Reisender, kommst du nach Yosemite… dann kommst du dem Bären nicht aus. Entweder auf Warnschildern, oder als ekelige Schnitzerei oder sonstwie versouveniert, zum Beispiel auf Bumper Stickers,
oder angesichts der “bear proof” Mülltonnen, den leuchtend gelben Gedenkmarterln am Straßenrand, wo mal wieder ein depperter Tourist einen Bären totgefahren hat oder dem Touri-Hybrid-Shuttle-Bus, der abwechselnd Fahrziel oder Bärenwarnung in Leuchtschrift anzeigt.
Wir haben keinen einzigen Bären gesehen, dafür aber jede Menge Hörnchen (Chipmunks)
(A, B, C – das ganze Alphabet rauf und runter, auch Eich-), Vögel in unendlich vielen Blauschattierungen, Rehherden, und einmal sogar einen Hirsch im Vorgarten. Und Bäume. Majestätische uralte Sequoias (der älteste ca. 1800 Jahre alt), denen Wetter und Feuer nichts anhaben konnten, und ein paar ganz wenige versprengte Laubbäume. Bei denen ging mir dann auch wieder das Herz auf; sie lassen Licht und Sonne durch und zeigen wenigstens einen Ansatz von herbstlicher Färbung. Das heißt in diesen Wäldern, erst grün, dann hell-, dann dunkelbraun und dann am Boden – Indian Summer gibt es nicht.
Spätsommer schon. Wir hatten das riesige Glück, das letzte schöne Wochenende des Jahres zu erwischen; für Montag war eine Schlechtwetterfront vorhergesagt, mit Sturm, schwerem Regen, in den hohen Lagen Schnee und erste gesperrte Straßen. Für uns war alles geöffnet und so haben wir uns die Mariposa Grove erwandert, an der Wawona Tunnel View
mit großer Ehrfurcht Yosemite Valley, El Capitan, die Bridalveil Falls und den Half Dome bestaunt, abseits von den Hauptwegen in Flußtälern gepicknickt, mit Freude zur Kenntnis genommen, dass (nachdem es vor zwei Wochen schon einmal geregent hatte) der eine oder andere Wasserfall nicht nur ein moosiger Streifen an der Felswand war und uns viel draußen an der frischen Luft bewegt. Es sei denn, wir kamen durch die Gebiete, in denen es vor ein paar Wochen Feuer (wild oder kontrolliert) gab, dort hing der Brandgeruch noch sehr fest.
Außerdem haben wir gelernt, dass die Parkpolizei mit “oh Ranger” anzusprechen sei, wenn man denn eine Frage zum Wohlverhalten in der Natur hat.
Wir erwägen, uns um eine Position als “Junior Ranger” zu bewerben: http://www.nps.gov/yose/forkids/beajuniorranger.htm
Ich hatte gleichermaßen Muskelkater in Armen und Beinen, ersteren vom Rumgekurble auf den Paßsträßchen, letzteren vom ewigen auf und ab in den Wäldern – ich fürchte, aus mir wird nie ein echter Waldläufer (dafür kann ich gut Karl May zitieren) – was habe ich diese Drecksnatur verflucht, wenn’s mal wieder nur bergauf ging. Hat sich aber immer gelohnt, entweder wegen der Aussicht oder der touristenfreien Ruhe. Oder beidem.
Wir haben in diesen drei Tagen eine ungefähre Ahnung von der Schönheit des Südlichen Teils des Yosemite Nationalparks bekommen – und ich habe, angesichts der herrlichen Photos von Ansel Adams den Vorsatz, da auch im Winter mal hinzufahren.


Wenn ich warme Stiefel gekauft habe.