Zum Einzug und Wiedereinleben hat mir ein wohlmeinender Freund einen Münchenkrimi geschenkt, den ich gestern in weniger als einer Stunde zu Altpapier gelesen habe, erst zeilenweise, wie sichs gehört, dann nur noch diagonal, was diesem Schund schon zu viel Ehre erwiesen war. Verriß gefällig?
Haben es alle bemerkt? Wirklich alle? Hmmm? Schon mit dem Titel biedert sich der Autor bei einem großen Werk der Kriminalliteratur an und es geht noch viel schlimmer weiter in der Geschichte um den Ex-Korruptcop-Jetzt-Privatermittler mit goldenem Herzen und hyperaktivem Schwanz und dem furchtbar sprechenden Namen Valentin Gaukler (Etymologie wird im Buch ausführlich erklärt, nicht, dass es nochmal so geht wie mit dem Titel und wer was nicht mitkriegt). Alle seine Figuren sind Typen mit irre witzigen Spitznamen, die Frauen Mütter, Huren oder beides und samt und sonders nymphoman, die Männer Alkoholiker, dummgesoffen oder schon so geboren. Die Antagonisten sind reich und darum korrupte gierige Brutalgentrifizierer mit Betonmischmaschinen und einer Korona von Anwälten, die Helden weniger gut gestellt, haben aber dafür je ein goldenes Herz, eine Stahlleber sowie ein allzeit bereites Geschlechtsorgan, siehe oben.
Weil sich grade nix so gut verkauft wie Regionalkrimis, müssen Giesinger Straßen, Plätze, Landmarken als Schauplätze herhalten, auf denen ordentlich blutig gedroschen und wild partnertauschend gevögelt wird. Im Anschluß an eine dieser Aktivitäten (hab vergessen welche und keinen Bock, nachzusehen) wird des Helden Liebste ermordet und dann gehts aber los und er zeigt es Denen Da Oben aber so richtig richtig! Auge um Auge, Betonguß um Betonguß. So einen Dreck habe ich selten gelesen, obwohl (oder weil?) Herr Seidl sich nicht entblödet, gelegentlich Shakespeare und Goethe zu zitieren, damit auch der dümmste Leser merkt, dass hier ein gebildeter Mann am Schreibwerk ist. Darauf ein tiefempfundes Fack ju Göthe bzw. Suck Me Shakespeer!
Was habe ich gelernt? Ich kannte bis dato weder “Tortellini Alabama” (Tortellini alla panna) noch die “Rentner-Bravo” (Apothekerzeitung). Bloß, für diesen Erkenntnisgewinn hätte es vollkommen genügt, die “Erläuterungen” auf Seite 250 zu lesen.
Möge “Letzte Ausfahrt Giesing” künftigen Generationen als Zellstoffprodukt dienen. Da paßt dann auch der Titel.