Temu bewirbt mich gerade einmal wieder sehr aufdringlich. Täusche ich mich, oder haben die einen Geschmeidescheißer im Angebot?
(Das Bild ist nicht bearbeitet. Also, nicht von mir.)

Es zählt zu den Naturgesetzen, dass es nur eines Pinguins bedarf, damit harte Männer weich werden, Klassenzimmer zu Clubs der toten Dichter und die Welt insgesamt und sowieso ein besserer Ort.
So auch in diesem Film nach einer wahren Geschichte, in der ein vom Leben schwer enttäuschter und ergo desillusionierter Mann (Steve Coogan) wenige Tage vor dem Militärputsch 1976 als Englischlehrer an einem Knabeninternat in Argentinien anheuert. Dann Pinguin. Anschließend Happy End.
Vieles wird furchtbar übererzählt und -erklärt, das nervt. Stark ist die Produktion in den Momenten, wo sie sich auf ihr Medium verläßt und Bilder wirken läßt.
Der Trailer ist übrigens so gut, dass man sich die zwei Stunden Kino sparen kann.
Sooo geht Black Mirror! Wow!
Der Inhalt in kurz: die geliebte Gattin (Rashida Jones) hat einen Gehirntumor, der liebende Gatte (Chris O’Dowd, Hach!) wird von einem Tech-Unternehmen angesprochen, das nicht nur die OP bezahlt (God bless the American Health System), sondern auch ein monatliches Abo für die weiteren Hirnaktivitäten und damit das Überleben anbietet. Ist zwar teuer, aber durch harte Arbeit bezahlbar.
Aber halt nur für eine kurze Zeit. Ehe das Paar sich versieht, geht werbefreies Weiterleben nur noch mit einem Premium-Abo. Sie schaffen es, den fast vierfachen Preis irgendwie zu bezahlen. Wobei das “Irgendwie” eine sehr grausige Komponente hat. Premium allerdings ist nach kurzer Zeit nur noch “Standard”, aber es gibt ja glücklicherweise schon das “Lux”-Abo, ohne Werbung, ohne lokale Beschränkungen. Aber halt auch nicht bezahlbar.
Eine ausgesprochen großartige dunkeldystopische Zukunftsvision. Ganz besonders hervorzuheben ist die Figur der Big-Tech-Corp-Repräsentantin, gespielt von Tracee Ellis Ross. Noch mehr AI kann ein Mensch gar nicht sein.
Anschauen! Verstört sein! Weiterschauen!
Diese Mini-Serie (8 Folgen à 30 Minuten) von und mit Tina Fey ist eine Bearbeitung des Films von und mit Alan Alda aus dem Jahr 1981. Fey sagt, sie habe Aldas Film in jungen Jahren im damals noch neuen Kabelfernsehen in unzähligen Wiederholungen gesehen und lieben gelernt und ihre Serienfassung sei nun die Übersetzung des Themas in die Zwanziger Jahre des 3. Millenniums.
Das Thema? Drei seit Studienzeiten miteinander befreundete gutsituierte Paare “mittleren Alters”, erfolgreich im Beruf sowie im vollen Saft verbringen traditionell einmal pro Jahreszeit einige Urlaubstage miteinander. Man kommt dabei nicht dazu, einfach mal mit einem Buch in der Hand zu faulenzen, sondern verbringt seine Zeit mit sportlichen Outdoor-Aktivitäten, kocht opulente Mahlzeiten, ißt, trinkt, redet und wäscht ab. Immer per Hand, wahrscheinlich, weil das so viel kommunikativer ist, als der Streit darüber, wie ein Geschirrspüler korrekt einzuräumen sei.
Feys Fassung ist mehr als doppelt so lang wie Aldas, erlaubt also sehr viel Zeit für einer Apothekenumschau würdigen saisonale Landschaftsaufnahmen, unterlegt, wie Serientitel sowie Ursprungsversion nahelegen, mit zu Tode gespieltem Vivaldigefiedel. Jede ihrer Jahreszeiten umfasst zwei halbstündige Folgen, eingeleitet mit bezaubernden (doch, echt, keine Ironie) Vignetten mit kleinen witzigen Clous zur jeweiligen Handlung. Ganz reizend. Genau wie die Cameos des inzwischen weit über 80-jährigen, an Parkinson erkrankten und immer noch im komischen Timing perfekten Alan Alda (wir kennen ihn als den Dr. Hawk-Eye Pierce aus der Koreakrieg-Serie M*A*S*H). Hach!
Als Tribut an die Jetztzeit ist eines der Ehepaare schwul, nämlich der nicht nur stilsichere, sondern stilprägende Künstler, außerdem schwarz, und sein extrem exaltierter italienischstämmiger Gatte, dessen Beruf sich bis zum Schluss nicht ganz erschließt. Wahrscheinlich Italiener. Porca Miseria! Totalklischee, aber was will man machen.
Diese Menschen schlagen sich nun also mit der Lebensmitte (und eigentlich ein bißchen darüber hinaus) herum. Die Körper sind nicht mehr, was sie einmal waren, ein Phänomen, dem sich der eine mit Hypochondrie, der andere mit Ignoranz stellt – also, eben nicht stellt. Über allem die große Knef’sche Frage: “Das kann doch nicht alles gewesen sein? Da muss doch noch irgendwas kommen, nein?”, die jede und jeder für sich als Individuum, als Paar, als Freund und Freundin sehr unterschiedlich beantworten.
Fey hat genau hingesehen, ihren Figuren liebens- und hassenwerte Eigenheiten und ihnen vor allem mehrere Dimensionen und Entwicklungen gegeben, die der brillante Cast (Hauptdarsteller: Tina Fey, Will Forte, Kerri Kenney, Steve CarellMarco Calvani, Colman Domingo, Erika Henningsen)* hervorragend umsetzt. Wäre das Resultat nicht so überaus amerikanisch und, ja, synthetisch, ich hätte fast mitfühlen können.
Daher: “Four Seasons” ist keine wichtige Serie. Aber sehr gut gemachte Unterhaltung für die Boomer-Zielgruppe.
* Wer die Namen in der Klammer mitgezählt hat, dem wird aufgefallen sein, dass die drei Paare aus sieben Personen bestehen. Genau. Gut erkannt. Das wird zum Problem.
Nachtrag: Google Translate liegt auch hier wieder wunderschön daneben.

Mal wieder mit der Ex-Kollegin geplaudert und zur Kenntnis genommen, dass viele Mitarbeiter beim Ex-Arbeitgeber auf dem aussteigenden Ast sind.
Hildesheimers Kurzgeschichtensammlung aus den frühen Fünfzigern gehört zum Kanon der deutschen Literatur und ich habe mir wirklich Mühe gegeben, diese Schnurren, Histörchen und Anekdötchen gern zu lesen. Geht aber nicht mehr. Humor / Komik hat offensichtlich ein Ablaufdatum.
Natürlich schreibt Hildesheimer seine “Satiren” auf den Kunst- und Kulturbetrieb in untadeligem Deutsch und selbstverständlich ist erkennbar, wenn er auf eine Pointe zusteuert und sie dann setzt, allein, ein Dreivierteljahrhundert später liest sich das nicht mehr komisch, sondern bräsig, behäbig, betulich, staubig.
Es tut mir sehr leid, Herr Hildesheimer. Ich hätte wirklich gerne. Aber ich kriege den ranzigen Geschmack beim Lesen nicht aus Mund und Nase und lege das Büchlein jetzt nach gut der Hälfte lieber weg. Sorry.
Wie (fast) alle Menschen meiner Generation besitze ich eine komplette vielgelesene Sammlung der Asterix-Comic-Hefte und bin absolut zitatfest, beim Teutates. Verfilmungen habe ich so gut wie keine gesehen, daher auch keinen Vergleich, ob diese Produktion des Streamingdienstes mit dem gallischsten Namen von allen besser oder schlechter ist als andere. Sie ist… nett. Ja, doch, “nett” trifft es noch am besten.
Ob es nun wirklich ein Dienst am Feminismus ist, eine rundäugige Socialmedia-Halbwüchsige namens “Metadata” dazuzuschreiben, wage ich zu beweifeln. Dafür ist die Figur zu platt und vorhersehbar und schlägt sie sich, wg. vorhersehbar, als die alten weißen Männer sich wenig überraschend als verlogene Schurken erweisen, noch ganz fix auf die Seite der Guten und Gallier.
Nina Rehfeld von der FAZ schließt ihre sehr enthusiastische Kritik mit den Worten “Aber es könnte ja sein, dass man sich die Serie ohnehin mehrfach anschaut. Sie hat das Zeug zum Klassiker.” Halten Sie ein, Frau Rehfeld! Diese fünffolgige Animationsserie ist sehr familientauglich und freundlich schmerzfrei lustig. Ganz nett, halt. Mehr aber auch nicht.
Gestern, am Nebentisch. Ein Vater beruhigend zum hysterisch auf ein gelb-schwarz-gestreiftes Insekt reagierendes Kind: “Keine Angst. Das ist keine Biene. Das ist eine Unterart.”
Und jetzt alle: “Summ, summ, summ, Unterart summ herum.”
Nein, da täuscht sich der zufällig vorbeischnürende Passant, nicht der Volkshochschulkurs “Italienisch für Fortgeschrittene” bringt die Alte Madlschule in Bad Tölz mit einem mehrfach donnernden “Volare” zum Beben, es ist vielmehr die Theatergruppe der LUST und ihr Publikum, das hier den Heiligen Adriano aus vollen Kehlen lobpreist.
Zuallererst und überhaupt: schön ist es geworden, sehr schön! Ich hatte nach der Generalprobe (s. https://flockblog.de/?p=50712) nichts anderes erwartet und mich gefreut, eine solche Spiel- und Sangeslust miterleben zu dürfen. So schön rund geworden! Hach! Mehrfach! Vielfach! Ich lasse mir gerade zum Schreiben die Lieder noch einmal singen und habe dabei die Tölzer Stimmen im Ohr und bedaure außerordentlich, dass sie heute für diese Spielzeit schon zum letzten Mal erklingen sollen. Weil es halt gar so schön war. Mensch! Ich freue mich jetzt schon auf die Wiederaufnahme, und bin gespannt, wieviel neue Zeitgeschichte bis dahin passiert sein wird. Als ob papa morto, trumpo matto, tariffe alle stelle nicht schon reichen täten. Großes Lob, wie überaus geschickt sie alle Eingang ins Stück gefunden haben.
Ich weiß schon, ich habe Einzelkritiken in Aussicht gestellt. Will aber nicht. Weil: Ensembleleistung. Wie soll ein Chor schon funktionieren, wenn nur einer oder eine singt? Hmmm? Und wie soll dieses Stück funktionieren, wenn nicht alle ihr bestes und mehr geben? Hmmm? Genau so war es nämlich. Danke für diesen Abend! Macht ihr mal genauso weiter. Ohne Einzellob. Dafür aber noch einmal ein besonders großes an alle! Und molto, moltissimo grazie!
Anmerkung: Ich war ja nicht allein in Tölz, sondern habe den Abend verschenkt. Mit recht umfangreichen Vorbereitungen: Erst Quendolin (ein Hoch mit einem besonders schönen Namen) bestellt und Anfang Mai einen Sommertag (inklusive lauer Nacht) in erster Güte leuchten lassen. Dann vom Walgerfranz (danke an Rothmüller-Reisen für den Restaurant-Tip) Fische fangen sowie feinstens aufkochen lassen und auf der Terrasse geschlemmt. Und als Krönung des Ganzen ein verdammt schöner Theaterabend, quasi molto maledetto.
So ein schönes Geschenk! Und ich habs gemacht. Tja, hochgeschätzter Beschenkter, nun liegt die Latte für Dezember wieder ein bißchen hö-hö-höher.
Wow! Boyle ist ein wahrer Meister, in jeweils gerade Mal 20 Seiten Welten zu schaffen. Ich bin hin und weg!
Lesen! Lesen! Lesen!