Seize matters

In Ermangelung krosser Semmeln und Brezn habe ich mir angewöhnt, am Wochenende, wenn es Frühstück gibt, irgendwelche Getreideflocken zu essen. Zur Zeit mit besonderer Vorliebe “Blueberry Rice Crunchies”, bei denen ich neben der eher schrägen Geschmacksnote Künstliche Blaubeere (so dermaßen künstlich, dass sich weltweit keine einzige Blaubeere fürs Packungstitelbild hergegeben hat) den Moment der Kontemplation schätze, während sich die Milch durch die Crunchies knispert.

Damit man beim Essen nicht nur was für Ohr und Gaumen, sondern auch fürs Auge hat, oder in dem (vergeblichen) Versuch, vom artifiziellen Geschmack abzulenken, gibt’s auf der Zerealien-Verpackung Gesundheitstips. In einer Nation, in der man bei ärztlichen Untersuchungen 3 Teelöffel Blut abgenommen bekommt und Mehl in Tassen mißt, nimmt es einen nicht Wunder, dass man die Größe von Kartoffeln mit der von Computermäusen ins Verhältnis setzt.

Schenkt man der Redensart Glauben, die den IQ des Bauern mit der Größe seiner Kartoffeln in Relation bringt, dann müssen die Farmer hier ganz schön blöde sein.

Wie war dein Wochenende? – Hell, Dunkel, Hell, Dunkel, Montag!

Oder so ähnlich.

Sehr schön faul. Lesen mit Unterbrechungen. ZB ein Ausflug nach Pacifica und dem aufgwühlten Meer beim Gischt hochspritzen zuschauen. Kühlschrank auf, und alles, was sich nicht wehrt, in den Wok (das gibt immer erstaunlich gute Mahlzeiten). Sämtliche noch nicht gesehenen Folgen von “Big Bang Theory” mit großem Amüsement weggucken.

Sonntag: Christoph bis auf weiteres ausziehen lassen (kommt in vier Wochen wieder) und anschließend sehr solipsistisch mit Gartenarbeiten vergnügen. Dann noch ein Bad und früh ins Bett, die restliche Erkältung wegschlafen. Alles sehr erfreulich wohltuend langweilig.

I am going nuts

bzw. Die Amis gehen mir mit ihren Nüssen so dermaßen auf die Eier.

Aber von Anfang: Christoph hat bald Geburtstag. Zum Geburtstag bekommt Christoph daheim immer Nußecken. Damit der Geburtstag hier nicht zum nußeckenfreien Desaster wird, wollte ich ihm welche backen. “Meine leichteste Übung,” habe ich gedacht. “Wenn’s zum Kochen, Braten, Backen ist, dann mache ich das mit links,” habe ich gedacht. “Noch dazu, wo ich das Christophsgeburtstagsnußecken-Originalrezept habe.” Und “piece of cake” habe ich auch noch gedacht, weil man ist ja mehrsprachig.

Vorausschauend wie ich bin, habe ich die Backzutatenregale bei Trader Joe’s und Safeway durchgesehen. Erst eher beiläufig, dann sehr intensiv, schließlich der Verzweiflung nahe. Fertigbackmischung “nach Grandma’s recipe”, Fertigbackmischung “wie von Auntie Annie”, noch mehr Fertigbackmischungen, bunte Lebensmittelfarben (Pulver oder flüssig), bunte Perlen, Flöckchen, Kugerl, Bälle, Reifen, Clownsgesichter, Karotten, Häschen, Mickey Mouse (fürs kreative Selbstverzieren), self  rising flour, aber auch old-fashioned Mehl, das nicht selbständig fluffig wird, ca. 20.000 Sorten echten Zucker und weitere 40.000 Zuckerersatzstoffe, flavours in “natural”, “artificial” und “naturally artificial” und endlich: Rosinen, Mandeln, Nüsse. Erd-, Cashew-, Para-, Macademia-, Pine- mit und ohne Schale, geröstet, geräuchert, gesalzen und/oder in Honig getränkt, mit Speck- oder Tannennadelaroma, im ganzen oder gehackt – aber nicht gemahlen. Bloß nicht. Und schon gar keine Haselnüsse. Angesichts der Unmengen an hazelnut-flavoured coffee oder coffee creamer (das Zeug ist echt pervers: fettfreie Kondensmilch mit einem Aroma, von dem der Amerikaner denkt, dass Haselnüsse so schmecken) hege ich den Verdacht, dass in die Jahresernten stolzer kaffeeproduzierender Nationen die wenigen in diesem Lande vorhandenen echten Haselnüsse hineingemahlen werden – damit versaut man dann zwei an sich gute Nahrungsmittel gleichzeitig.

Nun gut. Dann also Whole Foods. Da sind die gemahlenen Haselnüsse wahrscheinlich wieder nicht einmal mit Gold aufzuwiegen, aber Whole Foods war bis jetzt immer die beste Adresse für exotische Lebensmittel (wie zB Quark). Jawoll, gleich hier stehen sie, in einer langen Reihe, die Spender mit Mandeln, Rosinen, Granola, Körnern, Flocken und Erd-, Cashew-, Para-, Macademia-, Pine- und (Ha!) Haselnüssen. (Letztere für $12.98 + tax fürs hiesige nicht ganz 500g schwere Pfund.) Gut. Und wo finde ich die gemahlene Version? Sonst streifen doch auch immer Heerscharen von Whole Foods Helferlein durch die Regalreihen und wollen mit strahlendem Lächeln wissen, wie es einem geht und ob man denn wohl “everything allright” finde. Nicht heute. Also streife ich und werde bei den Avocados fündig. Es hätte mich allerdings stutzig machen sollen, dass der junge Mann schon den geringen an ihn gestellten Anforderungen (“Staple Avocados zu einer Pyramide”) so ganz und gar nicht genügte. Drei unten, dann fünf drauftürmen, schafsgeduldig die runterkullernden Früchte wieder einsammeln, neu anfangen. Drei unten…

Gemeinsam sind wir zu den Schütten aufgebrochen, haben uns vor den Haselnussbehälter gestellt und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Nüsse (nach wie vor) nicht gemahlen sind. Hilfsbereit wie Avocado-Auffüller sind, hat er einen Grocery-Profi herbeigefunkt. Letzterer wußte, dass es bei den Spices auch gemahlene Nüsse gebe, und hat eine Warenmusterherbeibringfachkraft angefunkt, die binnen kurzem mit einem triumphierenden Lächeln sowie einem Gewürzgläschen gemahlener Mandeln (ca. 20g, $6.95 + tax) ankam. Hmmmm.

Nein, leider ihr guten Whole Fooder, das ist nicht die Lösung. Mandeln sind halt mal einfach keine Nüsse. Und Nüsse sind bei Nußecken eine verbindliche Zutat. Wie aber, wenn ich nun ganze Nüsse kaufte? Kann ich die hier irgendwo mahlen? Nein. Das nun nicht. Aber Grinder gebe es ganz günstig im Whole Foods Zubehörhandel online. Ich habe mit Mühe Contenance gewahrt. Ich kaufe doch nicht für einmal Nußecken eine Mahlmaschine. Das muss anders gehen. Ich weiß bloß noch nicht wie.

The games children play

Wir haben wieder einen neuen Aufreger (entdeckt von Toni – dafür vielen Dank). Eine Stillpuppe, um genauer zu sein, eine Puppe, die schmatzt, nuckelt und schluckt – und weint, wenn sie nicht anschließend ein Bäuerchen machen darf. Man regt sich hier auf, dass so schon vorpubertären Mädchen “The Magic of Motherhood” vorgegaukelt werde und man ihnen so viel zu früh Erwachsensein aufzwinge (“forcing adulthood on our children decades before they’re ready to absorb it“). (Wobei ich eine Meinung, nämlich “Let older girls play with a doll that poops, cries, burps, and needs to be breast fed. It might discourage girls from having sex, or at least motivate them to practice safe sex” für ganz clever halte.)

Ich finde, das Problem besteht eher darin, dass kleinen amerikanischen Mädchen suggeriert wird, Milch komme nicht etwa aus der Brust, sondern aus den Frontblüten eines Flower-Power-Bustiers. Herr im Himmel – warum ist diese Mayflower nicht abgesoffen?

Mir war bisher auch nicht bekannt, dass Stillen Einfluß auf das Geschlecht des Säuglings hat (wird hier in der Anleitung von “her” zu “him”).

If you don’t like the weather, just wait a few minutes*

Nicht nur Neu-England kann in ganz kurzen Zeitabständen ganz krasse Wetterwechsel, nein, unser Kalifornien ist dabei auch ganz gut. Hatten wir letzte Woche noch das sehr dringende Bedürfnis (nur für den Fall)  die Vollständigkeit unseres Arche-Baukastens mehrfach zu überprüfen (“Sägen brauch’ ma, b’sunders Sägen”) ist das seit gestern alles ganz anders. Der Sommer ist da!

Also haben wir heute auf dem Heimweg einen Schlenkerer über den Mexikaner gemacht und frische Tomaten für die zweitsommerlichste Brotzeit nach Wurschtsalat geholt und abends ummara achte, bei Sternenlicht und Zuggepfeife, auf der Terrasse Mozzarella und Tomaten geschmaust und es uns so recht wohlergehen lassen. Im T-Shirt. Abends um acht am 31. März. Das würde ich gerne bis Ende November abonnieren (bei einer Steigerungsrate von ca. 2 Grad C pro Monat).

* Mark Twain

Einladung

Donald hat umgebaut. Wenn ich ihn recht verstehe, lädt er zum Housewarming. Ist ja gut, dann schauen wir halt bei Gelegenheit mal vorbei…

Hapt-schiiii

Wenn man, trotz erbitterten Widerstands, schließlich doch vor den vom New Yorker Kollegen eingeschleppten aggressiven Ostküsten-HSH-Erregern die Waffen strecken muss, dann kann einem eigentlich nichts besseress passieren, als einen Christoph im Haus zu haben. Der presst Orangen aus, kocht Tee und Abendessen (und räumt die Küche auf!), macht dann noch eine Wärmflasche, erklärt einem rasch die Quantenphysik und schickt einen zwecks Heilschlafs früh ins Bett (quasi quantensediert).*

Kranksein macht dann zwar immer noch keinen Spaß, ist aber wesentlich leichter zu ertragen. Thank you, Florence!

*Huften-Pfnupfen-Heiferkeit