Gelesen: Jörg Maurer – “Im Grab schaust du nach oben”

Wer als Mitglied der schreibenden Zunft wirklich Erfolg haben will, der schreibt Regionalkrimis. Und so ist über das Allgäu der Kluftinger gekommen, über Niederbayern der Eberhofer und den oberbayerischen Kurort mit dem Doppelnamen Maurers Kommissar Jennerwein.*

Ich will jetzt nicht sagen, dass dieser Krimi funktioniert wie “Malen nach Zahlen”. Das wäre gemein, denn Maurer ist ein gescheiter Mann mit einem Bildungsauftrag und erfreut seine geneigte Leserschaft neben dem Fall mit historischen Anekdoten und regionalen Schmankerln. Manchmal geht sogar der Kaberettist mit ihm durch und er erlaubt sich linguistische Spaßettl oder gar ein politisches Seitenhieberl. Man verstehe mich nicht miß, die sind nicht schlecht. Manche sind sogar richtig gut. Aber dafür hätten, großzügig gerechnet, 20 Seiten gereicht. Es sind hingegen 400. Miese Quote.

Wir halten fest: “Malen nach Zahlen” ist das Buch nicht. Mehr so wie ein Gemälde, auf dem unter der Farbe noch die ursprüngliche Bleistiftskizze ganz deutlich erkennbar ist. Wie ich das meine? Nun, ein guter Autor will seinen Lesern nicht allwissend aus dem “Off” alle Zusammenhänge, Herleitungen aus der Vorgeschichte, Gedanken seiner Protagonisten erzählen, es sei denn, als Kunstgriff. Darum läßt er Dritte drüber reden. Wupps ist die Information transportiert. Dafür hat sich Maurer ein an Statler und Waldorf angelehntes Ratschkathlpaar erschaffen, das sich aber leider als Running Gag schnell totläuft. Seine Figuren sind alle ein wenig holzschnittartig geraten (gut, kann man lassen, passt irgendwie ins Oberland) und immer, wenn er was gelernt hat, sei es über Hubschrauber, Nato-Atomwaffenbunker oder den idealen Sniperschuß, dann saß vor meinem geistigen Auge der kleine Jörg fingerschnippend vor dem Herrn Lehrer, kugelte sich fast den Arm aus und wollte mit einem lauten “ich weiß was, ich weiß was” drangenommen werden.

Klingt ungnädig? Ist es auch. Dieses 9. Maurerwerk von seinen inzwischen 12 Alpenkrimi kriegt gerade meine geballte Regionalkrimiabneigung ab. Für eine Knappvierstundenzugfahrt (hätten dreieinhalb sein sollen, wir hatten aber Verspätung, weil ein anderer verspäteter Zug, der höchstwahrscheinlich wegen Verspätung verspätet war, die Strecke blockierte) taugt es allemal. Danke, Bahnhofsbuchhandlungsremittendenkiste.

* Hihi, haha. Der Vertreter der Ordnungsmacht heißt genauso wie der Wildschütz, Gott hab ihn selig. Hihi, haha. Das ist die Art Humor, bei der mir die Plomben schmerzen.

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