Ich hab gar nicht so viele Schuhe wie mir der Autor dieses Artikels aufblasen kann…
Aus dem Vokabelheft
Heute das erste schlimme Wort aus der nahen Zukunft: Bodenfrost.
Wäre der Winter nur schon vorbei.
Gelesen: Robert Harris – “Pompeji”
Nach dem Zombieendzeitgedöns war mir dringend nach einem literarischen Big Mac und um diesen Appetit zu stillen, ist Harris eine sichere Bank. Seine Bücher sind im allgemeinen glänzend recherchiert und mit viel Quellenmaterial unterlegt, griffig geschrieben, nicht blöd und trotzdem leichtes Lesefutter.
So auch “Pompeji”. Keine Überraschungen zu erwarten, der Vesuv bricht aus und begräbt die Stadt unter sich. Harris hält sich auch nicht mit langem Geplänkel auf, das erste Kapitel ist überschrieben “Mars (Dienstag), 22. August – Zwei Tage vor dem Ausbruch” und wir springen mit den Protagonisten, einer bunt durchgewürfelten Mischung zwischen erfundenen und historisch belegten Figuren, kopfüber in die Handlung. In der sind und bleiben die Bösen böse, die wenigen Guten ändern sich auch nicht, das Liebespaar (reiche Römertochter und integrer Wasserbaumeister) ist schon so früh angelegt, dass die vielen Hindernisse, bis sie sich endlich kriegen, mich schon ab diesem Moment nicht mehr interessiert haben, die paar Sexszenen zeugen arg vom “male gaze” – macht aber alles nichts: ich habe Fastfood bestellt und mal schnell in einem Tag weggeputzt.
Man sollte sich einen Liegestuhl an Meer oder Pool stellen, lesen und immer, wenn die Hitze um den Vulkan herum zu unterträglich wird, eine Runde schwimmen. Dann ist das genau das richtige Buch.
Gelesen: Anne de Marcken – “Es währt für immer und dann ist es vorbei”; übersetzt von Clemens J. Setz
“Der neue de Marcken! Ein Muss!” – “Ein Dichter übersetzt das ‘verständnisvolle Zombiebuch’ einer Dichterin!” “Die Verlusterfahrungen ist hier Thema und zugleich auch der Adressat!” – Man kann sagen, dass sich das Feuilleton bei dieser Neuerscheinung geradezu überschlagen hat.
Man darf nicht alles glauben, was im Feuilleton steht.
In diesem pseudotiefenphilosphischen Zobieroman… Eigentlich hätte ich es wissen können: ich mag keine Untoten. Keine Walking Dead, keine Zombiekalypse, keine Z-Nation, keine Nacht der lebenden Toten und auch nicht Shaun of the Dead. Wenn ich schwankende Gestalten brauche, schaue ich mir den Faust an und Hirn mag ich am liebsten gegrillt, auf Blattsalaten. So, rant end. Wo war ich? Richtig. Nochmal auf Anfang:
In diesem pseudotiefenphilosphischen Zobieroman erzählt eine Zombine oder Zombette, was weiß ich, wie die korrekte weibliche Form heißt, mit abbem Arm und totem Vogel im Bauch, davon, dass sie ans Meer will. Im weiteren Verlauf begleitet die Leserschaft sie auf einer Art Roadmovie durch dystopische Landschaften. Dabei ist sie eher melancholisch, auch denkt sie viel und erzählt davon. Dauernd. Anfangs habe ich absurde Beispielsätze notiert (von denen ich annehme, dass Setz sie sehr gut aus dem Englischen übertragen hat), aber ich bin sicher, es würde den Rahmen des flockblogs und die Geduld meiner Leserschaft sprengen, nicht zu sprechen vom Copyright, wenn ich sie alle hier aufschreiben täte.
What an utter shyte!!
Damit möge bitte niemand seine Zeit vergeuden!
Mogelpackung?
Ich esse sehr gerne Frischkäse. Am liebsten ohne Gedöns (“natur”), am liebsten von Philadelphia. Während ich beim Frühstückkauen meinen Blick schweifen lasse (Berge hinter einer Wolkenwand, alles Grau in Grau, bäh), fällt er auch auf die Philadelphiapackung, die auf je einem fetten roten Sticker auf dem Deckel und auf der Seite der ovalen Packung in weißer Schrift protzt: “Jetzt mehr Inhalt”. Meine Innere Sprachwächterin soll wohl heute gar keine Ruhe haben, was? Die nämlich weiß, dass auf das Adjektiv “mehr” ein Komparativ folgenden sollte: “mehr Inhalt als ………”.
Und nun starre ich meinen 195 Gramm schweren Frischkäse an und frage mich, ob der mich vielleicht auf den Arm nimmt? Und ob ein Frischkäse das überhaupt darf? Und seit wann ausgerechnet 195 Gramm ein vertrauenserweckendes Gewicht sein sollen?
Morgen gibts Müsli.
Aus dem Vokabelheft (Jugendsprache) – Ja, schon wieder
Vorhin, in der Apotheke. Während die beiden Kunden vor mir bedient werden, höre ich beiläufig mit und meine Innere Sprachwächterin zählt: neun “tatsächlich”, fünf “genau”. Ich hole nur ein bereits im Voraus bezahltes Medikament ab, aber selbst für mich spricht der gute so ummara dreißigjährige Mann noch zwei “genau” (kein “tatsächlich”, tatsächlich.)
Hoffentlich ist diese Unsitte bald wieder vorbei.
Wasser marsch!
Wäre ich rüde oder Rüde, wäre ich vielleicht jetzt der glücklichste auf Erden. Bin aber ich, und darum sehr sehr gründlich genervt, wenn ich, immer wenn ich in dem Portal, in dem ich gerade arbeite, zu einem anderen Tab wechsle, wieder beweisen soll, dass ich wirklich immer noch ein Mensch bin (wieso sollte sich das in den letzten paar Minuten geändert haben?) und in einem Captcha ankreuzen, wieviele Bildchen mit Hydranten gerade zu sehen sind.
Wenn ich heute noch einen einzigen sehe, werde ich auf den Monitor schbeiben. Ha!
Darum zur Ablenkung ein kleines Rätsel:
Aus dem Vokabelheft (Jugendsprache)
Jüngst an einem über eine Stunde dauernden Webinar teilgenommen, in dem zwei So-ummara-Dreißigjährige (eine knapp davor, einer kurz danach) zum Thema Online-Sicherheit referierten. Habe nach wenigen Minuten angefangen, eine Strichliste zu führen und bin auf insgesamt 32 “genau”, 26 “tatsächlich” und immerhin noch – eben nicht zeitsparende – 18 “kurz” gekommen.
Ohne diese sinnfreien Füllwörter hätte die ursprünglich dafür veranschlagte Stunde gut gereicht und ich hätte mich viel weniger aufregen müssen. So viel weniger.