Onomastik

Ein amerikanischer Kollege mit deutschen Wurzeln wollte mir jĂŒngst helfen und hat den Begriff “White Trash” kurzerhand mit “WeißmĂŒll” ĂŒbersetzt.

Wirft das jetzt einen Schatten auf Tarzans Herkunft?

Beware of the taxman

Weil es letztes Wochenende geregnet hat, hatte ich keine Ausrede mehr und meine SteuererklĂ€rungen erledigt und per e-filing gleich bei den jeweiligen Finanzbehörden hochgeladen. Plural deswegen, weil man eine fĂŒr die IRS macht (Federal) und dann noch einmal eine fĂŒr den Bundesstaat (State).

Im ersten Jahr hier war das ganz einfach: Steuern erklĂ€rt, hochgeladen, ein paar Wochen spĂ€ter 2 Schecks bekommen, fertig. Im zweiten Jahr hatte Kalifornien Schwierigkeiten, mich im System zu finden (und war außerdem knapp bei Kasse), so dass es eine ganze Weile gedauert hat, bis wir zu Rande kamen. Dieses Jahr ist alles ganz anders: Federal muss ich Steuern nachbezahlen (pĂŒnktlich vor oder am “Tax Day”, dem 15. April), von Kalifornien habe ich Geld zu bekommen. Kalifornien steht vor dem Staatsbankrott. Direkt gewundert hat es mich folgerichtig nicht, dass das “State of California Franchise Tax Board” mir heute einen Brief geschickt hat, in dem sie meine Existenz ganz grundsĂ€tzlich bezweifeln und ich aufgefordert werde, den Gegenbeweis anzutreten. Mit ca. einer Tonne Papier.

Sie sagen, dass sie nach sorgfĂ€ltiger PrĂŒfung möglicherweise erwĂ€gen werden, mich als steuerzahlende Daseinsform anzuerkennen und mir mein Geld zu schicken.

All the Queen’s Men (2001)

Das ist so ein Film, den man sich anschaut, weil Eddie Izzard darin eine Hauptrolle spielt (er ist brilliant). Leider ist das aber auch so ein Film, bei dem man nicht aufhört sich zu fragen, warum er eigentlich nicht gut ist. Die Story ist an sich ganz spannend: ein britisches Special Forces Team (buntgemischt und vorhersehbar: der alte Schreibtischhengst (James Cosmo), der junge amerikanische FallschirmspringerdraufgĂ€ngerheld (Matt LeBlanc aus “Friends” – wĂ€r der bloß mal bei seinen Serienfreunden geblieben), ein alltagsuntaugliches Fast-noch-Kind-Genie (David Birkin) und der Transvestit, eigentlich ein Vorzeigesoldat, aber wegen der Vorliebe fĂŒr Frauenkleidung unehrenhaft entlassen (gewesen). Den gibt natĂŒrlich Eddie Izzard. Brilliant, das hatte ich bereits erwĂ€hnt.

Zeit ist die Endphase des 2. Weltkriegs. Die Truppe soll eine Enigma klauen. Aus einer Fabrik, in der nur Frauen arbeiten – also springen sie als Drag Queens ĂŒber Berlin ab. Das hĂ€tte so komisch werden können, aber leider verschenkt die Regie stĂ€ndig Möglichkeiten und kann sich nicht festlegen, ob’s eine Klamotte oder ein RĂŒhrstĂŒck oder ein Heldenepos oder ein Antikriegsfilm werden soll. Also rĂŒhrt sie VersatzstĂŒcke aus allen Genres durcheinander. Dass dabei ein paar wirklich gute Szenen gelingen, ist wahrscheinlich Zufall und hoher Schauspielkunst geschuldet. Meistens aber fehlt genau das eine Quentchen, das es fĂŒr einen guten Film gebraucht hĂ€tte. Ich war manchmal richtig wĂŒtend.

Quentin Tarantino muss diese Vorlage kennen, denn er hat sich gut daraus bedient: der eloquente weltgewandte Hans Landa wird hier von Karl Markovics gespielt. Als Eddie Izzard Fan kommt man auf seine Kosten. Der nĂ€mlich gibt eine Kraft-durch-Freude-Truppenunterhalterin und gotthilffischert (mit “Hoch auf dem gelben Wagen” und dergleichen Weisen) einen Saal voller mitgröhlender hoher Nazichargen (wĂ€hrend der Rest der Truppe die Enigmen erkĂ€mpft).

Trotzdem schade um die vielen verschenkten Ideen.

Der CalTrain ist pleite

und hat heute seinen Sparplan vorgestellt, der im wesentlichen darauf hinauslĂ€uft, den Service drastisch zu reduzieren und dafĂŒr die Preise zu erhöhen.

Caltrain will hold community meetings and public hearings to take public comment on a proposed declaration of fiscal emergency and proposed adjustments to Caltrain service and fares to become effective July 2, 2011.

The proposals to be considered:
– Reduction of weekday trains to 48 from 86 to run during commute hours only, and any necessary adjustments to shuttle bus services
– Suspension of weekday service at up to seven of the following stations: Bayshore, South San Francisco, San Bruno
(Hervorhebung von mir), Burlingame, Hayward Park, Belmont, San Antonio, Lawrence, Santa Clara and College Park
– Suspension of all service south of the San Jose Diridon station (Tamien, Capitol, Blossom Hill, Morgan Hill, San Martin and Gilroy)
– Suspension of weekend service, including Tamien shuttle and holiday service
– Suspension of special event service, such as baseball games and Bay to Breakers
– Increase base fare by 25 cents

Im Klartext heißt das, dass FahrgĂ€ste ein Auto brauchen, um zu irgendeinem Bahnhof zu fahren, an dem dann (möglicherweise) ein Zug zur Arbeit fĂ€hrt. Und dort $2.00 pro Tag fĂŒrs Parken löhnen. Die Fahrt nach Palo Alto kostet $6.50. Hin und zurĂŒck sind das nach aktuellem Stand $13.00 + Parken = $15.00 + (geschĂ€tzter) Tariferhöhung von einem Dollar per Strecke = $17.00. Pro Tag. Und das fĂŒr einen gammeligen Zug mit einer Ausstattung, fĂŒr die sich ein InterRegio schĂ€men wĂŒrde, der aktuell schon nur in StundenabstĂ€nden verkehrt und nach Umsetzung dieses Planes nicht einmal mehr abends und am Wochenende. Man weiß es nicht, aber hat die Autoindustrie hier wieder ihre schmutzige Hand im Spiel? (vergl. https://flockblog.de/?p=6703#comments)

FĂŒr knapp 20 Ocken kann ich nĂ€mlich viel Auto fahren und zwar immer, wenn ich will.

Seemann, lass das TrÀumen oder Der Blindbewerber des Tages

Heute hat mir ein Herr geschrieben, der “Irgendwas mit Sales” machen will. Er sei dafĂŒr hochqualifiziert, denn er verfĂŒge ĂŒber AWARDS: “Command Sailor of the Month,” Armed Forces Expeditionary Medal, Navy Good Conduct Medal, Southwest Asia Service Medal Liberation of Kuwait Medal, Battle Efficiency Ribbon, Coast Guard Joint Operations Ribbon, National Defense Medal, Small Arms Expert Medal, Sea Service Deployment Ribbon, “Command Sailor of the Month” twice sowie CERTIFICATIONS: Deep Sea Diver Certification, Firefighter, EMT/First Aid, Cruise Ship Diploma.

Ein Traumschiffdiplom und zwei Mal “Matrose des Monats” – also der hat uns gerade noch gefehlt. Mich deucht, da verwechselt wer “Sails” und “Sales”. Trotzdem, manchmal hĂ€tte ich gute Lust, so jemanden kennenzulernen.

Gewußt wie

Eingestellt hatten wir den Kandidaten, weil er vorgab, Know-how zu haben. Er hat sich aber leider als eher ahnungslos Fragender entpuppt: “Now. How?” und ist inzwischen nicht mehr bei uns tĂ€tig.

MĂ€nner, die mit BĂ€llen spielen

Am Wochenende ist Superbowl. Die SupermĂ€rkte ĂŒberschlagen sich mit Sonderangebotsaktionen: wer Bier kauft, bekommt Chips dazu geschenkt, wer Chips kauft, der bekommt SprĂŒhkĂ€se umsonst und außerdem sei der “Meat Truck” vorgefahren und man habe nun fĂŒr den “All Weather Barbecue Man” riesige Mengen Steaks zu kleinstem Preis vorrĂ€tig. Das stimmt tatsĂ€chlich, das Fleisch ist geradezu absurd billig.

Der Superbowl ist ein eminent wichtiger Wirtschaftsfaktor – wer Rang und Namen hat, muss als Werbender dabei sein – VW ist da ein nettes KabinettstĂŒckchen geglĂŒckt: http://mashable.com/2011/02/03/vw-super-bowl/

Wer zum Spiel anreist (man erwartet in der Dallas/Fort Worth/Arlington Region um die 200.000 Besucher) wird an den Stadtgrenzen davor gewarnt, anderweitigen Fleischbedarf zu decken. Wegen der großen Zahl minderjĂ€hriger Zwangsprostituierter, die eigens zum Event eingeflogen werden, stellen FrauenverbĂ€nde und Polizei auf riesigen Billboards Photos erwischter Freier aus – mit der sĂŒffisanten Unterschrift “Dear John*,  You Never Know! This Could Be You!”

Ich denke, ich werd’s halten wie bei jedem sportlichen Großereignis und das ganze noch nicht einmal ignorieren.

*”Johns” sind im hiesigen Sprachgebrauch Freier.

Annual National Prayer Breakfast (formerly known as Presidential Breakfast)

Hier in Amerika sind Staat und Kirche streng getrennt – zumindest in der Theorie. In der Praxis organisiert die fundamentalistische “Family” (http://bit.ly/18hLDN) alljĂ€hrlich am 1. Donnerstag im Februar in Washington, D.C. ein Event gemeinsamen Gebets und christlichen Lobbyismus’. Zu den StargĂ€sten der letzten Jahre zĂ€hlen unter anderem Mutter Theresa, Bono und Tony Blair. Obamas VerhĂ€ltnis zur Religion ist nicht unumstritten (die Tea Party ist sicher, es handle sich beim PrĂ€sidenten um einen nicht auf amerikanischen Grund geborenen Moslem) und deswegen gab’s dieses Jahr einen Riesenbohei um’s prĂ€sidiale Gebet. Die Kritiken waren nicht schlecht, er wird wohl nĂ€chstes Jahr wieder antreten dĂŒrfen: http://bit.ly/gkQkr7