Für gut befunden

Meine neue Wohnung hat den Zwei-Übernachtungs-Gäste-Test mit Bravour bestanden und obwohl die Küche viel kleiner ist als in San Bruno, es ist wie immer und alle sind drin. Die Nachbarn haben uns netterweise mit viel Oh-und-Ah-Feuerwerk beböllert (besonderes Lob an die mit dem Dachgarten ganz oben rechts), die Sicht vom 5. Stock ist super und wenn es dann doch irgendwann zu kalt wird, geht man einfach rein und schaut die Restkunststücke der Besserspätalsniepyromanen durch das Panoramafenster im Wohnzimmer an.

Doch, ich muß schon sagen, das Jahr hat gut angefangen. Gut geredet, gegessen, getrunken. So kann das weitergehen. Schön, daß ihr da wart, Toni und Christoph! Und gut, Toni, daß du deine Bahnfahrzeiten vorausschauend so geplant hattest, daß du vom “Erweiterten Raumschutz” (wg. Terrorwarnung) gar nichts mitbekommen hast.

Übrigens: Gästezimmer sind etwas sehr schönes, aber es geht auch ohne. Gut sogar. Also kommt mich besuchen!

Different priorities

Ich wünsche ja in diesen Tagen allen und meiner Leserschaft ein gutes / wundervolles / glückliches Neues Jahr und füge hinzu, daß Gesundheit, Frohsinn und Wohlstand auch mit dabei sein sollen.

Der amerikanische Neujahrsgruß dieses Jahres lautet fast unisono: “Have a safe and happy New Year!” So gesehen, bei mehr Schußwaffen in Umlauf als überhaupt Einwohnern, Texas endlich wieder offen tragend (nicht das Haar, nur besagte Schußwaffen) und Donald Trump auf dem Weg ins Weiße Haus wünsche ich den Amerikanern ebenfalls ein sicheres Jahr 2016.

Deutsches Fernsehen

Ich hatte ja dieser Tage viel Spaß an 90 Minuten “Ein Mord mit Aussicht – Der Film” mit der ganzen wundervollen Bagage um Caroline Peters und Bjarne Mädl und dem Spiel-im-Spiel-Tatort “Wer bin ich?” mit Ulrich Tukur und den Kommissarskollegen aus anderen Tatörten.

Wenn die Sendeanstalten so weitermachen, kaufe ich mir vielleicht doch irgendwann wieder einen Fernseher.

Samless

Ich werde oft gefragt, was ich an Kalifornien am meisten vermisse. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht, aber heute, nach dem Einkauf von Hass*-Avocados, Orangen und Mangos wäre sie gewesen, wie sehr mir Sam abgeht, bester Nachbar von allen und Viktualienlieferant. Und obwohl ich Schwäbin bin, liegt das weniger daran, daß seine Gaben umsonst waren, als vielmehr daran, wie sehr ich mich jedes Mal gefreut habe, daß mir jemand aus reiner Nettigkeit eine fruchtige Überraschung vors Haus stellt.

Ich habs ja immer gesagt: ich hätte meine Nachbarn samt und sonders mit umziehen sollen. Ja, auch Lyn.

* “Hass” ist hier keine Emotion, sondern nur der Name des Züchters. (Das war vor der Erfindung der Produktnamenforschung.)

Nachweihnachtsrätsel

Oben der Stern von Bethlehem, rechts Kater Josef, links Miau-Maria, beide mit gesenktem Haupt und Quellaugen starrend auf Katzenbabyjesus in seiner Krippe.

Wer, um Himmels Willen, legt sich sowas als Fußabstreifer vor die Haustür? Der Antichrist? Der Antifelin? Wahrscheinlich interpretiere ich mal wieder über und die Katzenliebhabernachbarn aus der Wohnanstalt waren einfach überglücklich, so ein “süßes Weihnachtsmotiv” gefunden zu haben.

Wartet, bis ich mal richtig dreckige Schuhe habe…

Zur Weiterverwendung freigegeben

Gestern ist mir in meiner immer noch andauernden Quest endlich alle fünf Staffeln “Babylon 5” gesehen zu haben, ein dermaßen wundervolles Zitat untergekommen, daß ich es sofort aufgeschrieben habe, um es mit der Welt zu teilen.

Held zu subalternem Beamtentyp: “Do you understand me?”
Beamter: Glotzt. Wortlos.
Held: “No! You don’t understand. I can tell. You have that vakant look in your eyes that says ‘Hold your head to my ears and you can hear the sea.'”

Kellerkind

In der Wohnungssuchphase lag der Maklerspruch “Renoviert wird NACH dem Einzug, und zwar vom Mieter” in der Häufigkeit ungefähr gleich auf mit “Der moderne Mieter heutzutage will (wahlweise: braucht) kein Kellerabteil”.

Gemessen daran, wie oft ich, bewehrt mit vollen schweren blauen Ingvar-Taschen die Reise in den Bauch der Anstalt antrete, kann ich nur folgern: ich bin kein moderner Mieter und elendsdankbar für den zusätzlichen trockenen Stauraum. Und sei’s nur als Zwischenlager, bis ich weiß, wo oben der richtige Platz ist.

Digitale Provinz

Auch in meinem eher verschlafenen schwäbischen Heimatstädtchen ist die Neuzeit angekommen und so verkündet eine der Kirchturmuhren die Zeit minutengenau mit einer rotblinkenden LED-Anzeige. Dahinter hat jemand ein Banner angebracht, und so liest man nun, an der Ampel wartend:

16:48 Es ist an der Zeit den Herrn zu suchen
16:49 Es ist an der Zeit den Herrn zu suchen
16:50 Es ist an der Zeit den Herrn zu suchen
ad inf.

Dann schaltet die Ampel um.

Vorschlag: Ihr macht die Anzeige nurmehr viertelstündig, dafür klettert aber jemand nach oben und ergänzt das fehlende Komma auf dem Banner. Danke.

Notizen aus der Provinz

Mein Papa sieht und hört nimmer so gut und seine Knochen sind alt und morsch, deswegen verbringt er viel Zeit mit dem, was meine amerikanische Kollegin Lucy “the electronic Nanny” nannte. Am liebsten schaut er Gerichts- und Ermittlersendungen “nach echt wahren Tatsachen”, also die Billigproduktionen der Sender, bei denen von der Straße weggefangene Darsteller* schlecht geschriebene Texte furchtbar hölzern aufsagen. Soweit das Vorurteil, und – wie ich nach mehrstündigem Intensivstudium (“setz’ dich doch mal ein bißchen zu deinem Vater und schau mit ihm fern”) belegen kann – auch Urteil. Aber es ist ja nie irgendwas so schlecht, daß es nicht auch sein Gutes hätte – die Dinger sind nämlich, wenn man die Lautstärke, die grottenschlechten Akteure, die haltlosen Stories und das Dummrumgehample abzieht, total komisch. Unfreiwillig zwar, aber wer kehrt? Nachfolgend die Highlights aus zwei Nachmittagen:

  • Schnauzbärtiger Kleiderschrankdetektiv zum schnauzbärtigen nur halbkleiderschrankbreiten Detektivassistenten: “Das sind doch Einstichnarben, hier am Hals” (zeigt auf schlecht geschminktes Erste-Hilfe-Dummy). Assistentendarsteller (seinen Text mühselig memorierend): “Nein, da war keine Spritze. Der Tathergang sieht so aus, daß das Opfer (zeigt ebenfalls auf das wirklich schlecht geschminkte Erste-Hilfe-Dummy) versehentlich mit dem Hals in die Kreissäge gekommen sein muß.”

Es scheint, daß manche dieser Serien auch im jeweils lokalen Dialekt produziert werden. Das wird dann komisch, wenn man den schwäbischen Hausmeister mit einem sächsischen Laiendarsteller besetzt und der (sich windend) zum Vorwurf der Geldwäsche äußern soll.

  • Schwarzrobenrichter zum Schmuddelangeklagten im grauen Berufskleidungskittel: “Angeklagter, wie erklären Sie die hohen Stapel frischgedruckter Geldscheine (denn so spricht er, der Richter) in Ihrem Spind?” Hausmeisterdarsteller: “Herr Rischter, isch wars nüsch.” (Kurze peinliche Pause, weil die Antwort noch gar nicht dran war.) Richterdarsteller rettet die Situation durch Wiederholung seiner Frage, diesmal donnernd, denn wie wir alle wissen, trägt erhöhte Lautstärke immer zum Verständnis auf der Gegenseite bei. Hausmeisterdarsteller (nun schwimmend): “Ja, aber. Aber das war doch vorher schmutzisch.” Seine Robenschaft schreitet daraufhin ohne weitere Nachfragen zur Urteilsverkündung.

Wenn der Fernseher mal kurz nicht läuft, dann dudelt bei uns daheim SWR 4. Da möchte ich gerne mal Mäuschen bei der Programmplanung spielen. Wobei, nein, brauche ich eigentlich nicht, ich kann mir die Direktive auch so vorstellen: 1 x stündlich “Atemlos durch die Nacht”, den Rest der Zeit füllen wir mit Archiv-Material. Costa Cordalis, Peter Alexander, Gabi Baginski, Lena Valaitis, der Junge mit der Mundharmonika, Griechischer Wein… Alle nicht totzukriegen. Dazwischen Verkehrsnachrichten und der Ansager wiederholt im Laufe der beiden Tage bei mindestens jeder zweiten Ansage nach dem Signalton dieses Späßle: “Mann, ist auf den Straßen viel los. Das ist ja die reinste Peep Show heute.” Weiah!

Ich erwäge zur Dekontaminierung den Aufenthalt in einem Kartäuserkloster.

 

* Wer sowas “Schauspieler” nennt, wird von einem Absolventen des Max-Reinhardt-Seminars umgehend und zu Recht standesrechtlich erdolcht.

Es gibt keine Solidarität unter den Waschfrauen

Hier in der Wohnanstalt hält man es geradezu gewerkschaftlich genau mit der Sonn- und Feiertags sowie Nachtruhe und dreht den Waschmaschinen morgens vor und abends nach acht sowie an den eben genannten Sonn- und Feiertagen den Strom ab. Wer frei hat, soll freihaben und nicht waschen. Wie nah das an der Arbeitnehmerrealität ist, sei dahingestellt, sicher ist, daß der ganze Wohnblock 4 (vier!) ganze Tage auf Weihnachtswaschentzug gesetzt war. Darunter müssen manche sehr gelitten haben (nicht einkaufen, nicht waschen, was bleibt denn dann vom Leben?) und sie haben gestern und heute die Maschinen heiß laufen lassen. Dagegen ist ja an sich nichts zu sagen, nur daß sie ihre reine Wäsche dann einfach trocken hängen lassen und mir nicht einmal ein kleines Restleinchen gönnen, das ist nicht schön.

Möge ihnen die Wilde Jagd hineinfahren! Hah! Ich nehme dann mal den Trockner.