Aus dem Vokabelheft

Schreibt mir ein amerikanischer Freund, daß er “tickled pink” war, als er endlich die langersehnte Zusage von der Personalabteilung einer der Big Five (GAFAM = Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft) bekam. Ich weiß, der Mann ist manchmal ein bißchen seltsam, deswegen mag ich ihn ja, aber warum “rosa gekitzelt”?

Weil ein Angelsachse damit ausdrücken will, daß er wirklich begeistert ist, so wie ein Baby, daß man so lange gekitzelt hat, bis es glüht. Hmmm.

Hase und Igel

Ich hatte neben Mobiliar und vielen guten Tips auch die Waschzeiten meines Vormieters geerbt, weil der vorausschauende junge Mann kurz vor seinem Auszug einfach unsere Namen im Waschplan getauscht hatte. Doch selbst der längste im Voraus aushängende Waschplan ist endlich, und bis ich geschnallt hatte, dass Samstagfrüh von 09:30 bis 11:00 Uhr als attraktive Zeit gilt, war das Zeitfenster schon für alle kommenden Wochen besetzt. Mit wurscht, ich kann Waschmaschinen auch zu anderen Zeiten bedienen; den Montagabend will scheint’s keiner und dann ist der eben meiner. Außerdem, habe ich mir gedacht, schlage ich damit Triple D (Die Demirsche aus dem Dritten, treue Leser kennen sie längst) ein Schnippchen, weil deren Waschzeiten sind schon seit jeher in Stein geritzt, quasi jeden Vormittag, auch samstags und da kann ich ja nun nicht mehr. Und sie kann schauen, wenn sie volltextet. Hah!

Hob i mi deischd. Wie ich vorhin gerade die erste Ladung starte, wachsen sie vor mir aus dem Boden: DDD und Kläfftöle. Töle kläfft, schnüffelt und springt abwechselnd an mir oder an anderer Leute frischgewaschenen Laken hoch, DDD brüllt Töle nieder, wischt angelegentlich Maschinen ab, kontrolliert den Fusselbestand im Trockner, macht Konversation und mir ein Angebot: wenn’s mir mal nicht rausgehen sollte, mit dem Waschen und so, dann soll ich ihr doch einfach meinen vollen Wäschekorb mit Schmutzwäsche bringen und sie kiiemmert sich und briiengt mit abends nach Arbeit zuriieck. Gonz sauber und troocken.

Ich kann mir jetzt schon lebhaft vorstellen, wie DDD, Töle und Wäschekorb an der Wohnungstür klingeln, gonz gärne auf ein Täßchen Tee hereinkommen und wir dann den Abend mit Geplauder und Gekläffe verbringen. Neihein! Schluß! Aus jetzt! Sonst habe ich heute Nacht Alpträume. Und jetzt muß ich runter, meine Wäsche befreien und aufhängen, bevor der Strom abgestellt wird.

Dann treffen wir uns eh. Wetten?

Caution! Content may be hot.

Wo ich grad beim Ikea-Bashing bin… heute habe ich gelernt, daß das englische Wort “to pour” im Schwedischen ungefähr die Bedeutung hat von “elendiges-unkoordiniertes-Rausgequelle-eines-Heißgetränks-aus-einem-Ikea-Behälter-resultierend-in-leichten-Verbrennungen-wegen-Mega-Streueffekt-und-zunehmend-weniger-Spaß-haben-am-Aufwischen-großer-Pfützen-von-Tisch-und-Boden”.

Woher ich das weiß? Ich hatte meine Thermosflasche mit ins Büro genommen und festgestellt, daß ich zu Hause doch nicht so ganz ohne kann und in der furchtbaren “Hiergibtsallegünstig”-Abteilung von Ikea Ersatz besorgt. Ist auch eine feine Isolierflasche mit großem Fassungsvermögen und hält den Tee lange sehr heiß. Bloß hergeben mag sie ihn nicht. Zumindest nicht, wenn man den Deckel, wie geheißen, auf “pour” stellt. Dann siehe oben.

Ist wahrscheinlich ein Tippfehler und hätte “poor” wie in “armselig” heißen sollen.

Farbenblind

Lieber Ingvar,

ich schlage eine Namensänderung vor. Nenn’ doch deine weißen und schwarzen Puppelen in Zukunft statt blauem oder grünem “Lekkamrat*” einfach “Politiskt Korrekt”. Und behaupte nicht so einen Schwachsinn wie “Regt zu Rollenspielen an, bei denen Kinder soziales Verhalten durch Nachahmen von Erwachsenen und durch Erfinden eigener Rollen entwickeln.”, sondern sag’ es, wie es ist: “Regt zu Rollenspielen an, bei denen Kinder typisch amerikanisches Verklemmtverhalten durch das krampfhafte Vermeiden der Erwähnung der Hautfarbe ihres Gegenübers lernen.

Farbenblind

* Lekkamrat bedeutet “Spielgefährte” oder auf gut Englisch: “Playmate”.

Der Bebauungsplan oder Hasso, fass!

“Fertiggestellt: Eine Stadt für Flüchtlinge” titelt heute das Würmtalumsonstkäseblättchen. Kommt da eigentlich nur mir “Der Führer schenkt den Juden eine Stadt” in den Sinn?

Ich stelle mir ja die Sitzung im Planungsausschuß seinerzeit ungefähr so vor:

Planer A: “Ja, wo tun mir sie denn jetzt hin, die Flüchtinge?”

Planer B: “Wie wär es mit der Wiese beim Gefängnis, gleich am Zaun hinter dem Schwerverbrechertrakt?”

Neinsager C: “Na, das geht nicht. So machen sie es in Schwäbisch Hall schon.”

Planer B: “Oder an der Böschung, neben der S-Bahn?”

Neinsager C: “Na, das geht auch nicht. Da sind die Ayinger vor uns draufgekommen.”

Planer B: “Und wenn wir sie einfach im Kalten draußen stehen lassen?”

Neinsager C: “Jetzt echt? Lageso? Das ginge nur, wenn wir arm und sexy wären, aber wir sind in Bayern.”

Und so ist es gekommen, daß an der Zufahrtsstraße zum Hintergräfelfinger Industriegebiet eine Stadt für Flüchtlinge gebaut wurde. Direkt neben dem Trainingsgelände des Vereins deutscher Schäferhundzüchter e.V.

Dahoam is Dahoam

Die Klospülung klemmt manchmal, die Balkontür auch, die Wohnungstür kann man nur beidhändig und unter Anwendung von Gewalt schließen, die Tür zum Wohnzimmer geht nur unter Kreischen auf, die Schlafzimmertür dafür nicht zu. Die Lichtschalter sind vollkommen unintuitiv verkehrtherum angebracht, dafür hat der neue Duschvorhang zwar ein bildhübsches Haimotiv, aber halt auch Hochwasser und ist einen ganz knappen Zentimeter zu kurz geraten.

Und wegen dieser ganzen kleinen Macken fühle ich mich in meiner neuen Wohnung erst so richtig daheim. Was sagt das jetzt über mich?

Das deutscheste Wort

Nachdem bei uns im Büro wg. Energiesparens pünktlich am letzten Abend vor dem Betriebsurlaub (noch so ein Deutschwort) die Heizung abgestellt wurde, war es heute früh so dermaßen bitterarschkalt, daß ich bei sämtlichen Heizkörpern die Einstellung “Stark Überhitzen” aufdrehen und dennoch bis zum Nachmittag elendiglich schlottern mußte, was auch daran gelegen haben mag, daß von insgesamt ca. 15 Heizkörpern gerade mal fünf bereit waren, Wärme zu spenden. Die anderen hatten sich an den Status bitterarschkalt gewöhnt, verblieben darin und werden demnächst dem Reparateur vorgestellt werden. Drei der funktionierenden sind auf meiner Seite im Büro, was die neben den bitterarschkalten sitzende Kollegin zu dem Schwur veranlaßte, sie werde nie wieder einen Job im Hochsommer antreten, das führe nur zur falschen Platzwahl. (Ällabätsch.) Natürlich wurde auf meiner Seite die Luft nach geraumer Zeit doch recht stickig und… Jetzt kommts: deutsch, deutscher, Stoßlüften.

Was habe ich über diesen Thread im Leo-Forum gelacht: bit.ly/1K01q2b.

Der Müllerin Lust

Ich hab ja viel aus Deutschland vermißt, da, in der amerikanischen Diaspora fern von Pfisterbrot und Essigessenz, aber am allerschlimmsten war immer die feiertagslose Zeit zwischen MLK (Martin-Luther-King-Day, immer am 3. Montag im Januar) und Memorial Day (letzter Montag im Mai). (Das ist die Phase im Frühjahr, für die man in Deutschland von allen Seiten mit Tips für die optimale Ausnutzung von Brückentagen überflutet wird.)

Aber jetzt bin ich ja wieder da und werde zu Himmelfahrt nach Spanien geflogen sein und gedenke, mir dort einen schönen Lenz zu machen und dabei darüber nachzudenken, was ich an Fronleichnam unternehmen soll. Sowie Ostern, Pfingsten und wo wir grad dabei sind, Mariä Himmelfahrt.

Gott mit dir, du Land der Bayern…

Wollt ihr fleißige Waschfrauen sehen?

Bei zwei von drei Aufenthalten im Waschkeller treffe ich dort unten auf Frau Demir (aka “Die Demirsche aus dem Dritten”, fürderhin kurz “DDD”) und ihre Kläfftöle. Ich befülle und entleere Waschmaschine oder Trockner oder hänge Wäsche auf oder ab. Was man halt so macht in einem Waschkeller. Aber was treibt DDD?

Promeniert sie zwischen Handtüchern, T-Shirts, Hosen, Putzlumpen, Bett- und Unterwäsche, weil es ihr zu weit ist, in die Stadt zur Gaultier-Ausstellung zu fahren? Trägt sie ihre Kleidung nur stundenweise, damit sie dann wieder einen Grund hat, sie zu waschen? Ist sie heimlich im Auftrag Ihrer Reinlichen Majestät tätig? Mit der Lizenz zum Weichspülen? Warum sind um sie herum eigentlich immer Pfützen?  Ist der Hund undicht oder wohnt die da unten im Grottenolchappartment? Warum sonst feudelt einer singend den Boden? Oder ist es ganz anders und sie verdient – auf Kosten der Hausgemeinschaft, die mit ihrer Miete den Krempel finanzieren – mit Waschdiensten für andere ihren Lebensunterhalt? Hat sie noch Kapazitäten frei? Bekommt man die Wäsche anschließend gebügelt und gefaltet in Seidenpapier eingeschlagen zurück und was kostet sowas?

Und vor allem: möchte man es wirklich so ganz genau wissen?