Mein geschätzter CEO fliegt nächste Woche nach Buenos Aires. Vorausschauend wie ich bin, denke ich, ich tue dem Manne etwas Gutes und besorge vorab lokale Währung, damit er ein wenig Klimpergeld für Taxis oder sonstwas in der Tasche hat.
Heute auf der Bank bestelle ich bei meiner Lieblingssachbearbeiterin, Frau Gandhi, “Argentinische Pesos bitte, so für hundert Dollars.” Ja, gerne, sie müsse das bestellen, dafür müsse sie bei der Abteilung für ausländische Währung anrufen. (Die Nummer entnimmt sie einem am Schalter ausliegenden Prospekt.) Nach dem Wählen hat sie leider vergessen, was ich eigentlich wollte. “Argentinische Pesos hätte ich gerne.” Ach so, ja. Genau. Wir warten, sie in der Warteschleife (ich kann mithören, wie man ihr versichert, dass ihr Anruf für irgendwen “important” sei), ich vor ihrem Schalter. Hinter mir bildet sich eine Schlange. Frau Gandhis call ist immer noch important.
Endlich geht wer dran. Frau Gandhi ist ebenso überrascht wie ich und hat vor lauter Schreck den Namen der Währung vergessen, die ich haben will. Wie gleich noch mal? Ich schreibe es auf, in Druckbuchstaben: “ARGENTINIAN PESOS.” “No problem!” schallt es aus dem Hörer, Pesos könne ich bekommen, so viele ich wolle. Mir scheint, man hat da einen wesentlichen Teil nicht ganz verstanden und ich deute nachdrücklich (mit klopfendem Zeigefinger) auf “ARGENTINIAN”.
Frau Gandhi liest ab und ihr Gesprächspartner (inzwischen auf Lautsprecher, damit die Warteschlange auch ein bißchen Unterhaltung hat) bittet um Geduld. Man bediene hier über 50 Länder und Währungen, da müsse er erst mal nachsehen. Dann beginnt er, vorzulesen: “Australia – Australian Dollar, Austria – Euro, Belgium – Euro, Canada – Canadian Dollar, Cyprus – Euro, Denmark – Danish Kroner, England – Sterling Pound… ” Ich unterbreche: das scheine doch alphabetisch zu sein, und da Argentinien… Er unterbricht, nein, nein, das sei nicht alphabetisch: “Finland – Euro, France – Euro, Germany – Euro, Greece – Euro, Hong Kong – Hong Kong Dollar, Ireland – Euro, Israel – New Sheqel, Italy – Euro, Japan – Japanese Yen, Luxembourg – Euro, Malta – Euro, Mexico – Mexican Peso… ” Da habe man ihn ja, den Peso. Neiiiiin! Den will ich nicht! Ich will den aus Argentinien, nicht den aus Mexiko. Ach so, ja dann. Dann liest er eben weiter: “Netherlands – Euro, New Zealand – New Zealand Dollar, Northern Ireland – North Ireland pound, Norway – Norwegian Kroner, Portugal – Euro, Scotland – Scotland Pound, Singapore – Singapore Dollar, Slovenia – Euro, Spain Euro, Sweden – Swedish Kroner, Switzerland – Swiss Franc..” Halt! Aufhören! Wieso halt? Wieso aufhören? Das seien die 50 Länder und 50 Währungen, die man hier bediene. “Argentina is not on our bank’s list of foreign currencies”. Ach, echt jetzt? Hatte ich den Verdacht nicht schon vor 10 Minuten geäußert? Heiliger Sarkast hilf!
Was haben wir in diesen 30 Minuten Lebenszeit gelernt?
a) Frau Gandhi ist ihrem Hause gegenüber nicht loyal und weiß aus angeblich gutinformierter Quelle, dass American Express Pesos besorgen kann (das ist die Frau Gandhi, die sich den Namen des ominösen Landes immer noch nicht merken kann)
b) “50 Länder und 50 Währungen” bedeutet 30 Länder und 16 Währungen
c) Neben Mexikanern nennen auch Argentinier, Chilenen, Kolumbianer, Kubaner, Domenicaner, Philippinen und Uruguayaner ihre Währung Peso; das hat den Amerikanern nur wieder keiner gesagt, schon gar nicht den Bankkaufleuten.
d) Was immer an den Public Schools hierzulande unterrichtet wird: das Alphabet in der mir bekannten Reihenfolge von A-Z ist es nicht.
e) Außer keine Überweisungen, keine Lastschriften und keine Daueraufträge können amerikanische Banken auch keine Devisen.
f)) Frau Gandhis Job ist wieder gesichert. Der Mann in der Auslandswährungsabteilung hat alles gegeben. Resultat der gemeinsamen Anstrengungen ist Null, also auch kein Schaden entstanden. Ich habe 30 Minuten Lebens- und Arbeitszeit verplempert und muss heute abend nachsitzen.
g) Mir schwärme noch mal einer vom Dienstleistungswunderland USA vor. Es ist noch nicht einmal auszuschließen, dass sie wollen. Sie können bloß nicht.
PS: Neulich hat sich eine Bank von mir die Kreditwürdigkeit eines Mitarbeiters bestätigen lassen. Telefonisch und ohne Rückfrage, wie und welche Befugnisse ich habe, dergleichen Auskünfte zu erteilen. Als ich das recht verwundert beim Kollegen anmerkte, kam die lakonische Antwort: “Perhaps this is why the banks are in trouble…”
So schaugts aus.
*double facepalm*