Neue MĂ€nner braucht das Land –

oder solche Bewerber: “I am physical fit to lift over 50 lbs of equipment and have worked in climate controlled environment for long periods of time. I look forward to  discuss my qualifications in the near future.”

Darf ich das so verstehen, dass er auf die 60lbs hintrainiert?

Going Postal 2011

Ich habe eine Akte, die mein Anwalt in New York gerne hĂ€tte. Also gehe ich auf die Post, denn die verspricht, dass sie fĂŒr alle Gelegenheiten die richtige Verpackung hat und “If it fits it ships.”

14 Menschen in der Schlange vor mir und ich verliere auch noch die FĂŒnfzehnerposition, weil die grĂ¶ĂŸenmĂ€ĂŸig geeigneten wattierten UmschlĂ€ge nicht mehr vorrĂ€tig sind und ich mir mit einem Provisorium aus den RestbestĂ€nden aushelfen muss. Wieder in der “line” weiß ich mir als alter US-Post-Profi zu helfen. Adressenaufkleber, Absenderlabel (ich habe den Firmenstempel mitgebracht, was die Dame nach mir als ungeheuer “smart” befindet), Versandwisch – kann ich alles beim Warten ausfĂŒllen, sobald ich am Tischchen bin (d.h. Position 8 oder weniger erreicht habe). Auf dieser Höhe kann man auch zum Schalter gehen und sich den Postklebebandabroller leihen, dann gilt der Platz nĂ€mlich als mit dem VersandstĂŒck markiert. Wir warten uns eins, ich lese Spiegel online, mache e-mails und bin schon auf Platz 4.

Man soll bloß nicht glauben, dass die Post nicht immer wieder Überraschungen auf Lager hat. Die Schalterkraft nĂ€mlich stellt jetzt ein Schild auf (“Next window please”) und entschwindet, sie mĂŒsse nun ihre von der Gewerkschaft vorgeschriebene Mittagspause nehmen. Wir warten geschlagene sechs Minuten vor unbesetzten Schaltern, bis sich eine andere Mitarbeiterin – noch kauend – in den Kundenbereich wagt und in gedĂ€mpfter LautstĂ€rke (wahrscheinlich halten die Kollegen hinten den gewerkschaftlich vorgeschriebenen Mittagsschlaf) mitteilt: “I’ll be here for you shortly.” “Shortly” dauert ungefĂ€hr vier Minuten. AktenpĂ€ckchen frankieren und bezahlen geht schneller.

Und 98 Cent-Briefmarken sind immer noch aus. https://flockblog.de/?p=7147

Feiertag

Heute ist MLK. Wir habens nĂ€mlich eilig und wollen nicht jedes Mal “Martin-Luther-King-Junior-Day” aufsagen mĂŒssen. Es sagt schließlich auch keiner John-Fitzgerald-Kennedy-Airport.

Wahrscheinlich ist es eine Ehre, wenn die großen Söhne des Landes zu Three-Letter-Words verkommen. (In Deutschland fallen mir spontan nur FJS und MRR ein.)

Tell me why I don’t like Mondays

Montag, viel zu frĂŒher Morgen nach einem Wochenende, dem eine mehrtĂ€gige VerlĂ€ngerung nicht schlecht angestanden hĂ€tte. Durch den Jack-The-Ripper-Nebel mit binnen Sekunden wild gelockter MĂ€hne ĂŒber den matschigen Trampelpfad zum Bahnhof (ganz einfache Gleichung: wenn Toni sonntags Auto, dann Sabine montags Zug), wo einem die gelben Blinkelichtdisplays schon entgegenschreien “Expect Delays”. Sonst nix. Also gut, dann erwarte ich jetzt mal VerspĂ€tungen. Nebenher rufe ich aber auch den CalTrain-Kundendienst an, damit die mir sagen, wie lange ich denn voraussichtlich die Schönheiten der San Bruno Station genießen dĂŒrfen soll.  Meine GesprĂ€chspartnerin ist nett, sehr bemĂŒht und vollkommen ahnungslos. “We heard, there was a casualty (also Zug vs. Mensch, letzterer dabei sieglos) at 6:53am. We do not have any details yet. All trains are stopped.” Zusammengefaßt: die Dame weiß, dass kurz vor sieben irgendwas passiert ist und seitdem keine ZĂŒge mehr fahren. Wann sich das möglicherweise Ă€ndern wird, weiß sie nicht. Ich sehe es ihr nach, es fĂ€hrt nĂ€mlich gerade laut hupend ein Zug ein. Der Schaffner brĂŒllt den Bahnsteig lang, man möge zusteigen, dieser Zug “will make all stops” von hier bis San Jose.

Nix wie rein und ins nebelfreie Warme. Von mir aus können wir. Der Zug bleibt erst mal in San Bruno stehen. Und steht. Und steht. Und fĂŒllt sich mit hoffnungsfrohen Bahnreisenden, die umgehend in die “Auf-See-und-vor-Gericht-und-erst-recht-im-CalTrain-sind-wir-alle-in-Gottes-Hand-Starre” verfallen. Kaum 30 Minuten spĂ€ter fĂ€hrt der Zug ruckelnd an und schleicht zum ersten Bahnhof nach San Bruno. Wieder steigen eine ganze Menge Menschen ein, noch glauben alle, dass der Schaffner weiß, wovon er spricht, wenn er “all stops” verheißt. Bei voller Fahrt Ă€ndert er seine Meinung. Dieser Zug sei nunmehr nicht mehr Nummer dingens sondern stattdessen bummens und somit ein “Mini-Bullet” und werde deswegen auch nur noch in San Mateo, in San Carlos sowie in Palo Alto halten. Erst danach beabsichtige er wieder “all stops” zu machen. Ich glaube, in Deutschland wĂ€ren die WutbĂŒrger losgebrochen und hĂ€tten ihrem Zorn freien Lauf gelassen. Der hiesige Bahnreisende telefoniert allenfalls um einen Abholer (mit Auto) zu bestellen oder Bescheid zu sagen, dass es spĂ€ter wird. Es scheint die allgemeine Übereinkunft zu herrschen, dass man es als Bahnnutzer sowieso nicht besser verdient hat. Ich habe GlĂŒck im UnglĂŒck und kann – wie geplant – in San Carlos aussteigen. Ferner bin ich heilfroh, dass wir den Rest der Strecke mit dem Auto fahren.

Jetzt mal im Ernst, muss eine Woche denn wirklich so anfangen? “Gebraucht” ist dafĂŒr doch ein glatte Untertreibung, die ist allerhöchstens aus vierter oder gar fĂŒnfter und wahrscheinlich noch nicht einmal gewaschener Hand.

Feminine Hygiene

Slipeinlagen gibt es  hier seit neuestem auch in den Duftrichtungen Wald- und Erdbeere. Schade, dass Klaus Kinski das nicht mehr erleben durfte…

The Dude

Immer, wenn ich zur Zeit einen Film im Kino ansehe (also vorletzte und letzte Woche) spielt Jeff Bridges die Hauptrolle.

True Grit von den BrĂŒdern Coen
Ein Remake. 1969 waren es noch John Wayne und Glenn Cambell (U.S.Marshall und Texas Ranger), 2010 sind es JB und Matt Damon. Anders als in den Western meiner Kindheit sind alle MÀnner zottelhaarige BarttrÀger (auch die Helden, nicht nur die Schurken) und der Wilde Westen bitterkalt und verschneit. Ich habs nicht mit Pferden und kann dem Genre wenig abgewinnen; auch dann nicht, wenn das Etikett made by Coen draufklebt.

Tron (Legacy) in 3 D
JB ist inzwischen wieder rasiert und gibt den Godfather der Programmierer. Aber man muss wohl Computerspiele spielen, am besten schon frĂŒhe Versionen (mit den Affen oder der gelben Schlange) und mindestens ein Java-Crack sein, um sich so richtig begeistern zu können. Es lag nicht nur an der FreitagabendspĂ€tvorstellung, dass ich mich nur mit MĂŒhe wachgehalten habe.

DafĂŒr war ich topfit bei: Shrek IV – Forever After (Ganz ohne Jeff Bridges und auf DVD.)
Der bisherige Aufbau von Shrek eignet sich nicht gerade fĂŒr ein Prequel; also muss eine “Was wĂ€re wenn”-Geschichte her. Was also wĂ€re, wenn sich Shrek, seiner Familienpflichten mĂŒde, auf ein GeschĂ€ft mit Rumpelstilzchen eingelassen hĂ€tte? Noch einmal einen einzigen Tag als freier wilder Oger der Schrecken der Region sein? Man ahnt es: “Rampel” oder auch “Stilsken” ist nicht gerade fĂŒr sein lauteres GeschĂ€ftsgebaren bekannt, Shrek hat das Kleingedruckte ĂŒberlesen und muss nun um die nackte Existenz und seine Liebe kĂ€mpfen. HĂŒbsch gemachte Unterhaltung, mit vielen Zitaten und Anleihen und Antonio Banderas als vom guten Leben verfetteter Stiefelkater ist zum Niederknien

Praktikant in spe?

Diese Woche hatten wir einen Stand auf der “career fair” auf dem Campus der Stanford University (nur ein paar SteinwĂŒrfe vom “Enchanted Brokkoli Forrest” entfernt – doch, den gibt es wirklich). Stanford ist nun nicht gerade die UniversitĂ€t der Arbeiterklasse und wenn jemand ein Stipendium bekommt, dann muss er oder sie wirklich ein KĂ€psele sein. Ich habe heute die LebenslĂ€ufe ausgewertet, die diese junge arbeitswillige Elite in unserer “Booth” abgegeben hatten.

Erster Eindruck: Also wenn die Kinder in Stanford eines lernen, dann ist es Selbstmarketing. Pars pro toto das Profil des jungen Mannes (Geburtsjahr 1992), der es schon in ganz jungen Jahren bei den Pfadfindern zum Adler gebracht hat “Achieved Scouting’s highest honor, Eagle. Also elected to Order of the Arrow Arrowsman”, darĂŒber hinaus seit dem 4. Lebensjahr geigt (auf “professional level”), mit 15 auf dem Gipfel des Kilimandscharo stand. Wenn er zwischendrin mal Zeit hat, geht er an den Strand. Dort wirft er das “Ultimate Frisbee”. Seinen Lebenslauf ĂŒberschreibt er schon jetzt mit: “OFFERING: Outstanding leadership and communication. Motivated to make a meaningful difference.” Ich frage mich, was der noch lernen will;  sein Studium abschließen wird er nĂ€mlich voraussichtlich erst 2014.

Als – was sonst? – “proud member of the class of 2014”.

That’s what friends are for

Meine Freunde zum Beispiel feiern nicht nur mit mir. Nein, sie hÀngen jetzt auch bei mir daheim an der Wand.*

Wie das? Uli und Rainer haben aus den Fest-PortrĂ€t-Photos einen Kalender gemacht. Mein depperter Postler hat das Kuvert heute im Regen (da regnets einmal in drei Wochen und den Tag sucht sich der Trottel aus) auf die Fußmatte vor dem Haus gelegt. Da, wo’s immer hintropft. Aber die VerpackungskĂŒnstler aus Kranzberg und Duct-Tape haben die wertvolle Fracht gut geschĂŒtzt, kein WĂ€sserchen hat euch getrĂŒbt.

VIELEN DANK!

* Nebenwirkungen? Und wie. Jetzt hÀtte ich euch gerne alle bald in echt hier.

3/7

Carolina hatte ein anstrengendes Wochenende mit der halben Ex-Familie ihres Stiefvaters (oder so – in jedem Fall Ă€ußerst komplizierte FamilienverhĂ€ltnisse) hinter sich und war heute gar nicht in der Laune fĂŒr Nettigkeiten. “Hopp, auf die Bank, Missy. Ich hoffe fĂŒr dich, dass meine Arbeit letzte Woche nicht umsonst war…” Ich hĂ€tte vielleicht am Wochenende nicht gerade BĂŒsche schneiden und BĂ€ume fĂ€llen sollen (frankly: nur ein Baum, und nur ein kleiner); sie fand meine Verspannungen nicht hinreichend gelöst und war nun doppelt bitchy gestimmt. Guter Anlass, das an meinen Muskeln und Sehnen ausgelassen. Immer, wenn ich vor lauter Schmerzen zwischen zusammengebissenen ZĂ€hnen Luft eingesogen habe (der berĂŒhmte “Hannibal-Lecter-Sound”) hat sie nochmal krĂ€ftig nachgelegt. Und gedrĂŒckt. Und entlanggestreift. Und mir den Satz ihrer Oma um die Ohren gehauen: “No Pain, no Gain.” Mannomann, war ich vielleicht alle – eine Stunde Massage ist ganz schön lang, wenn die Masseurin Frustabbau betreibt.

Sie hat fĂŒr das nĂ€chste Mal Sanftmut in Aussicht gestellt. FĂŒr den Rest dieser Woche wurde empfohlen, ruckartige Bewegungen zu vermeiden, da diese den zu erwartenden Muskelkater noch verstĂ€rkten. Wahrscheinlich hat sie Torquemada in der Ahnenreihe, möglicherweise die gesamte Spanische Inquisition. (Falls wer Nachhilfe braucht: http://www.youtube.com/watch?v=3hEh2NH6teY)