Vancouver ist scheint’s auch traurig, dass wir abreisen müssen, warum sonst hätte der Himmel in Nacht von Freitag auf Samstag so arg geweint? Hmmm? Aus der Hitze kommend, sind wir gerade leicht überfordert: was zieht man bei Regen und a bisserl kühl eigentlich an? (Zwiebellook war gut, die fleecegefütterte Regenjacke rückblickend ein wenig übervorsichtig.)
Gemma auf’n Markt. Ach was, gehen – wir fahren. Mit dem Schifferl. Am anderen Ufer, auf Granville Island, ist ein riesiger überdachter Public Market (“The area used to be industrial and these guys were dirty. But the mayor did not like the pollution. Therefore he sent the industry away and established a green market for Vancouver people and also for tourists.” – Originalzitat der Fahrerin unseres Pink Buses vom Vortag.) Die Vancouver False Creek Ferry Line befährt das Krüppelflüsschen in kleinen blauen ca. 10 Passagiere fassenden Nuss-Schalenschiffchen. Wir steigen an der Anlegestelle unter der Granville Bridge zu und bedauern recht, dass die Fahrt hinüber zum Markt nur 5 Minuten dauert.
No offense. Aber ein Public Market sieht aus wie der andere: man bietet lokale Feld-, Baum- und Meeresfrüchte feil, sowie Seifen, Souvenirs, Sonstwas und erschreckend viel Kunsthandwerk (geknüpft, geschnitzt, geklöppelt…) – wer sich jetzt einen Tollwood-Viktualienmarkt-Hybriden vorstellt, ist ziemlich nah dran. Natürlich gibt’s an jedem Eck was zum Essen. Das ist ganz schlecht für so neugierige Menschen wir mich und ich darf – aus Erfahrung klug geworden – folgenden Ratschlag erteilen: man nehme nie nie nie eine Portion Poutine zum Frühstück.
Bei einer Poutine handelt es sich um eine reichliche Portion Pommes, getränkt in schöner dicker brauner Soße und überbacken mit nahrhaftem Käse. Der Vitamingehalt dürfte im negativen Bereich liegen.
Eigentlich kann ich mich schon nach einer halben Portion Poutine nicht mehr bewegen. Eigentlich. Christoph wälzt mich zur Fähre.
Wir haben eine Vorliebe für den Stanley Park gefaßt, gestern allerdings von den 10km Sea Walk höchstens die Hälfte geschafft. Irgendwie müssen die Poutine-Kohlehydrate verbrannt werden – also auf den Pink Bus aufgesprungen, an der Lions Gate Bridge ausgestiegen und – Mooooment: die Brücke schaut doch genauso aus wie die Golden Gate Bridge in Grün. Es gibt für beides einen guten Grund: a) dieser Architekt kann nur diese eine Art von Brücke bauen und b) finanziert wurde das Vancouverer Modell von der Familie Guiness – und die sind Iren.
Bis wir endlich auf den Sea Walk stoßen (ursprünglich nur eine Erosionsschutzbefestigung), bringen wir ein gutes Stück hügeligen Meckerwaldweges hinter uns – wobei wir auf Einheimische treffen, die den Sea Walk auch nicht finden. Ein Phänomen übrigens, das wir auf unserem Roadtrip mehrfach beobachtet haben. Hier im Nordwesten appellieren Wegweiseraufsteller immer an den Pionier im Touristen. Erst mal kommt ein Schild, dann lang, lang nix, dann eine Weggabelung. Im Laufe des ersten Kilometers nach der Kreuzung findet man – quasi als Belohnung – ein Bestätigungs-Wegweiser, der die ungefähre Entfernung zum Zielort angibt (oder auch nicht, dann empfiehlt sich Mißtrauen und gegebenenfalls umdrehen). Es ist wieder wie immer: als wir schließlich am Third Beach auf dem Sea Walk stehen, steht da auch ein Schild, das beides bestätigt.
Wie gestern, schaffen wir’s gerade noch so zum letzten Pink Bus und lassen uns am Convention Center absetzen. Ein paar Blocks weiter weg von der Waterfront ist unsere letzte Chance für Bilder von oben, der Vancouver Lookout. Wir haben Dusel. Keine Warteschlangen, einfach Ticket kaufen und hochfahren (kurz nach uns kommen ein paar Rudel Kreuzfahrer auf Landgang, die 3 Stunden “Vancouver by night, incl. dinner” gebucht haben – so sieht effizientes Durchschleusen aus). Von oben ‘runtergucken ist wie immer klasse, wir warten bis die Stadt ihre Lichter anknipst (Christoph hat schließlich den ganzen Tag das Stativ mit sich geschleppt, das soll sich gelohnt haben), bummeln anschließend über den von Eberhard Zeidler entworfenen Canada Place mit dem markanten Segeldach. Sehr sehr sehr schön.
Abendessen gibts im “Banana Leaf” beim Malayen, einer Empfehlung unserer Tischnachbarin im Shisha Club. Gut empfohlen.
Morgen nachmittag gehts heim. Dabei fehlt noch soooo viel Kanada. Das merken wir uns alles für nächstes Mal!