Nächste Runde

Seit ein paar Wochen habe ich, wenn ich, wie wir Renterinnen das tun, von Tages- zu Abendfreizeit wechsle, neue Pflichten: ich gehe auf Patrouille. Unterbreche also ab ca. Einbruch der Dämmerung in ca. stündlichen Abständen, was immer ich gerade Erfreuliches tue und schaue auf dem Balkon nach, ob sie wieder da sind. Sie: die Tauben, die Dreckvögel, die Mistviecher.

Gestern Abend sah es zuerst gut aus. Kein Vogel, nirgends. Nicht bei der ersten Überprüfung, nicht bei der zweiten. Bei der dritten, es ist schon sehr dunkel und ich bin sehr kurzsichtig, muss ich arg nah dran. Was ist das? Täuschen mich meine schlechten Augen? Meine Abschreckungsbürsteninstallation scheint in den letzten 60 Minuten zugenommen zu haben. Das liegt daran, dass darüber, darunter, daneben, darauf, dazwischen fünf (5!) dick aufgeplusterte Tauben schlacken (das ist meine Wortkreation aus schlafen+kacken), mir will scheinen, die ganz hinten schnarcht sogar leise pfeifend.

Jetzt aber! Ich habe doch nicht den ganzen Abend für nichts Fortbildungsfilme angeschaut (dazu gleich mehr). Ich schlage das vorsorglich mitgeführte Handtuch mit einem Knall, der herkömmliche Peitschen erblassen läßt, gegen die Bürstenbettstatt und wedele wild weiter, den aufgescheuchten Miststücken mit einer Auswahl schönster Begleitflüche hinterher. Dann bleibe ich mich mit gezücktem Handtuch auf eine Zigarettenlänge draußen. Ganz still und stumm. Bis die erste und die zweite hoffnungsfroh wieder angeflattert kommen, als wäre nichts gewesen. Von wegen! Die Aggression, die der schwirrende Flügelschlag inzwischen bei mir hervorruft, packe ich in den nächsten Handtuchschwung. Huiiii – und weg sind sie. Für diese Nacht ist die Belagerung aufgehoben. Aber sie bleiben hartnäckig – heute morgen waren schon wieder welche da.

Ein Freund hat mir den Tip gegeben, ein Netz zu spannen. Muss es wirklich soweit kommen, dass ich mich einsperre, um diese Drecksvögel auszusperren?