Gerade nach einem herrlichen Spätsommertag wie diesem fehlen sie mir umso mehr, die lichten langen lauen Nächte.
Nach meiner Berechnung haben wir 26 Tage aus dem Juli gut. Wollte das nur einmal angemerkt haben.
Gerade nach einem herrlichen Spätsommertag wie diesem fehlen sie mir umso mehr, die lichten langen lauen Nächte.
Nach meiner Berechnung haben wir 26 Tage aus dem Juli gut. Wollte das nur einmal angemerkt haben.
Erste Beobachtung: es schreibt ein hochgebildeter Herr aus besseren Kreisen über einen hochgebildeten “barocken Herrn” aus besseren Kreisen. In einer Diktion, die schon für das Erscheinungsdatum in den mittleren sechziger Jahre ein wenig aus der Zeit gefallen sein dürfte. (Beispiel: Über Churchills Deutschlandbild: “Möglich, dass Churchills kurzer persönlicher Kontakt mit der Nazibewegung im München von 1932 etwas Tieferes in ihm aufgeweckt und aufgeschreckt hatte; selber ein Krieger von Geblüt und Instinkt, erkannte er wohl das Kriegerische, roch es sozusagen, wo es ihm begegnete.”)
Haffner ist, was man heute einen “Fanboy” nennen würde. Er hat ein Bild von seinem höchstpersönlichen Churchill und er sieht, dass der diesem Bilde ähnlich wird.* Dazu zählt auch, fast unverzeihbar, dass er Clementine “Clemmie” Churchill, dessen lebenslange Gattin, engste Beraterin und Freundin, der in anderen Biographien immer der ihr zustehende Raum gegeben wird, nur drei Mal erwähnt. Wobei schon das zuviel gesagt ist, denn die letzte “Erwähnung” ist ein Foto von “Churchill an seiner Goldenen Hochzeit”, auf dem Lady Churchill notgedrungen halt auch abgebildet ist. Ansonsten postuliert Haffner, “…von einer wirklichen Liebe, von einer bestimmten Frau weiß man nichts.” Mich hat das Gefühl beschlichen, dass Herr Haffner mit Winstons Wahl nicht zufrieden war und lieber mindestens eine Mata-Hari-Affäre beschrieben hätte. Darum gebracht, läßt er sich zu dieser Beschreibung herab: “Sicher war sie keine bloße Vernunft- oder Geldheirat: Die Braut war schön und vornehm, klug und charaktervoll, aber vermögenlos. … Und doch stockt man bei dem Wort ‘Liebesheirat’. … Es fehlt so völlig das Dramatische, Romantische, Sensationelle, das sonst für Churchills Leben so charakteristisch ist.” Mir haben bei der Lektüre dieses Absatzes die Plomben geschmerzt. Damit will ich aber nichts gegen Haffner als zeitgenössischen Biographen sagen, nur gegen sein wahrscheinlich ebenso zeitgenösisches Frauenbild.
Während des Krieges lebte Haffner im englischen Exil und viel näher kann man als deutscher Publizist in jenen Jahren dem Kriegs-Blut-Schweiß-und-Tränen-Premierminister, mit dem “eisenharten, verbissenen Vernichtungswillen, der den Churchill von 1940 zu einer Sagengestalt gemacht hat – einem vorweltlichen Kriegsdämon, der mit nackter Faust die Weltkugel stemmt, umloht von den Feuern des brennenden Londons” gar nicht gekommen sein. Ja doch, Herr Haffner, ist gut. Erst einmal hinsetzen, tief durchatmen. Ein Glas kaltes Wasser, vielleicht?
Nochmal, die Biographie ist gut, sehr schön logisch aufgebaut, extrem informativ und hat im Anhang ein umfangreiches Quellenverzeichnis. Die Herrensprache muss man halt mit einem Körnchen… ach was, mit einem Salzstreuer nehmen, dann geht das schon.
Nachtrag (der ist zu schön, um ihn nicht zu zitieren): Haffner kann Sir Stafford Cripps, den Mann, der den Kriegsdämon Churchill 1945 ablöst, nicht leiden. Das klingt dann so: “Ein Asket von kaltfunkelnder Intelligenz, eine Robespierremischung aus Puritanismus und Radikalismus, ohne Zweifel ein großer Mann in seiner dünnlippigen, messerscharfen Art, wäre da nicht irgendwo auch ein Zug von vegetarischer Fadheit gewesen.”
Hach!
Wie schon gesagt: die Sprache ist gewöhnungsbedürftig, ich habe die Biographie aber trotzdem gerne gelesen und verleihe mein Exemplar bei Interesse.
* Ja, gut erkannt, ist geklaut. Und zwar vom alten B.B.
“Was tun Sie”, wurde Herr K. gefragt, “wenn Sie einen Menschen lieben?” “Ich mache einen Entwurf von ihm”, sagte Herr K., “und sorge, daß er ihm ähnlich wird.” “Wer? Der Entwurf?” “Nein”, sagte Herr K., “Der Mensch.”