Gelesen

Dieses herrliche sonnige Wochenende habe ich ausschließlich lesend im Garten verbracht, mit ganz, ganz kurzen Haushaltstätigkeitsunterbrechugen. Außerdem habe ich Sonnenblumen gesät.

Erst einmal “The Boys” von Garth Ennis, eine mehrbändige Graphic Novel, laut Eigenwerbung “50 Issues of Superhuman Corruption”. Gewalt, Sex, mehr Gewalt, mehr Sex und eine recht rüde Sprache. Taugt sehr gut für einen Liegestuhlschmökernachmittag.

Dann hatte ich noch ein paar Time Magazines nachzuholen. Im Kulturteil einer Ausgabe bin ich auf eine Fernsehkritik (“Game of Thrones” auf HBO) gestoßen – ich glaube, das will ich sehen:

Throne takes a familiar, oft-romanticized genre – epic fantasy – dirties it up and blurs the moral lines. [Den größten Teil der Inhaltsangabe lasse ich weg, bis auf:] The eastern-continent scenes, however, suffer from a kitschy orientalism. The Dothraki are painted savages whose furnishings look as if they’ve plundered a Pier1 Imports, and the dialogue here is especially stilted. (There is also one too many uses of the “have some guy explain the backstory while nailing a whore” device.) HBO verspricht das most immersive grownup adventure TV has produced since Lost.

Die ersten beiden Folgen der “Sopranos of Middle Earth” sind schon gelaufen, ich werde mich ‘ranhalten müssen, damit ich nicht “lost” gehe (schlechter Sonntagabendkalauer).

Katie und der Prinz

“Habt ihr in Amerika eigentlich was von der Royal Wedding mitbekommen,” fragt mich eine Freundin aus Deutschland. Hmmm, ich ja eher nicht, was jedoch daran liegen kann, dass ich weder einen Fernseher habe, noch die ganzen bunten Blätter lese. Hat mich aber doch interessiert, ob sich der gemeine Amerikaner für britische Royals begeistert.

 Ja, tut er, bis hin zum selbstgestrickten Corgi. (http://www.countryliving.com/crafts/projects/knitted-royal-wedding#fbIndex1)

Four Lions (Nicht mehr ganz neu im Kino)

Eine Komödie über eine islamistische (Selbst)Mordzelle. Geht das überhaupt? Und wenn ja: darf man so einen Film machen? Wenn das Ergebnis so lustig und dabei anrührend ist wie in “Four Lions”, dann muss man.

Anschauen.

Lieblingszitate (ohne dabei zuviel preiszugeben):
Diskussion über das Ziel des Anschlags:
Waj: We’ll blow something up.
Omar: What we gonna blow up Waj?
Waj: Internet.

Wenn das Auto des Mullahs (Barry, eine herrliche Haßfigur) mal wieder zusammenbricht:
Barry: [car breaks down] Fuck, Fuck, fuck it!
Omar: Did you fix this then, Barry?
Barry: Yes, I fixed it!
Omar: Did ya?
Barry: It’s the parts… they’re Jewish.
Omar: What parts in a car are Jewish?
[pause] Omar: Hmm?
Fessal: Spark plugs.
(Zündkerzen.)
Barry: Spark plugs! Jews invented spark plugs to control global traffic.

Letzte Etappe der Osterreise: San Diego

Man könnte Old Town schon ein bißchen schrecklich finden. Im alten Pueblo San Diego, mit Kirche, Schule, General Store, Apotheke, Sheriff’s Office (montags geschlossen, das wird die bösen Buben seinerzeit recht gefreut haben), müssen arme kostümierte Menschen Touristen was vorschmieden, Seifen ziehen oder lustige Mitmachsachen für Kinder betreiben. Jedes zweite Haus ist ein Souvenir-Shoppe oder eine Taqueria oder andersgeartete Schnellfreßbude.

Man kann Old Town aber auch ganz hübsch finden, denn es ist ein heller Frühlingstag, die Touristendichte ist gering, vor jedem in bunten und fröhlichen Farben gestrichenen Haus gibt es schön angelegte Gärten und es blüht wie verrückt. Bougainvilleen und andere Wunderblumengewächse, Geranien und Rosen in allen Farben, Fuchsien- und Obstbäume und alles, was gerade in den Nutzgärten wächst, vor allem Kürbisse  und Bohnen sowie Kakteen, teilweise so groß wie ein kleines Wäldchen. Uns macht es Spaß, in der Sonne herumzuschlendern und in dem Kommerztrubel die echten historischen “Sites” aufzuspüren (merke: nicht überall wo Museum drauf steht ist eins drin – manchmal ist es einfach ein Andenkenladen, der neben den T-Shirt-Ständern ein verstaubtes Alibiartefakt auf der Fensterbank liegen hat). Schluß mit lustig: jetzt gehen wir zu den Mormonen. Die betreiben im ersten Backsteinhaus auf kalifornischem Boden eine Erinnerungsstätte für das “Mormon Battalion”.

Sister Hernandez im historischen Kostüm führt uns durch eine hochprofessionelle Multi-Media-Schau: Wir marschieren mit 500 Männern und Frauen, die sich – im Gegenzug für die Zusage auf Land und Religionsfreiheit – “freiwillig” zur US-Army melden. Sie sollen im mexikanisch-amerikanischen Krieg (1846-48) kämpfen und müssen dafür erst einmal die 2000 Meilen von Council Bluffs, Iowa bis San Diego, Kalifornien überwinden. Zu Fuß, ohne angemessene Ausrüstung, ohne hinreichende Verpflegung. Zum Glück gehen sie mit Gott, der bei Hitze Bächlein fließen läßt und Beeren gegen den Hunger. Ein verschollener Knabe taucht nach 10 Tagen unversehrt wieder auf und sie feuern ihre (veralteten) Waffen nur einmal ab, in der “Battle of the Bulls”, gegen Rindviecher. Ein Wunder am nächsten. In der Photo Gallery hier kann man die einzelnen Stationen sehen http://bit.ly/i2CX0U – ich weiß immer noch nicht recht, was ich davon halten soll. Wir bestellen jedenfalls weder für uns noch für Freunde oder Verwandte “The Book of Mormon – Another Testament of Jesus Christ. Written by many ancient prophets it is a record of God’s dealings with the ancient inhabitants of the Americas etc. etc.”. Auch auf das “Original-Mormon-Batallion-Photo” verzichten wir, man möchte schließlich nicht ständig per e-mail missioniert werden. Schließlich lassen sie uns ziehen, mit “Godspeed”, aber unbekehrt.

Das nächste, ebenfalls um 1860 herum erbaute Haus ist eine Synagoge, dann kommt ein Straßenzug gesäumt von viktorianischen Villen und kündet vom Reichtum der Eisenbahnbauer, noch ein Abstecher in die katholische Missionskirche und jetzt haben wir Hunger. Mexikanisch oder Mexikanisch? Wir nehmen Mexikanisch, ohne Ritas (nicht ohne neidvolle Blicke auf die Nachbartische, wo schon wieder große Kelche mit Salt Rim serviert werden), holen den Mustang aus der Day Care ab und lassen den Tag im Stadtpark mit Blick auf den Jachthafen bei einem Kaffee ausklingen.

Als nächstes Reiseziel haben wir uns Vancouver ausgeguckt. Oder Mexiko. So schlecht ist das Essen gar nicht.

Traritrara, die Post ist da

Am Samstag, kurz nach vier nachmittags kommt die Postperson (“postman” darf man wg. p.c. hierzulande auch bei deutlich erkennbarer Geschlechtszugehörigkeit nicht mehr sagen). Es ist ja nicht so, dass ich dringend auf einen Feldpostbrief meines Liebsten warte, also sehe ich die Uhrzeit sehr gelassen.
Wer hat geschrieben? – Das San Bruno Post Office.
Was schreiben sie? – Sie leiden. Erst mal an der Wirtschaftskrise ganz allgemein und dann auch noch daran, dass immer weniger Briefe verschickt werden “more than 8 billion pieces since 2001”. (Woran das bloß liegen mag?) Ist das ein Bettelbrief? Soll ich was spenden? Briefmarken vielleicht? Nicht doch, sie seien zu Anpassungen des “delivery schedule” gezwungen und zwar “effective July 26, 2010”.

Das wirft nun doch ein paar Fragen auf. Der Brief ist undatiert – wie lange ist der wohl schon unterwegs? Haben sich Beschwerden gehäuft und man sah sich zu einer Erklärung genötigt? Oder ist das ein Tippfehler und sie wollen vorab für dieses Jahr informieren? (Halte ich, offen gesagt, für die am wenigsten wahrscheinliche Möglichkeit.) Whatever. Bis ich normalerweise abends daheim bin, hat es meistens wer geschafft, hier vorbeizukommen und was einzuwerfen. Auch wenn es sich vorwiegend um Sonderangebotsprospekte handelt. (Welche im übrigen immer pünktlich und zuverlässig zugestellt werden – da geht es schließlich um die Belebung des Binnenmarktes und das ist wichtig.)

Ich bin noch unschlüssig, ob der Schlußsatz des Schreibens als Drohung zu verstehen ist oder sarkastisch gemeint: “We appreciate your patronage and are committed to providing you with the level of service you expect and deserve.”

Neuer Bewerber

Heute hat mir ein junger Mann seine Unterlagen zugeschickt. Es scheint, dass er ganz erstaunlich wenig Ahnung von den Programmiersprachen hat, mit denen unsere Developer arbeiten. Stattdessen verfügt er über ein reiches Sozialleben, was für einen Softwareentwickler eher atypisch ist.

• Project leader with Hands on (Inhalte nebensächlich. Irgendein Projekt halt, und dabei eher der pragmatische Typ gewesen.)
• President of Nordahl Grieg Leikarring og Spelemannslag, a Norwegian folk dance group (Schuhplatter auf skandinavisch?)
• Member of Toastmasters (Die rösten kein Brot sondern lehren Selbstsicherheit bei öffentlichen Auftritten. Ich persönlich fände Brotverbrennungen lustiger.)
• Member of Android group (Baut er welche oder ist er einer?)

Ich habe beschlossen, ihn von all dem Spaß nicht durch profane Werktätigkeit abzulenken.

Neu im Kino: Rio

Blauer domestizierter Vogel aus Minnesota erlebt seinen „Clash of Cultures“ mit bunten wilden Artgenossen im brasilianischen Dschungel.

Was will unser der Autor damit sagen?

1. In Rio ist immer Karneval.
2. Im Ornithologischen ist der Schurke nicht der Gärtner, sondern der Kakadu.
3. Jesse Eisenberg kann auch Geflügel.
4. Vögel brauchen keinen Red Bull. Denen langt zum Fliegen Wahre Liebe.
5. Der Trailer sagt alles : http://www.imdb.com/video/screenplay/vi2844106009/

Meisterstück

Mein Meister (https://flockblog.de/?p=5185) hat gerufen. Er habe da so Vibes empfangen, dass ich unter Druck stehe und mein Leben in Unordnung sei. Kann ich eigentlich nicht finden. Es ist Freitagabend, die Mülltonnen hat ein fleißiges Helferlein schon vom Straßenrand an ihre Stammplätze gerollt, das Time Magazine hält mich noch immer für eine Abonnentin (ich habe dort vor eineinhalb Jahren mal für 2 Dollar ein Schnupperabo bestellt), eine warme Mahlzeit köchelt auf dem Herd vor sich hin und ein Bad ist eingelassen (gut, die letzteren beiden nicht ganz ohne mein Zutun). Alles gut. Nein, nein, hatte er insistiert, er habe Klötzchen für mich geworfen und die prophezeiten Unheil – nur abwendbar, wenn wir uns treffen. Auch um mit dem anderen Meisterschüler aus der Winterklasse nun einen Stundenplan zu besprechen, der es uns “mucho stress guys” ermögliche, wieder an seinen lectures teilzunehmen. Mir haben die Stunden bei ihm immer viel Spaß gemacht und es schmeichelt mir, dass er mich gerne wieder dabeihätte. Allright, ich komme am Freitagabend in Victors Musikschule.

Natürlich kommen wir (mal wieder) aus dem Büro viel zu spät los, natürlich ist (mal wieder) dichter Freitagabendstau, doch dank meiner eingebauten Puffer schaffe ich es auf die Minute genau. “Hi Victor, I am here to see Anthony.” Der arme Victor windet sich, weil er (mal wieder) in der undankbaren Situation ist, mir und Josh, der gerade ebenso abgehetzt eintrifft, mitteilen zu müssen, dass Anthony kurzfristig “other obligations” und darüber hinaus (mal wieder) sein Handy verloren hat, weswegen es ihm auch nicht möglich gewesen sei, uns direkt abzusagen. Josh und ich sagen wie aus einem Mund “He IS the Jerry Lewis of the Shamans”, grinsen uns eins und gehen ins “Never Too Latte”, einen Chai trinken und über den Master lästern.

Victor hat jetzt je 2 Visitenkarten von jedem, davon eine zum Verbleib bestimmt. Mal schauen, wann unser esoterischer Schussel sich wieder meldet. Wir einigen uns darauf, ihm noch einen, ach was, noch zwei (oder drei) Anläufe zu gewähren. Alternativ gibts halt Milchtee.

Großes Lob und Muchas Gracias!

Morgen kommt die Müllabfuhr. Also hat mein guter Nachbar Sam heute (mal wieder vollkommen unaufgefordert und aus eigenem Antrieb) meinen Front- und den Backyard gemäht und die schwere grüne Gartentonne gleich leerensgerecht an den Straßenrand gerollt. Ich kann’s gar nicht oft genug sagen, was ich mit dem für ein Glück habe.

Sand und Steine

Früh am Morgen hat Christoph eine Erscheinung, nämlich ein weißes Kaninchen (dem wahrscheinlich ein kleines Mädchen in viktorianischer Kleidung nachläuft, doch, doch, ganz bestimmt). Neben der Hotel Lobby wird das Schofar geblasen und kurz darauf erklingt aus dem “Christian Gathering Room” Instrumentalmusik, auf die sich wunderbar “Highway to Hell” singen läßt. Sieht aus als wäre Ostern. Wir fahren wohl besser. Jetzt. Sofort.

Dach zu? Dach auf? Wir sind noch naiv genug zu glauben, dass die Entscheidung bei uns liegt. Es ist jedoch so, dass die Hebel extrem erschütterungsempfindlich sind, und kalifornische Straßen eine recht hohe Schlaglochdichte aufweisen. Nach ein paar Meilen wissen wir: wenn’s zieht, einfach nach oben greifen, Hebel wieder justieren. Nach ein paar Meilen mehr sind wir darin so gut geworden, dass wir erwägen, uns für die nächste Weltermeisterschaft im Synchronhebeln anzumelden.

Dach zu erweist sich übrigens als gute Entscheidung, denn es hat angefangen zu regnen. Moment mal.  Es regnet? Ende April in Südkalifornien? Die spinnen doch! Während der nächsten 100 Meilen versichern wir uns gegenseitig abwechselnd, dass es “da hinten schon viel heller” aussieht. Wir wollen ein wenig den Highway Number One langfahren (am Pazifik und ellenlangen Militärbasenkomplexen vorbei) und dann ab Carlsbad Richtung Nord-Osten. In ein paar Stunden sollten wir im “Anza Borrego Desert State Park” eintreffen, dessen Website schon seit Wochen zur Eile antreibt “HURRY! DON’T WAIT! THE DESERT IS BLOOMING!”

Irgendwann unterwegs haben die Wetterverantwortlichen ein Einsehen. Wir sind “da hinten” und die Sonne scheint wieder auf Gerechte und Ungerechte, für Monstertruckdriver ebenso wie für uns Cabriofahrer. Wir sind inzwischen auf dem “Ronald Packard Pkwy”, die Gegend ist wahrhaft DA HINTEN, zunehmend dünner besiedelt, die Billboards künden von den Problemen der Eingeborenen. Wahlweise soll man den HErrn erblicken (“Find Jesus Now!”), sich ein Weib suchen (http://iwantagirlfriend.org/) oder unglaublich viele Pfunde verlieren (http://www.1-800-get-thin.com/). (Das Schild ist ganz lustig, auf der einen Seite reckt sich ein runder Bauch in die Landschaft, auf der anderen ist die abgenommene Delle ausgespart.) Wir erwägen bei dem Schild “Church for Sale” kurzfristig die Gründung einer Religion, sehen nach einigem Überlegen aber doch davon ab: man möchte in der Gegend nicht einmal tot über dem Zaun hängen, geschweige denn eine Herde gläubiger Schäflein bespaßen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum man hier wohnen wollen würde. Außer vielleicht, um eine Meth-Küche zu betreiben. Oder eine Miliz zu trainieren. Bestimmt sind unter den Häusern überall Bunker mit Wasser- und Lebensmittelreserven für den Tag, wo außerirdische Invasoren landen oder ein Demokrat Präsident wird.

Auf einmal Elefanten. Und Nashörner, Gazellen, Bisons, sogar Pferde. Bei näherem Hinsehen: alle aus Blech, alle rostig, kilometerlang über die staubige Einöde am Straßenrand verteilt. Wozu einen Langeweile nicht alles treiben kann.

Hier geht offiziell die Wüste los. Versprengte Kakteen und Bodendecker recken schüchtern Blütchen in die Luft (ich hatte mehr erwartet); mehr trauen sie sich nicht, da sie vom starken Wind gleich wieder verblasen werden. Es wird zunehmend bergiger und schluchtiger, wild, rauh, öde, unwirtlich, wüst und – wann haben wir eigentlich das letzte Auto gesehen?

Wo wir schon mal da sind, könnten wir eigentlich weiter zum Salton Sea fahren, einem Salzsee, direkt im San Andreas Graben, knapp 70m unter dem Meeresspiegel. Die Strecke führt durch eine ausgesprochen schöne Landschaft. Der See selbst scheint ein eher spröder Typ zu sein und macht einem die Anfahrt über Dirt Roads nicht gerade leicht, außerdem stürmt es wie verrückt! Alles ist voll Staub und Salzkrusten, wir hätten das Dach vielleicht ein bißchen früher zumachen sollen… Wir trösten uns damit, dass wir vollkommen umsonst ein Totes-Meer-Peeling bekommen haben. Andere Leute zahlen ihren Kosmetikerinnen Unsummen für so was (irgendwie muß man sich’s schönreden). Bei unserem Spaziergang bis fast an’s Ufer (leider kurz davor tiefe Gräben und ein dichter Schilfgürtel) müssen wir uns so dermaßen gegen den Wind stemmen, dass uns fast die Luft wegbleibt. Wir steigen wieder ins Auto mit Sand in Augen, Nase, Ohren, überall und unsere Haare sehen aus wie die zerzausten Bäume und ignorieren einen zaghaften Kämmversuch im wahrsten Sinne des Wortes standhaft.

Nun aber auf den Highway N° 8 nach San Diego. Das erste Drittel der Strecke noch bei schwindendem Tageslicht, an Geröllbergen (kein einziger Stein mehr als faustgroß) vorbei, auf über 3000 Fuß hoch und dann wieder runter. Weitere über zwei Stunden Fahrt, die Christoph heldenhaft meistert. Wir sind hungrig, durstig, verdreckt und fragen an der Hotelrezeption nach Restaurantempfehlungen. “Do you like Mexican Food?” “Well, not particularly.” Ooops, dann werde es schwierig. Es gäbe noch einen Italiener in Fußentfernung, aber der habe schon zu. Und einen Japaner, für den seien wir aber auch zu spät. (Es ist schließlich, wenn auch nah an Mexiko, immer noch Amerika und der Amerikaner geht um 6 abends essen, damit er rechtzeitig zur Primetime wieder daheim ist. Deswegen ist es hier richtig schwierig, abends um 9 noch irgendwo eine warme Mahlzeit zu bekommen.) Wurscht. Wir gehen einfach mal los, nach Old Town, und dann schau ma moi. “Your choice of Restaurant is: Mexican, Mexican or Mexican.” Bei José, Zum Coyoten oder im El Fadango – überall spielen sie die Musik meines Nachbarn (wie gut, dass Francisco mich dahingehend schon abgehärtet hat), hängen bunte Fähnchen in die mit bunten Lichtern beleuchteten Innenhöfe und servieren Reis und Bohnen.

Wir gehen zu “Fred”, bestellen erst mal “Ritas” (um “Magarita” auszusprechen ist man nach den Kübeln, in denen Tequilla hier ausgereicht wird, ohnehin zu betrunken) und dann was zu essen und finden – nachdem wir die erste halbe “Rida” auf nüchternen Magen getrunken haben – alles gar nicht so übel. Olé! Ich bestehe übrigens vehement darauf, dass mich weder Reis, Bohnen noch Rita fertiggemacht haben. Das muss an dem Eimerchen “Chocolate Diavolo” gelegen haben.

Wenn die Tante morgen ihren Völleschmerz überwunden haben wird, erzählt sie euch von dem letzten Tag des Kurztrips in San Diego.