Gelesen: Mick Herron – “The Secret Hours”

Ein Buch wie ein Drehbuch. Man könnte es, genau wie die anderen Slough House-Spionagethriller vom Blatt weg verfilmen. “Wie die anderen”? Genau. Herron leistet sich die Chuzpe, diesen quasi-Prequelband noch nicht einmal damit zu bewerben, dass man hier die Vorgeschichte von… aber, pssst. Klarnamen werden nicht genannt. Die Identität der Protagonisten muss sich die Leserschaft schon selbst zusammenreimen.

Macht Spaß, und ist wie üblich sehr leichtfüßig und unterhaltsam geschrieben, aber… Möglicherweise habe ich mich an dem Genre einfach ein bißchen überlesen und muss mir nun etwas schwerere Kost zuführen..

Gelesen: Valentina Grande (Autorin) und Sergio Varbello (Artist) – “Bauhaus – Die illustrierte Geschichte”

Das liebevoll gemachte Buch fiel mir neulich in einem Museumsshop auf, aber bevor ich es wie geplant verschenke, will ich mir doch lieber selbst einen Eindruck verschaffen.

Sehr gute Wahl. Das Medium Bildgeschichte passt nicht oft so gut wie hier beim Bauhaus und für einen Einstieg in die Vision der Einheit von Handwerk und Kunst ist es diese die bisher beste ihrer Art.

Was freue ich mich auf das Gesicht des Beschenkten beim Auspacken…

Gelesen: Jörg Maurer – “Niedertracht” (Alpenkrimi)

Ich hätte es wissen können. Erstens: Regionalkrimi. Per se eine Drecksgattung, die keiner literarischen Hochbegabung bedarf und höchstens manchmal, mit Glück, durch Verfilmung einer Existenzberechtigung nahekommt – gell, Frau Falk? Zweitens: Ich hatte doch schon mal einen Maurer gelesen, sogar einen der späten Bände seiner Jennerwein-Reihe, in dem Leseranspruch und Autorenzeitinvestition sich aneinander abgerieben haben dürften (s. https://flockblog.de/?p=40291).

“Niedertracht” (was ein doppeldeutiges Wortspiel, haha, höhö) ist der dritte Band der Reihe, es geht um einen psychopathischen Kletterer und einen größenwahnsinnigen Imker, außerdem Mafia. Das ganz Entsetzliche ist: es gibt beim Lesen diese Momente, die ahnen lassen, dass es vielleicht ein gutes Buch hätte werden können. Wie, weiß ich leider nicht.

Maurer ist Kabarettist gewordener Geisteswissenschaftler, sehr zitatfest, und hat keine Umstände damit, seine Leserschaft in Klassik zu marinieren. Die einen werden wiedererkennend schmunzeln, manche bei der Erwähnung irgendeines Jochs, Bergs oder Höhenwanderwegs Heimatgefühle verspüren, manche beides, vielleicht interessiert es auch wen, wie es ausgeht, aber das Ding wird kein Ganzes.

Vielleicht ist das bei mir wie mit Musiktheater. Nicht mein Genre. Ich lasse es hinfort einfach sein, gebe diese autorensignierte Ausgabe aber gerne an Interessierte weiter. Sonst roter Bücherschrank bei der Feuerwehr.

Wenn Maschinen übersetzen,

sollte bitte wenigstens noch einmal ein Mensch mit menschlicher Intelligenz darüber lesen. “Duck and Cover” hat nämlich nichts mit Fortpflanzung, sondern mehr mit “BEdecken, unter etwas Schutz suchen” zu tun. Verdammt.

Heute hier, morgen dort

“Der Bub”, erzählt der alte Herr in der Schlange beim Bäcker heute früh seinem Nachstehenden, der Bub studiere ja jetzt im Ausland und bewohne in der Fremde ein “Weg-Zimmer”. Ich frage mich gleich, ob das Kinderzimmer im Elternhaus dann als “Da-Zimmer” gildet, höre aber natürlich nebenher zu, wie nachgefragt wird, um was es sich denn bei einem “Weg-Zimmer” handelt. Da wohnten, erläutert der alte Herr, mehrere junge Menschen auf einer Etage und teilten sich Küche und Bad.

Inzwischen weiß die ganze Schlange inklusive der Backwarenfachverkäuferin, dass der junge Mann in einer Wohngemeinschaft wohnt. Es wird ihm erklärt, er beharrt auf der Aussprache “weg”. Bis seinem Gesprächspartner der Geduldsfaden hörbar knirscht: “Wohngemeinschaft. WE GE. So wie früher die Kommunen bei den Hippies.”

Da wird das Enkerl noch was zu hören bekommen, beim nächsten Aufenthalt im Da-Zimmer.

Elementary

Wahrscheinlich gibt es wenige Menschen, die nicht wissen, welches Element im Periodensystem der Elemente das Symbol N und die Ordnungszahl 7 trägt. Leider ist es meiner morgenlahmen Zunge heute früh auch nach mehreren Anläufen nicht gelungen, das Wort “Stickstoff” zu artikulieren.

Hingegen glitt mir “Stiffstock” butterweich aus dem Munde. Probiert es nur aus, Alchemisten. Ich verheiße euch große Erfolge.

Manfreds Mikrowellendilemma

Manfred den Fresser setze ich bei meinen regelmäßigen Leser*innen als bekannt voraus (siehe: https://flockblog.de/?p=40400). Manfred hat ein Riesenproblem. Die Mikrowelle in der Teeküche habe “nicht genug Wumms” und deshalb dauere das Aufwärmen seiner drei Mal täglich dringend benötigten Fleischdosis nicht “zwei Minuten, wie bei normalen Leuten”, sondern mindestens 6 oder 8. Damit geriete, vor allem wenn auch andere Menschen gegen Mittag Speisen wärmten, sein Zyklus total durcheinander. Damit lag er in den letzten Wochen allen und vielfach in den Ohren, selbst mir, die er sonst nicht einmal grüßt. So schlimm ist Manfreds Leid mit schwacher Wellenleistung.

Seine Chefin hat sich seiner erbarmt und bei der Geschäftsführung erwirkt, dass eine der beiden Mikrowellen aus der oberen Etage nach unten verbracht wird. Für Manfred. Dessen Leid ist aber nun noch größer. Erstens handelt es sich um das älteste und leistungsschwächste Gerät im Haus (“mit dem Scheißding dauert es mindestens eine Viertelstunde, bis mein Essen warm ist”), zweitens gibt es keinen Stellplatz für das monströse Gerät in der ohnehin schon winzigen Teeküche und drittens sind ihm nun seine Kolleginnen böse. Wegen seiner Eigenmächtigkeit, wegen des ständigen Essensgestanks, wegen seines Manfredseins.

Heute hat er es allen gezeigt, der Manfred. Heute hat er seine Mittagsmahlzeit schon um 11:00 Uhr in zwei Hälften geteilt. Dann die eine am Boden kniend im Veteranenmodell mit dem extralangen Verlängerungskabel in den Gang erhitzt, während die andere fröhlich im kleinen Einbaumodell vor sich hin kreiselte. Um halb 12 hatte Manfred gespeist und sein hämisches unechtes Mitleid galt allen anderen, die jetzt wieder Schlange stehen müssen. (Das Verlängerungskabel hatte er inzwischen längst ausge- und versteckt und das Monster hinten in eine Ecke geschoben.)

Bei den Kolleginnen kam aber heute der Pizza-Bote. Ällabätsch.

Kannitverstan

Der links außen ist seit über 20, der rechts außen seit über 40 Jahren nicht mehr am Leben. Was genau will mir dieses T-Shirt also sagen?

Ach so, der Paul und der Ringo sind alt und brauchen das Geld. Sagt das doch gleich, Mensch.

Gelesen: Mariko Tamaki (Writer) und Jillian Tamaki (Artist) – “Ein Sommer am See”

So geht Graphic Novel, wenn sie gut gemacht ist. Klare Linien, naturalistische Zeichnungen, die Bewegung, Gefühle, den Sommer einfangen und die sehr glaubhafte und berührende Geschichte eines Mädchens auf der Schwelle zum Erwachsenwerden.

Der einzige Makel ist die an manchen Stellen doch sehr ungelenke Übersetzung aus dem amerikanischen. Da hätte ein letztes Mal Drüberlesen eines guten Lektorats Wunder gewirkt.

Aber sonst? Lesen! Lesen! Lesen! (Und vor allem jungen Mädchen schenken, die gerade zum Puberino werden und noch nicht viel mit sich und der Situation anfangen können.)