Jäder nor ein wänziges Stöck!

Der Vermieter unseres Büros im Silicon Valley (ja, er heißt Kilroy, das ist schon ein Witz in sich, so wie die immer über ihre Mieter wachen), hat gestern zur Mieterlobhudelweihnachtsfeier eingeladen. Gleich um halbe neune in der Früh, damit nicht etwa Arbeitszeit verloren geht und mit alles und bunt: Kaffee, Tee, klebrige Süßteilchen, Rudolph und dem kinderfestwürdigen Hinweis, daß die süßen Stückchen abgezählt sind. Eins für jeden und gut. Gefälligst.

Und weil” ‘T is the season” nicht ohne den Gegenwert der ausgereichten Mahlzeiten als eine kleine Spende einzufordern. Zwengs Steigerung der Spendenwilligkeit gibt es für jede gute Gabe ein Tombola-Los. (Wird wahrscheinlich ausgehen wie nach jeder Vermietertombola, die ich in den anderthalb Jahren dort miterlebt habe, nämlich mit unzähligen e-mails an alle, man möge doch seinen verdammten Preis jetzt endlich abholen, bevor er weggeschmissen wird.) Das einzige, was zu einer ganz typisch amerikanischen Einladung noch fehlt, ist der Hinweis, wann die Gäste bitte wieder verschwunden sein mögen.

Kilroy Einladung

Wenn ich sowas lese, läßt mein Heimweh nach der Bay schlagartig nach und ich freue ich mich irgendwie, daß mich die Homeland Security heimgeschickt hat.

The Legend of the Pickle

Quizfrage: Was ist das?

Saure Gurke Christmas PickleQuizantwort: Es handelt sich, wie unsere Brüder und Schwestern jenseits des Atlantik jederzeit mit überkreuztem Herzen und Todeswunsch zu beschwören bereit sind, bei der Tannengurke um altes deutsches Brauchtum*. Angeblich wurde das gläserne grüne Cornichon traditionell im Astwerk des geschmückten grünen Weihnachtsbaumes versteckt und wer es zuerst fand, bekam ein zusätzliches Geschenk und war im kommenden Jahr vom Besuch beim Augenarzt befreit.

In meinen Haushalt hat das Gürkchen als Gastgeschenk Einzug gehalten, geschnürt an eine Tüte selbstgebackener Platzerl. Ach, Matthias, du hattest mich schon mit den Keksen und natürlich dopppelt mit dem Argument, daß es ein besseres Geschenk für eine Nichtweihnachterin gar nicht geben kann. Stimmt. Vielen Dank! Sauerpower rulez!

Saure Gurken Power

PS: An alle, die mir immer sagen, bei mir stehe zuviel Kruscht herum. Da! Ich kann nix dafür. Der kommt von selbst ins Haus.

* Genau wie der ganz alte Brauch, einen lachenden Owi zu Ochs und Esel an die Krippe zu stellen.

Dresscode

Fashionistas aufgepaßt: das Packen für Fernreisen ist einfacher geworden. Man trägt (sobald dem Karton entrissen) in München im Dezember dasselbe leicht gefütterte Baumwoll-Hoodie wie in der Bay Area. Ob auf dem Weg zur Arbeit, downtown oder am Strand. (Naja.)

Und das ist gut so.

Die Quadratur der Binsenweisheiten

Daß ich weggezogen bin, mit amerikanischer Personalarbeit nichts mehr zu tun und mehrfach “unsubscribe” geklickt habe, hält amerikanische Personalarbeiter (bzw. in deren Selbstwahrnehmung “Human Resources Specialists”) nicht davon ab, mich weiterhin regelmäßig mit ihren Newslettern zu beglücken. Manchmal habe ich dann auch gerade nichts besseres zu tun, weil das Teewasser noch nicht kocht oder so, und lese die Dinger sogar. Zum Beispiel den nachfolgenden, der mich doch ein wenig verstört zurückgelassen hat. Ich fasse das Gewäsch für die, die gerade doch was besseres zu tun haben, kurz zusammen: Menschen mögen dich, wenn du devot bist, nicht stinkst, lächlest, wenn dir der Bully wieder dein Pausenbrot abnimmt, so tust, als fändest du sie interessant und ihnen schmeichelst*. Was ist denn das für ein Menschenbild, zefix?

Mich begeistert ja nun wirklich nicht jede Alterserscheinung, aber die, daß es mir inzwischen wirklich wurschtegal ist, ob mich jeder mag, für die haben sich die Jahre doch gelohnt.

 

6 Ways to Become More Likable at Work

1. Making a peace offering. If you know you’ve offended someone by saying the wrong thing, then simply say “I’m sorry.” If you’re too shy to do that, or afraid you’ll mess it up, try sending an email. Even better, drop a small gift at the person’s desk, such as an coffee mug labeled with the person’s favorite sports team.

2. Doing the smell test. I’d be remiss if I didn’t mention this uncomfortable topic. Often, you’re unaware you have bad breath or body odor that is offensive. Maybe you don’t wash your hair often enough, or your clothes smell musty and unpleasant. All things that can drive away colleagues very quickly. Sometimes even your friends or family members won’t be honest, so consider going to a nice hair salon where you can get an unbiased opinion. Talk to your doctor or dentist, who may discover you have a health issue that is causing an unpleasant odor.

3. Smiling. There’s really nothing more effective or easier to do if you’re trying to win over colleagues than to just smile. Look them in the eye when you pass in the hallway and think of something that makes you happy. That way the smile will be genuine and not some fake facsimile that will creep people out. Smile when you see them first thing in the morning, and let it be the last thing you do before leaving work every day.

4. Sharing. If you make great brownies, bring some to work to share and post with a note: “Hey everyone…enjoy!” (Make sure you sign your name.) Or, if a client sends you a box of fruit for the holidays, share with your colleagues. Share an interesting article on the industry or share information on where you recently found really cheap gas.

5. Asking questions. Colleagues often steer away from those who can’t shut up, who have an opinion about EVERYTHING or who are NEVER wrong. Tell yourself that every day you are going to ask at least three questions. It can be something like, “What did you do this weekend?” to “What’s the most challenging thing you find about working with that new software?” to “What was the best presentation on this subject you’ve ever heard?”

6. Offering compliments. Put five dimes in your left pocket. Every time you offer a compliment to a colleague, switch a coin to the right pocket. After a few days, try 10 dimes. By the end of two weeks, you should be easily switching those coins to your right pocket every day.
* s. a. Kurt Tucholsky, “Der Mensch”: “Sehr gern hören Menschen: Versprechungen, Schmeicheleien, Anerkennungen und Komplimente. Bei Schmeicheleien empfiehlt es sich, immer drei Nummern gröber zu verfahren als man es gerade noch für möglich hält.”

Jingle Bells

Erst habe ich mir ja noch Sorgen gemacht, worüber ich in der Vorweihnachtszeit hierzulande schimpfen soll. Überdekorierte Blinkerblingeling-Vorgärten? Fehlanzeige. Ohrenblutgedudel beim Lebensmitteleinkaufen? Dito. Istsokaltderwintereishände, -füße und -nasenspitze? Erst recht Fehehelanzeige (leichter Jubelunterton wahrscheinlich unüberhörbar). Es mag ja sein, dass es auf den Weihnachtsmärkten zu Bratwurschtundlllühhweinexzessen kommt, aber davon kann ich aus eigener Anschauung nicht berichten, weil es mir bis dato einfach überaus geschickt gelungen ist, die zu umgehen. Echt jetzt? Advent ohne meine üblichen Berichte aus Absurdistan?

Nein. Sorget euch nicht. Bei mir auf dem Gang in der Wohnanstalt gibt es sie noch, die Kampfdekorierer. Buhmann vs. Vekselmann. Die Wohnungstüren der Herrschaften liegen einander direkt gegenüber und werden regelmäßig nachgerüst… ähem -geschmückt. Stand heute führen die Buhmanns mit ihren Monsterglockenbollern. Bin gespannt, womit Vekselmanns morgen nachlegen.

Jingle Bells

Neu im Kino: Das brandneue Testament

Nach dem Trailer wußte ich erst ja nicht so recht, ob ich den überhaupt anschauen will; ich hatte die Befürchtung, daß das wieder so ein Wohlfühlgutmenschfilm sein könnte, der einem mit der Wohlfühlgutmenschelei ganz schnell auf die Nerven gehen kann. Kurzfazit: ist er, aber tut er nicht. Im Gegenteil. Er klingt nach.

Man muß dafür nicht eigens ins Kino. Schon gar nicht, wenn sich wie bei unserem Besuch die Star Wars-Premierengucker schon drängeln. Aber bei Gelegenheit mal anschauen, das ist er gut wert.

Blindflug

Sehr geehrte Vielparteienhausgebäudeplaner und -innen,

großartig, wie sie die Mieterschaft dabei unterstützen, Energie zu sparen. Eine Zeitschaltuhr für das Licht im Keller, tolle Idee! Ehrlich. Aber ich wüßte schon gerne, welche/r von euch Hornochsen und -kühen “irgendwie vergessen” hat, daß es auch Menschen gibt (mich, zum Beispiel), deren Kellerabteil hinter 2 (zwei) hermetisch dicht schließenden Brandschutztüren liegt und die sich, wenn die Leuchtezeit abgelaufen ist, bis ganz nach vorne zum Eingang tasten müssen, bis sie den einzig verfügbaren Lichtschalter erreichen.

Falls sich das bis zu euch noch nicht herumgesprochen haben sollte: der technische Fortschritt hat uns Bewegungsmelder gebracht und das Nachrüsten ist recht unaufwendig. Na??

Neudeutsch

Der Bund Naturschutz hat Baden-Württemberg zum “Wolfserwartungsland” erkoren. Und was passiert? Schon macht der Spitzenkandidat der CDU im Ländle (ein gewisser Guido Wolf) auf dem Bundesparteitag daraus schlechte Karlsruhe-Kalauer – “Wolf”-Erwartungsland, verstehsch? Ellenbogenrempel, Zwinker, Zwinker.

Nix da, Wolf! Ba-Wü scheint mir zum Erklärbärkandidierland verkommen zu sein. Mensch, Naturschützer, das könnt ihr nicht wirklich gewollt haben!

Sie hängen

Ein Hoch auf den hiesigen Hausmeister! Befragt, ob er denn jemanden kenne, der mir mit Schlagbohrmaschine und ein wenig Zeit helfen könne, meine Bilder und sonstiges Hängezeugs an die Wand zu bringen, hat er sich selbst nominiert und jetzt gerade ein paar Löcher gebohrt, Dübel und Schrauben geschraubt, aufgehängt und wassergewogen und schon sieht es hier wieder ein Stück mehr aus wie zu Hause.

Das wird.

Strange Encounters im Bauch der Anstalt

Mein Vormieter hat einer Spülmaschine den Vorzug vor einer Waschmaschine gegeben, und mehr Wasserreinigungsgerätschaften haben in der Wohnung keinen Platz; also wasche ich, wie viele Mitinsassen, meine Wäsche im Waschkeller. Das ist an sich kein Problem, dort unten stehen zwei Waschmaschinen, ein Trockner, mehrere mit Leinen bespannte Trockenräume und sogar eine Heißmangel bereit. Einfach in den Waschplan eintragen, waschen, trocknen, fertig. Wenn da nicht, wie mir gerade eine ihre Wäsche abnehmende Dame zuzuzischte, die Demirsche aus dem Dritten wäre, die sich “nie an die Zeiten hält” und “immer überzieht” und damit das ganze Haus ins Chaos stürzt. Merke: Es ist wahrscheinlich vollkommen egal, wieviele Parteien es in einem Mietshaus gibt, getratscht wird immer.

Dann war vorhin die sohochwiebreite kleine Wuschelhaarhexe im sehr entspannten Haushängezeltkleid, noch ohne Zähne, aber mit bissiger kleiner Kläfftöle im Schlepptau und zwei aktiven Waschmaschinen im Betrieb (obwohl ich laut Plan läääängst drangewesen wäre) wohl die notorische Überzieherin aus dem dritten Stock. Da schau, auch eine Möglichkeit, seine Nachbarn kennenzulernen.