Ooooaaaahhh!

Als ich seinerzeit meine Wohnung ausgesucht habe, geschah das unter anderem wegen der Lage, wobei ich ehrlich gesagt den DHL-Laden nicht in meine Entscheidung einbezogen hatte. Mir scheint aber, als hätte ich das unbewußt doch getan, denn statt nach Hause lasse ich als aktive Teilnehmerin im Onlinehandel inzwischen meine Päckchen gleich dorthin schicken und hole sie dann auf dem Weg von der U-Bahn oder zum Einkaufen oder so bei denen ab. Das spart uns allen Zeit. Denen, dass sie mich nicht zu Hause antreffen und die Lieferung ein zweites Mal auf den Weg bringen müssen, auf dass ich sie in eben diesem Laden abhole. Mir, dass ich gleich weiß, wo mein Zeugs liegt und ich nicht bei wildfremden Anstaltsbewohnern danach fahnden muss oder es erst Tage später abholen kann.

Heute hatte mir ein Onlinehändler mitgeteilt, dass meine Wochenendlektüre im DHL-Laden zur Abholung bereitliege. Weil aber Vorweihnachtszeit ist, reichte die Schlange päckchenabholender oder -abgebender Menschen bis weit in die Passage. Mir wurscht, dachte ich, geh ich halt erst einkaufen und weils später immer noch so war, entschied ich mich, halt erst noch zum Friseur zu gehen. Danach wars immer noch so dermaßen voll und ich nicht willens, mit diesen Massen anzustehen und mir fiel es wie Schuppen von den Augen: ich kann vom Flurfenster aus genau auf deren Eingang sehen. Hab ich dann ein paar Mal gemacht und bin jetzt, kurz vor Ladenschluss, flugs nach unten gehuscht und habe nicht nur keine Schlange, sondern auch mein Buch, UND gleich noch zwei weitere Päckchen bekommen (für die nicht ein einziger Zettel im Briefkasten lag, aber wurscht). Was freu ich mich! Die paar Stunden, bis ich die auspacken darf, sitze ich doch auf einer Umpftel Arschbacke ab… Hihihi. Geschenke. Ooooaaaahhh!

Habe mir fest vorgenommen, meine Teilnahme am Onlinehandel bis Mitte Januar auszusetzen. Die armen Kerle arbeiten gerade da unten in dem Lädchen zu viert wie die Wahnsinnigen, wo sich sonst einer während seiner Dienstzeit intensiv mit seinem Handy befassen kann und trotzdem abends alles erledigt ist. Wenn ich mir das so ansehe, bin ich sehr glücklich, dass ich eh nix mehr arbeiten muss und würde es zur Zeit am allerwenigsten in der Paketlogistik tun wollen.

Genau.

Aus dem Vokabelheft

In Amerika haben sie nie “Magen/Darm” sondern allenfalls einen “tummy bug”. Weil aber um diese Jahreszeit alles ein bißchen festlicher sein muss, heißt der Infekt seit Anfang Dezember “Winter Vomiting Disease”.

School’s out

Die Lehrkräfte der Online-Äkädemi, die ich derzeit besuche, haben sich und ihre Lernenden in die, personenabhängig, Winterferien / Schneeferien / Feiertagsferien, kurz in jede Art Ferien verabschiedet, die den Begriff Weihnachten vermeidet. Scheint, dass sie noch von früher sind, damals, vor einem Jahr, als noch political correctness geschult wurde: bloß niemanden ausschließen, der / die / das nicht Weihnachten oder was anderes feiert. Die haben auch alle ihr Pronomen in der Signatur.

Es sind sehr junge Menschen, keiner von denen dürfte schon seinen 30. Geburtstag gefeiert haben. Was unter anderem dazu führt, dass meine Konzentration auf den Lehrstoff beeinträchtigt wird, weil ich immer Strichlisten führen muss, wie oft das selbstbestätigende Wort “genau” fällt und wie oft darüber hinaus “tatsächlich”. Mas-sen-haft! Es ist zum Haare ausraufen! Echt jetzt, tatsächlich. Genau.

Neulich aber war wieder die Kollegin dran, deren eigenwillige Wortwahl mich dann doch mit der Welt versöhnte: In ihrer Welt sind dicke Punkte als Aufzählungszeichen “ballet points” und wenn sie sagt, das man irgendwas auch “unförmig” einreichen könne, dann meint sie “formlos”. Ich finde das entzückend. Echt jetzt, tatsächlich. Genau.

Jetzt habe ich erst einmal Ferien. Mal schauen, was die nächstes Jahr noch so alles zu bieten haben werden.

Nostalgie-Kino: “Hail Caesar”, 2016

Wenn ich mal in die Verlegenheit kommen sollte, einen jener Fragebögen auszufüllen, in dem die Befragte angeben soll, welche 10 Filme sie denn mit auf eine einsame Insel nehmen würde, dann wäre “Hail Caesar” auf jeden Fall in dieser Auswahl dabei.

Weil mich bisher keine Fragebogenanfragen erreicht haben, erzähle ich wie schon vor fast 10 Jahren (s. https://flockblog.de/?p=29983) noch einmal ungefragt, dass den Coen-Brüdern mit diesem Film eine der schönsten Liebeserklärungen an das alte Hollywood der Monumentalfilme und Kommunistenhatz gelungen ist, und dass sie ihre Lieblingsschauspieler und Innen so recht ins rechte Licht rücken. Josh Brolin ist nie so gut besetzt wie als Eddie Mannix, der Fixer im Auftrag des Studios, George Clooney hat ungeheuren Spaß an seiner Rolle als gutaussehender Star, den man angeheuert hat, weil er auch im römischen Röckchen und Sandalen eine gute Figur macht, nicht aber wegen seines IQ, Ralph Fiennes‘ verstecktschwuler europäischer (!) Arthouse (!) Regisseur Laurence Laurentz ist zum Niederknien und da habe ich Alden Ehrenreich, Jonah Hill und Channing Tatum noch gar nicht genannt. Einem jeden ein mehr als verdientes Mehrfach-Hach! Hach! Und erst die Frauen! Scarlett Johansson als Dummblonde mit genau zwei Argumenten, Tilda Swinton in einer Doppelrolle als Klatschreporterinnenzwillinge und die unvergleichliche Frances McDormand in einer der schönsten Szenen, die die Zunft der Cutter je hervorgebracht hat. Hach! Hach! Hach! ad inf.

Was erzähle ich? Anschauen! Anschauen! Anschauen! Und schon mal einen Platz im Einsame-Insel-Schrankkoffer freihalten.