteten Selbstmord ausgestrahlt.

Es ist elendig schade!

Kenn’ ich nicht, mag ich nicht

Xenophobie scheint ein weitverbreitetes amerikanisches Phänomen zu sein und erfaßt neben Menschen auch Institutionen. Wie ich darauf komme? Mein Chef macht zur Zeit einen Businesstrip nach Argentinien und an die dortige Währung zu kommen, hat die Ignoranz unserer Bank bereits im Vorfeld verhindert (https://flockblog.de/?p=11755). Kaum war er zwei Tage weg, wurde seine Kreditkarte gesperrt, und ich mußte in einem langen Telefonat dem Customer Service erläutern, dass es sich nicht um “Fraud”, sondern vielmehr um eine Flugreise handelt, die es einem ermöglicht, an einem Tag eine Kreditkartentransaktion in den USA und schon am nächsten eine in Argentinien zu tätigen. Nach einer Ermahnung (ihnen hätte ja wieder keiner was gesagt) wurde die Karte entsperrt. Am Abend desselben Tages war dann der Telefonprovider dran: “Excessive International Data Alert!” Er solle sich dazu erklären, sonst werde man die Telefonkarte sperren. Also habe ich heute früh ein knappes Stündchen mit deren Customer Service am Telefon verbracht, um auch denen das Wunder der Luftfahrt nahezubringen. Es ist mir gelungen, sie davon abzuhalten, ihn von der Kommunikation abzuklemmen.

Meine Gewährs-Palo-Altanerin findet das nicht verwunderlich: das sei doch normal, sie melde jede Auslandsreise bei ihrer Kreditkartengesellschaft an. Stimmt eigentlich. In einem Land, wo Schecks immer noch das gängigste  Zahlungsmittel sind, wird logischerweise das Ansinnen, Geld im Ausland auszugeben, als meldepflichtiger Frevel gewertet. Dass man mit seinem eigenen Geld tun und lassen können sollte, was man will, sei dazu nur nebenbei bemerkt.

Ja wo samma denn?

Shopping Spree

Bevor ich heute Nachmittag in Tonis Straße einbiege, haben vier Schilderwedler versucht, mein Interesse für den “Close Out Sale” bei “Geoffrey’s Jewels” in der Walnut Street zu wecken. (Schilderwedler ist ein Beruf, den man in Deutschland (noch) nicht kennt: Menschen, die erkennbar der untersten Einkommensklasse angehören, stehen an Straßenecken mit meist pfeilförmigen großen Pappschildern und bewegen diese kräftig auf und ab und hin und her, um für “Pizza Tuesday”, “Monster Car Wash” (waschen da eigentlich Monster den Wagen oder werden ausschließlich deren Fahrzeuge geschrubbt?), “Open House – Now Selling”, “Steak Night@Buck’s” oder was auch immer zu werben.) Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, mal schnell spontan einen Diamantring oder ein Saphirarmband zu erstehen. Vielleicht muss man dazu in einem Land aufgewachsen sein, wo schon kleinen Mädchen eingetrichtert wird, dass sich der Grad der Zuneigung des (zukünftigen) Gatten an der Karatzahl der überreichten Liebesgaben bemessen läßt. Wenn man dann noch die Neigung der Amerikaner zum Schnäppchenfang addiert, rechnet sich die Investition in Schilder und Wedler.

Wir sind da zum Glück ganz anders. Wir fahren nur deswegen in die Outlet-Mall nach Gilroy, weil Toni Socken braucht und ich eine schwarze Jeans und Birkenstock-Schlappen. Sowie ein paar Weihnachtsgeschenke für die Lieben daheim. Wie es dazu kommen konnte, dass nach knapp 5 Stunden der ganze Kofferraum vollgestopft ist, kann man  auf www.wirtschaftslexikon24.de nachlesen: Impulskauf, auch Spontankauf oder Reizkauf, ist eine spontane Kaufentscheidung, die aufgrund eines Reizes an der Einkaufsstätte ausgelöst wird.

Genau. Die haben uns mit Sonderangeboten gereizt und wir konnten gar nicht anders.

Wat soll dat?

An meiner Haustür hängt ein Päckchen. “Uiiii”, freue ich mich, “bestimmt ein Geschenk, das mache ich gleich auf”. Der Inhalt? Ein Gebißmodell. Bei näherer Examination ist eine Kerbe in einem Schneidezahn sichtbar, es handelt sich also wahrscheinlich um ein Abbild meiner Zähne. Kein Absender, kein Begleitschreiben. Seitdem rätsele ich. Ist das eine verschlüsselte Nachricht von meiner Zahnärztin? Haben sich meine Zähne nicht mit den anderen vertragen und wurden der Praxis verwiesen? Ist womöglich in der Dentalbranche ein Gebißmodell das Äquivalent zum Pferdekopf bei der Mafia? Oder hat sie einfach keinen Platz mehr und fand das gelungene Modell zu schade zum Wegwerfen?

Man weiß es nicht. Es ist zum Zähne ausbeißen.

It’s raining again

Es regnet. Heftig, und in teilweise sichtraubenden Schwällen. Nordkalifornische Autofahrer reagieren mit artgerechtem Panikverhalten, indem sie dicht, dichter, am dichtesten auffahren, immer mit dem Ziel, bloß beim Rudel zu bleiben. Darüber hinaus exerzieren sie Täuschungsmanöver, mit unmotivierten abrupten Geschwindigkeitswechseln (“Wieso bremst dieser Depp vor uns auf gerader Strecke eigentlich schon wieder?”), Hakenschlagen über mehrere Spuren hinweg (“Was war das?” “Das war der Trottel, der eben noch hinter uns war, uns beim rechts überholen geschnitten hat und nun zwei Spuren weiter links alle anderen in Angst und Schrecken versetzt.”) sowie generell schwer nachvollziehbaren Aktionen.

Zwei Stunden und dreiundzwanzig Minuten (das muss ich ausschreiben, in Zahlen wirkt das nicht so lang) habe ich an einem Freitagabend, wo man sonst nur so durchflutscht, für meinen Heimweg gebraucht. Dabei hat die eigentliche “rainy season” noch gar nicht angefangen. Das kann ja heiter werden.