El Niño ist schuld

Irgendwer muss es ja gewesen sein und der Christian Science Monitor hat ihn erwischt: “El Nino prime culprit for severe weather in California. Five days of severe weather, including mudslides and flooding, is largely courtesy of El Nino, say meteorologists.”

Eine “Rain Break”

hat der Weatherman für heute versprochen. Stimmt auch. Ein paar Sonnenstrahlen spitzeln durch die Wolken, und im Feuchtbiotop hinter dem Haus (aka mein Garten) schauen die Frösche enttäuscht in den wolkenarmen Himmel. Ich freue mich schon aufs Rausgehen ohne Regenmantel und wasserdichte Stiefel.

Meine wunderbaren Nachbarn

Als ich eben bei Carmen und Francisco klingelte, meldete der türöffnende Sohn nach Innen: “It’s the nice lady from next door again.” Und ich wurde sofort ins Warme gebeten, weil mein Haus doch sicher noch kalt sei, weil ich eben erst heimgekommen sei und ich solle mich doch bei ihnen aufwärmen, bis meine Heizung warmgelaufen sei. (Die scheppert wie immer heiße Luft ins Haus und dazwischen macht es rrrchhoooaarrchh-rrrchhoooaarrchh-rrrchhoooaarrchh-hhaabbbrrmmm – es ist richtig was los bei mir.) Und das mit der Pumpe sei doch eine Selbstverständlichkeit, “we are neighbours, we are friends”.

Kaum wieder bei mir, klingelt Lyn und bringt ein paar tiefgefrorene Brötchen, für morgen früh zum Frühstück. Und wir hätten doch schon länger keinen Schwatz mehr gehalten, ob ich nicht am Samstag wieder mal auf einen Tee und ein paar Cookies vorbeikommen mag. Von ihr weiß ich nun auch, dass das “the ugliest winter since decades” sei (wenn sie das sagt, kann man es glauben, sie hat die Dekaden schließlich schon erlebt), aber die weicheirigen Leute sich heutzutage wegen so ein paar “winter storms” schon ins Hemd machten – früher habe man sich einen Mehlsack über den Kopf gezogen und trotzdem draußen weitergearbeitet.

Mein Kino im Kopf hat dazu sofort Bilder von sämtlichen Silicon Valley Nerds mit Laptops und Mehlsackmützen mit Firmenlogo  im strömenden Regen bei Gewittersturm entlang des flooded Camino Real produziert – hat was, oder?

rrrchhoooaarrchh-rrrchhoooaarrchh-rrrchhoooaarrchh-hhaabbbrrmmm

… so klingt es, wenn unter dem Haus eine sump pump pumpt. Wieder mal ein amerikanisches Gerät, das Tonis Beobachtung unterstreicht, dass die Leistungsstärke hiesiger Geräte vor allem an der Lautstärke bemessen wird. (Macht Krach? Dann ist gut. Macht viel mehr Krach? Dann ist viel mehr gut.) Will heißen: heute früh hat es geschüttet und Sump Francisco, der Gute,  hat bei Home Depot die letzte Pumpe gekriegt, eingebaut, den Floater justiert und den Strom eingeschaltet. Leistung bei einer Stunde Dauerbetrieb: 5.000 Gallonen Wasser.

Er hat eben berichtet, dass sie über eine Stunde ununterbrochen gepumpt habe, also den neuen See auf der Straße vor meiner Einfahrt mit knapp 20.000 Liter Wasser gespeist hat. Seit ich daheim bin, habe ich dieses gewisse  “rrrchhoooaarrchh-rrrchhoooaarrchh-rrrchhooo-aarrchh-hhaabbbrrmmm” drei Mal gehört, dabei vibriert dann das ganze Haus (ja, ja, ich weiß schon, dafür würden andere viel Geld zahlen – ich verbitte mir alle billigen Scherze über mein vibrating home. Auch über good und bad vibrations. Alle.)  Mal schauen, wie sich dabei schlafen läßt.

“Game Hen”

stand heute auf der Speisekarte. Tonis Spontanübersetzung: “Die meinen eine Gummi-Ente”.

Ist viel langweiliger, es handelt sich um eine Art Stubenküken. Wikipedias Erläuterung war aber sehr nett, die will ich euch nicht vorenthalten: “Despite the name, it is not a game bird, but actually a typical chicken that is slaughtered at a young age and therefore is smaller in size. Though the bird is called a “hen,” it can be either male or female.”

“CGOGIRL”

also “see – go – girl” war dem Nummernschild zu lesen. Das “Girl” am Steuer in ihren Fünfzigern. Irgendwann werde ich das bestimmt normal finden.

Irgendwann.

Ein Haus mit Pumpe

Lyns Anruf hatte mir ja keine Ruhe gelassen: ich habe also, kaum zu Hause angekommen, nach der Pumpe und deren “Switch” gesucht. Nix. Gar nix.

Franciscos und Carmens Haus (die Nachbarn zur Linken) sieht aus, als wäre es aus demselben Ei geschlüpft, die müßten es doch eigentlich wissen. Klar, keine Frage, Francisco kommt gleich mit rüber und unterweist mich. Er steuerte umgehend auf das grausig versiffte Eck auf der Terasse zu und – Überraschung – das ist eine Abdeckplatte. Lüftete sie und war bass erstaunt. Darunter, und genau da, ist bei allen anderen Häusern eine Pumpe, die ab einer bestimmten Wasserhöhe automatisch anfängt, das Wasser nach vorne auf die Straße zu pumpen. Bei mir fand sich nur ein eineinhalb Meter tiefes Loch, der Wasserstand darin knapp ein Meter hoch (also kritisch) und ein mit Styropor versiegeltes Rohr. Dahinter die Sicht unter das Haus. Ich bin total erschrocken: das Haus ist vollkommen unterspült, nach Franciscos Schätzung ca. 6 inches  (gute 15 cm) hoch. Seine Vermutung: meine Vormieter, ein paar Crackheads mit gut funktionierendem Handel (sie wurden seinerzeit vom Sheriff zwangsgeräumt) haben alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest war. Also auch die Pumpe. Und nun? Wenn das Wasser nicht bald verschwindet, kriege ich das Haus nie mehr warm…

Hmmm. Mein Vermieter. Genau. Also bei Tom angerufen, Problem geschildert, auf Fassungslosigkeit gestoßen “why, by all means, would somebody steal a sump pump?” (so heißt diese Pumpenart korrekt). Weiß ich auch nicht. Es ist aber halt mal keine da. Von da an war alles ganz einfach. Francisco hat angeboten, das Ding zu besorgen und einzubauen, der Vermieter kommt für die Kosten auf. Jetzt sollte ich mir fast wünschen, dass es morgen wieder schüttet. Denn dann kann Francisco nicht auf dem Bau arbeiten, die Pumpe besorgen und gleich installieren.

Wettervorhersage: schwere Unwetter und heftige Regenfälle. Also rainy with a chance of pumps.

“Commute is gonna be an adventure today”

…sagte der Moderator im Radio heute früh und leitete zur Kollegin für die Verkehrsnachrichten über. Die hatte dann gut 20 Minuten damit zu tun, zu erzählen, welche Straßen “flooded” seien (das ist ernst gemeint, da steht das Wasser dann gerne mal einen halben Meter hoch auf der Straße), dass die Fähre aufgrund der Wetterbedingungen den Betrieb einstellen musste, eine der Brücken total gesperrt sei (ich bin über die auch schon gefahren, wenn es richtig stürmt, kann man nicht so recht unterscheiden, ob das noch Wasser von oben (Regen) oder schon von unten (Pazifik) ist). Züge fahren wegen ständiger Stromausfälle nicht oder nach einem Zufallsfahrplan, riesige entwurzelte Bäume blockieren zwei, drei Spuren auf der Autobahn.

Was ist los? In California hat die “Rainy Season” begonnen. Es regnet seit Tagen, und zwar richtig (so wie subtropische Schauer, aber durchgehend). Dazu gibt es noch ein paar Stürme und regelmäßig Gewitter, bei deren Donnerschlägen die Häuser wackeln. Fast jeder, mit dem man sich unterhält, weiß von Stromausfällen zu berichten (beim Sohn des Büronachbarn wird in der Elementary School den 2. Tag bei Kerzenschein unterrichtet), Scheibenwischer laufen auf Hochtouren, Aquaplaning ist üblich, Unterführungen stehen unter Wasser und das Benutzen von Gehwegen hat was von einer Flußwanderung – trockene Füße kennen wir alle seit Tagen nicht mehr…

Eben hat meine Nachbarin angerufen: in allen Häusern der Straße seien die Pumpen angegangen, die das aufgestaute Wasser aus den Backyards auf die Straße pumpen und damit in die Kanalisation. Also alle Häuser. Außer meinem. Ich habe ein bißchen Schiß vor dem Heimkommen.

Regen, Windböen, kalte Nächte

– das schreit geradezu danach, sich endlich in die neue warme Bettdecke einzukuschlen. Nun hatte ich meinen Full Queen Size Comforter 86″x86″ (=216 x 216 cm) seit 3 Wochen im Haus, aber leider bin ich nicht imstande, unter dem hierzulande üblichen Decken-Laken-Gewurschtel zu schlafen.

Zum Glück für alle Europäer gibt es IKEA: seit heute Abend besitze ich geradezu riesige monströse Bettdeckenbezüge und wenn die irgendwann auch mal trocken werden (s. Überschrift, die Luftfeuchtigkeit im Häuschen ist zur Zeit so hoch, dass frei herumliegende Bonbons in ihren Papierchen kleben, als lägen sie schon wochenlang im Rucksack – man kennt das), dann erwarte ich sehr heiße Nächte.

Noch’n Girl

Das sich gerade laut geschneuzt habende Geschöpf zur Begleiterin: “Y’know, I’m kinda sinus girl, like, I catch every cold and like keep it forever…”