“Im Gegensatz zum Magen meldet das Gehirn nicht, wenn es leer ist.”
Das würde ich auch tragen.
“Im Gegensatz zum Magen meldet das Gehirn nicht, wenn es leer ist.”
Das würde ich auch tragen.
Ich weiß nicht, was soll sie bedeuten, diese Überschrift:

Ist die 3. Frau Trump gebenedeit unter den Frauen? Wird sie am Heiligen Abend ein Tännchen gebären? Gab’s Häppchen? Oder wart ihr nur zu faul, die Übersetzung der Agenturmeldung aus dem Englischen durch die KI auf ihre Tauglichkeit im umgangssprachlichen Deutsch zu prüfen?
Und dann das. Im Tonfall eines k.u.k.-Hofberichterstatters zu säuseln:

Als hätte nicht schon vor Jahr und Tag eine ihrer “Freundinnen” der Klatschpresse ihre Sentenz “Who gives a fuck about Christmas stuff and decorations?” geleakt. Und als würde nicht genau dieses Zitat alljährlich von Menschen, die 47 nicht allzu wohlgesonnen sind, ordentlich und häufig (und derzeit ständig) aufgewärmt?
Mannomann, Spiegel-Redaktion! Geht in euch!
Es ist ganz einfach, wenn man ein paar Sachen richtig macht. Also, erstens, eine Freundin haben, die einen schon im Frühjahr darauf hinweist, dass Boyle zum Jahresende auf Lesereise in Deutschland sein wird. Zweitens, ganz gleich und sofort Karten besorgen und dabei drittens schon eine andere Freundin im Sinn haben, der man damit eine große Freude machen kann. Es war ein bißchen aufwendiger, die Philharmonie in den Münchner Westen, wo wir beide wohnen, verlegen zu lassen, aber man soll mir nicht nachsagen können, dass ich irgendwelche Mühen gescheut hätte. Hab ich nicht und so drängeln wir uns gestern Abend mit knapp 2.000 anderen Besuchern ins “Gasteig HP8”. Meine Fresse!
Der Saal ist, wie beim Rockstar unter den Autoren zu erwarten, ausverkauft, die Stimmung mehr Konzert als Lesung, vielen im Publikum ist anzusehen, dass sie mit Boyle älter geworden sind. Ich hab schon lange nicht mehr so viele nicht mehr ganz junge Menschen mit langem offenen (und weniger stark pigmentiertem) Haar gesehen, Frauen wie Männer. Aber das passt ja. Vorne, ganz links, am Lesetischchen nimmt Ben Becker Platz, grüßt mit einem tiefbassigen “Guten Abend” und beginnt aus Boyles neuem Buch zu lesen. Hätte ich das veranstaltet, hätte ich möglicherweise ein, zwei, drei einführende Worte sprechen lassen und erwähnt, dass das neue Boyle-Buch “No Way Home” noch vor der englischen Fassung in der deutschen Übersetzung von Dirk van Gunsteren erschienen ist und Boyle damit in den USA nicht tourt. Ich bin hier aber bloß Publikum und muß nicht immer alles besser wissen.
Becker ist fertig, Boyle und zwei andere Herrschaften betreten die Bühne. Die Beiden haben den Anstand, so lange im Hintergrund zu warten, bis das Publikum Boyle und sein hübsches schwarzes Samtbarret (muß man tragen können – er kann) ausreichend bejubelt hat, und dann kommen die blonde Christiane Lutz von der SZ mit dem Lisa-Eckhart-roten Lippenstift dazu und ein Typ im Akademikerchic, der aussieht wie Robert Habeck und man begrüßt sich ein wenig ungelenk mit Handschlägen, Wangenküßchen und Halbumarmungen und nimmt in der Sitzgruppe Platz, Habeck (er ist es) sitzt wie weiland Jesus zur Rechten, Lutz zur Linken Boyles.
Ben Becker hockt derweil im Dunkeln an seinem Tischchen und mopst sich.
Lutz moderiert das ausschließlich auf Englisch geführte Gespräch, in dem über das neue Buch gesprochen wird, “eine Parabel auf die aktuelle US-Gesellschaft, fast schon ein mythologisches Buch, ein ‘companion piece’ zu ‘Blue Skies’ (s. https://flockblog.de/?p=51168)” wird Boyle sagen und Habeck wird einwerfen, es handele sich um “eine Tragödie, aber nicht wie ‘Romeo und Julia’, mehr wie ‘Macbeth'”, was Boyle mit einem geschmeichelten Lächeln zur Kenntnis nehmen wird. Kontrovers ist hier gar nichts, man ist sich in unterschiedlichen Formulierungen einig, dass Klimawandel Scheiße ist, invasive Arten auch und dass die aktuelle US-Regierung die ganze Welt in den Bemühungen, die schlimmsten Folgen abzuwenden, um Jahrzehnte zurückwirft. Ja, und dass die Blasen, in denen wir uns bewegen, auch nicht gerade dialogförderlich sind, wird ebenfalls herausgearbeitet. Man spreche, sagt Robert, fälschlicherweise immer von “Sozialen Medien”, dabei sollte es doch “Algorithmische Medien” heißen.
Zwischenzeitlich fällt irgendwem siedend heiß ein, dass da links drüben im Dunkeln noch einer sitzt. Flugs das Tischlein ins Licht getaucht, die Sitzgruppe abgedunkelt, noch drei, vier Seiten vorgelesen, dann hat Becker seine Schuldigkeit gefeatured und geht ab. Hätte ich auch anders gelöst.
Nun kommt die Dreiergruppe noch einmal zu Wort. Robert war ja kürzlich erst in Philadelphia und hat von dort neben bösen Wörtern die Erkenntnis mitgebracht, dass “money batshit crazy” macht. Christiane kann auch colloquial English und wirft die “shitloads of money” in die Runde, die den Diskurs nicht gerade besser machten und “T. C.”, wie sie ihn nennt, toppt das mit der Aussage, dass er sich im Bus neben die Frau mit der MAGA-Mütze setzen würde, aber, ganz ehrlich gesagt, nicht glaubt, dass das was bringt. Er habe in letzter Zeit einige Freundschaften beendet, beenden müssen und, augenzwinkernd, “now I only talk to people who agree with me. The others don’t read.” Als bon mot sicher tauglich, bringt uns aber alle nicht weiter. Robert, ganz der Ehrendoktor, spricht abschließend den wahrscheinllich sehr klugen Satz: “Alternative word use is a reason for hope.” Ja dann. Boyle springt Robert bei und beendet den Abend mit der Feststellung, dass Fiktion Empathie erzeugen könne, aber halt auch zeitintensiv sei. Einfach mehr lesen für eine bessere Welt. Aber, nicht mißverstehen: “We’re doomed, folks.”
Dann gehen Christiane und Robert ab und endlich liest Boyle, ganz rechts stehend am Lesepult, mit erkennbarer Freude die Stelle aus seinem neuen Buch, in der der Hund erschlagen wird.
Tosender Beifall.

Auf dem Foto ist ein Teil der Schlange zu sehen, die für ein Autogramm ansteht. Die ganze hat nicht aufs Bild gepaßt.
Beim Hanser Merch-Stand gibt es neben Büchern unter anderem auch T-Shirts. Rockstar. Ich sags ja.