Auf dem Heimweg

An einer roten Ampel kommen wir neben einem Transporter mit der Aufschrift “Strumming for Vets” zu stehen. “Weißt du, was “strumming” bedeutet?” Toni wartet mit “Strumming my pain with his fingers…” auf, weiß es aber eigentlich auch nicht. Leo sagt, es stehe für klimpern, schrammeln, schrummen und wir verbringen ein paar erquickliche Minuten, Schmerzen klimpern zu lassen oder uns schrammelnde Tierärzte bei der Erstversorgung von Großwild auszumalen.

Ist aber alles ganz anders: http://strummingforvets.org/ 

ist eine Hilfsorganisation für Kriegsveteranen, die Instrumente (vorzugsweise Gitarren) sammelt und Musikunterricht für ehemalige (meist versehrte) Soldaten anbietet.

Quasi: AK47 zu Saiten.

Grocery Shopping

Bei “Mexicana Produce”, meinem Lieblingslebensmittelhändler in San Bruno, war wohl Ausbildungstag. Zwei Verkäuferinnen hatten ihre Töchter mitgebracht, die an den Kassen mithalfen. Die ungefähr Fünfjährige hat ununterbrochen mit ihrer Windex-Flasche gesprüht und die Tresen rein gewischt, die ca. Zehnjährige schon Kundengespräche geführt “Buenos Dias” – “Es Todo?” und – sich ihrer Wichtigkeit im Geldgeschäft sehr bewußt – abkassiert.

Meine Einkäufe sollten $10.09 kosten. Also habe ich ihr abgezählt $10.10 in die Hand gedrückt. Hilfesuchende Rückfrage bei Mama, wieviel “change” sie mir denn nun geben müsse. Mama hat nicht geholfen, sondern mich (und ihren Sproß) nur schulterzuckend angeguckt – ich habe ihr den “Lucky Penny” schließlich einfach geschenkt.

Angesichts dieser schulischen Erfolge muss sich das Kind früh um Rücklagen kümmern.

Shopping

Heute im Thriftshop der Salvation Army: Zwei Penner (ich habe sie schon einmal getroffen und darüber geschrieben; Stichwort “Hotel California”-Parkbank) haben den “March-Madness-Shopping”-Tag genützt – Kleidung (incl. Red Tag, so sind Textilien von Markenherstellern ausgezeichnet; Brands und Labels spielen durchaus auch beim Kauf von Gebrauchtklamotten eine Rolle) wurde heute für 50% off  angeboten.  Beide hatten einen Arm voll praktischer, gut gefütterter und regenabweisender Textilien, “that’s what we need”. In der anderen Hand lustige bunte Blümchen-Flip Flops (das war der mit den riesigen Ohrringen und den vielen Perlenketten) bzw. einen Blues-Brothers Hut in Schwarz mit silbernen Nadelstreifen – “because this is, what we really like.”

Und nun zum Wetter:

Heute Mittag tobte in Palo Alto ein richtiges Unwetter, mit ordentlich Sturm und sehr viel Regen. (Wahrscheinlich der hiesige Restausläufer des Chile-Erdbeben-Tsunami.)

In San Bruno auch, das weiß ich, weil’s mein Häuschen mir verraten hat: Sabines Engel lag bäuchlings in der Badewanne, die Haare wieder etwas rostiger als noch am Vortag, das Waschbecken war voller schwarzer Irgendwasfussel, die nur heftiger Wind aus den Ritzen bläst, die Schranktür stand offen (da halten dann die winzigen Magneten dem Druck nicht stand), im Schlafzimmer lag die Bösenwestwindregenabhaltefensterbankhandtuchrolle durchnässt am Boden (die rote Fleecekuscheldecke, die selbstlos eingesprungen war, ist doppelt so schwer wie sonst und hängt inzwischen zum Abtropfen in der Garage) und was sich mal auf der Küchenfensterbank befand, liegt jetzt in der Spüle. Außerdem pumpt die sump pump wie wild und auf der Straße ist schon wieder ein kleiner See. Das Gästezimmer hat – wie immer – nichts abbekommen. (Für den Besuch nur das Beste!)

Jetzt steht ein Fastvollmond am klaren Sternenhimmel. Das läßt auf ein sonniges Wochenende hoffen.

verdamp lang her,

dass ich morgens mit dem Zug ins Büro gefahren wollte (aufs Autofahren hatte ich gestern Abend wegen der möglicherweise unguten Wirkung der Betäubungsmittel auf meine Fahrtüchtigkeit verzichtet). Schön zu sehen, dass sich bei CalTrains nichts geändert hat…

Aufgewacht bin ich heute morgen davon, dass vom nahegelegenen Bahnhof Durchsagengegröle zu hören war. Das ist ein Zeichen – wenn die was durchsagen, ist was kaputt. Flugs auf der CalTrain website nachgesehen, die wußten von nix: “All trains are running on schedule”. Twitter wußte schon mehr: “Caltrain Hits Abandoned Car in Sunnyvale” – irgendein Depp hat sein Auto auf den Gleisen abgestellt und der Zug ist draufgedonnert. Auch recht, dann rufe ich die Hotline an, sollen die mir sagen, wie lange das wohl dauern wird. Erste Ansage: mein Anruf ist wichtig für sie, aber sie fangen erst um 07:00 Uhr früh an zu arbeiten. Ich solle doch später noch mal anrufen, irgenwelche “inconveniences” täten ihnen so sorry und man wünsche mir einen “nice day”. Anrufe nach 07:00 Uhr kamen in die Warteschleife; ich hatte hinreichend Zeit, mich anzuziehen und mein Outfit einmal zu verwerfen… Die Dame, die ich schließlich dran hatte, war ungeheuer reizend, wußte aber nichts, schon gar nicht, warum verspätet und wie lange (das stand auf Twitter längst “It’s bad when Caltrain doesn’teven bother trying to guess how delayed your train is…”) – ich solle doch einfach zum Bahnhof gehen, “the trains are running up and down all the time”, einen davon könne ich bestimmt irgendwann “catchen” und dann “riden”…

Tat ich. Also zum Bahnhof gehen und warten. Fast eine Stunde lang. Mit regelmäßigen Durchsagen, dass alle Züge “delayed” seien – aber nicht, wie lange.

Schließlich in einen völlig überfüllten Zug gestiegen (Stehplätze nur noch für Einbeinige), fast eine Stunde damit nach Palo Alto geschlichen, und währenddessen ungläubig den Durchsagen zugehört. Selbst der Fahrer wußte nicht, wie weit er fahren werde und wann alle wieder raus müssen. Mir wurscht, bis zu meiner Station sind wir gefahren, après moi le déluge…

Ärgerlich ist nur, dass ich meinen derzeit aus Deutschland zugereisten Kollegen immer empfehle, doch den Zug zu nehmen. CalTrain, du machst mich unglaubwürdig!

Spritzen mit Vokabeltraining

Inzwischen habe ich eine Diagnose: Bandscheiben und Wirbelsäule machen Ärger und deswegen habe ich heute eine “Epidural Steroid Injection” zwischen 2 Wirbel gespritzt bekommen. Vorbedingung war, wie immer, dass ich mich bis auf Schuhe und Socken ausziehen musste und wieder eines dieser kleidsamen blaugetüpfelten Kittelchen (“Gown”) anlegen – im Nacken zu binden, hinten offen – damit wird man dann über die Flure gejagt. Im eigentlichen Behandlungsraum habe ich Cathy dieselben Fragen wieder beantwortet, die ich vorher im Fragebogen bereits ausführlich erläutert hatte. Kaum kam Dr. Walter, habe ichs nochmal erzählt – keine Ahnung, warum vor jedem Arzttermin immer drei, vier Menschen identische Fragen stellen, es schreibt auch jeder brav alles in die elektronische Krankenakte…

So lag ich denn auf dem Röntgentisch: Die eigentliche Spritze ist so schimm nicht, da lokal betäubt wird. Bewegen ist streng verboten.  – Danach (also sobald die Betäubung abgeklungen ist) gehts auch nicht mehr, weil der arme Nerv recht gereizt auf die Spritzerei reagiert. Der Doc hat aber versprochen, dass die Heilwirkung so um das Wochenende einsetzen soll.

Bis dahin soll ich mich auf keinen Fall “rambunctious” benehmen.

… und leider auch Orthopädie

Einer der für Rücken zuständigen Orthopäden im PAMF ist Dr. Norman Khan (Senegalese – einen in Amerika geborenen Arzt hab ich bis dato noch nicht kennengelernt), der mich (wieder im schmucken blauen Hemdchen) geruhte zu untersuchen, nachdem ich vorher drei Menschen meine Beschwerden geschildert hatte – deren jede/r den vorher ausgefüllten Fragebogen zur Hand hatte und unbenommen davon die Fragen en weiteres Mal verlas. Diagnose ist, dass ich halt mal Rücken habe. Das einzige, was wirklich helfe, sei eine Operation. Man könne natürlich auch erst mal mit Kortison oder so versuchen, ob eine Besserung zu erreichen sei. Aber eher ungern, OP sei schon besser.

Ich habe mich für Kortison oder so entschieden. Diese Spritzen setze ein hochspezialisierte Kollege, unter Einsatz eines Röntgengeräts, der aber nur mittwochs und freitags im Hause sei. Unter dieser Nummer könne ich einen Termin vereinbaren. Auf dem Laufzettel stand, man möge unter dieser Nummer seine Nummer hinterlassen und werde dann binnen 3-5 Tagen mit einem Terminvorschlag zurückgerufen. Eingedenk dessen, dass morgen Mittwoch ist, und das persönliche Gespräch immer Wunder wirkt, bin ich einfach in die Abteilung gehinkt und stand dann so lange an deren Appointment-Schalter, bis ich zum einen mitgeteilt bekam, dass ich wohl eine “very persistant person” sei und zum zweiten, dass ich morgen, Mittwoch, um 3:00 nachmittags von Dr. Walter meine Spritze bekommen werde.

Na also. Geht doch.

Frühling wird’s

und Gäste sagen sich an. Ich habe meine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit und das teilweise verregnete Wochenende für einen gründlichen Hausputz genutzt (geht auch nicht so gut wie sonst, geht aber) – jetzt können alle kommen und ich freue mich drauf.

Erst mal Ruthie (bringt ihre Eltern nach einer Ski-Woche in Tahoe mit), dann Ollie (wieder mal ein Mann für eine Nacht), dann Uli (oder, Uli?) und über Ostern kommt Bruni. Das heißt, das Gästezimmer ist bis Mitte April ausgebucht, danach sind die nächsten von Herzen willkommen!