Montag, viel zu frĂŒher Morgen nach einem Wochenende, dem eine mehrtĂ€gige VerlĂ€ngerung nicht schlecht angestanden hĂ€tte. Durch den Jack-The-Ripper-Nebel mit binnen Sekunden wild gelockter MĂ€hne ĂŒber den matschigen Trampelpfad zum Bahnhof (ganz einfache Gleichung: wenn Toni sonntags Auto, dann Sabine montags Zug), wo einem die gelben Blinkelichtdisplays schon entgegenschreien “Expect Delays”. Sonst nix. Also gut, dann erwarte ich jetzt mal VerspĂ€tungen. Nebenher rufe ich aber auch den CalTrain-Kundendienst an, damit die mir sagen, wie lange ich denn voraussichtlich die Schönheiten der San Bruno Station genieĂen dĂŒrfen soll. Meine GesprĂ€chspartnerin ist nett, sehr bemĂŒht und vollkommen ahnungslos. “We heard, there was a casualty (also Zug vs. Mensch, letzterer dabei sieglos) at 6:53am. We do not have any details yet. All trains are stopped.” ZusammengefaĂt: die Dame weiĂ, dass kurz vor sieben irgendwas passiert ist und seitdem keine ZĂŒge mehr fahren. Wann sich das möglicherweise Ă€ndern wird, weiĂ sie nicht. Ich sehe es ihr nach, es fĂ€hrt nĂ€mlich gerade laut hupend ein Zug ein. Der Schaffner brĂŒllt den Bahnsteig lang, man möge zusteigen, dieser Zug “will make all stops” von hier bis San Jose.
Nix wie rein und ins nebelfreie Warme. Von mir aus können wir. Der Zug bleibt erst mal in San Bruno stehen. Und steht. Und steht. Und fĂŒllt sich mit hoffnungsfrohen Bahnreisenden, die umgehend in die “Auf-See-und-vor-Gericht-und-erst-recht-im-CalTrain-sind-wir-alle-in-Gottes-Hand-Starre” verfallen. Kaum 30 Minuten spĂ€ter fĂ€hrt der Zug ruckelnd an und schleicht zum ersten Bahnhof nach San Bruno. Wieder steigen eine ganze Menge Menschen ein, noch glauben alle, dass der Schaffner weiĂ, wovon er spricht, wenn er “all stops” verheiĂt. Bei voller Fahrt Ă€ndert er seine Meinung. Dieser Zug sei nunmehr nicht mehr Nummer dingens sondern stattdessen bummens und somit ein “Mini-Bullet” und werde deswegen auch nur noch in San Mateo, in San Carlos sowie in Palo Alto halten. Erst danach beabsichtige er wieder “all stops” zu machen. Ich glaube, in Deutschland wĂ€ren die WutbĂŒrger losgebrochen und hĂ€tten ihrem Zorn freien Lauf gelassen. Der hiesige Bahnreisende telefoniert allenfalls um einen Abholer (mit Auto) zu bestellen oder Bescheid zu sagen, dass es spĂ€ter wird. Es scheint die allgemeine Ăbereinkunft zu herrschen, dass man es als Bahnnutzer sowieso nicht besser verdient hat. Ich habe GlĂŒck im UnglĂŒck und kann – wie geplant – in San Carlos aussteigen. Ferner bin ich heilfroh, dass wir den Rest der Strecke mit dem Auto fahren.
Jetzt mal im Ernst, muss eine Woche denn wirklich so anfangen? “Gebraucht” ist dafĂŒr doch ein glatte Untertreibung, die ist allerhöchstens aus vierter oder gar fĂŒnfter und wahrscheinlich noch nicht einmal gewaschener Hand.