Noch in der Mediathek: München Mord – “Nix für Angsthasen” (2. Staffel, 10. Folge) und “Das Kamel und die Blume” (2. Staffel, 3. Folge)

Das Buch zu den “Angsthasen” ist von Kiefersauer und Liegl, das zum “Kamel” von Ani und Jung, Regie bei beiden Folgen führt Matthias Kiefersauer. Die Ermittler sind wieder die gleichen schrägen Vögel wie aus der Einführung im vorigen blogpost zu München Mord.

Im Fall der Angsthasen, wobei schon der Begriff “Fall” übertrieben ist, denn um den Mord gehts gar nicht so arg und um den Täter schon doppelt nicht, ist die Hauptfigur ein Mann, über den keiner nix genaues nicht sagen kann, weil er gar so unscheinbar daher kommt und dem, wie sich herausstellt, eine Identität nicht reicht, weswegen er parallel mehrere Leben lebt. Das ist sehr hübsch und schräg und skurril und macht großen Spaß.

Im Kamelfall liest man deutlich Anis Handschrift, seine Themen sind Kleingartenneonazis, Brandanschläge und das Zwischenmenschliche (sehr hübsch: eine Partnerbörse für Rechte “ewigtreu.org”). Nimmt das Genre ernster, ist insgesamt auch nicht schlecht geraten.

Fürs erste habe ich jetzt einmal wieder genug von der Kriminalität in München und angelernt bayrisch sprechenden Schauspielern.
Stimme hiermit der Quelle zu: die Serie kann man anschauen.

Person of the Year

Das Time-Magazine ist in den USA dafür zuständig, die wichtigste Person des Jahres auszuwählen und dann auf ihr Titelblatt zu packen. Es waren schon Hitler und Stalin (letzter sogar zwei Mal) darunter, im letzten Jahr war es 47.

Das hätte einem schon zu denken geben sollen. In diesem Jahr sind es “The Architects of AI” geworden und ich hoffe, weder die Redaktion noch wir alle werden das in der Zukunft zu bereuen haben.

Ich halte das Bild entweder für nicht sehr talentiertes Photoshop. Oder KI.

Noch in der Mediathek: München Mord – “Ausnahmezustand” (2. Staffel, 1. Folge)

Ja. Naah! Ned! Also angefangen hatte es damit, dass ich aus einer gewöhnlich sehr gut unterrichteten Quelle eine Empfehlung für eine deutsche, genauer bayerische, ganz genau Münchner Krimiserie bekommen hatte. Nicht mehr das München der Achtziger in den Dietl-Farben, sondern das heutige, in jeweils anderthalbstündigen Folgen.

Die, die mir am meisten ans Herz gelegt worden war und von der ich schon vom Titel “Die ganze Stadt ein Depp” und den Autoren Kiefersauer/Liegl wußte, dass ich sie mögen würde, die ist gerade nicht in der Mediathek. (Herumschimpf: Warum zahle ich eigentlich Gebühren, grummel, grummel, grummel?) Aber ich hab ja von meiner sehr gut unterrichteten Quelle eine Einführung bekommen: “Man muss die drei seltsamen Ermittler bissl kennen. Der Alexander Held sieht Dinge, Frl Flierl ist äußerst verschusselt und der Marcus Mittermeier ist ein Weiberer, allerdings mit wenig Erfolg.” und bin damit jetzt quasi auch Fachfrau. Dann steige ich halt mit der 2. Staffel ein.

Da gehts um Giesing und den Traditionsverein 1860 und was der selbsternannte “Milieu”-Experte Friedrich Ani und Co-Autorin Ina Jung davon halten. Es ist ein bißchen anstrengend. Weil Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) Fräulein Flierl (Bernadette Heerwagen) im Stadion waren und nun die Niederlage im Getränkeabholmarkt mit Ausschank “nachbearbeiten”, sind sie gleich zugegen, als im Treppenhaus neben der Metzgerei eine nasse Leiche aufgefunden wird.

Genau. Dann ermitteln sie im Lokalkolorit, wo Männer im traditionsreichen blauen Trikot im Bierkoma in schmuddeligen Ecken und an schiefen Zäunen herumdimpfeln, an jede Mauer und Hauswand wild bieseln oder sturzbesoffen herumgröhlen, die roten Erzfeinde vom FC Bayern beschimpfen und dann “no a Hoibe” bestellen. Auf Sieg oder Niederlage, eh scho wurscht. Das ist alles ziemlich genauso gräßlich wie in Leonhard M. Seidls Buch “Letzte Ausfahrt Giesing” (s. https://flockblog.de/?p=30226) und macht in dieser Anhäufung von Klischees keinen großen Spaß. Die Auflösung des Falles gerät dann insgesamt erwartbar dünn. Ned schön.

Aber die gewöhnlich sehr gut unterrichtete Quelle hats direkt von 50% des beteiligten Autorenduos, dass die letzte Folge der 2. Staffel “Nix für Angsthasen” sehr empfohlen wird. Dann schau ich da heute Abend mal rein und werde berichten.

Rätsel

Ich mache ja jedes Jahr beim Adventsquiz der Süddeutschen mit, jeden Tag drei Fragen zu einem bestimmten Thema mit je drei Antworten zur Auswahl und schöne Preise. Ich scheitere jedes Jahr zuverlässig bei den Sportfragen, bin aber dafür ganz gut bei Politik, Kultur und Allgemeinwissen und so mittel bei Beautytrends und Mode.

Heute lautet der einleitende Text: “Ein ungewöhnliches Oktoberfest, ein Großkonzert in der Fußballarena – und ein Endspiel, das in die Geschichte einging: Was 2025 in der Stadt passierte.”

Falls wer das Quiz noch machen will, lese diese Person nicht weiter. Für alle anderen, hier die Lösungen:

1. Am Oktoberfest war ungewöhnlich, dass zu wenig Bier getrunken wurde – woher, bitte, soll ich das wissen? Ich trinke weder Gerstensaft, bin außergewöhnlich begabt, das Ereignis weiträumig zu umgehen und der Berichterstattung von der Theresienwiese folge ich schon gleich drei Mal nicht. (“Wiesnmuffel” heißt sowas in der Fachsprache.)
2. Bei der Großkonzertfrage ging es darum, wer München die Ehre gab. Robbie Williams, Helene Fischer oder Guns and Roses? Hmmm. Axl habe ich gesehen, als wir beide noch jung genug für sowas waren, Robbie kann ich besser ertragen, wenn ich ihn höre, ohne ihn sehen zu müssen und der Helene-Fan-Club war schon meine Mutter. Keine Ahnung. Es waren Axl Rose und seine Mannen, die sind nun offensichtlich alt und brauchen wieder Geld.
3. Beim geschichtsträchtigen Endspiel gings um Fußball und die Anzahl der Tore. Da bin ich eh entschuldigt.

Morgen hätte ich dann bitte gerne wieder Fragen, bei denen ich mich auskenne. Manno.

Gelesen: Richard Osman – “The Impossible Fortune” (Thursday Murder Club, 5)

Die ersten vier Bände um die vier ummara achtzigjährigen Amateurdetektive waren ein verdienter Riesenerfolg, weil sie wirklich lustig sind und spannend und klug und leichtfüßig geschrieben, wie man hier im flockblog nachlesen kann. Autor Richard Osman hatte, nachdem er einen Lieblingscharakter in Band 4 hatte sterben lassen, angekündigt, dass es das mit dem Thursday Murder Club nun gewesen sei und er sich neue Helden ausdenken werde. Gesagt, getan, nun jagen ein pensionierter Polizist nebst Schwiegertochter die Bösen (s. https://flockblog.de/?p=51058).

Aber die Alten sind zäh und Osman gehört zu den Herrschaften, die nix weniger interessiert, als ihr Geschwätz von gestern und da isser nun, der 5. Band. Sehr gut geraten. Falls jemand in nächster Zeit eine längere Bahnfahrt vor sich haben sollte oder plant, auf einem Liegestuhl herumzulümmeln oder einfach nur auf dem Soffa – man lese dieses Buch weg und freue sich, dass man im Angelsächsischen kein Problem damit hat, Menschen einfach gerne und gut zu unterhalten. Muss nicht alles E sein. U ist gut.

Gelesen: Barbara Yelin – “Die Giehse – Ein Leben für das Theater 1898 – 1975”

Für mich klingt es immer ein wenig suspekt, wenn ein Künstlermensch eine “Auftragsarbeit” anfertigt, irgendwie so, als fehle ein Teil der künstlerischen Arbeit, das Schöpferische, die Idee.

Ich habe nicht immer recht.

Anläßlich des 50. Todestags Therese Giehses nämlich vergaben die Münchner Kammerspiele als Auftragsarbeit die Kreation eines “biographischen Comic” an die Ausnahmekünstlerin Barbara Yelin und man kann allen Beteiligten dafür nur danken. Ich schätze Yelin und ihre erzählgraphische Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus schon seit langem, aber diese Giehse-Geschichte ist für mich bislang ihre allerbeste. So ein wunderschönes Buch! Vielfach-Hach! Allein die Doppelseite zur Mutter-Courage-Premiere 1941 in Zürich! So und nicht anderes muss Theater aussehen, wenn es jemand malt!

Yelin zeichnet sich gleich zu Anfang selbst, wie sie in Material beinahe absäuft, aber dann taucht sie auf und sie setzt, was sie gesehen und gelesen hat so lebendig um, dass man die Giehse hört und sieht. Von so großen Theorien wie Farbsymbolik und dergleichen will ich gar nicht sprechen. Ist aber alles drin. Hach!

Nochmal: so ein wunderschönes Buch! Danke, danke, danke an Herrn E. aus M. für dieses herrliche Geschenk. Das werde ich noch öfter lesen. Ich wage vorherzusagen, dass es auf den Nachttischstapel mit den Trostbüchern für die schlechten Tage kommt. Und da liegen nur die ganz guten!

Gift nehmen, ey!

Heute früh, ziemlich genau um Vielzufrüh, guru-guruht es draußen wieder und als ich im Nachthemd (wirres Haar inklusive) auf den Balkon eile, fliegt der Clevere von beiden auf. Und davon. Sein Kumpel bleibt mit einer Kippe im Schnabel sitzen. Er hat offensichtlich was an den Ohren. Oder er ist Reinhard Mey-Fan. (Fragt Oma.) Oder er mag Scheuchhandtuchschläge. Weg mit dir, du Mistvieh!

Aha. Die beiden Drecksvögel haben den Aschenbecher entdeckt und den Inhalt weiträumig verteilt. Sollen sie doch husten. Ich sag ihnen einfach nicht, dass Nikotin schädlich ist. (Das ist die gute Kreisler-Schule.)

Taube Taube?

Was man halt so tut am Vormittag. Aufstehen, Kaffee kochen, bisserl was werkeln, Tauben scheuchen. Der eine der beiden Guruhguruhs flattert erschrocken auf und ist weg, bis ich hinten am Balkon bin. Der andere sitzt immer noch da und schaut blöd. So lange, bis ich ihn mit dem Scheuchhandtuch haue und er dann doch eher schwerfällig und mit einem beleidigten Blick über die Schulter losfliegt. Ich weiß ja nicht, ob man bei Flügelschlägen auch in Trab und Galopp mißt, aber wenn, dann war das noch nicht einmal Schritt, sondern allenfalls Schleich.