Gelesen: Anne de Marcken – “Es währt für immer und dann ist es vorbei”; übersetzt von Clemens J. Setz

“Der neue de Marcken! Ein Muss!” – “Ein Dichter übersetzt das ‘verständnisvolle Zombiebuch’ einer Dichterin!” “Die Verlusterfahrungen ist hier Thema und zugleich auch der Adressat!” – Man kann sagen, dass sich das Feuilleton bei dieser Neuerscheinung geradezu überschlagen hat.

Man darf nicht alles glauben, was im Feuilleton steht.

In diesem pseudotiefenphilosphischen Zobieroman… Eigentlich hätte ich es wissen können: ich mag keine Untoten. Keine Walking Dead, keine Zombiekalypse, keine Z-Nation, keine Nacht der lebenden Toten und auch nicht Shaun of the Dead. Wenn ich schwankende Gestalten brauche, schaue ich mir den Faust an und Hirn mag ich am liebsten gegrillt, auf Blattsalaten. So, rant end. Wo war ich? Richtig. Nochmal auf Anfang:

In diesem pseudotiefenphilosphischen Zobieroman erzählt eine Zombine oder Zombette, was weiß ich, wie die korrekte weibliche Form heißt, mit abbem Arm und totem Vogel im Bauch, davon, dass sie ans Meer will. Im weiteren Verlauf begleitet die Leserschaft sie auf einer Art Roadmovie durch dystopische Landschaften. Dabei ist sie eher melancholisch, auch denkt sie viel und erzählt davon. Dauernd. Anfangs habe ich absurde Beispielsätze notiert (von denen ich annehme, dass Setz sie sehr gut aus dem Englischen übertragen hat), aber ich bin sicher, es würde den Rahmen des flockblogs und die Geduld meiner Leserschaft sprengen, nicht zu sprechen vom Copyright, wenn ich sie alle hier aufschreiben täte.

What an utter shyte!!

Damit möge bitte niemand seine Zeit vergeuden!

Mogelpackung?

Ich esse sehr gerne Frischkäse. Am liebsten ohne Gedöns (“natur”), am liebsten von Philadelphia. Während ich beim Frühstückkauen meinen Blick schweifen lasse (Berge hinter einer Wolkenwand, alles Grau in Grau, bäh), fällt er auch auf die Philadelphiapackung, die auf je einem fetten roten Sticker auf dem Deckel und auf der Seite der ovalen Packung in weißer Schrift protzt: “Jetzt mehr Inhalt”. Meine Innere Sprachwächterin soll wohl heute gar keine Ruhe haben, was? Die nämlich weiß, dass auf das Adjektiv “mehr” ein Komparativ folgenden sollte: “mehr Inhalt als ………”.

Und nun starre ich meinen 195 Gramm schweren Frischkäse an und frage mich, ob der mich vielleicht auf den Arm nimmt? Und ob ein Frischkäse das überhaupt darf? Und seit wann ausgerechnet 195 Gramm ein vertrauenserweckendes Gewicht sein sollen?

Morgen gibts Müsli.

Aus dem Vokabelheft (Jugendsprache) – Ja, schon wieder

Vorhin, in der Apotheke. Während die beiden Kunden vor mir bedient werden, höre ich beiläufig mit und meine Innere Sprachwächterin zählt: neun “tatsächlich”, fünf “genau”. Ich hole nur ein bereits im Voraus bezahltes Medikament ab, aber selbst für mich spricht der gute so ummara dreißigjährige Mann noch zwei “genau” (kein “tatsächlich”, tatsächlich.)

Hoffentlich ist diese Unsitte bald wieder vorbei.