Gelesen: Margaret Atwood – “The Testaments”

35 Jahre nach “The Handmaid’s Tale”, hat Margaret Atwood für dieses Werk, kaum auf dem Markt, den Booker Prize bekommen und schon wieder nicht den Literatur-Nobel-Preis, worüber mit der Akademie zu sprechen sein wird. Ich habe so langsam das Gefühl, sie würden die Auszeichung lieber posthum verleihen, weil sie Atwoods Dankesrede fürchten.

Aber nun zu “The Testaments”. Ungefähr 15 Jahre nachdem die nun herrschende männliche Elite den demokratischen Staat in einem Coup gestürzt und ihr theokratisches Schreckenssystem Gilead errichtet hat, begegnen wir drei Frauen, die Zeugnis ablegen. Aunt Lydia, die Atwood als eine Überlebende schildert. Eine Überlebende freilich, die große Schuld auf sich geladen hat. Ehemals Richterin, nach der Machtübernahme vor die Wahl gestellt, entweder grausam zu sterben oder ein Erziehungssystem für den weiblichen Anteil der Bevölkerung zu etablieren, das sie im Namen eines patriarchalischen Gottes zu freudigen Mägden heranzieht. Daisy, gezeugt in einer jener ritualisierten Vergewaltigungen einer Handmaid durch einen Commander, als Säugling nach Kanada geschmuggelt und bei Adoptiveltern aufgewachsen, die an ihrem 16. Geburtstag anläßlich eines erfolgreichen Attentats auf ihre Adoptiveltern von all dem zum ersten Mal hört. Agnes, erstes Kind der Handmaid Offred, das ihr bei einem Fluchtversuch entrissen und regimetreuen Eltern zur Aufzucht überlassen wird und sich, wiewohl perfekt indoktriniert, einer Ehe verweigert und stattdessen die Aufnahme in die Kaste der Tanten anstrebt.

Diese Tanten sind die grauen Eminenzen der Männermacht. Sie schaffen aus den Mädchen und den Frauen aus der Zeit davor gottesfürchtige gehorsame analphabetische Geschöpfe (Sticken: Sehr gut), sie wissen alles, haben immer und unbegrenzt Zutritt zu allen Häusern, führen die genealogischen Akten. Kurz: die Oberste Founding Aunt Lydia sammelt Informationen für die Dossiers, die letztendlich den Sturz des inzwischen vollkommen korrumpierten und dekadenten Systems herbeiführen sollen.

Wie? Es möge ein/e jede/r selbst entdecken. Ich habe große Freude daran gehabt, einer gebildeten, altersweisen und sehr sarkastischen Autorin dabei zu folgen, wie sie die Fäden zusammenführt und für (fast) alles logische Zusammenhänge entwickelt.

Los jetzt. Buch besorgen, lesen! Lesen! Lesen! Lesen!

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