Neu auf Netflix: “The Four Seasons”

Diese Mini-Serie (8 Folgen à 30 Minuten) von und mit Tina Fey ist eine Bearbeitung des Films von und mit Alan Alda aus dem Jahr 1981. Fey sagt, sie habe Aldas Film in jungen Jahren im damals noch neuen Kabelfernsehen in unzähligen Wiederholungen gesehen und lieben gelernt und ihre Serienfassung sei nun die Übersetzung des Themas in die Zwanziger Jahre des 3. Millenniums.

Das Thema? Drei seit Studienzeiten miteinander befreundete gutsituierte Paare “mittleren Alters”, erfolgreich im Beruf sowie im vollen Saft verbringen traditionell einmal pro Jahreszeit einige Urlaubstage miteinander. Man kommt dabei nicht dazu, einfach mal mit einem Buch in der Hand zu faulenzen, sondern verbringt seine Zeit mit sportlichen Outdoor-Aktivitäten, kocht opulente Mahlzeiten, ißt, trinkt, redet und wäscht ab. Immer per Hand, wahrscheinlich, weil das so viel kommunikativer ist, als der Streit darüber, wie ein Geschirrspüler korrekt einzuräumen sei.

Feys Fassung ist mehr als doppelt so lang wie Aldas, erlaubt also sehr viel Zeit für einer Apothekenumschau würdigen saisonale Landschaftsaufnahmen, unterlegt, wie Serientitel sowie Ursprungsversion nahelegen, mit zu Tode gespieltem Vivaldigefiedel. Jede ihrer Jahreszeiten umfasst zwei halbstündige Folgen, eingeleitet mit bezaubernden (doch, echt, keine Ironie) Vignetten mit kleinen witzigen Clous zur jeweiligen Handlung. Ganz reizend. Genau wie die Cameos des inzwischen weit über 80-jährigen, an Parkinson erkrankten und immer noch im komischen Timing perfekten Alan Alda (wir kennen ihn als den Dr. Hawk-Eye Pierce aus der Koreakrieg-Serie M*A*S*H). Hach!

Als Tribut an die Jetztzeit ist eines der Ehepaare schwul, nämlich der nicht nur stilsichere, sondern stilprägende Künstler, außerdem schwarz, und sein extrem exaltierter italienischstämmiger Gatte, dessen Beruf sich bis zum Schluss nicht ganz erschließt. Wahrscheinlich Italiener. Porca Miseria! Totalklischee, aber was will man machen.

Diese Menschen schlagen sich nun also mit der Lebensmitte (und eigentlich ein bißchen darüber hinaus) herum. Die Körper sind nicht mehr, was sie einmal waren, ein Phänomen, dem sich der eine mit Hypochondrie, der andere mit Ignoranz stellt – also, eben nicht stellt. Über allem die große Knef’sche Frage: “Das kann doch nicht alles gewesen sein? Da muss doch noch irgendwas kommen, nein?”, die jede und jeder für sich als Individuum, als Paar, als Freund und Freundin sehr unterschiedlich beantworten.

Fey hat genau hingesehen, ihren Figuren liebens- und hassenwerte Eigenheiten und ihnen vor allem mehrere Dimensionen und Entwicklungen gegeben, die der brillante Cast (Hauptdarsteller: Tina Fey, Will Forte, Kerri Kenney, Steve CarellMarco Calvani, Colman Domingo, Erika Henningsen)* hervorragend umsetzt. Wäre das Resultat nicht so überaus amerikanisch und, ja, synthetisch, ich hätte fast mitfühlen können.

Daher: “Four Seasons” ist keine wichtige Serie. Aber sehr gut gemachte Unterhaltung für die Boomer-Zielgruppe.

* Wer die Namen in der Klammer mitgezählt hat, dem wird aufgefallen sein, dass die drei Paare aus sieben Personen bestehen. Genau. Gut erkannt. Das wird zum Problem.

Nachtrag: Google Translate liegt auch hier wieder wunderschön daneben.

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