Vorausgeschickt: Mr. Scorceses gewaltiges Filmepos über schlimmen Jugendjahre Amerikas bis zum heutigen Glanz (?) gehört auf die große Leinwand.
Mitte des 19. Jahrhunderts. In Irland herrscht Hungersnot und in New York kommen täglich tausende Iren an, die sich dort im fernen Amerika ein besseres Leben erhoffen. Die, die schon da sind, wollen sie nicht haben und bekämpfen sie in blutigen Straßenschlachten mit den Werkzeugen ihrer Zunft: Schlachtermesser und -beile, Spaten, Schraubschlüssel, Ahlen, Knüppel, Keulen, alles. Große blutige Bilder.
Politiker sind korrupt. Beamte auch. Priester? Auch. Polizisten sowieso. Gerechtigkeit gibt es nicht, es herrscht das Gesetz des Stärkeren. Das eine Prozent lebt in der Oberstadt in Villen mit breiten Fensterfronten, mit Marmor, Stuck und Gold, ißt vielgängig von edlem Porzellan, der Rest schuftet für Brosamen. Frauen geht es immer noch mal schlechter als Männern.
In all dem, dem Elend, den Behausungen, den Kämpfen, den Narben, dem Luxus und dem noblen, Schönen schwelgt Scorceses Kamera und er hat sich die Besten geholt, dieses Panoptikum zu beleben. Daniel Day-Lewis ist als “The Butcher” göttlich (doch, doch, das ist nicht übertrieben), Leonardo DiCaprio dem romantischen Sülzfilm entronnen auf dem Weg zum guten Schauspieler, der restliche Cast sowas von glaubhaft gut… Hach! Cameron Diaz hält sich in diesem testosterongeschwängerten Umfeld wacker.
Schon dieser Teil des Filmes ist großartig. Etwas ganz besonderes aber wird er, wenn Scorcese den Funken zünden läßt, der in diesem Fall darin besteht, dass die jungen irischen Männer frisch vom Schiff nicht nur die amerikanische Staatsbürgerschaft bekommen, sondern auch umgehend rekrutiert werden, für ihr neues Vaterland in den Krieg zu ziehen. Der bisher eher indiviuelle und niedergeknüppelte Widerstand mündet in einem Generalstreik. Die Bilder, die Scorcese dafür findet sind atemberaubend! Schließlich erteilt die korrupte Politik auf Weisung des verstört-empörten Kapitals der Armee den Schießbefehl. Man möchte nicht glauben, wie aktuell ein über 20 Jahre alter Film sein kann.
Zeit nehmen. Anschauen! Anschauen! Anschauen!