Am Samstag, kurz nach vier nachmittags kommt die Postperson (“postman” darf man wg. p.c. hierzulande auch bei deutlich erkennbarer Geschlechtszugehörigkeit nicht mehr sagen). Es ist ja nicht so, dass ich dringend auf einen Feldpostbrief meines Liebsten warte, also sehe ich die Uhrzeit sehr gelassen.
Wer hat geschrieben? – Das San Bruno Post Office.
Was schreiben sie? – Sie leiden. Erst mal an der Wirtschaftskrise ganz allgemein und dann auch noch daran, dass immer weniger Briefe verschickt werden “more than 8 billion pieces since 2001”. (Woran das bloß liegen mag?) Ist das ein Bettelbrief? Soll ich was spenden? Briefmarken vielleicht? Nicht doch, sie seien zu Anpassungen des “delivery schedule” gezwungen und zwar “effective July 26, 2010”.
Das wirft nun doch ein paar Fragen auf. Der Brief ist undatiert – wie lange ist der wohl schon unterwegs? Haben sich Beschwerden gehäuft und man sah sich zu einer Erklärung genötigt? Oder ist das ein Tippfehler und sie wollen vorab für dieses Jahr informieren? (Halte ich, offen gesagt, für die am wenigsten wahrscheinliche Möglichkeit.) Whatever. Bis ich normalerweise abends daheim bin, hat es meistens wer geschafft, hier vorbeizukommen und was einzuwerfen. Auch wenn es sich vorwiegend um Sonderangebotsprospekte handelt. (Welche im übrigen immer pünktlich und zuverlässig zugestellt werden – da geht es schließlich um die Belebung des Binnenmarktes und das ist wichtig.)
Ich bin noch unschlüssig, ob der Schlußsatz des Schreibens als Drohung zu verstehen ist oder sarkastisch gemeint: “We appreciate your patronage and are committed to providing you with the level of service you expect and deserve.”