“Are you a CalMom?” will der Herr am Infostand wissen. Statt des (treffenderen) “ned, dass i wüßt'” kommt mir nur das amerikanisch-positive “not yet” über die Lippen, das umgehend mit “I can help you be one in nine months from today” sowie einem CalMom-Sticker quittiert wird. (Ziert jetzt meine Pinwandkollektion amerikanischen Schwachsinns.) Wir sind auf dem Campus der UC Berkeley, beim Tag der Offenen Tür (http://calday.berkeley.edu/). Die haben ein Riesenprogramm und damit schon um 9:00 Uhr früh angefangen, da waren wir leider wegen vorabendlichen exzessiven Film- und Alkoholgenusses noch verhindert. Außerdem hatten wir uns verfahren (ich hatte beim Navigieren das andere Links gemeint) und dabei vorher noch ein Bay-Fest gefunden.
Nichtsdestotrotz sind wir seit dem Mittagsprogramm aktiv dabei. Ein Paläontologe führt uns in seiner Asservatenkammer in die Geheimnisse der Mykologie ein (bei den halluzinogenen Pilzen leuchtet seine ohnehin schon signalrote Nase wie ein Wunderlämpchen) und seitdem wissen wir, dass Fliegenpilze a) die meist photographierten Pilze (quasi Top-Models) und b) im hiesigen Idiom “Death (oder auch “Dead”) Caps” sind.
Weiter, den Berg wieder ‘rauf (ich würde meine Uni NIE auf einem solchermaßen hügeligen Gelände anlegen), zu den Physikern. Da gibt Professer Joel Fajans vom A-Team (aka Alpha Group) eine Lecture über “Trapping Antihydrogen” – “the top physics news story of the year 2010”. Aha? Nie gehört. Umso mehr: Ein ganz großes Kompliment an den Professor, dem es gelingt, auch blutigen Laien wie mir das hochkomplexe Thema anschaulich zu vermitteln.
Abschließend lassen wir uns zum Space Sciences Laboratory auf den Berg shutteln und lernen, dass Roland Emmerich den Maya-Kalender nicht korrekt interpretiert hat, weswegen die Welt 2012 auch nicht untergehen wird.
Berkeley hat einfach einen wunderschönen weitläufigen Campus, noch dazu an einem sonnigen Frühlingstag, wo alles grünt und blüht und man schon Freude daran hat, unter den alten Bäumen Schatten zu suchen. Klüger sind wir auch geworden, und das mit der Mutterschaft konnte ich noch einmal abbiegen. Viel besser geht’s gar nicht.
Auf dem Heimweg schob sich vom Pazifik her eine Nebelwand über die Stadt, die nach und nach den Coit Tower und die Transamerica Pyramid verschlang und darüber hing ein bleicher Riesenvollmond – ganz großes Kino.