Covenience*

Convenience ist hierzulande das A&O, ob es sich um essfertig vorproduzierte Mahlzeiten, Kreditkartenkonditionen oder die Rückgaberichtlinien von Kaufhäusern handelt. (Es wäre hingegen vermessen, den Öffentlichen Nahverkehr sowie Behörden mit diesem Begriff in Verbindung zu bringen.) Wahrscheinlich ist der Anspruch auf höchstmögliche Kundenbequemlichkeit in einem mir nicht vertrauten Zusatzartikel zur Verfassung verankert.

Sehr convenient sind die Ă–ffnungszeiten meines Friseurs, unter der Woche bis abends um 09:00, an Wochenenden von 10:00 Uhr frĂĽh bis 06:00 Uhr abends. Besonders convenient ist, dass meine Friseurin  ihre aktuelle Kundin mit halbfertig bemalten Nägeln und dem Hinweis, dass Cindy nachher das Finish machen werde, sitzen lieĂź und mich eiligst mit vielen “my dears” und “sweethearts” ins Hinterzimmer komplimentierte, um mir erst mal ein Paket Kaffee zu schenken. Warum? Weil ich ihr doch zugeraten hätte, die Reise in die alte Heimat nach Vietnam zu machen und das war “the trip of my life”.  Wie das? Sie sei in den Siebziger Jahren einer der Vietnam-Boat-People-FlĂĽchtlinge gewesen und hätte sich nun, nach so vielen Jahren, wieder mit ihrem Herkunftsland versöhnt. Und ohne meine Ermutigung wäre sie doch nie im Leben gereist. Ich fand’s viel zu viel der Ehre, aber sie hat sich nicht abbringen lassen. Dann bekam ich einen vietnamesischen Kaffee gekocht und zum guten Schluss die Haare geschnitten.

A bissele inconvenient möcht’s fĂĽr die andere Kundin gewesen sein, als ich ging, wartete sie immer noch mit Papierfetzelchen zwischen den Zehen auf “Finish”.

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* gemäß Webster’s dictionary:
“Entry Word: convenience
Function: noun
Meaning: something that adds to oneĘĽs ease <a house with all the modern conveniences that buyers have come to expect> — see comfort 2″


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