Verhörte Intelligenz (Halloween-Edition)

Der “BH” verhält sich zum “Büstenhalter” wie der “bra” zum “brazier”, ist also eigentlich nur eine Abkürzung. Wobei das “brazier” die amerikanisierte Version des urspünglichen französischen Begriffes “brassiere” ist und allen gemeinsam, dass sie die weibliche Brust stützen (sollen).

Eine “Brasserie” hingegen ist ein französisches Restaurant, und damit hatten Bette Middlers Ausführungen dazu, wie sie dieses Jahr zu Halloween nicht mehr mit tiefem Ausschnitt “Trick-or-Treating” gehen werde – im Gegensatz zur Behauptung der für Untertitel zuständigen VI – nun ganz und gar und überhaupt nichts zu tun.

Nostalgie-Kino: “Mad Max”, 1979

Hmmm. Ich bin nicht sicher, ob ich diesen ersten originalen “Mad Max” je gesehen habe, sondern nur die Folgefilme aus diesem Franchise, wenn die Autos und Akteure wilder und surrealer werden.

Dieser hier ist ein klassischer Rachefeldzugfilm, dem man das schmale Budget ansieht. Einem edlen Gesetzeshüter (Mel Gibson, 23 und pausbäckig) werden in einem recht rauen staubigen Endzeitaustralien von einer grausamen Motorradgang erst der Partner und dann Weib und Kleinkind erwartbar grausam dahingemeuchelt. Das Gesetz gibt ihm aber keine Handhabe, die Bösen hinter Gitter zu bringen. Also muss er selber ran und sie alle aus dem Weg räumen. Bumm. Knall. Peng. The End.

Außer ausgesucht brutal ist das nix besonderes. Dann doch lieber Charlize Theron (s. https://flockblog.de/?p=27308) und bei der war ich mir schon nicht ganz sicher.

Zermürbungstaktik

Vielleicht hätte ich nicht so spät noch einen Kaffee trinken sollen? Oder der Mond steht schief? Oder irgendetwas anderes ist verantwortlich dafür, dass ich nicht einschlafen kann. “Ist egal,” denke ich mir beim Wegdämmern, als die Kirchenglocke gegenüber den Werktätigen mitteilt, dass ihre Zeit jetzt gekommen ist, “ich schlafe dann halt bis Mittag. Ich kann das, ich bin Rentnerin.”

Hätte ich bestimmt auch getan, wenn nicht schwirrende Flügel und lautes Gurren mich hochgerissen und zum Im-Nachthemd-Drecksvögel-Wegwedeln gezwungen hätten. Ein Mal. Zwei Mal. Und obwohl ich angespannt auf das Aller-guten-Dinge-sind-drei-Mal warte, kommen sie nicht mehr. Gute Taktiker (“Kacktiker”?) sind sie, das muss ich ihnen lassen.

Neue Routinen

Früher, wenn ich nach einem Ausgehabend heimgekommen bin, habe ich im Gang Jacke und Schuhe ausgezogen und bin zum weiteren Wohnen in das hierfür vorgesehene, ja, Wohnzimmer gegangen.

HEUTE lege ich auch Schuhe und Jacke ab, schleiche aber dann strumpfsockig leise leise und ohne Licht zu machen ins Schlafzimmer, ergreife mit der einen Hand das wedelbereitliegende Taubenschreckhandtuch und reiße mit der anderen die Balkontür auf, in deren schräggestelltem Oberlicht zwei von den Vogelbiestern geglaubt haben, Nachtruhe zu finden. Die verscheuche ich und wiederhole die Prozedur ca. 10 Minuten später noch einmal, wenn sie glauben, das wäre es für diese Nacht gewesen. Meistens ist dann – zumindest für diese Nacht – gut.

Man hat mir den Tip gegeben, die Drecksviecher mit gezielten Schüssen zu vertreiben. Aus Wasserpistolen. Der erste Kaufversuch verlief erfolglos: “Wir haben keine Wasserpistolen. Aber Weihnachtsdeko.” Bin nicht sicher, ob Christbaumkugeln wirklich helfen und noch nicht so weit, es zu versuchen.

Ich geh dann mal wieder raus. Die 10 Minuten sind um.

Mysterium Mann

Ich würde zu gerne wissen, was in dem Herrn vorgeht, der im milden Licht der untergehenden Herbstabendsonne, gut sichtbar von allen im Stau heimwärts drängenden Feierabendlern, die Hose auf Halbmast in aller Seelenruhe einen Bauzaun anwichst.

Habemus TÜV

Wäre mein Auto ein Mensch und noch dazu Amerikaner, wäre es inzwischen alt genug, um legal Alkohol zu trinken.

Bei so alten Kisten hat man immer ein flaues Gefühl im Magen, wenn man dem Schrauber auf der Ausfallstraße den Auftrag erteilt: “Ein Mal durchschauen, bitte. Und TÜV.”

Vollkommen grundlos, natürlich. Wenige Stunden später kommt der erlösende Anruf: “Alles erledigt, TÜV, ASU und den Auspuff hamma a wieda festgschwoaßt”. Hach! Und danke.

Verhörte Intelligenz

Der Talkshowgast wird gefragt: “What do you remember?” Der VI ist wurscht, woran die Person sich erinnert. Sie ist viel mehr am Status der Mitgliedschaft interessiert: “Are you a member?”

Best of Kino: “Gangs of New York” (2002)

Vorausgeschickt: Mr. Scorceses gewaltiges Filmepos über schlimmen Jugendjahre Amerikas bis zum heutigen Glanz (?) gehört auf die große Leinwand.

Mitte des 19. Jahrhunderts. In Irland herrscht Hungersnot und in New York kommen täglich tausende Iren an, die sich dort im fernen Amerika ein besseres Leben erhoffen. Die, die schon da sind, wollen sie nicht haben und bekämpfen sie in blutigen Straßenschlachten mit den Werkzeugen ihrer Zunft: Schlachtermesser und -beile, Spaten, Schraubschlüssel, Ahlen, Knüppel, Keulen, alles. Große blutige Bilder.

Politiker sind korrupt. Beamte auch. Priester? Auch. Polizisten sowieso. Gerechtigkeit gibt es nicht, es herrscht das Gesetz des Stärkeren. Das eine Prozent lebt in der Oberstadt in Villen mit breiten Fensterfronten, mit Marmor, Stuck und Gold, ißt vielgängig von edlem Porzellan, der Rest schuftet für Brosamen. Frauen geht es immer noch mal schlechter als Männern.

In all dem, dem Elend, den Behausungen, den Kämpfen, den Narben, dem Luxus und dem noblen, Schönen schwelgt Scorceses Kamera und er hat sich die Besten geholt, dieses Panoptikum zu beleben. Daniel Day-Lewis ist als “The Butcher” göttlich (doch, doch, das ist nicht übertrieben), Leonardo DiCaprio dem romantischen Sülzfilm entronnen auf dem Weg zum guten Schauspieler, der restliche Cast sowas von glaubhaft gut… Hach! Cameron Diaz hält sich in diesem testosterongeschwängerten Umfeld wacker.

Schon dieser Teil des Filmes ist großartig. Etwas ganz besonderes aber wird er, wenn Scorcese den Funken zünden läßt, der in diesem Fall darin besteht, dass die jungen irischen Männer frisch vom Schiff nicht nur die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen, sondern auch umgehend rekrutiert werden, für ihr neues Vaterland in den Krieg zu ziehen. Der bisher eher indiviuelle und niedergeknüppelte Widerstand mündet in einem Generalstreik. Die Bilder, die Scorcese dafür findet sind atemberaubend! Schließlich erteilt die korrupte Politik auf Weisung des verstört-empörten Kapitals der Armee den Schießbefehl. Man möchte nicht glauben, wie aktuell ein über 20 Jahre alter Film sein kann.

Zeit nehmen. Anschauen! Anschauen! Anschauen!