Jahreszeitenwechsel

Wetterfühlige Menschen haben es schon Ende letzter Woche, anläßlich ihrer Ein- bis Dreitagesmigränen herausgefunden. Für die weniger Sensiblen hat man an jeder Ausfallstraße grellbunte Hüpfburgparks aufgebaut, flankiert von knatschorangen Kürben. Für die ganz Begriffsstutzigen schaltet “Halloween Spirit”, das Fachgeschäft für Halloweenbedarf (Grabsteine oder eine Zombiebabykrabbelgruppe für den Vorgarten, Skelette für in den Schrank und slutty Kostüme für die Allerheiligenparty) seit ein paar Wochen Stellenangebote(http://bit.ly/qksO7O). Der Herbst ist da! Blattfärbung findet hierzulande nicht statt, aber frische Brisen wehen große Haufen vertrockneter Blätter von den Bäumen.

Macht nix, denn zum Glück haben wir die Planung der nächsten Reise schon abgeschlossen, dahin, wo der Sommer ein bißchen länger ist. (Kleiner Tip: http://bit.ly/8cFvf)

Happy Folsom!

Letztes Wochenende im September. Das heißt, die San Francisco Leather Pride Week endet mit der Folsom Street Fair, “The grand daddy of all leather events”.

Voll, laut und bunt. Die Kleiderordnung ist Lack & Leder oder Haut pur. Schrilles Kostüm geht auch. Körperschmuck (merke: wo am Menschen Haut ist, kann man auch Zierrat anbringen) zählt als vollwertige Bekleidung – manchmal zieht man bei der gewählten Plazierung vor Mitgefühl Luft zwischen den Zähnen ein. Prügeln, Peitschen, Hauen mit Anheizern wie beim Rodeo: “Spanking and Flogging for a good cause – all for charity”. “Wer länger als 10 Minuten zuschaut, der ist soweit, diese für ihn noch unbekannte Form seiner Sexualität auszuprobieren” – und ganz viele tuns auch. Die freundlichen Peitscher von nebenan können ein- und beidhändig, am späten Nachmittag sieht man dann sehr viele rote Rücken, Bäuche und Hinterteile mit Striemen. Wer’s mog…

Manche schauen bloß, andere legen zum Druckabbau selbst Hand an, wieder andere lassen sich helfen – und jeder läßt jedem seinen Spaß. Liberalitas San Franciscan Style.

 

Beer Garden

Heimkommen, schnell auf’s Klo, Hände waschen, Wäsche abhängen und dann gemütlich ‘raussetzen, blogpost schreiben – und halt, vorher dran denken, meinen neuen Zweischnur-Lenkdrachen (wo ich doch von den vieren so überfordert war) aus dem Kofferraum zu holen. Soweit der Plan. Das leicht unkoordiniert umeinanderkrabbelnde Rudel Ameisen, das sich in der Spüle an den Resten unserer Sonntagsmagaritas delektiert, erzwingt eine Modifikation. Aus dem Bad die Flasche Kaboom mitbringen, dessen kalkauflösende Wirkung nicht nur zu strahlenden Fliesen, sondern, bei gut gezielten Sprühstößen, auch zu platzenden Chitinpanzern und einem Ameisenleichenberg führt. Den in die Spüle brausen, nachwischen und…

Wo war ich stehengeblieben? Ah, ja, Wäsche abhängen. Und davon erzählen, was Amerikaner für “Bringing you the best of Germany” halten:  Für $9.95 gibt’s “Wurst Platte: Choice of 2 Brats Served with Sauerkraut and German Potato Salad”. “Brats” sind nicht etwa ungezogene Kinder, sondern Würschtl. “Bavarian Bratwurst, Smoked Bratwurst, Nurenburger Bratwurst, Bockwurst, Garlic Brat und German Frank” stehen zur Auswahl, gebrüht oder gegrillt. Außerdem Leberkäse, Strammer Max und Liverwurst Sandwich. Als Beilage gibt es Sauerkraut (das war überraschend gut), German Potato Salad (wenn der je in Deutschland auftaucht, werde ich dafür sorgen, dass er stante pede des Landes verwiesen wird) und Jumbo Pretzels. Ein amerikanischer Kollege traut den Würstchen keinen hohen Nährwert zu (seid versichert, sie haben ihn, bestehen sie doch im wesentlichen aus Fett, Geschmacksfreiheit und Fett) und ordert in fließendem Deutsch “2 orders of pommfretz for the table”. Als er von der Bedienung beschieden wird, dass Fries leider aus seien, wählt er stattdessen eine Jumbo Pretzel, die auch ziemlich schnell, warm und in Senf schwimmend, serviert wird. (Ich hätte nie gedacht, dass ich mal soweit komme, mit einer Breze Mitleid zu haben…)

Ich hatte aus dem Vorspeisenmenü eine “Jumbo with Salami and Cheese” bestellt und bin angesichts des Senfbades sofort aufgesprungen und habe in der Küche Bescheid gesagt, dass man vom Senf absehen und mir stattdessen Butter servieren solle. Butter? Zur Pretzl? Echt? Ich habe mich gefühlt, als hätte ich Himbeermarmelade zum Sauren Hering bestellt. Aber der Gast ist König, also bekome ich meine Butter und eine mit Käse und Wurstscheibchen dekorierte warme große Breze. In Deutschland hätte jeder nach dem ersten Bissen davon angefangen, von der kleinen Bäckerei zu schwärmen, die sooo gute Brezeln macht und nicht dieses Industriefertigzeugs – für hiesige Verhältnisse war sie ganz okay.

Ich glaube, ich habe den amerikanischen Kollegen ein bißchen den Spaß verdorben – aber man kann wirklich nicht verantworten, dass die diesen Fraß für deutsches Essen halten.

Wieder daheim

Der Montag hat unter den Wochentagen eh schon keinen guten Ruf, der erste Arbeitsmontag nach dem Urlaub trägt zu Recht schwer an seiner Doppelbelastung. Von Elan und Begeisterung zu sprechen, wäre heute früh glatt gelogen gewesen, aber wir sind halt mal jung und brauchen das Geld.

Auf dem Heimweg heute Abend fand ich’s besonders hart: ein bildschöner Sonnenuntergang vergoldete die Bergkette vor dem Pazifik nach einem wunderbar warmen Tag (fühlbar nur in den außerhalb des eisklimatisierten Büros verbrachten Zigarettenpausen, aaarrrgghhhh) und statt dem Wunsch, davon Photos zu machen und anschließend ein nettes Plätzchen zum Abendessen auszusuchen, drängelt sich der Alltag auf. Ich brauche Milch und Brot und dies und das (vor allem dies und das) und muss nach Feierabend einkaufen. Bis ich daheim bei meinem Berg Wäsche war, war’s dunkel.

Aber weil ich ein Glückskind bin, war’s immer noch warm (das ist das etwas perverse am Wetter in der Bay Area: im Sommer sind die Nächte gerne mal feuchtkalt, im September/Oktober dann dafür wunderbar lau), meine liebe Nachbarin Carmen brachte frische Tomaten aus Schwiegervaters Garten (zum gerade gekauften Mozzarella) und ich habe in Shorts und Tank-Top im Garten dinniert, Wäsche aufgehängt und gelesen.

Daran sollte sich die Oregon Coast ein Beispiel nehmen!

Coin Flip

Wirklich wichtige Dinge (zum Beispiel, wer von den beiden Übernachtungsgästen schläft im Gästebett im Gästezimmer und wer auf der Wohnzimmercouch) werden bei uns durch das Los, genauer gesagt, durch Münzwurf entschieden.

Seit Kanada mit der Auswahl: “Moose oder Queen?” bzw. “Elch oder Lieschen?”

Roadtrip nach Norden, letzter Tag

Vancouver ist scheint’s auch traurig, dass wir abreisen müssen, warum sonst hätte der Himmel in Nacht von Freitag auf Samstag so arg geweint? Hmmm? Aus der Hitze kommend, sind wir gerade leicht überfordert: was zieht man bei Regen und a bisserl kühl eigentlich an? (Zwiebellook war gut, die fleecegefütterte Regenjacke rückblickend ein wenig übervorsichtig.)

Gemma auf’n Markt. Ach was, gehen – wir fahren. Mit dem Schifferl. Am anderen Ufer, auf Granville Island, ist ein riesiger überdachter Public Market (“The area used to be industrial and these guys were dirty. But the mayor did not like the pollution. Therefore he sent the industry away and established a green market for Vancouver people and also for tourists.” – Originalzitat der Fahrerin unseres Pink Buses vom Vortag.) Die Vancouver False Creek Ferry Line befährt das Krüppelflüsschen in kleinen blauen ca. 10 Passagiere fassenden Nuss-Schalenschiffchen. Wir steigen an der Anlegestelle unter der Granville Bridge zu und bedauern recht, dass die Fahrt hinüber zum Markt nur 5 Minuten dauert.

No offense. Aber ein Public Market sieht aus wie der andere: man bietet lokale Feld-, Baum- und Meeresfrüchte feil, sowie Seifen, Souvenirs, Sonstwas und erschreckend viel Kunsthandwerk (geknüpft, geschnitzt, geklöppelt…) – wer sich jetzt einen Tollwood-Viktualienmarkt-Hybriden vorstellt, ist ziemlich nah dran. Natürlich gibt’s an jedem Eck was zum Essen. Das ist ganz schlecht für so neugierige Menschen wir mich und ich darf – aus Erfahrung klug geworden – folgenden Ratschlag erteilen: man nehme nie nie nie eine Portion Poutine zum Frühstück.

Bei einer Poutine handelt es sich um eine reichliche Portion Pommes, getränkt in schöner dicker brauner Soße und überbacken mit nahrhaftem Käse. Der Vitamingehalt dürfte im negativen Bereich liegen.

Eigentlich kann ich mich schon nach einer halben Portion Poutine nicht mehr bewegen. Eigentlich. Christoph wälzt mich zur Fähre.

Wir haben eine Vorliebe für den Stanley Park gefaßt, gestern allerdings von den 10km Sea Walk höchstens die Hälfte geschafft. Irgendwie müssen die Poutine-Kohlehydrate verbrannt werden – also auf den Pink Bus aufgesprungen, an der Lions Gate Bridge ausgestiegen und – Mooooment: die Brücke schaut doch genauso aus wie die Golden Gate Bridge in Grün. Es gibt für beides einen guten Grund: a) dieser Architekt kann nur diese eine Art von Brücke bauen und b) finanziert wurde das Vancouverer Modell von der Familie Guiness – und die sind Iren.

Bis wir endlich auf den Sea Walk stoßen (ursprünglich nur eine Erosionsschutzbefestigung), bringen wir ein gutes Stück hügeligen Meckerwaldweges hinter uns – wobei wir auf Einheimische treffen, die den Sea Walk auch nicht finden. Ein Phänomen übrigens, das wir auf unserem Roadtrip mehrfach beobachtet haben. Hier im Nordwesten appellieren Wegweiseraufsteller immer an den Pionier im Touristen. Erst mal kommt ein Schild, dann lang, lang nix, dann eine Weggabelung. Im Laufe des ersten Kilometers nach der Kreuzung findet man – quasi als Belohnung – ein Bestätigungs-Wegweiser, der die ungefähre Entfernung zum Zielort angibt (oder auch nicht, dann empfiehlt sich Mißtrauen und gegebenenfalls umdrehen). Es ist wieder wie immer: als wir schließlich am Third Beach auf dem Sea Walk stehen, steht da auch ein Schild, das beides bestätigt.

Wie gestern, schaffen wir’s gerade noch so zum letzten Pink Bus und lassen uns am Convention Center absetzen. Ein paar Blocks weiter weg von der Waterfront ist unsere letzte Chance für Bilder von oben, der Vancouver Lookout. Wir haben Dusel. Keine Warteschlangen, einfach Ticket kaufen und hochfahren (kurz nach uns kommen ein paar Rudel Kreuzfahrer auf Landgang, die 3 Stunden “Vancouver by night, incl. dinner” gebucht haben – so sieht effizientes Durchschleusen aus). Von oben ‘runtergucken ist wie immer klasse, wir warten bis die Stadt ihre Lichter anknipst (Christoph hat schließlich den ganzen Tag das Stativ mit sich geschleppt, das soll sich gelohnt haben), bummeln anschließend über den von Eberhard Zeidler entworfenen Canada Place mit dem markanten Segeldach. Sehr sehr sehr schön.

Abendessen gibts im “Banana Leaf” beim Malayen, einer Empfehlung unserer Tischnachbarin im Shisha Club. Gut empfohlen.

Morgen nachmittag gehts heim. Dabei fehlt noch soooo viel Kanada. Das merken wir uns alles für nächstes Mal!

Vancouver liegt in Columbia. British Columbia

– deswegen ist nichts logischer, als dass es an jeder Ecke französisch anmutende Cafés und Boulangeries gibt, Geschäfte mit transylvanischen Leckerle und der Türke Donair feilbietet.

Die Stadt ist wunderbar multikulti und wir futtern uns fröhlich durch die ganze Welt: petit déjeuner (Café au Lait mit Croissants), kredenzt von Zwitscher-Vietnamesinnen, indische Butter-Chicken Samosas zum Lunch im Stanley Park (dazu später mehr), zu Abend Bison-Burger und vietnamesische Pho im Yagger’s Pub in Downtown. Den Kaffee nehmen wir bei Blenz, die Shisha danach im Persian Teahouse, bei uns ums Eck auf der Davie Street.

Vor, zwischen und nach den Mahlzeiten laufen wir ‘rum. Erste Etappe: vom Hotel zur Waterfront. Für einen Einheimischen sind das ca. 20 Gehminuten oder eine Fünfminutenfahrt mit dem Sechzehnerbus. Der Tourist schaut (auch ganz oft nach oben, zu den “Sky Risers”) und bleibt an roten Fußgängerampeln stehen – dann zieht sich der Weg ganz schön. Vor der VanArt Gallery spielt eine Rockband auf. Warum? Wieso? Was ist da los? Eine Fundraiserveranstaltung für Kinder in Not, bei der man mit gezielten Ballwürfen den Grünen Hornet oder Green Lantern, da ist der Moderator recht inskonsistent, in’s Wasserbad schicken kann. “Make him wet!” schallt es über den Platz. Wir können ihn leider nicht nässen, wir haben immer noch keine hiesigen Dollar. Für mich als Europäer fühlt es sich sehr seltsam an, für einen Besuch beim direkten Nachbarn eine andere Währung zu brauchen. Für den Nordamerikaner offensichtlich nicht. Also zur Bank. Das zieht sich wieder, weil die in der Halle eine nette kleine Kunstausstellung für umme haben, die wir uns vor dem Umtauschen erst ansehen müssen.

Nun aber, an’s Wasser, Convention Center und Canada Place anschauen, vor einem monströsen Kreuzfahrtschiff von einer begeisterten Kreuzfahrerin (oder wie immer das heißt) missioniert werden (“Kreuzfahrten sind toll! Man merkt gar nicht, dass man auf einem Schiff ist. Manchmal hält man an, dann kann man in einem neuen Ort shoppen gehen und die sagen einem immer, bis wann man zurücksein muss. It’s awesome!”), uns ein bißchen über’s kühle windige Wetter ärgern und dann spontan für eine rosa Stadtrundfahrt entscheiden. (Rosa, weil ein Teil der Einnahmen an die Breast Cancer Foundation gespendet wird; guter Deal, weil wir ein Zweitages-Hop on – Hop off – Ticket zum Preis eines Eintagestickets bekommen.)

Es geht auch gleich los, out and about zum Stanley Park – kommentiert von Laura (ich bin jetzt schon vollkommen verliebt in diesen kanadischen Akzent: http://bit.ly/oVIf6J; http://bit.ly/qsi6E3). Stanley Park liegt auf einer Halbinsel im Nordwesten Vancouvers und war mal Heimat der Burrard, Musqueam and Squamish First Nations (so nennt man hier Indianer). Von denen ist eine (beeindruckende) Totempfahlausstellung geblieben. Das 400 Hektar große Gelände ist zu fast 75% naturbelassen, das restliche Viertel ein Park, mit Spielplätzen, Blumenrabatten, Aquarium etc. und einem fast 10km langen Küstenweg mit großartigem Blick auf die Skyline (und erfreulich vielen Bankerl). (http://bit.ly/ozgXvx) Vor lauter das-noch-Sehen und hier-noch-hin schaffen wir’s gerade noch zum letzten Pink Bus.

Von dem lassen wir uns über China- und Yaletown (letzteres ein Musterbeispiel eines gentrifizierten Viertels – es gibt sogar Designershops für Yuppie-Welpen: http://bit.ly/nfWKEY) nach Gastown bringen, der Altstadt. Die ist ein bissele arg touristisch, nach dem 17. Shop mit Maplesyrup und originellen Ahornblattmutationen auf Topflappen wenden wir uns mit Grausen und gehen dinnieren.

Irgendwann im Laufe des Tages haben wir gemerkt, dass wir Vancouver Island und Whistler und die Capilano Suspension Bridge und und… also alles, was sonst noch an Sehenswertem in der Gegend liegt, auf das nächste Mal verschieben werden müssen. Unser Urlaub ist nämlich fast vorbei und wir fliegen am Sonntag schon wieder heim. Und wir wollen doch noch Schifferl fahren, nach Granville Island, und auf die hiesige Space Needle (den Vancouver Lookout) und hier- und dorthin schauen. Und obendrein gilt unser Pink Bus Ticket auch morgen noch.

Roadtrip nach Norden, letzte Station – Vancouver

An unserem letzten Vormittag in Seattle haben wir das EMP at Seattle Center (www.empsfm.org) besucht, gleich neben der Gates Foundation. (Hätten wir ja schon am Vorabend machen gewollt, aber die Öffnungszeiten sind absolut nerdangemessen, von zehne morgens – da stehen dann ein paar gähnende Hansel an der Kasse – bis fünfe abends). Das ist ein richtig tolles Museum! Erst mal Musikgeschichte (Jimi Hendrix war Seattler, genau wie Kurt Cobain) mit Klangbeispielen, Konzertfilmen, Instrumenten etc., dann ein Gitarrenturm und eine Ausstellung zur Geschichte der E-Gitarre (es war nicht leicht, Christoph da wieder ‘rauszukriegen). Im oberen Stockwerk, schon recht nerdig: Kampfschiffe, Kostüme und Filmszenen aus Battlestar Galactica (wieder eine Serie, von der ich eilends ein paar Staffeln aufholen muss – zum Glück stehen die langen nassen Winterabende bevor). Danach das Nerd-Erlebnis schlechthin: die ultimativ-interaktive Ausstellung zu Avatar – sehr spannend, wir haben gleich mitgemacht und eine Filmszene nach Regieanweisungen von James Cameron vor einem Green Screen nachgestellt (ich) und Module auf einem großen Tischmonitor hin- und hergeschoben und vergrößert (Christoph).

Und dann: on the road again, nach Kanada, in’s Ausland, wo alles ganz anders ist als in Amerika. Oder? Auf jeden Fall regnet es, die ganze Fahrt über. Bis wir in Blaine in der Border Crossing Line anstehen – da reißt der Himmel urplötzlich auf. Der kanadische Grenzbeamte (kein Mountie!) kann irgendwie gar nicht fassen, dass zwei Deutsche mit US-Visa Amerika freiwillig verlassen, um in Kanada Ferien zu machen. Er läßt uns aber dennoch einreisen.

Noch ein paar Kilometer (endlich hat diese unsinnige non-metric Meilenrechnerei ein Ende) und wir kommen in Vancouver an, finden mühelos unser in Downtown gelegenes Hotel (nach den unendlichen Weiten in den Nationalparks nehmen wir den uns zugewiesenen Parkplatz in der Tiefgarage (!) als Schrumpfmodell wahr) und später, als wir zum Dinner ins Städtle losgehen, auch wieder das Regenbogenfahnenviertel, wo es bunt, lustig und nahrhaft zugeht.

Unsere Gute-Nacht-Margarita nehmen wir zu Live Musik im Doc’s Blues. Selbstverständlich für einen guten Zweck, man sammelt für Children’s Wish und covert R&B von Aretha Franklin bis zur humpfzigsten Version von Proud Mary. Christoph senkt das Durchschnittsalter im Saal durch pure Anwesenheit beträchtlich.

Roadtrip nach Norden, 8. Tag (immer noch Seattle)

Heute ist gegenüber Wildcard Wednesday und es gibt alle Stunde einen Ein-Dollar-Lap Dance. Statt uns diesen Verführungen hinzugeben, erlaufen wir Seattle (bergauf, bergab ad inf., falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte). Erst mal wieder flott zum Public Market geschnauft und von dort weiter zum Ferry Building, zum Schifferl fahren und ca. 300 Skyline Photos von der Fähre aus machen. Nicht, dass die versprochene Sonne dazu geschienen hätte…

Danach wollen wir in den SAM (Seattle Museum of Art) Waterfront Sculpture Garden; da könnten wir doch eigentlich in die Wasserfront-Trambahn vom so sehr gerühmten Seattle Nahverkehr springen. Könnten wir, wenn nicht die Gleise rostig, die Gleisbetten zugekrautet und die Haltestellen mit “No-Trespassing-Schildern” gesperrt wären. Dann hoit ned. Es spricht ja auch nix gegen einen Spaziergang, am Wasser ist es selbst hier eben. Die Kunst im Sculpture Garden ist… hmmm, wie nennt man das am besten? Im besten Sinne recht groß, im schlechtesten eher unzugänglich – sprich, sie gefällt uns nicht. Gemma hoit weiter, hinauf zu Space Needle, einem der hiesigen Wahrzeichen. Ein faszinierender, fremdartig anmutender Bau, schlank und elegant, der einen unwillkürlich nach extraterrestrischen Lebensformen Ausschau halten läßt. (Keine da.)

Schiff hamma, Raumschiff auch, jetzt brauchen wir noch terrestrische Industrie. Vielleicht ein Gaswerk?

Kein Problem, Seattle bietet alles, also auch den Gas Works Park (http://bit.ly/1E8P14) am Union Lake. This is, like, totally wow!

In einem hübsch angelegten Park am See mit tollem Blick auf die Skyline Seattles stehen alte Industrieanlagen, teilweise original belassen in einem aparten Rostton, teilweise knitsche-knatschebunt gestrichen (das eine übrigens überraschenderweise so schön wie das andere). Erst als es vollkommen dunkel geworden ist, brechen wir – um ca. weitere 300 Skyline Photos reicher – zum Abendessen auf.

Amore infused.
Doch, doch, das ist was zum Essen (http://bit.ly/1iNVi3). Und zwar was sehr gutes! Bei der Zigarette danach treffen wir einen anderen Raucher. Es ist der Chef, Sean Langan, persönlich. Sehr nett, wenn man mit dem Koch über sein Essen und anschließend über Gott und die Welt fachsimpeln kann.

Der Amateur Night Thursday ist angebrochen und irgendwelche Menschen lärmen auf der Straße herum  – wir hingegen gehen schlafen. Morgen verlassen wir die USA und reisen nach British Columbia.