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Ich hatte heute Kopfweh und Carolina den Ehrgeiz, mich schmerzfrei zu entlassen. Per aspera ad astra – das heißt, alle Aua-Knoten werden so lange trätiert, bis man Sterne sieht. Und sich nicht einmal im Traum mehr trauen würde, Kopfschmerzen auch nur beiläufig zu erwähnen.

Alles freuet sich und hoffet, wenn der Frühling sich erneut

In meine Einfahrt einbiegend, nehme ich im Licht der Schweinwerfer einen großen dunklen amorphen wackeligen Klumpen wahr. Man veramerikanisiert ja zusehends und so ist mein erster Impuls, die Flutlichtaußenbeleuchtung (am besten per Akustiksignal) anzuwerfen und den Trespasser in meinem Driveway mit Waffengewalt zu vertreiben.

Nix is. Meine Außenbeleuchtung läßt sich nur von innen einschalten und funzelt dann mit 40 Watt müde vor sich hin, die Privilegien des 2. Amendment stehen mir als Legal Alien nicht zu und die japanischen Edelstahlmesser hat immer noch keiner geschliffen. Also mutig auf den quietschenden Wuselhaufen zugeschritten – und verdutzte Waschbären bei Intimitäten behelligt.

Schätzungsweise werde ich bald Rakoon-Tante.

Kind im Kanal

Weder Beten noch die Autobahnleuchtschilderhetzjagd haben geholfen. Der kleine Bub, der vor zwei Wochen entführt worden war, wurde gestern tot geborgen. Die Fahndung nach dem Täter geht weiter.

MFG – der Säzzer

Über Spiegel online kann ich mich eigentlich bloß noch aufregen. Wie zum Besipiel heute, wo aufgeregt berichtet wird, dass in Ägypten Regmiegegner auf die Straße gehen. Wer zum Teufel ist Regmie? Hieß der bis gestern nicht Hosni? Und überhaupt: seit wann stehen wir mit Herrn Mubarak auf dem Duzfuß?

Wenn die nicht den Bastian Sick und seinen Zwiebelfisch hätten…  Was hatte ich Freude an dem ausgesprochen lehrreichen und amüsanten Artikel über den Worterfinder Philipp von Zesen und wie bedaure ich mit Herrn Sick, dass sich weder der “Meuchelpuffer” noch die “Dörrleiche” im deutschen Sprachgebrauch durchsetzen konnten. Es ist an uns, das zu ändern. Wie wäre es zum Beispiel beim nächsten bewaffneten Straßenraub mit dem Satz: “Mein Meuchelpuffer ist größer als deiner. Verschwinde! Oder ich mach dich zur Dörrleiche.”

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,742873,00.html

Beihilfe

Nachbarin Lyn hat gestern angefragt, ob ich wohl mit ihr einkaufen fahren könne, das Katzenfutter sei aus, und die armen Tierchen bräuchten doch jetzt in der Frühphase der Familiengründung besonders viel Energie. Da steht da diese hutzelige alte Dame mit großem Augenaufschlag vor einem – also ich kann ihr das nicht abschlagen.

Als Dank und Anerkennung war heute vor dem Büscheschneiden wieder Plastiktütenkloakendienst angesagt.

Eddie Izzard

Vielen Dank für die gute Empfehlung! Ich stimme absolut zu, wer Eddie Izzard noch nicht kennt, hat etwas verpaßt. Hier ein Ausschnitt aus einem früheren Programm, man zeige mir einen anderen Entertainer, der so glaubhaft renitente Orangen darstellt (7:18): http://www.youtube.com/watch?v=B6wKLx2qqiM

Wer kennt die Szene in der Darth Vader in der Kantine des Todessterns Penne All’Arrabiata bestellt? Genau, die ist von Eddie Izzard und hier sehr hübsch in Lego: http://www.youtube.com/watch?v=Sv5iEK-IEzw

“Klimawechsel”

heißt eine Mini-Serie von Doris Dörrie. Es geht um Wechseljahre, Midlifekrisen, das böse böse “M-word” und das Älterwerden, wenn der eigene Körper zum Fremdkörper wird und Hormone die Psyche über Achterbahnen jagen. Kann man damit umzugehen lernen und wenn ja, wie? Eigentlich wollte ich gestern Abend nur mal kurz reinschauen, ein, zwei Folgen vor dem Schlafengehen. Von wegen. Kurz nach 3 Uhr heute früh hatte ich alle 6 Epsioden weggeguckt und eine Sternstunde deutschen Fernsehschaffens genossen. Großartige Schauspieler und eine Liebeserklärung an München. Und dann trifft sich ein Paar auch noch ausgerechnet im Tobacco – Mann, das weckt Erinnerungen… Ach was, keine Sentimentalitäten – gehet hin, seht euch die DVDs an und habt Freude dran!

PS: Danke!

Green Cleaning

Ein Staubsauger heißt Staubsauger, weil er Staub saugert. In Amerika heißt der Staubsauger “Hoover”, wobei 1 Hoover eine Lärmpegelmeßeinheit ist und für “Noch-fünf-Häuser-weiter-klirrt-der-Nippes-in-der-Vitrine” steht. Zur Ausstattung meines Häuschens gehörte neben 50er Jahre Kühlschrank- und Waschmaschinenmonster auch der “Dirt Devil”, proudly manufactured in der Krachmacherstraße, U.S.A.

Nach mehreren empririschen Versuchsreihen habe ich herausgefunden, dass der Zweck des Dirt Devil nicht darin besteht, sauber zu machen, sondern vielmehr den Nachbarn anzuzeigen, dass hier ein reinlicher Mensch wohnt. Weil ich es aber doch gerne halbwegs staubfrei hätte (was bei einer Blaseheizung ein sehr ehrgeiziges Unterfangen ist), habe ich einen iRobot angeschafft mit dem Ziel, ihn lärmen  zu lassen, wenn ich nicht zu Hause bin. Hat auch eine Weile lang wunderbar funktioniert, inzwischen beträgt die Akku-Laufzeit (des selbstverständlich nicht austauschbaren Akku) allerdings unter 10 Minuten, und nicht einmal ein kleiner roter Roboter schafft in der Zeitspanne mehr als ein paar Bahnen, geschweige denn ein ganzes Zimmer oder gar Haus.

Wie Lenin stand ich vor der Frage: Was tun? Wie gut, dass ich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten lebe, da, wo der technische Fortschritt zu Hause ist. Denn hier gibt es “Green Cleaning”, was nicht etwa bedeutet, dass man eine Ziege auf die Brösel losläßt. Nein, man kauft einen Carpet Sweeper. Von der Firma Bissell. Das Produkt ist seit 1916 auf dem Markt, wird neuerdings damit beworben, dass es “cordless” und stromfrei zu betreiben sei und unterscheidet sich in nichts von der Teppichkehrmaschine, die meine Mutter in den frühen Siebzigern erleichtert entsorgt hat. Lenin hat recht: nur die Arbeitskraft des Proletariats führt zum Sieg (hier über den Schmotz, den schmotzigen).

Wie isset?

“How are you?” bedeutet nicht, dass das Gegenüber wissen will, wie es einem geht, sondern ist eine reine Begrüßungsfloskel auf die man korrekt antwortet “Good/Awesome/All right – and how are you?” Dann sagt der andere vielleicht nochmal dasselbe und dann kann’s weitergehen. Ich war nicht wenig verblüfft, als der Einpackhiwi an der Kasse eben erwiderte: “I just reported in for duty and got fired. I am not really motivated to work my shift ’til 11:00pm today.”

Wie reagiert man in diesem Fall korrekt? Weiß Knigge sowas?