Erntedankfest

Nächste Woche Donnerstag ist Thanksgiving. Dass der gemeine Amerikaner diesen Feiertag mit der Familie und einem großen Truthahnfestfressen begeht, ist aus Film und Fernsehen bekannt und dass es bei diesen Familientreffen gegebenenfalls auch Disharmonien geben kann, auch (siehe hierzu meinen vorigen Post zu häuslicher Gewalt).

Als gemeine Mitteleuropäerin kann ich nicht umhin, ein paar Absonderlichkeiten anzumerken. Ich bin felsenfest überzeugt, dass die kürbisproduzierende Industrie wieder ihre Finger im Spiel hat: man wird mit Pumpkin-Rezepten überhäuft (stecken sogar an der Haustür, wenn man abends heimkommt). Pumpkin-Pie, -Soup, -Cookies, -Pickles, -Bagels usw.usf. – und das soll alles noch zum Truthahn und den anderen traditionellen Gerichten gereicht werden. Über die Reste und Wochenvorräte an Turkey Sandwiches macht jeder Witze, allein Google zeigt  2.140.000 Ergebnisse für thanksgiving leftovers – da muss die Nation wohl durch. turkey costumeVon jedem Supermarktprospekt grinsen einen händchenhaltende Kinderpaare in Pilgerväter bzw. mütterkostümen an und man muss sich sehr anstrengen, nicht doch irgendwie einen Puter umsonst zu bekommen. (Gibts für alles, für Einkäufe über $150, oder wenn man fünf von 500 teilnehmenden Produkten nimmt, oder…) Ungeschlagener Markführer ist die Firma Butterball (mir verdirbt schon der Name den Appetit), die unter http://www.butterball.com/tips-how-tos/tips/thanksgiving-guide noch dem Zurückgebliebensten in einfach nachvollziehbaren Schritten erklärt, wann mit dem Auftauen des Vogels angefangen werden muss.

Die meisten haben am Tag nach Thanksgiving (The Day Afer T-Day) ebenfalls noch frei. Wenn man sich wie ein guter Amerikaner benehmen will, geht man Shoppen (“Black Friday” = Sales-Day des Jahres und wer sich der Familienidylle durch fühes Aufstehen entzieht, bekommt irrwitzige early bird discounts) und seinen Christbaum besorgen. Danach ißt man Reste.

Den Rest des Wochenendes verbringt man mit dem Anbringen der Weihnachtsdekoration. Und Resteessen.

grün und blau

Zur Zeit findet allerorten die auf großen Bannern über den Hauptstraßen angekündigte “Domestic Violence Recognition Week” statt. Nun frage ich mich: wie geht das? Wird am Ende der Woche das farbenschillerndste von einem Mitglied des Haushalts zugefügte Hämatom prämiert? In nach Geschlecht und Alter aufgeteilten Gruppen? Gibt es verschiedene Disziplinen, zum Beispiel Hauen, Stoßen, Stechen? Sitzt Dieter Bohlen in der Jury? Und welche Preise sind ausgelobt? Zum Beispiel ein alttestamentarischer, bei dem man  seinem Widersacher (der von kräftigen Menschen festgehalten wird) dasselbe zufügt? Ich werde mich einschmuggeln und dann berichten: ich bin nämlich eben im Dunkeln auf einem unebenen Bordstein hingefallen und habe den Sturz mit der linken Gesichtshälfte abgefangen. Ich sollte mich mit meiner blutigen Nase und der morgen wahrscheinlich blauen Wange gut behaupten können.

Richtig ärgerlich ist, dass meine jüngst erstandene Brille beim Aufprall Funken geschlagen hat und jetzt gar nicht mehr so neu aussieht. Gar nicht mehr. Wird eine Herausforderung für die Herrschaften Optiker.

Job Offer

Das gibt’s, glaube ich, auch nur in Kalifornien: die University of California in Santa Cruz sucht einen Bibliothekar/Archivar. Aber nicht irgendeinen, sondern einen echten Deadhead als “Grateful Dead Archivist

Falls wer Interesse hat, die “position is open until filled”, Details hier: http://chronicle.com/jobs/0000615682-01 – John Stewart hat einen netten Beitrag dazu gemacht: http://blogs.wsj.com/speakeasy/2009/11/13/stoners-need-apply-uc-santa-cruz-hiring-a-full-time-grateful-dead-archivist/

Neu im Buchhandel

scan1271 Mir gefällt ja, dass das Buch schon vor dem eigentlichen Erscheinungstermin verramscht wird und welchen Titel Amazon als Bündelkauf anbietet… Der Hype um Mrs. Palins Werk hier wird auf jeden Fall täglich mehr.

“The good people of the world are washing their cars…”

und wer würde Sheryl Crow da nicht recht geben wollen.

Weil wir a) selbstverstänlich gute Menschen sind und b) das Wetter am Wochenende wieder viel zu schön für inhäusiges war, haben wir am Samstagnachmittag Auto gewaschen. Ganz typisch, vorne in der Einfahrt, wie alle anderen in meiner Straße. Jeder hat nach Gusto beschallt, das ergab eine abenteuerliche Geräuschkulisse.

Neben dem Effekt, dass das Auto jetzt blitzt und funkelt wie nie, habe ich mich endlich bei Sam von gegenüber fürs Bäume schneiden bedanken können (den Apfelbaum nimmt er sich nächste Woche vor, damit die Vögel noch ein paar Tage Zeit zum Ernten haben), stellte sich Lyn dazu, um von den Zeiten zu plaudern, als sie selbst noch fuhr (und einen Kurs besuchte – war eigentlich nur für Männer, “but they did accept everbody who paid” – um Öl- und Reifenwechseln zu lernen) und stellten Carmen, Francisco und die Buben im Vorbeigehen fest: “long time no see”. Das ist schon eine tolle Nachbarschaft!

Der November gibt sich im übrigen große Mühe: das Wetter ist herrlich, so lange die Sonne scheint ist man mit einem T-Shirt hinreichend bekleidet. Es wäre allerdings wesentlich more convenient, wenn es nicht so entsetzlich früh dunkel würde, und wenn es schon dunkel sein muss, dann doch bitte nicht gleich solche Temperaturstürze (nicht isoliertes Holzhaus, also bibber).

Covenience*

Convenience ist hierzulande das A&O, ob es sich um essfertig vorproduzierte Mahlzeiten, Kreditkartenkonditionen oder die Rückgaberichtlinien von Kaufhäusern handelt. (Es wäre hingegen vermessen, den Öffentlichen Nahverkehr sowie Behörden mit diesem Begriff in Verbindung zu bringen.) Wahrscheinlich ist der Anspruch auf höchstmögliche Kundenbequemlichkeit in einem mir nicht vertrauten Zusatzartikel zur Verfassung verankert.

Sehr convenient sind die Öffnungszeiten meines Friseurs, unter der Woche bis abends um 09:00, an Wochenenden von 10:00 Uhr früh bis 06:00 Uhr abends. Besonders convenient ist, dass meine Friseurin  ihre aktuelle Kundin mit halbfertig bemalten Nägeln und dem Hinweis, dass Cindy nachher das Finish machen werde, sitzen ließ und mich eiligst mit vielen “my dears” und “sweethearts” ins Hinterzimmer komplimentierte, um mir erst mal ein Paket Kaffee zu schenken. Warum? Weil ich ihr doch zugeraten hätte, die Reise in die alte Heimat nach Vietnam zu machen und das war “the trip of my life”.  Wie das? Sie sei in den Siebziger Jahren einer der Vietnam-Boat-People-Flüchtlinge gewesen und hätte sich nun, nach so vielen Jahren, wieder mit ihrem Herkunftsland versöhnt. Und ohne meine Ermutigung wäre sie doch nie im Leben gereist. Ich fand’s viel zu viel der Ehre, aber sie hat sich nicht abbringen lassen. Dann bekam ich einen vietnamesischen Kaffee gekocht und zum guten Schluss die Haare geschnitten.

A bissele inconvenient möcht’s für die andere Kundin gewesen sein, als ich ging, wartete sie immer noch mit Papierfetzelchen zwischen den Zehen auf “Finish”.

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* gemäß Webster’s dictionary:
“Entry Word: convenience
Function: noun
Meaning: something that adds to oneʼs ease <a house with all the modern conveniences that buyers have come to expect> — see comfort 2″


Momentaufnahme

Zwei Herren, deren Profession wohl am besten mit Stadtstreicherei  zu beschreiben ist, im schleppenden Gang Richtung Bushaltestellenwartebank. Einer der beiden trägt auf der Schulter einen schweren Ghettoblaster der ersten Generation, aus dem die Eagles dröhnen. Wir sind auf derselben Höhe, als er mich ansingt “We haven’t had that spirit here since 1969” und dann extemporiert “You must be too young to remember, Honeypie. Have a good night.” Dann läßt er sich umständlich neben seinem Kollegen auf der Bank nieder und sie schmettern – nicht ohne Selbstironie – im Chor: “Welcome to the Hotel California…”

In einem Film würde ich die Szene für ein ganz billiges Klischee halten, aber so selbst erlebt hatte sie etwas sehr Berührendes.

Emmerichs “2012”

Wir hätten ja wollen. Gestern Abend, die klassische Kombination, Dinner and a Movie. Dinner hatten wir gehabt, es fehlten noch die Karten für die Spätvorstellung um 10:35. Und dann das: diese, und alle weiteren Vorstellungen bis weit nach Mitternacht ausverkauft.

Pah. Dann halt doch Heimkino, Heizung, heißer Tee und warme Socken (auch nicht viel anders, als was ich fürs Kino angezogen hätte, dort wird winters wie sommers auf viel zu kalt temperiert) und endlich “Star Trek: The Future begins” nachgeholt. Statt Endzeit der junge Kirk und seine Kindercrew (was hatte ich Spaß an Chekov) und ein Happy End – so gehts doch auch. Nicht immer nur “When they tell you not to panic… that’s when you run!”

Secret Santa

Die hiesigen Matratzendiscounter schalten (möglicherweise gefühlt) am häufigsten Radiowerbung. “The Sleep Train”, “Mattress World”, “Mattress Discounter” und wie sie alle heißen haben natürlich immer die besten und billigsten Markenmatratzen, die freundlichsten und schnellsten Lieferanten, die niedrigsten Preise und die großzügigsten Zahlungsbedingungen – der Kunde kann ab sofort wieder gut schlafen, muss aber erst Ende 2010 dafür bezahlen, gerne auch in Raten.

Einer der Händler hat jetzt die Aktion “Secret Santa” ausgelobt: man kann einem der über 10.000 “Foster” children in Kaliforniens Kinderheimen ein Geschenk machen und damit deren trübe Weihnachten ein wenig erhellen. Wohl aus  Erfahrung klug geworden, sind an die Gaben folgende Bedingungen geknüpft: sie müssen neu gekauft sein, der Mindestkaufpreis darf nicht unter $10.00 liegen und das Präsent muss originalverpackt und ohne Geschenkumverpackung persönlich bei einer Filiale abgegeben werden.

Dies hörend, kann man sich vorstellen, welcher Schrott bei früheren Aktionen entsorgt worden sein muss.

Die ursprüngliche Idee hinter “Secret Santa” ist so eine Art Wichteln, s. u.

secret santa