In Schnappschüssen, zum Vorahnen und -freuen, bis es auch in Deutschland zu sehen sein wird:
Ich habe es in den letzten Ferien gerade mal geschafft, ein einziges Buch zu lesen (und das auch nur, weil ich mich den ganzen langen Rückflug von New York nach San Francisco der Lektüre hingegeben habe. Kurz vorm Sinkflug war ich durch).
“American Gods” von Neil Gaiman, die “10th Anniversary edition mit des “author’s preferred text”, also quasi ein director’s cut des mit Hugo und Nebula Award ausgezeichneten Werkes.
Ich kannte Neil Gaiman bis dato nur als Comic-Autor (“Der Sandmann”) und war nicht sicher, ob er’s mit Worten alleine hinkriegt. Schafft er. Er beschreibt (mit dem Blick eines Briten auf die USA) ein Land, mit dessen Einwanderern auch deren Mythen und Götter kamen, die fassungs- und tatenlos zusehen mußten, wie der Glaube langsam verloren ging und sie durch neue Götter und Götzen (Fernsehen, Internet…) ersetzt wurden. In der Geschichte heuert Alt-Gott Wotan den Ex-Sträfling Shadow und viele alte Weggefährten (Kali, Hinzelmann, Ibis etc. – einmal quer durch die Mythologie) an, mit ihm in den Kampf gegen die Neu-Götter zu ziehen. Ich habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, wo Gaiman hinwill, und ich werde es nicht verraten. Manchmal schießt er übers Ziel hinaus, weil er noch jedes seiner Mythologie-Recherche-Ergebnisse einbauen will und manchmal driftet er mir zu sehr in’s Fantasy-Genre ab. Insgesamt aber ein Buch, das sich in den Ferien gut weglesen läßt und bei dem es nicht schadet, wenn man selbst gerne denkt.
In den letzten Tagen bin ich häufiger überdurchschnittlich früh zur Arbeit gefahren und ohne Dr. Oetkers Teigschaber wäre das schwierig geworden. Den benutze ich nämlich in Ermangelung eines Eiskratzers, um die Windschutzscheibe freizubekommen.
Sunny California? My ass!
Mit diesem Schild warnt man in Amerika nicht etwa vor Exhibitionisten, sondern vor Löchern im Boden (angesichts der Schlaglochdichte müßte das Land damit gepflastert sein).Jetzt ist Toni gerade mal den ersten Tag in den Weihnachtsferien und ich habe die Solo-Commuterei schon so dermaßen satt!
Es hat ja nicht nur ökonomische und ökologische Vorteile, ein gemeinsames Auto zu besitzen, sondern auch diese: ich muß nur fahren, wenn ich alleine bin (notgedrungen, weil’s ohne Google-Auto sonst ganz schön schwer wäre, vom Fleck zu kommen), Toni immer, wenn wir zu zweit oder mehr sind. (Das ist auch gut für Tonis Seelenfrieden: er ist ein großartiger Fahrer, hat als Beifahrer jedoch Optimierungspotential. Ich bin als Beifahrerin ruhig und entspannt – mir ist alles recht, was ich nicht selber fahren muss.) Außerdem haben wir zu zweit Anspruch auf die Benutzung der Car Pool Lane, das ist die Spur auf dem Highway, auf der man am Morgen- und Abendstau flott vorbeizieht.
Und nun? Stehe ich im Stau, keiner fährt mir die halbe Strecke und – noch viel schlimmer – keiner bespricht den Tag. Das geht jetzt noch mehr als zwei Wochen so weiter. Ganz ehrlich, das Gönnenkönnen fällt mir gerade nicht so leicht wie sonst immer.
lügt PG&E (das sind die mit den explodierenden Gasleitungen) mich und meine San Brunoaner Nachbarn ganz frech an. Per feuerrotem “Alert”-Kärtchen an der Haustür teilt mir mein besorgter Energieversorger mit, dass man mich heute um 2pm nicht zu Hause angetroffen habe (ohne Voranmeldung nicht ganz überraschend, oder?). Das sei schade (wörtlich: “we regret”), weil dringende Sicherheitsfragen in Sachen Gaszufuhr zum Häuschen zu besprechen seien und PG&E gerne nachsehen würde, wie es um die Qualität der Leitungen bestellt ist.
Mir wird da immer ganz anders. Natürlich habe ich sofort bei der 24/7 toll free Nummer angerufen, um einen Termin mit der “Gaspipe-Safety-Task-Force” zu vereinbaren. Die Dame am Telefon hat mir erst ganz entspannt einen Termin nach Weihnachten angeboten, dann aber bei Nennung des Ortsnamens (“San Bruno, you know – we have some bad experience with broken pipes and don’t really need a re-run…”) doch noch ein Zeitfenster am Freitagnachmittag gefunden. Kurz vor Feierabend. Dem Feierabend der Task Force, versteht sich. Das heißt auf jeden Fall vor 4:00pm. Daumen drücken, daß der Allzweckhandwerker des Häusermaklers seinerzeit das Ventil am Gasboiler ordnungsgemäß installiert hat (https://flockblog.de/?p=242).
Ich frage mich, woher die hier die Chuzpe nehmen, über Entwicklungsländer herzuziehen.
Meine Freundin Wiltrud macht das ganz geschickt: sie hat Freunde, die in New York wohnen und ihr bei jedem Besuch etwas Neues zeigen. Ich bin ja nicht blöd: ich habe meine Freundin Wiltrud. Die erzählt mir die tollen Sachen weiter.
Darum haben wir den ganzen langen sonnigen Sonntagvormittag auf “The High Line” (http://www.thehighline.org/) verbracht. Einem ca. eine Meile langen Park, der entlang den Gleisen der ehemaligen Hochbahn von der Gansevoort Street in den Meatpacking District, durch Chelsea zum West Side Yard angelegt wurde. Die Nachbarschaft ist gerade auf der Kippe zwischen Gentrifizierung und gewachsenem Schmuddelkiez, der “Greenway” wunderschön. Minimalistisch, sich seiner Ursprünge bewußt, mit regionaler Bepflanzung, Jahreszeiten prägen das Erscheinungsbild.
Danach sind wir noch schnell nach Brooklyn geflitzt, haben ein paar Skyline-Bilder von der Brücke aus gemacht (die steht leider noch bis mindestens 2014 “under renovation”, was die Sicht schon sehr einschränkt) und dann wartete der Wagen, um uns zum Flughafen zu bringen. Der “Gridlock” war zwar schon vorbei, der Verkehr dafür “heavy” und unser Fahrer Francisco definitv “The Cabbie from Hell” – er hat die Strecke nach JFK in unter einer Stunde geschafft.
Das Dinner haben wir heute Abend übrigens in Little Korea mit meiner Freundin Wiltrud aus Michigan und ihrem Mann eingenommen. Die waren spontan zu einem Adventsbesuch in town.
Schon schön!