(Heute in einer e-mail gefunden – Theodor Herzl hĂ€tte sich sicher gefreut): Das Land “Isreal”.
Your call is important to us
Alle Kinder in Ranjids Familie hassen Cousin Padal. Der nĂ€mlich, so liegen ihnen ihre MĂŒtter stĂ€ndig in den Ohren, hat’s zu was gebracht, den sollten sie sich gefĂ€lligst  zum Vorbild nehmen.
Padal Guru Venkat Sagar ist Mitglied des DELL Excellence Teams und der Mann, der ‘rangeht, wenn man den Tech Support anruft. Padal hat schon die “Ohmeingottestutmirsoooleiddasssiemiteinemproduktunsereshausesunannehmlichkeitenhaben”-Schulung mitgemacht und den Betroffenheitssermon muss man sich komplett anhören (unterbrechen hilft nicht, dann fĂ€ngt Padal von vorne an – ich hab’s probiert). Wenn Padal mit Entschuldigen fertig ist, dann erfaĂt er Daten. “Firstlastname. Please.” Was jetzt? “Firstlastname. Please.” Was soll’s? Ich fange mit dem Vornamen an und sofort sind wir uns uneinig. “S” as in Sam, “A” as in Alpha, “B” as in Bravo, “I” as in India (das sagt er spĂŒrbar gerne), “N” as in Nancy, “A” as in Alpha. Nein, Padal, falsch. Der letzte Buchstabe ist ein “E”, wie in Echo. Padal darauf: “Affirmative. “A” as in Alpha.” Das sollte man den Vettern und Basen petzen, dass der tolle Padal nicht mal Sabine buchstabieren kann. Wir haben’s nach drei AnlĂ€ufen hingekriegt, danach kamen auch nur noch Nummern, vom “Express-Support-Code” bis zur GerĂ€tenummer. Alle extrem vielstellig und von einem halbbriefmarkengroĂen Aufkleber an der Unterseite des GerĂ€ts abzulesen.
Jetzt durfte ich mein Problem schildern, nĂ€mlich dass das DVD-Laufwerk jede Tonspur mit einem seltsamen BrummheulgerĂ€usch unterlegt, das sich bei lĂ€ngerer Spieldauer ins UnertrĂ€gliche steigert (auĂer vielleicht bei Werfwolffilmen, da wĂŒrde es passen). Wahrscheinlich ein mechanisches Problem. Padal glaubt nicht an mechanische Probleme und deswegen mĂŒssen wir erst einmal den Desktop sharen, Treiber de- und neu installieren und dann zwĂ€ngt er mir ein VerkaufsgesprĂ€ch auf. Ihm wĂ€re aufgefallen, dass auf dem Rechner nicht ein einziges update sei. Ich wollte doch wohl, dass meine Hardware nicht wieder solche Probleme hat, oder? Und da gĂ€be es – zufĂ€llig von Dell und zufĂ€llig heute im Sonderangebot – eine Software, die “mechanical updates” mache. Und wo er eh gerade meinen Desktop habe, wĂŒrde er das mal gleich fĂŒr mich installieren, er brĂ€uchte dazu nur meine Kreditkartennummer. Ich habe, als ich den Dell letztes Jahr erstand, ein teures Servicepaket abgeschlossen, das eine umfassende zweijĂ€hrige GerĂ€te- und Teilegarantie enthĂ€lt. Ich brauche das nicht. AuĂerdem mag ich diesen Kaffeefahrten-Heizdecken-Approach ĂŒberhaupt nicht. Können wir mal mit dem eigentlichen Problem weitermachen?
Ach so. Das DVD-Laufwerk. Ja, das sei wohl ein mechanisches Problem, das mĂŒsse ausgetauscht werden. Na also. Er brauche jetzt 3-4 Minuten, um das entsprechende Ticket auszustellen und dann wĂŒrde mir das Laufwerk zugeschickt. “Und dann, Padal?” Ach so, er sehe da in meinem Profil, dass ich ein Rundumsorglospaket gekauft habe (KunststĂŒck – ich hatte es bis dahin höchstens drei, vier Mal erwĂ€hnt), jaha, dann kĂ€me auch ein Techniker. So isses recht, Padal. So hatte ich mir das vorgestellt. Um nun exchange drive und technician zu ordern, brauche er 5-6 Minuten. Ich hĂ€tte doch bestimmt irgendwas zu tun, damit solle ich fortfahren. Und das Telefon auf Lautsprecher stellen, “I will call out for you when I am done”.
Fast eine ganze Waschmaschinenladung habe ich aufgehĂ€ngt, bis Padal ruft. Alles wird gut. Der Techniker und das Drive rufen mich in ein paar Tagen an, um ein appointment zu vereinbaren, und Michael Dell werde alle Kosten ĂŒbernehmen. Fein. “Dann also tschĂŒĂ, Padal.” Nicht so hastig. Erst soll ich ihn bewerten (“How did you like your experience with me today?”) und dann muss er noch die SprĂŒchlein aus dem “Beendedastelefonatmitdemzufriedengestelltenkunden”-Seminar loswerden.
Meine Fresse, Padal. HĂ€ttest du stattdessen nicht wenigstens einen “Wie verbessere ich meine Aussprache”-Kurs besuchen können? Einen einzigen?
Wenn einer eine Reise tut
âUi,â freut sich Lien, meine Haus- und Hoffriseurin mit mir. âDu fĂ€hrst an Ostern nach San Diego. Da fahre ich auch so gern hin, da isses wunderschön!â Auf die Frage, was sie denn ganz besonders gerne mag und empfehlen kann, erzĂ€hlt sie, dass sie immer mit ihrer Tochter mitfĂ€hrt, wenn die zu einem Kongress reist (San Diego hat ein weltberĂŒhmtes und sehr schönes Convention Center), um die Enkelkinder zu hĂŒten. âAnd I sit in hotel room all day, watch TV, and order room service.â
Hmmmm. So direkt zieht mich die Variante nicht. Ich glaubâ, ich gehe mir lieber Sachen anschauen und einen Sonnenbrand holen.
Riding the Bullet
PlanmĂ€Ăige Abfahrt: 07:33am ab San Bruno. PlanmĂ€Ăige Ankunft: 08:02am in Palo Alto. Einige wenige (planmĂ€Ăige) Zwischenstops auf der Strecke. Sitzplatz in Fahrtrichtung. Ein zuvorkommender Fahrkartenkontrolleur. Der CalTrain muss krank sein, der hat heute funktioniert wie ganz normaler Ăffentlicher Personennahverkehr.
Ich bin vollkommen verstört.
Open House in Berkeley
“Are you a CalMom?” will der Herr am Infostand wissen. Statt des (treffenderen) “ned, dass i wĂŒĂt'” kommt mir nur das amerikanisch-positive “not yet” ĂŒber die Lippen, das umgehend mit “I can help you be one in nine months from today” sowie einem CalMom-Sticker quittiert wird. (Ziert jetzt meine Pinwandkollektion amerikanischen Schwachsinns.) Wir sind auf dem Campus der UC Berkeley, beim Tag der Offenen TĂŒr (http://calday.berkeley.edu/). Die haben ein Riesenprogramm und damit schon um 9:00 Uhr frĂŒh angefangen, da waren wir leider wegen vorabendlichen exzessiven Film- und Alkoholgenusses noch verhindert. AuĂerdem hatten wir uns verfahren (ich hatte beim Navigieren das andere Links gemeint) und dabei vorher noch ein Bay-Fest gefunden.
Nichtsdestotrotz sind wir seit dem Mittagsprogramm aktiv dabei. Ein PalĂ€ontologe fĂŒhrt uns in seiner Asservatenkammer in die Geheimnisse der Mykologie ein (bei den halluzinogenen Pilzen leuchtet seine ohnehin schon signalrote Nase wie ein WunderlĂ€mpchen) und seitdem wissen wir, dass Fliegenpilze a) die meist photographierten Pilze (quasi Top-Models) und b) im hiesigen Idiom “Death (oder auch “Dead”) Caps” sind.
Weiter, den Berg wieder ‘rauf (ich wĂŒrde meine Uni NIE auf einem solchermaĂen hĂŒgeligen GelĂ€nde anlegen), zu den Physikern. Da gibt Professer Joel Fajans vom A-Team (aka Alpha Group) eine Lecture ĂŒber “Trapping Antihydrogen” – “the top physics news story of the year 2010”. Aha? Nie gehört. Umso mehr: Ein ganz groĂes Kompliment an den Professor, dem es gelingt, auch blutigen Laien wie mir das hochkomplexe Thema anschaulich zu vermitteln.
AbschlieĂend lassen wir uns zum Space Sciences Laboratory auf den Berg shutteln und lernen, dass Roland Emmerich den Maya-Kalender nicht korrekt interpretiert hat, weswegen die Welt 2012 auch nicht untergehen wird.
Berkeley hat einfach einen wunderschönen weitlĂ€ufigen Campus, noch dazu an einem sonnigen FrĂŒhlingstag, wo alles grĂŒnt und blĂŒht und man schon Freude daran hat, unter den alten BĂ€umen Schatten zu suchen. KlĂŒger sind wir auch geworden, und das mit der Mutterschaft konnte ich noch einmal abbiegen. Viel besser geht’s gar nicht.
Auf dem Heimweg schob sich vom Pazifik her eine Nebelwand ĂŒber die Stadt, die nach und nach den Coit Tower und die Transamerica Pyramid verschlang und darĂŒber hing ein bleicher Riesenvollmond – ganz groĂes Kino.
Antidot: “Die Viertelliterklasse”
“Hanna” war einfach unterirdisch. Und ich auĂer mir. So ein MĂŒll! Christoph wuĂte Rat: “Schau ma ‘Viertelliterklasse’ vom DĂŒringer. Do saufen’s alle. Des huilft.” Stimmt. Ein  Film, den der Autor und Hauptdarsteller Ronald DĂŒringer mit den Worten beschreibt: “Stellen Sie sich vor, Sie werden nach den Ereignissen des gestrigen Tages gefragt, und Sie wissen nicht einmal mehr, wann gestern war.” ist das beste Gegengift gegen Killer-Blondie.
Ois leiwand, Christoph!
Neu im Kino: “Hanna”
“Hanna” ist ein Film, von dem man sich wĂŒnschte, er wĂ€re ein antiquarisches Taschenbuch, das man gĂŒnstig wegen des spannenden Klappentexts erworben hat. Dann nĂ€mlich hĂ€tte man nach zwanzig, dreiĂig Seiten Verdacht geschöpft, dass die Story nichts taugt und angefangen vorzublĂ€ttern, diagonale Stichproben genommen, sich auf der letzten Seite ĂŒberzeugt, dass man recht vermutet hatte und das Buch umgehend wieder einer wohltĂ€tigen Organisation wahlweise dem Altpapiercontainer zugefĂŒhrt.
Ist aber kein Buch, sondern ein Film. (Achtung, ab jetzt Spoiler Alert.) Hanna ist eine Art Wolfskind, blondgelockt und blauĂ€ugig, trĂ€gt Grunge-Fellklamotten und wird vom Trapper-Vater, fernab der Zivilisation im kalten Wald zur Kampfmaschine ausgebildet. (Das hat man in “Kick-Ass” witziger und in “Leon” viel anrĂŒhrender gesehen.) Auf einmal ist Schluss mit der lustigen Einsiedelei und die beiden brechen getrennt voneinander zu einer recht unklaren Mission auf.
Papa nimmt den Seeweg (schwimmend), das Kind – nach Verschleppung durch die schurkische Gegenseite und Ausbruch aus Alptraumbetonkerkern (von so einem Cave trĂ€umt Batman nachts: http://soundtrack-movie.com/hanna/) – den Landweg. ZunĂ€chst durch Fels-und SandwĂŒsten (ein MĂ€dchen wie ein Haarspray, allwettertauglich). WĂŒste? Also Marokko. Klar. Das ist da, wo wegen Lokalkolorit der Muezzin auch mitten in der Nacht noch zum Gebet ruft. Von da aus macht sie mit der FĂ€hre nach Spanien ‘rĂŒber, dem Land, wo Zigeuner am Lagerfeuer zur Gitarre “Ayayayayhhhh” rufen und Flamenco tanzen und schwuppdiwupp ist sie in in Berlin. Das ist da, wo die kleine Wilde, die noch neulich in Arabien mit vor Angst geweiteten Augen vor PhĂ€nomenen wie Zauberlicht (aka Neonröhre, Schalter hoch macht hell, Schalter runter dunkel) und bewegten sprechenden Bildern aus einer Kiste schreiend geflohen ist, mal schnell im InternetcafĂ© neben der KopftuchtĂŒrkin hochkomplexe DNA-Manipulationen recherchiert und Punks auf der StraĂe im reinsten Hannoveraner Hochdeutsch Konversation ĂŒbers Wetter machen.
In einem schmuddeligen Tacheles-Berlin inklusive Grimms MĂ€rchenpark (ĂŒber die MĂ€rchensymbolkĂŒchenpsychologie allein könnte ich einen weiteren wĂŒtenden Blogpost schreiben) kommt es dann zum Showdown zwischen extra-schuftigen deutschen Ordnungsmachtshalunken (der eine schwuchtelig im Jogginganzug in Zitronengelb, der andere im Ost-Fascho-Style, die weit ĂŒber taillenhohe Jeans in Springerstiefel gesteckt) mit einem Akzent, der auf jahrelange und leider wenig erfolgreiche Besuche des Goethe-Institutskurses “Deutsch fĂŒr AuslĂ€nder” schlieĂen lĂ€Ăt sowie Cate Blanchett, hochrangiges Mitglied der CIA und böse böse Drahtzieherin hinter der ganzen bösen Geschichte. (Man muss allerdings ein paar Mal hingucken, denn sie sieht aus wie Scully aus den X-Files. Wahrscheinlich war die PerĂŒcke gerade aus der Reinigung zurĂŒck und nix besseres zur Hand.)
Auf IMDB.com hat der Film eine 7,9 Punkte Bewertung bekommen – keine Ahnung, was die Leute gesehen haben. Allgemein wird der Soundtrack gelobt (Chemical Brothers bis hin zu einer so dermaĂen platten Einspielung von Solveigs Lied aus der Peer Gynt Suite) sowie die visual effects. Von mir aus. Sei dem Machwerk zugestanden. Auch der Location Scout hat einen prima Job gemacht. Mir persönlich gefĂ€llt bei Filmen allerdings sehr, wenn ein gutes Drehbuch von einem guten Regisseur mit guten Schauspielern gut umgesetzt wird.
Also gibt es von mir -3 Punkte, wobei sound- und visual effects bereits wohlwollend in die Bewertung eingeflossen sind.
Toni-FundstĂŒck
AT&T hat seine AGB geĂ€ndert, neuer Punkt: đ
âąÂ  Abusive Treatment: We have added language that allows AT&T to terminate the
    service of customers who repeatedly harass or abuse our employees.
Scheint mir aber offensichtlich nur im Wiederholungsfalle sanktioniert zu sein. Na dann, nix wie los, die AT&T Hotline anrufen.