München also

Erstens: Einstein hat recht. Zeit ist relativ.

“Eine Woche Urlaub in München” klingt nach Bummeln, Muße haben, Stadt (wieder) entdecken, und alle alle treffen.

2. Brecht hat auch recht: “Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht und mach dann auch ‘nen zweiten Plan – geh’n tun sie beide nicht”.

Es gab auf einmal viel zu viele Nebengeräusche, Ärzte, die mit Unmengen von Spritzen an meinem Rücken herumhantierten, andere, die eine (zum Glück) falsch positive Diagnose vom Kollegen bestätigt haben wollten – ich bin viel in Praxen herumgekommen und kehre nun um das Wissen reicher zurück, dass mir nichts fehlt, was sich nicht kurieren ließe, aber auch um viele Euros ärmer, die neben der Kompetenz auch der knappen Zeit und der Flexibilität der Doktores und ihrer Super-Teams geschuldet sind.

Und dann ist da noch die Geschichte mit der work-life-balance und der Firma, die nicht ganz allein gelassen werden will und kann – also habe ich viel mehr Zeit als ursprünglich vorgesehen am Rechner oder gleich im Büro verbracht. Zugegebenermaßen in einer Ambivalenz zwischen genervt und geschmeichelt. Auch diese Zeit war rückblickend wohlinvestiert, es ist viel vorwärts gegangen – man kann dem Jetlag manchmal gar nicht genug für diese frühen Morgenstunden zwischen Traum und Tag danken, die man (also ich)  sonst gar nicht kennt. In einer Mini-Multinational Company, die über drei Zeitzonen operiert, ist bei irgendwem immer gerade Arbeitstag…

3. Ganz falsch liegt auch Reinhard Mey nicht:

“Für den Tag, für die Nacht unter eurem Dach habt Dank
Für den Platz an eurem Tisch, für jedes Glas, das ich trank
Für den Teller, den ihr mir zu den euren stellt
Als sei selbstverständlicher nichts auf der Welt.
Habt Dank für die Zeit, die ich mit euch verplaudert hab
Und für eure Geduld, wenn’s mehr als eine Meinung gab
Dafür, daß ihr nie fragt, wann ich komme oder geh
Und für die stets offene Tür, in der ich jetzt steh.” (Jetzt ist auch gleich wieder genug mit deutschem Schlager.)

Ich danke sehr tief empfunden allen, die Zeit für mich gefunden haben (und bitte alle um Verzeihung, für die die meine zu knapp war), dafür, dass ich überall so willkommen war, dass ich nie mehr als zwei Nächte in Folge im gleichen Bett unter dem gleichen Dach geschlafen habe, dass wir da eingestiegen sind, wo wir aufgehört haben – ich war nicht sicher, ob wir nach der langen Zeit nicht doch ein wenig fremdeln.

Ihr habt mich eingeladen, bekocht, beschenkt, befeiert, verwöhnt, gedrückt, geküßt, mir erzählt und zugehört. Ich fühlte mich sehr nestwarm (das schreibt sich dann alles auch viel leichter als es zu sagen…) – noch mal: DANKE! Das mit der Wärme kann aber natürlich auch am Föhn und dem überraschenden kurzen Frühlingseinbruch gelegen haben…

4. Um mit meiner Mutter zu sprechen: “Kind, mach doch dene Leut’ ned so viel Umschtänd.”

5. Und auch, wenn wir alle Hellinger eigentlich nicht mehr mögen, diese These stimmt: “Ohne Wurzeln keine Flügel.”

Danke, ihr Wurzeln!

Noch kurz zum medizinischen Bulletin: wenn das so weitergeht, dann lasse ich meinen Blinddarm wohl doch eher kurz- als mittelfristig in USA – er hat vom Flug wohl vor lauter Antibiotika und Schmerzmitteln nicht so viel mitbekommen (ich hatte ja schon die Vision von notlanden in Grönland und Not-OP in einer wohlausgestatteten Rentierpraxis, aber nix, der scheint nicht zur Dramatik zu neigen…), hört aber ohne den Einfluss von Medikamenten einfach nicht auf zu zwicken und zu trietzen.

Und jetzt bin ich wieder daheim, die Pumpe röhrt, die Heizung scheppert, Flieger fliegen immer noch übers Haus und der Zug pfeift gleich dahinter und mein letzter Dank für heute gilt Toni, der mich abgeholt und Frühstück für morgen besorgt hat.

Ich hab’s schon nicht ganz schecht getroffen mit euch allen – und freue mich schon jetzt auf alle angekündigten Gäste!

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