Zahn um Zahn

Bei mir ums Eck wurde eine neue Zahnarztpraxis eröffnet, ach bewahre, keine simple Praxis, nein, vielmehr ein “Dental Care Center”. Was Frau Dr. Diaz (glaubt man dem  Photo sieht sie aus wie knappe 20, referenziert aber auch auf 20 Jahre Berufserfahrung), “Caring for San Bruno with Trusted Dental Excellence” nicht alles anbietet… Da wäre zum Beispiel das “Welcome Dental Exam” – neben der Vorsorgeuntersuchung im Eröffnungsangebot für nur $49 (“Regular Value of $182”) gibts noch ein “complimentary home care kit with instructions”. Oder Zähne bleichen, für “a more cheerful and confident you”. Sie wartet darüber hinaus auf mit “TV and Headsets, Intraoral Camera – See your Dentistry on TV” – wenn schon sonst nix, wird wenigstens der Zahn zum Star.

Der Schnäppsche-Doktor mit Mundkamera. Daran werde ich mich wohl noch lange nicht gewöhnen.

S.A.D.

SAD = (Englisch – seasonal affective disorder) Winterdepression … das passt aber mal gut.

(CA hilft im übrigen ausgezeichnet dagegen.)

SciFi

Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viele Filme gesehen wie hier und in der letzten Zeit waren es gehäuft Science Fiction Parodien. Zu den Perlen zählen: “Dr. Who” (ab 2005), “Starhyke” und “Hyperdrive”, alle drei BBC Fernsehserien und jede auf ihre Art urkomisch.

Ganz anders und besonders schräg ist “Trippin the Rift” (eine kanadisch-amerikanische Koproduktion) und Menschen mit schlechtem Geschmack anempfohlen, die – zum Beispiel – “Drawn Together” schätzen.

Ich meine ja nur, für den Fall, dass ihr noch länger lange Winternächte haben solltet… (Sind im übrigen alle bei amazon.co.uk erstaunlich günstig erwerbbar.)

Zensus

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Obama ausging, dass alle Welt (aka United States of America) geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste (seit 10 Jahren) und geschah zur Zeit, da Schwarzenegger Statthalter in Sacramento war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

NNNjjeiiinn. Es ist vielmehr so, dass ein jeder Haushalt in den letzten beiden Wochen erst einen Brief und dann eine Postkarte bekommen hat, jeweils mit der Botschaft, dass demnächst aber ernsthaft der Volkszähungsfragebogen ankommen würde. Darüber hinaus hängen an jeder beklebbaren Wand Plakate, es gibt Radio- (und bestimmt auch Fernseh-) Werbespots. Es geht immer nur um das eine: Jeder muss mitmachen, nur so könne die (Bundes-) Regierung jeder Gemeinde ihren “fair share” an “funds for highways, school, health facilities, and many other programs you and your neighbours need”  zuteilen. (Man beachte die Prioritäten – erst mal Autobahnen bauen…)

Nichtausfüllern wird mit sanftem Nachdruck geholfen: “If you don’t mail the form back, you may receive a visit from a census taker, who will ask you the questions from the form.” – Erinnert mich an den Titel eines alten Programms von Uli Keuler: “Zuwiderhandelnde werden von unseren Saalordnern geschunkelt.”

Ganz am Rande: ich habe in diesem Zusammenhang einem jungem Menschen vom großen Volkszählungsboykott 1987 erzählt und obwohl ich mittendrin dabei war und durchaus ein politisch bewußter Mensch konnte ich gar nicht mehr recht zusammenfassen, worum es uns eigentlich ging. Nur noch so ein schwammiges “kein gläserner Bürger sein und persönliche Daten von allgemein statistischen trennen und so…” Hier hingegen fragen sie ganz unverfroren ” What is your telephone number? We may call if we don’t understand an answer.”

Die Amerikaner haben ja immer große Angst, dass irgendwas zu lange dauert und sie dabei Zeit verlieren (also bloß nicht selber Kartoffeln schälen, kochen, stampfen, sondern Betty Crocker’s Fertigpampf kaufen, der fast besser schmecke als home made…). Die Volkszähler kennen ihr Volk und seine Ängste und deswegen gibt es auf ihrer website ein lustiges Zeitaufwandschätzquiz: http://2010.census.gov/2010census/how/about-the-form.php

Ohren auf!

Dass ich mir meinen Commute, also die Fahrten zum und vom Büro mit Hörbüchern aufwerte, habe ich ja schon erzählt. In der letzten Zeit habe ich mich durch den ganzen Görner gehört (Lutz Görner, Rezitator und einem jeden von Herzen empfohlen). Den März habe ich mit T.C. Boyles Wassermusik eingeläutet, ganz arg schön. Gerade hat Mungo Park aus London die Einladung bekommen, eine 2. Expedition zum Niger zu unternehmen. Und jetzt? Aus unerfindlichen Gründen habe ich nur 3 von x CDs und nun werde ich

– wenn nicht ein Wunder geschieht –

wohl ich nie erfahren, wie Ned Rise und Mungo Park in Afrika aufeinandertreffen…

Andererseits: Wunder gibt es immer wieder. Gell, Rainer?

“Alice in Wonderland”

in Imax 3D (das wäre nicht nötig gewesen) – ich bin sehr begeistert. Tim Burton hat eine wunderbare Entwicklungsgeschichte daraus gemacht, die Besetzung ist – wie gehabt – geglückt (Mia Wasikowska eine ideale Alice, Johnny Depp und Helena Bonham Carter gehören ohnehin zur Crew, Stephen Fry spricht die Cheshire Cat), Danny Elfman hat wieder komponiert; mir hat das Alice-Lied im Abspann, gesungen von Avril Lavigne ausgesprochen gut gefallen.

Jabberwocky habe ich mir genauso vorgestellt -hier die Übersetzung von Lewis Carrolls Gedicht ins Deutsche:

Der Zipferlak

Lewis Carroll, aus “Alice hinter den Spiegeln”, Übersetzung: Christian Enzensberger

Verdaustig war’s, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben.

“Hab acht vorm Zipferlak, mein Kind!
Sein Maul ist beiß, sein Griff ist bohr.
Vorm Fliegelflagel sieh dich vor,
dem mampfen Schnatterrind.”

Er zückt’ sein scharfgebifftes Schwert,
den Feind zu futzen ohne Saum,
und lehnt’ sich an den Dudelbaum
und stand da lang in sich gekehrt.

In sich gekeimt, so stand er hier,
da kam verschnoff der Zipferlak
mit Flammenlefze angewackt
und gurgt’ in seiner Gier.

Mit Eins! und Zwei! und bis auf’s Bein!
Die biffe Klinge ritscheropf!
Trennt’ er vom Hals den toten Kopf,
und wichernd sprengt’ er heim.

“Vom Zipferlak hast uns befreit?
Komm an mein Herz, aromer Sohn!
Oh, blumer Tag! Oh, schlusse Fron!”
So kröpfte er vor Freud’.

Verdaustig war’s, und glaße Wieben
rotterten gorkicht im Gemank.
Gar elump war der Pluckerwank,
und die gabben Schweisel frieben.

Full House

Am Wochenende waren Wiltrud, Ingmar und Ruth auf dem Rückweg vom Lake Tahoe nach Michigan in San Bruno zu Besuch.

Mit vier Menschen sind Haus und Garten auf einmal sehr belebt und ich habe mit Freude festgestellt, dass im Gästezimmer immer lässig noch einer mehr Platz hat…

Die Wettergötter waren gnädig mit uns, obwohl Regen vorhergesagt war, haben wir trocken und mild besonnt San Bruno entdeckt, in Pacifica beim Hochstand der Flut (das sind dann schon sehr ordentliche Wellen, kein Wunder, dass die Ecke als Surfer-Paradies gilt)  Strand und Pier ergangen, und nebenher unser bestes gegeben, die Vorräte aufzuessen.

Am Samstag sind wir über die Golden Gate Bridge (“Die ist gar nicht gold, und ein Gate ist das auch nicht. Das ist nämlich eine Brücke.” – Du hast ja so recht, Kind. Inzwischen habe ich eine Antwort für dich: “Benannt wurde die Brücke nach der natürlichen Einfahrt zur Bucht von San Francisco. Diese Einfahrt (the Golden Gate, das Goldene Tor) ist 1,6 Kilometer breit. Die Buchteinfahrt erhielt um 1846 während des Goldrausches in Kalifornien ihren Namen Golden Gate oder Chrysopylae von Captain John C. Fremont, den die Meeresstraße an das Goldene Horn (griech. Chrysoceras) in Konstantinopel/Istanbul erinnerte.”)

…also über die Golden Gate Bridge mit einem schnellen Blick auf Sausalito (“Siehst du die vielen Hausboote?”) und einem Abstecher in San Quentin, ja, genau, dem Knast. Jetzt muss ich doch  ausholen. Die Auffahrt zum Gefängnis ist gesäumt von wunderhübschen am Hang gelegenen Häuschen, mit blühenden Bäumen und Spielzeug in den Gärten, wie in einem Kitschfilm über Smallville, USA. Das Ende dieses Bilderbuchsträßchens bilden die Gefängnistore, Wachtürme und schwerbewaffnete Guards. Im öffentlich zugänglichen Bereich liegt – na was wohl, wir sind schließlich in Amerika – richtig: “The San Quentin Gift Shop” (samstags aber leider geschlossen).

Keine Knastsouvenirs (“Warum kriegen die bösen Leute so ein großes Haus”), aber dafür Hunger, leider war Downtown San Quentin nicht auffindbar. (Gibts entweder nicht, oder sie hattens mal wieder verlegt.) Dafür fand sich in San Rafael ein Saloon mit entzückender angeschlossener Terasse auf der Pier und gereicht wurden fangfrische große Krabben (wahlweise ein Berg Chocolate Chip Pancakes…).

Ein kurzer Abstecher im China Camp State Park

und dann wollten wir weiter nach Berkeley. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt, da finde ich doch immer die Innenstadt mit den netten Hippie-Ständen nicht. So auch dieses Mal. Aber Wiltruds Freund Garrett, der Antiquar, kauft dort regelmäßig ein, war per Handy erreichbar und wußte genau, wohin. (Wiederholen und merken: Telegraph Street, Telegraph Street, Telegraph Street!) Da habe ich Downtown Berkeley auch mal wieder gesehen und Ruth besitzt seitdem ein zum Rock ihrer Puppe passendes Batikkleid mit einem dicken Smiley auf dem Bauch.

Über die Bay Bridge sind wir an der hell erleuchteten Skyline vorbei nach Hause gefahren, schnell noch fertig gepackt und dann war der Besuch auch schon wieder vorbei. Viel zu kurz!

Sonntags hat der San Bruno Wind die Wäsche ganz schnell trocken geblasen – Ollie kann am Freitag kommen.

Sweets for my Sweet

Zur Zeit sind wieder überall Pfadfinderinnen unterwegs, die für irgendein Fundraising “Girls Scout Cookies” verkaufen (Jungs verkaufen “World’s Best Chocolate” – hab’ dem Nachbarsbuben schon drei Riegel abgekauft). Ich vermute, dieses Utensil (unten) setzt man für Cookies ein, die auf dem Basar der NRA verkauft werden sollen…