On the Road again

Nicht wundern, die Frau flockblog wird in den nächsten Tagen eher nicht von sich hören lassen – sie ist wieder auf Montage. Im Hunsrück.

Gelesen: Ken Krimstein – “Die drei Leben der Hannah Arendt”

Das ist mal eine wirklich sehr gelungene Graphic Novel. Hut ab!

Es passiert nicht so oft, dass die Summe aus Bild und Text soviel mehr wird als die einzelnen Teile. Hier schon. Krimstein schafft mit seinen sparsamen, pointierten, panel-übergreifenden und manchmal -sprengenden Zeichnungen eine kongeniale Interpretation der an Spannung nicht gerade armen Biographie Hannah Arendts.

Warum es dem deutschen Verlag gefallen hat, die Fluchten des ursprünglichen Titels (“The Three Escapes of Hannah Arendt: A Tyranny of Truth”) in der Übersetzung von Hanns Zischler durch Leben zu ersetzen, darf sein Geheimnis bleiben, besonders sinnig ist es nicht.

So, und nun alle: lesen, lesen, lesen und da Buch wesentlich klüger zur Seite zu legen, als man es angefangen hat.

Wiedergelesen: Paolo Bacigalupi – „The Doubt Factory”

Erwachsen werden, Schulsorgen (sehr amerikanische Privatschulsorgen), erste Liebe, Zukunftsplanung (welche Hochschule, welcher Beruf, welches Leben) und, fast beiläufig, die Erkenntnis, das nichts richtig läuft in einem Land, in dem sich das Großkapital die Politik kauft und Profit immer Vorrang vor dem Wohlergehen des Individuums hat. Im Gegensatz zu “Ship Breakers”, wo die Helden zwar auch Heranwachsende sind, sich aber ganz anderen Widrigkeiten stellen müssen, ist hier die Zielgruppe die Alterskohorte der Protagonisten, was mich jetzt beim Wiederlesen ein wenig gelangweilt hat.

Das Thema, “Konter- und Krisen-PR” ist dennoch sauspannend – man gebe das Buch Pubertierenden zu lesen und lasse sich berichten.

Los Wochos

Beim Discounter unten sind spanische Wochen. Quasi Lebensmittel mit Flamenco. Scharfe Wurscht, feine Käse, sehr tapfere Kartoffeln, Datteln im Speckmantel y mucho más.

Und in der Kühlung? Pizza. Spanische Chorizo Pizza. Die weit über Spanien hinaus bekannte Delikatesse.

Was soll ich dazu sagen? … Ha, ich weiß!

Ich sage “Hauptsache Mittelmeer” und weiß, die Lebenserfahreneren unter uns werden mich und meine Variation verstehen*.

* Liebe GenZ: In diesem blogpost sind zwei popkulturelle Anspielungen versteckt. Wer sie findet, darf sie behalten.

Aus dem Vokabelheft

Man möge, schreibt mir ein Bewerber, nicht leuchtfällig über die Lücken in seinem Lebenslauf urteilen. Tu ich nicht. Wer mir so eine Nuss zu knacken gibt, der hat Chancen. Bei der Dudenredaktion.

Wiedergelesen: Margaret Atwood – “The Testaments”

Keine Frage, die Neuordnung meiner Bibliothek ist ein Muss, umso eindeutiger, nachdem ich fast 10 Minuten nach dem Buch fahnden musste, um es schließlich im Nordflügel zu lokalisieren, statt im Westen, wo sich so nach und nach das Atwood’sche Gesamtwerk zusammenfindet.

Zweitlektüre bedeutet bei “The Testaments”, wie das halt mal bei Spoilern so ist, dass die Spannung hinsichtlich des Inhalts raus und damit mehr Raum für Vertiefung gegeben ist. Mir sind dieses Mal einige Schuppen mehr von den Augen gefallen und wie schon beim ersten Mal (s. https://flockblog.de/?p=42788) kann ich nur empfehlen, zu lesen, lesen, lesen. Gerade weil die Welt sich weiter gedreht hat und die Aufhebung von Roe v. Wade in den USA und die neu entflammte Diskussion um den Paragraphen 218 hier bei uns unsere Wachsamkeit erfordern. Gilead kann näher sein, als wir im Moment noch für möglich halten.

Letzten Freitag in der Schrottgalerie: “Aniada a Noar mit Lothar Lässer”

Die Band (https://aniada.at/) kommt aus der Steiermark, gleich an der Grenze zu Slowenien und spielt, was man „Neue Volksmusik aus Österreich” nennt. Das machen sie sehr gut und virtuos, mit Instrumenten, die man kennt (Geige, Akkordeon, Dudelsack, eine Auswahl an Blockflöten) und anderen, die ich an diesem Abend erst kennenlerne (Pfiffero, Glockenspiel, Nasenflöte). Gstanzl, Landner, Polkas (Polken?), Traditionelles aus der halben Welt, Selbstkomponiertes wie zum Beispiel ein “Steirisches Wienerlied” und dazwischen Jodler und wunderschöner Dreigesang.

Das Publikum kennt und liebt sie und läßt sie erst nach vielen Zugaben ziehen. Ich für meinen Teil habs gerne gehört, könnte aber jetzt wieder ein gutes Quantum Jazz als Alternativprogramm vertragen, auch, damit ich den Goisern wieder aus dem Hirn bekomme.

Nach dem Sturm…

  • recken sich an den Straßenrainen Mohn- und Kornblumen und Margeriten zwar leicht zerzaust aber ungebrochen zwischen dem hochgeschossenen Gräserwerk wieder nach oben. Dieses Mal hat er sie nicht gekriegt, dieses Mal nicht.
  • klappen Menschen ihre Schirme wieder zu und verlangsamen, nach einem prüfenden Blick in die dunklen Wolken, ihren Schritt. Pah, das bißchen Restregen geht ohne Deckel. Dieses Mal hat er sie nicht gekriegt, dieses Mal nicht.
  • sitzen fettaufgeplusterte Amseljugendliche wie die Perlen aufgereiht auf dem Balkongeländer, schütteln sich trocken und erzählen einander ganz stolz: Dieses Mal hat er sie nicht gekriegt, dieses Mal nicht.

Wiedergelesen: Paolo Bacigalupi – „Pump Six“ und “Ship Breaker”

Wer hier öfter reinliest weiß, dass ich gerade dabei bin, meine “Bibliothek” neu zu sortieren. Die Kategorien sind “Gehen” oder “Bleiben”, letztere untergliedert in “Gleich Wiederlesen” oder “Später”. Mit der Umräumerei bin ich noch nicht viel weitergekommen, denn manchmal nehme ich ein Buch zur Hand, kann nicht widerstehen und, wuppdich, bin ich am Lesen. Deshalb fasse ich die Terry-Pratchett-Regalreihen (ja, Plural) schon gar nicht mehr an.

Wenn es mir mit dem Räumen wirklich ernst wäre, sollte ich es mit Paolo Bacigalupi genauso halten. Tue ich aber nicht, und so habe ich in den letzten Tagen mit großer Begeisterung “Pump Six”, eine Sammlung dystopischer Kurzgeschichten und dann gleich “Ship Breaker”, einen dystopischen Roman über eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe nachgeschoben und kannn beide nur von Herzen (wieder)empfehlen.

Alles längst übersetzt, denn Bacigalupi, dessen Gesamtwerk bei mir selbstverständlich in die Kategorie “Bleiben” fällt, fehlt mir schon seit einer Weile sehr, da er, bis dato ein Viel- und Gutschreiber, seit 2016 nichts mehr solo und 2019 “nur” vier kurze Geschichten (“Tangled Lands”, s. https://flockblog.de/?p=38401) in einer Zusammenarbeit mit Tobias S. Buckell in Buchform veröffentlicht hat.

Ahaber, Recherche hat ja immer ihr Gutes und so habe ich herausgefunden: Sein neuestes Werk “Navola” wird am 4. Juli erscheinen und ist, seit ich das weiß, vorbestellt.