“The weather? The weather is plain ugly!!”

Soweit die Wetterfrau heute früh im Radio, als ich mich über einen überfluteten Highway 101, abgrundtiefe Schlaglochseen und unterspülte Autobahnbrücken gen Süden amphibte.

Seit heute Nacht gibt es richtig heftige schwere Regenfälle, bei einem Temperaturabfall um 40° (F). Ganz Kalifornien dreht durch und benimmt sich wie im Ausnahmezustand, ankommende Flüge haben mindestens 3 Stunden Verspätung, ausreichende Versorgung mit Trinkwasser und Lebensmitteln wird dringend angeraten. (Dagegen reagieren die Münchner auf den ersten Schnee des Jahres vergleichsweise souverän.)

“If you can’t see what you’re looking for, you’ve come to the right place”

… so wirbt der Optiker unten im Haus. Fand ich einladend, wo ich doch zum Lesen des Schildes eh schon die Augen zusammenkneifen mußte…

Shawna hat die Sehkraft jüngst getestet und für schlechter befunden, Tiffany hat mich bei der Auswahl der Brillenfassung beraten und gemessen und gemacht. Ich habe entschieden, dass das beste an Gläsern und Brillenmodellen für mich gerade gut genug ist und sollte mich jetzt wohl mal nach einem Nebenjob umsehen… Gutes Sehen ist auch hier respektabel teuer.

Wahlkampf

In Kalifornien wird im nächsten Jahr ein neuer Gouverneur gewählt werden (Arnie darf nach 2 Amtsperioden nicht mehr zur Wahl antreten und die “Lex Schwarzenegger” ist nicht durchgegangen). Der Wahlkampf, es gibt auch hier innerparteiliche Vorwahlen, hat schon begonnen. Für die Demokraten kandidiert, unter anderem, der derzeitige San Franciscaner Bürgermeister, Gavin Newsom (mit Unterstützung (Bill) Clintons). Am präsentesten zeigt sich zur Zeit Meg Whitman, die bei den Republikanern mit einem komfortablen Vorsprung führt; dieser Spot läuft wenigstens zwei mal stündlich im Radio: http://www.youtube.com/watch?v=el2E3RA9Yrc

Ich glaube ja, gegen Meg war Magaret Thatcher ein Lämmchen.

Happy Hour

Während ich gerade meine Einkäufe im Drugstore bezahle, stürzt eine Dame im weißen Kittel aufgeregt auf mich zu: Ich sei ja so ein Glückspilz! – Wie? Was? – Ja, am Wochenende sei doch Columbus Day. – Und wenn er Amerika nicht entdeckt hätte, wäre ich nicht hier, oder was? – Und ohne Punkt und Komma gings weiter, heute sei ja auch Donnerstag, ich käme gleich dran, hätte auch nur noch 10 Minuten zu warten. – Wie warten? Worauf denn? Ich habe eingekauft, bezahlt und möchte gehen. Zudem war mir bereits bekannt, dass heute Donnerstag ist (es gibt schließlich eine Katze, die an Donnerstagen immer (immer noch) adoptiert werden will) und wenn ich wissen will, wie spät es ist, schaue ich auf die Uhr. – Nicht doch. Heute sei Happy Hour. – Wie? Was? Warum? Ich habe keinen Durst und bin überdies mit dem Wagen da und will keinen Alkohol. – Haha, doch nicht so eine Happy Hour, sondern eine für den Flu Shot. Heute, und nur heute, dem Donnerstag vor C-Day,  gibt’s traditonell seit Anbeginn der Welt bei Walgreen’s zwischen 9 und 10 Uhr abends zwei Grippeschutzimpfungen zum Preis von einer. – Aber ich will doch gar keinen Flu Shot. Ich habe Besuch und will nach Hause. Außerdem bin ich allein hier. Wie soll das gehen? Gibts in so einem Fall dann einfach 2 Spritzen, eine rechts, eine links, oder wie? Und wie gesagt: ich halte nichts davon und ich  brauche keine Imfpung. – Ganz egal, ich müsse das so sehen, das sei ein Schnäppchen: “One shot is totally free.”

Ich bin wirklich ein Glückspilz, denn es erschienen wahrhaftig Impfwillige und sie hat mich, wenn auch mit völligem Unverständnis, ungespritzt ziehen lassen. Ich glaube, das ist ein grundsätzliches interkulturelles Problem: unbenommen davon, ob man Bedarf hat, oder nicht, ist es hier ein Sakrileg, ein Sonderangebot nicht zu akzeptieren. Wenn es zwei Gallonen Milch zum Preis von einer gibt, hat man beide zu nehmen und lieber eine später verdorben wegzuwerfen, als laut zu sagen, dass einem eine reicht. Damit macht man sich verdächtig.

Ich möchte gar nicht wissen, auf welchen Schwarzen Listen ich schon stehe. Wehe, wenn Konsumverweigerung dereinst ein Straftatbestand wird.

Gerade auf der Straße

Zwei der hiesigen Schnattergirlies reden laut und wild gestikulierend gegeneinander an (ich bin immer wieder versucht, in solchen Situationen zu sagen, “erzähl’s nochmal, aber ohne Hände”), als ein drittes dazukommt, eben ihr Handy wieder in das an der Handtasche bamselnde pinkfarbene Glitter-Handytäschchen zurückstopfend.

Erwartungsvolle Frage, mit Armen und Beinen hampelnd: “And? What did he say?” – Lakonische Antwort: “Hi, this is Mark. Leave me a message.”

Gemeinsam eng untergehakter Abgang nach rechts.

The Great California ShakeOut

Am 15. Oktober übt Kalifornien Erdbeben:

“At 10:15 a.m. on October 15, millions of Californians will drop, cover, and hold on in the largest earthquake drill ever. Click one of the buttons at right to register today, and then get ready to ShakeOut!” Natürlich habe ich auf den Button für “Individuals and families” gedrückt und mich angemeldet. Man hat mir versprochen, mir fortan täglich Erdbeben-e-mails zu schicken, habe sicherheitshalber einen neuen Account dafür angelegt (“shake42@…”). Ich werde euch auf dem laufenden halten, hier erst mal das Trainings-Video.

http://www.shakeout.org/downloads/broadcast/ShakeOut_Drill_Broadcast_English_Video_Web.mov

shake

“You’ll be sorry!”

Wenn ich diesen Jingle der Video Company noch einmal höre, dann beiße ich ins Autoradio. In den Spots wird damit geworben, dass die Video Company die größte Auswahl an Fernsehern und Kameras etc. habe, und kein anderer in Punkto Qualität und Preis mithalten könne. Wenn ein Kunde wirklich woanders einkaufe, sei er – weiß Gott – selbst schuld.

Und dann singt ein gemischte Chor mit aller menschenmöglichen Häme in den Stimmen: “You’ll be sorry…”

Herr Kaiser

heißt hier Mr. Lee. http://www.farmersagent.com/jlee7/

Heute habe ich bei der Farmer’s Insurance (da ist unser Auto versichert) angerufen, um herauszufinden, was zu beachten sei, wenn jemand anderer als Toni oder ich das Auto fahren.

Wie Jeff schon selbst sagt “this may sound strange to you…”: wenn nämlich der nicht in der Police stehende Fahrer im selben Haushalt lebt und/oder gar in einem verwandtschaftlichen Verhältnis steht, dann ist er nicht versichert. Handelt es sich hingegen um einen wildfremden Menschen, also, wenn ich das Auto jetzt zB an ihn, Jeff, ausleihen würde, dann wäre er, Jeff, und auch jeder andere wildfremde Mensch “covered”. Warum? Ach, er habe da schon so viel erlebt… beispielsweise Männer mit einem “record for drunken driving”, deren kreuzbrave stocknüchterne Gattinnen das Auto anmeldeten und dann doch die Suffköppe fahren ließen. Oder die Sechzehnjährigen (mit 16 darf man hierzulande den Führerschein machen, mit 21 Alkohol trinken). Also nicht alle, manche seien “reasonable kids with reasonable parents”, aber die anderen. Wettrennen veranstalten, betrunken fahren oder gar drogenberauscht – “kids with a new toy”…

Zum Glück habe ich Karin seinerzeit nicht adoptiert, wir können uns also beim Autofahren auf unserem Trip nach Yosemite (am Freitag gehts los) abwechseln.

Railroad Bill

Mir war auch so, als pfiffen die Caltrains lauter als noch vor einiger Zeit – andererseits hätte es natürlich auch sein können, dass das sensible Gehör meines derzeitigen Gastes mir den Lärm erst wieder ins Bewußtsein gerufen hat. Die “Horns” klingen nämlich wirklich wie Ozeandampfer im größten vorstellbaren Waschküchennebel. Jetzt wissen wir endlich, woran es liegt (ich zitiere aus der e-mail einer nicht genannt sein wollenden sächsischen Quelle):

“Ich glaub’s ja erst, wenn ich nix mehr hör: http://caltrain.com/news_2009_10_06_horn_noise.html