Beer Garden

Heimkommen, schnell auf’s Klo, Hände waschen, Wäsche abhängen und dann gemütlich ‘raussetzen, blogpost schreiben – und halt, vorher dran denken, meinen neuen Zweischnur-Lenkdrachen (wo ich doch von den vieren so überfordert war) aus dem Kofferraum zu holen. Soweit der Plan. Das leicht unkoordiniert umeinanderkrabbelnde Rudel Ameisen, das sich in der Spüle an den Resten unserer Sonntagsmagaritas delektiert, erzwingt eine Modifikation. Aus dem Bad die Flasche Kaboom mitbringen, dessen kalkauflösende Wirkung nicht nur zu strahlenden Fliesen, sondern, bei gut gezielten Sprühstößen, auch zu platzenden Chitinpanzern und einem Ameisenleichenberg führt. Den in die Spüle brausen, nachwischen und…

Wo war ich stehengeblieben? Ah, ja, Wäsche abhängen. Und davon erzählen, was Amerikaner für “Bringing you the best of Germany” halten:  Für $9.95 gibt’s “Wurst Platte: Choice of 2 Brats Served with Sauerkraut and German Potato Salad”. “Brats” sind nicht etwa ungezogene Kinder, sondern Würschtl. “Bavarian Bratwurst, Smoked Bratwurst, Nurenburger Bratwurst, Bockwurst, Garlic Brat und German Frank” stehen zur Auswahl, gebrüht oder gegrillt. Außerdem Leberkäse, Strammer Max und Liverwurst Sandwich. Als Beilage gibt es Sauerkraut (das war überraschend gut), German Potato Salad (wenn der je in Deutschland auftaucht, werde ich dafür sorgen, dass er stante pede des Landes verwiesen wird) und Jumbo Pretzels. Ein amerikanischer Kollege traut den Würstchen keinen hohen Nährwert zu (seid versichert, sie haben ihn, bestehen sie doch im wesentlichen aus Fett, Geschmacksfreiheit und Fett) und ordert in fließendem Deutsch “2 orders of pommfretz for the table”. Als er von der Bedienung beschieden wird, dass Fries leider aus seien, wählt er stattdessen eine Jumbo Pretzel, die auch ziemlich schnell, warm und in Senf schwimmend, serviert wird. (Ich hätte nie gedacht, dass ich mal soweit komme, mit einer Breze Mitleid zu haben…)

Ich hatte aus dem Vorspeisenmenü eine “Jumbo with Salami and Cheese” bestellt und bin angesichts des Senfbades sofort aufgesprungen und habe in der Küche Bescheid gesagt, dass man vom Senf absehen und mir stattdessen Butter servieren solle. Butter? Zur Pretzl? Echt? Ich habe mich gefühlt, als hätte ich Himbeermarmelade zum Sauren Hering bestellt. Aber der Gast ist König, also bekome ich meine Butter und eine mit Käse und Wurstscheibchen dekorierte warme große Breze. In Deutschland hätte jeder nach dem ersten Bissen davon angefangen, von der kleinen Bäckerei zu schwärmen, die sooo gute Brezeln macht und nicht dieses Industriefertigzeugs – für hiesige Verhältnisse war sie ganz okay.

Ich glaube, ich habe den amerikanischen Kollegen ein bißchen den Spaß verdorben – aber man kann wirklich nicht verantworten, dass die diesen Fraß für deutsches Essen halten.

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