Jeff Bridges Filmwochen

“Crazy Heart” (2009). JB in der Hauptrolle als abgehalfterter Country Sänger, mit einem Leben (Suff, Geldmangel, gescheiterte Beziehungen, on the road again) wie Textbausteine für den nächsten Song zu Gitarre, Fiddle und Snare Drum. Großartig besetzt, unter anderem mit Maggie Gyllenhaal und Robert Duval.

Jeff Bridges kann spielen, kann singen und hat für diese Rolle zu recht endlich einen Oscar bekommen. Anschauen!

“Battle Hymn of the Tiger Mother”

Dieses kürzlich erschienene Werk der chinesischstämmigen Amy Chua  über ihre rigid-autoritären Erziehungsmethoden (und deren Erfolge) hat für viel Wirbel gesorgt. Grund dafür dürfte nicht nur die Angst Amerikas sein, vom ehemaligen Entwicklungsland China nicht nur wirtschaftlich überholt zu werden, sondern auch die natürliche Neigung des Amerikaners, sich Lebenshilfe aus Ratgebern holen zu wollen (getreu der Maxime “one size fits all”*) und der latente Zweifel eines jeden Elter, ob man denn wirklich “good parenting” betreibt. (Man unterscheidet hierbei die asiatische Tiger Mom, deren Mindesterwartung an das Kind ausschließlich Bestleistungen in der Schule sind und die damit droht, alle Stofftiere zu verbrennen, wenn das Klavierstück das nächste Mal nicht vollkommen fehlerfrei gespielt wird; den amerikanischen Parens helicopterus (“Chopper Mom”), der schon seinem winzigen Baby Einstein jedes Hindernis aus dem Weg räumt und fortan mit Argusaugen kreisend über ihm wacht, um die Brut jederzeit aus dem Feuersturm (mindestens) zu retten. Daneben gibt es noch – finde ich sehr hübsch – die meteorologisch korrekten “Scandinavian Curling Parents”.

Eine Beobachtung finde ich sehr klarsichtig. In der “chinesischen” Erziehung mit starkem Impetus auf Disziplin, Drill und Übung gehe es darum, ein Ziel zu erreichen, Wissen, Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erwerben.  Dabei traut man dem Kind die Stärke zu, rüde Methoden auszuhalten. Amerikanische Eltern trachten danach bei ihrem “poor baby” bloß kein Scheitern (no failure) zuzulassen – weswegen in ihrer Sichtweise die Verantwortung für schlechte Noten eher dem Lehrer als dem Schüler zuzuschreiben sind. Und dann wundern sie sich, warum ihre Kinder sie trotz aller gewährten Freiheiten genauso hassen wie Tiger Kids ihre strengen Tiger Moms. Übrigens sehr schön reflektiert in dem Erziehungsratgeber: “Get Out of My Life, but First Could You Drive Me & Cheryl to the Mall”.

* Die Bekleidungsindustrie ist (möglicherweise durch Schadenersatzzahlungen klüger geworden) hier einen Schritt weiter; T-Shirts und dergleichen werden inzwischen mit “one size fits most” beworben.

Man kann gar nicht früh genug anfangen

Eben beim Friseur: “Two pedicures for me and my sister and a manicure for the little one.” Die Kleine war allerhöchstens fünf und wollte den gleichen fancy Nagellack “wie letztes Mal”.

Kein Wunder, dass manche Sechzehnjährige hier bereits auf ihren zweiten “boob job” sparen…

Santa strikes back

Oooooops…

Wenn man der Werbung der Schuldenkonsolidierungsunternehmen Glauben schenken darf, sind sehr viele Amerikaner knapp vier Wochen nach Weihnachten vollkommen davon überrascht worden, dass sie jetzt für die Geschenke für ihre Lieben eine Kreditkartennabrechnung bekommen haben und bezahlen sollen.

Nicht wirklich überraschend. Der lose Umgang mit Geld zieht sich durch diese Nation: Jerry Brown (der neue Gouverneur) hat den “financial emergency” für Kalifornien ausgerufen (damit bekommt der Staat das Recht, Zahlungspflichten weit weit nach hinten aufzuschieben) und meine Bank bedrängt mich ständig, ich solle doch endlich einen Kredit aufnehmen, egal, ob ich den nun brauche oder nicht. Irgendwas kaufen will man deren Überzeugung nach doch immer. Benutzt man hingegen seine amerikanische Kreditkarte im Ausland, wittert dieselbe Bank sofort “Fraud” und sperrt die Karte vorsorglich. Dass gute US-Dollar in der Fremde ausgegeben werden, ist denen unendlich suspekt.

Ich bin ehrlich gespannt, wie lange das hier noch gut geht. Ich gebe ihnen noch ca. 10-15 Jahre.

Will ich in mein Gärtlein gehen…

Vor lauter “das noch schnell” und “dies noch g’schwind” (Menschen schwäbischer Herkunft können rein genetisch bedingt nichts ohne tempo anzeigendes Adverb erledigen) war’s für Zum-Strand-Fahren ein bißchen zu spät geworden. Nicht schlimm: ich habe einen Garten in sonniger Südwestlage, Kindle kann man überall lesen und das Meeresrauschen erspiele ich mir einfach. Draußen riecht es nach Sickergrube. Weil in der Wiese alle paar Meter diese Drecksnachbarkatzen ihre Haufen plaziert haben. Meine greise Nachbarin scheint ihre Streuner mit Kittekat der Duftnote “extra stinky” zu füttern.

Also erst mal nicht beschaulich in der Sonne Kuchen essen und schmökern, sondern sage und schreibe ein Dutzend dieser Scheißhaufen in Plastiktüten einsammeln, mehrfach verknoten und der Versuchung widerstehen, die Stinkbeutel über den Zaun in Lyns Garten zu werfen (wer füttert sollte sich von Rechts wegen auch der Entsorgung der Verdauungsprodukte annehmen müssen). Mein einziger und bestgehaßter Zuschauer war eine besonders perfide Katze, die hatte es sich breit grinsend auf dem Gartenzaun in der Sonne gemütlich gemacht und weder auf in die Hände klatschen noch auf laut “Gschhhh, Gschhhh” machen auch nur andeutungsweise reagiert.

Ich sollte mir Carmens Hund mal für ein paar Tage ausleihen – in deren Garten hat sich noch nie eine Katze blicken lassen.

Child Abduction

Radio und Fernsehen senden inzwischen wieder normal (also von ständiger Werbung unterbrochen), in den Nachrichten ist die Kindesentführung nur noch ein Fernerliefenthema. Nur an den Autobahnen stehen am inzwischen 4. Tag in Folge die Leuchtzeichen mit denen nach einem silbernen Toyota Corolla mit dem CA-Kennzeichen 6HBW445 gefahndet wird. Irgendwie schon grausig.

4/7

Carolina ist nicht zufrieden. Ich soll weniger arbeiten und die Maus mal Maus sein lassen. Finde ich ja auch. Aber ich bin immer noch jung genug, um das Geld zu brauchen…

Davon abgesehen sind sieben einstündige Massagen ein ungeheuer luxuriöses Geschenk – ich gehe immer ganz beschwingt von dannen und gedenke eurer. Das habt ihr nun davon.

Amber Alert

Heute ist ein vierjähriges Kind entführt worden. Seitdem werden alle Radio- und Fernsehsendungen in 10-Minuten-Abständen von “Child abduction alerts” unterbrochen und die gelben Leuchtschriftanzeigen am Highway blinken Fahrzeugtyp und Nummernschild des Verschlepperfahrzeugs in die Nacht. Die website http://www.amberalert.gov/ ist seit Stunden wegen Überlastung nicht erreichbar.

Auch wenn’s einer guten Sache dient: das ist hier schon ein Volk von Hilfssheriffs.

Mein heutiger Lieblingsbewerber

bewirbt sich um eine Position als Java-Entwickler (wir wollen mindestens 3-5 Jahre Berufserfahrung):

Basic in Java/C++, highly competent with Microsoft Word, Power Point, Excel, and most research engines. Avid gardener and organic vegetable grower. Kite surfer in training.” Er ist zwar nicht vom Fach und kann auch nicht mehr als jeder Standarduser. Aber (fast) Drachen fliegen.

Wenn wir je mal jemanden brauchen, der die Belegschaft mit Gemüse versorgt – dann ist das unser Mann!