Neu im Kino: The Boat That Rocked

Das ist ein richtiger Gute-Laune-Film und ganz traumhaft besetzt: Philip Seymor Hoffman, Kenneth Brannagh, Emma Thompson (mein Lieblingskinopaar endlich mal wieder zusammen in einem Film), der wunderschöne Tom Wisdom, Jack Davenport als mieser intriganter Ministerialbeamter und ein paar vielversprechende Newcomer.

Worum es geht? Piratensender. Radio vom Schiff aus, in den Sechzigern, mit lauter Ohrwürmern, bunten schrägen Klamotten und losen Sitten. Sehr hübsch. (“Tagline: 1 Boat. 8 DJs. No Morals.”) Ist hier auch gleich den Zensoren aufgefallen “Rated R for language, and some sexual content including brief nudity.” (Jugendliche unter 17 müssen ihre Eltern mit ins Kino nehmen. Und damit die wissen, was sie erwartet, haben sie den “parental guide” gelesen: http://www.imdb.com/title/tt1131729/parentalguide). Kenneth Brannagh gibt einen unglaublich überzeichneten Kämpfer für Moral und Sauberkeit – man merkt, wieviel Spaß ihm dieser Wiederling macht und Emma Thompson hat nur einen kurzen aber sehr schönen prägnanten Auftritt. Gleich zu Anfang unterhält sich die Radio-Crew mit Scharaden – zum schief und schebbelig Lachen. Eine verrate ich:

Thick Kevin: It’s type of bird, but it’s wearing a hat. Not so much a hat. Something that’s at the top of a coat and attached to the coat and covers the head, but is not a hat.
‘Young’ Carl: A hood?
Thick Kevin: Yes, and now the first name, type of bird. It’s a something hood.
‘Young’ Carl: Robin Hood! Why didn’t you just say he lived in Sherwood Forest and has a bow and an arrow?
Thick Kevin: Yeah? What? Who are you talking about?
‘Young’ Carl: Robin Hood.
Thick Kevin: I didn’t know that.

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Dr. Sabine rät zum Kinobesuch gegen die Winterdepression.

Is there anybody out there?

Vorhin im Radio: Der Moderator leitet nach einer ca. viertelstündigen dramatischen Berichterstattung über die Knieverletzung eines Quarterbacks inkl. Live-Interviews mit dessen Leibarzt und Masseur über zum Co-Moderator: “And now, that’s Tim with world news. Not that it really matters…”

UberGOOD

Zur Zeit ist es angesagt, hip und cool (oder so) für positive Verstärkung die Vorsilbe “uber” zu verwenden: http://uber.urbanup.com/1642806

Die meisten sind sehr überrascht, dass uber aus dem Deutschen kommt und eigentlich so lustige Punkte auf dem U hat.

Mein Halloween

Dieses Wochenende war in San Jose richtig viel los: die große California Star Trek Convention, Halloweensnowwhite (diese Kombination führte dazu, dass Snow White (gelber Rock, blaues Samtmieder, Rüschenärmel, fertig ist der Disney) inmitten eines Rudels Klingonenkrieger zu finden war), und “Ansel Adams’ Early Years”  im Museum.

Mit der Ausstellung haben wir angefangen, großartige Photos, wie immer. Jetzt einen Kaffee. Die Bestellung wurde von Mrs. Geröllheimer aufgenommen, das Servieren besorgte eine Hexe mit hohem schwarzem Hut – Halloween (amerikanisch wird das “Hollow-Ween” ausgesprochen) ist das hiesige Äquivalent zu Karneval.  Und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. (Es gibt eine Unzahl von Halloween-Spezial-Geschäften, die vier Wochen vorher öffnen und alles anbieten,  was jemand an Kostümen, Innen- und Außendekorationen, Sammeleimerchen, Kochbüchern, Tischwäsche, Besteck, sonstigen Zutaten, Kruscht, Zeug und Krempel möglicherweise noch nicht zu Hause hat. Natürlich gibts dieses Angebot auch in jedem Feld-, Wald- und Wiesenkaufhaus – und die Supermärkte sind voll von seasonal Lebensmitteln.) Getrunken haben wir das Gebräu (man hätte ahnen können, dass Familie Feuerstein den Kaffee aus gemahlener Lava herstellt) draußen, nachmittags um 5, im T-Shirt, bei warmer Sonne und dabei Leute geguckt. Allein ca. 20 Mr. Spocks, überdurchschnittlich viele Klingonen, ein versprengter Romulaner, allerdings, zu Tonis großer Enttäuschung, nicht eine Seven-of-Nine. Darüber hinaus Freddie Kruegers, Vampire und Vampiretten, Tote und Untote und alle kleinen Mädchen gingen als Prinzessin, in vielen Rüschen, mit Krönchen und goldenen Schühchen. Die Jungs meist martialischer, am witzigsten fand ich einen Dreikäsehoch, noch in Windeln, aber mit Darth Vader-Helm und immer ganz knapp davor, vollends nach vorne zu kippen (möglicherweise hat er allein wegen des Gleichgewichts den Windelwechsel laut schreiend verweigert). Vor lauter political correctness und weil irgendwem aufgefallen war, dass Halloween möglicherweise heidnische Wurzeln hat, hatten manche Schulbehörden den Kids nahegelegt, doch statt des üblichen Axtmörderkostüms eine Verkleidung als gesundes Gemüse zu wählen. Mir will scheinen, sie haben den Artikel (http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,658342,00.html) nicht gelesen (ich habe weder Karotten noch Brokkolies laufen sehen) und wenn doch, einfach ignoriert.

Wir hatten Eintrittskarten für eine der schon Wochen im Voraus ausverkauften “Halloween Special Spooky Flashlight Tours” im Winchester Mystery House. winchDieses wildverwinkelte mehrstöckige verrückte Gebäude hatte die Witwe des Waffenfabrikanten Winchester im letzten Jahrhundert in mehr als 30 Jahre dauernden Bauarbeiten errichten lassen, weil sie, so ein Spiritist, nur auf diese Weise die Geister der von Winchester-Rifles Erschossenen bannen könne. (Wer mehr wissen will, und viel Zeit hat, sehe sich dieses Video und seine Fortsetzung an: http://www.youtube.com/watch?v=-wT1Nme4ppM&NR=1.)

Der Weg zur Tour führt durch den Gift Shop und wir haben uns alles angesehen: T-Shirts, die im Dunkeln leuchten, Heidelbeerhonig mit einem 5%Anteil Heidelbeeren drin, Grabsteine, die sich auf Knopfdruck öffnen und aus denen dann Geister kommen, die HUHUHU machen – alles sehr sehr sehr aufregend und spooky… und man denke: „Admission to Café and Gift Shoppe is free“. Wir haben trotzdem nix gekauft, IMG_1022wiewohl ich immer schon mal gerne ein T-Shirt der sozialistischen Republik Kalifornien (Roter Stern und Bär) besessen hätte, uns aber dafür die Ausstellung angesehen: Die Firma Winchester hatte nämlich nach dem ersten Weltkrieg auf einmal Schwierigkeiten, ihre Waffenüberproduktion unters Volk zu bringen und damit angefangen, zivile Ware zu produzieren: Fleischwölfe, Lockenwickler, Rasierapparate und alle “as good as the gun“.

pingiUm 19:19 (Military time) rief der Pinguin zu Tour 8, jeder bekam eine Taschenlampe und dann gings im Stockdunklen treppauf und -ab, vorbei an Türen und Treppen ins Nichts, Wandschränken ohne Schrank (2 Türen auf Mauer) und dergleichen Spinnereien mehr. (Mrs. Winchester selig war sehr klein (knapp 1,40m), schmal und litt darüber hinaus an Arthritis, also hat man für sie winzige Stüfchen mit langem Auslauf kreiert, 44 davon um 9 Füße hochzukommen (=2,74 Höhenmeter). Am Ende roch der Pinguin ein bisschen streng. Ich habe ihn sehr bedauert, der hatte in diesem warmen Puschelkostüm in dem engen verwinkelten Haus noch mindestens 4 einstündige Führungen über 5 Stockwerke vor sich.

Nicht, dass wir die „Garden Tour“ gebucht hätten, aber so ein bisschen Frischluft in der lauen Sogutwievollmondnacht schien erstrebenswert. Also ergingen wir uns im Garten und schon hinter dem ersten Busch sprang eine Fee hervor, die Süßigkeiten verschenkte (und einen praktischen Plastiksammelbeutel dazu, mit – selbstverständlich – einer halbe Seite Sicherheitshinweisen aufgedruckt). Das ging dann noch eine ganze Weile so, Stallung: Skelett, „trick or treat“ sagen, Süßes bekommen, „Happy Halloween“ wünschen, weiter. Gewächshaus: Hexe, „trick or treat“ sagen…, Heizungskeller: Biber, … Kein Wunder, dass überall Plakate hingen, das Winchester House sei „Now Hiring“. Nach dem Abend können die Mitarbeiter bestimmt weder Zuckerzeug noch lustige Kostüme oder gar originelle Bemerkungen von Eintrittzahlern je wieder ertragen.

Nach einem wunderbaren Essen (Ravioli, gefüllt mit frischem Hummer) haben wir uns ins Vergnügen gestürzt, das heißt bei Starbuck’s einen Kaffee geholt, auf die Piazza gesetzt und Kostüme bestaunt. Teenies und junge Frauen ziehen offensichtlich ein ganz großes Vergnügen daraus, sich einmal im Jahr wie eine echte Schlampe zu kleiden und zu benehmen (im Rahmen der hiesigen Moralvorstellungen, natürlich) und so sah man neben einer großen Zahl von Adult-Manga-Style-Püppchen in knappen Wippröckchen und halterlosen Strümpfen auch Bitches mit dunkelst geschminkten Waschbärlookaugen auf Highest Heels in Netznylons (wie Mieder vorne oder hinten zu schnüren), sehr engen Kleinstkorsetts und breiten Ledergürteln, die als Rockimitat dienten. Die begleitenden Herren trugen Sternenkrieger- oder Ritterkostüme, einer ging als puscheliges rosa Schweinchen (ein Bild für Götter, sie hat ihr Schwein auf ihren Stilettos ewig überragt), und der Latino mittleren Alters (mit kleinem Schmerbauch und fettig angeklatschten Haaren) präsentiert sich ganz in Schwarz als Zorro, mit keckem Menjoubärtchen (Hemd verpflichtend eine Nummer zu klein). Ich plädiere sehr dafür, die Bezeichnung „Halbstarker“ für männliche Jugendliche wieder einzuführen. Es gab da den Wasser-Polo-Club aus Sonstwo und die Bengels haben eine halbe Stunde lang Männlichkeitsrituale aufgeführt. Zum Piepen. Die schicken wir das nächste Mal ins Kino…

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Der Wind hat mir…

ein Schild geschenkt, rot mit weißer Schrift:  “Beware of Dog”. Nach dem Pfeffern der Katzenhaufen im von Sam frischgemähten Rasen habe ich das an das Katzen- (eigentlich Planzen-) klettergitter genagelt.

Vielleicht kann sie ja besser lesen als riechen…

Happy Halloween!

Gestern Abend feierten wild kostümierte Menschen an jedem Eck spooky Parties und heute sind die Kinder dran, trick-treating von Haus zu Haus zu ziehen und ihre Süßigkeiten abzuholen.

In meinem Briefkasten lag ein Briefchen von Lyn, ich möge doch, wenn ich zu Hause sei, vorbeikommen und klingeln (“beep twice and I will know it’s you”) – sie hatte mir einen kleinen Halloween-Kuchen mit einem großen orangen Kürbenbild drauf besorgt, weil sie findet, ich solle in die hiesigen Gebräuche integriert werden. Früher, als hier in der Straße noch viele Familien mit kleinen Kindern wohnten, hätte sie ja auch immer eine Riesenschüssel Treats vorgehalten und gerne gegeben – aber in späteren Jahren hätten immer größere Bälger geklopft, denen man nicht mehr so recht hätte trauen können. Deswegen wird ihr Haus heute Abend dunkel sein, und sie hält sich hinten auf, damit keiner auf dumme Ideen kommt.

Ich werde mich, mal wieder, nicht verkleiden. Und hoffentlich trotzdem Spaß haben… stay tuned.

Wochenendlektüre

whywe

Ich werde nach dem Studium dieses Werks sicher immer noch kein besseres Orientierungsvermögen haben – aber immerhin eine wissenschaftliche Begründung…