“Ticke-teat”

Kerzenkürbis beleuchtet und Außenlampe an, Vollplastikfledermaus mit dem Gesicht zur Straße ausgerichtet, “100% fat free Treats” vorrätig (fettfrei heißt, sie bestehen zu 100% aus Zucker und weiteren 100% aus künstlichen Farbzusätzen). Keine Schokolade, sondern Plastikringe mit Augäpfeln oder Monsterköpfen und “Mini-Meals” (Gummi-Burger und -HotDogs).

Dieses Jahr ist die Süßigkeiten heischende Klientel sehr jung, hat gerne mal Probleme mit der “R”-Aussprache und erscheint in Begleitung der Eltern bzw. gleich der ganzen Latino-Großfamilie (wobei das vorgeschickte Kind dann immer ordentlich zulangt, weil es ja die kleinen Geschwister mitversorgt). Inzwischen haben sechs Skelette, 3 Freddy Kruegers, eine ganze Menge Nachwuchs-Schlampen (warum man kleine Mädchen in Kostüme mit Spitzen, Dekolletees, Wippröckchen und Netzstrümpfe stecken muss ist mir schleierhaft), Pionierinnen mit gestreiften Schürzen und Häubchen, Vampirellas, zwei Teufelchen, ein Dalmatiner, eine sehr fette kleine Biene (eher Hummel), ein ca. 22 Jahre alter Mann mit Watte auf dem Kopf und Falsettstimme sowie ein rosa Schweine-Engel geklopft, die Schüssel ist schon fast leer. Der Korb voller Äpfel stößt eher auf Irritation, wahrscheinlich, weil das Obst nicht einzeln in Zellophan verpackt ist.

HAPPY HALLOWEEN!

Wenn man den Tag vor Allerheiligen (Assoziation: naß, grau, novembrig) am Pazifikstrand verfaulenzt, die Möwen mit selbstgebackenen Halloween-Keksen füttert und sich dabei einen leichten Sonnenbrand holt, dann bin ich so richtig gern im Spätherbst in Kalifornien. Auch ohne “Indian Summer” (Blätter werden hier nur trocken, gelb und fallen vom Baum).

Don’t sit under the appletree

Kaum zeigt man in den Außenanlagen wegen Mistwetters und früher Dunkelheit nicht die übliche Präsenz, schon übernimmt das benachbarte Katzeng’schwerl wieder und kürt meinen Garten zur felinen Outdoor-Bedürfnisanstalt. Die Mistviecher haben sich eindeutig auf das Terran unter dem Apfelbaum eingeschossen (die Wortwahl ist nicht zufällig). Ist eigentlich die laxative Wirkung des Aromas Gammelapfel bereits erforscht oder bin ich da auf etwas gestoßen (bzw. getreten)?

1 Körbchen Äpfel geerntet, 1 Paar Schuhsohlen unter heißem Wasser geschrubbt – meinen Resttag plane ich indoors.

Jazz in Oakland

Einer meiner amerikanischen Arbeitskollegen ist Mitglied in einem  Verein der sich der Pflege deutschen Erbes und Vermittlung deutscher Kultur verschrieben hat (http://www.excelsiorcenter.org/index.html). (Ohne bitchen zu wollen, aber muss dieses BDM-Mädel mit der deutschen Nationalflagge kosend in der Start-Slide-Show wirklich sein?)

Excelsior-Tony (nicht zu verwechseln mit Toni!) hat uns am Dienstag zu einem Aufritt der Sebastian Schunke Group eingeladen http://www.yoshis.com/oakland/jazzclub/artist/show/1507 . Mitveranstalter war das deutsche Konsulat in San Francisco und es war ein bißchen seltsam, dessen Mitarbeiter an einem Bistrotisch mit Deutschlandfähnchen das Vaterland repräsentieren zu sehen. Anyway. Danke, ich bin in den Genuß eines richtig guten Konzerts gekommen. Den Saxophonisten hätte ich mir am liebsten zum Mitnehmen einpacken lassen, aber so weit geht die Gastfreundschaft des Vereins dann doch nicht.

Habe allerdings mal wieder herausgefunden, dass ich nicht zur Berufsdeutschen taugen würde. Heimatverbände haben irgendwas Surreales.

Weed! They’re smoking weed!

“Unsere” San Francisco Giants sind gerade auf der Siegerstraße (man frage mich nicht, wofür. Das ist mir auch herzlich wurscht, wie immer, wenn Männer mit Bällen spielen – ich wüßte ehrlich gesagt nicht einmal mehr aus dem Stand, wer die Fußball-WM gewonnen hat). Nun waren jüngst die Texas Rangers zu Gast in der City by the Bay wobei der texanische Berichterstatter einen Kulturschock erlebt hat: Menschen, die öffentlich Gras rauchen. Es ist zu schön, wie aufgeregt er das der Heimat berichtet: http://www.youtube.com/watch?v=iocj2ljJeuc

Now Hiring

In den USA ist der Arbeitgeber verpflichtet, Background Checks für neue Mitarbeiter vorzunehmen; wer zB einem Bewerber mit gefälschter Sozialversicherungsnummer oder Arbeitserlaubnis aufsitzt, wird vom Gesetzgeber genauso belangt wie die Person selbst. 

Bloß kein Risiko eingehen, also habe ich uns bei einem entsprechenden Dienstleister abonniert und heute einen unserer Kandidaten durch das Portal gejagt – einem deutschen Datenschützer käme angesichts der zu erlangenden Auskünfte wahrscheinlich das kalte Grausen.

Criminal Risk

Crimlink ($8.58)

Identity Tools

Reference Verification

 

Workers Comp Risk

Sexual Offender Risk

Other/Misc

Selbstverständlich steht dem Arbeitgeber das Recht zu, sich einen Drogen- und Alkoholtest (wird immer getrennt genannt) vorlegen zu lassen und den neuen Mitarbeiter erst nach einer Wartefrist von bis zu einem Jahr (!) in den vom Arbeitgeber mit dem Versicherer direkt abgeschlossenen Krankenversicherungsvertrag aufzunehmen. Es steht dem Arbeitgeber dabei vollkommen frei, einen Zuschuss zu geben oder auch nicht. Einem Rundbrief der Payroll Company habe ich heute entnommen, dass, Health Care Reform hin oder her, bis zum Jahr 2012 hier keine Änderungen zu erwarten sind.

Manchmal möchte ich schon gerne wieder zurück in mein kuscheliges soziales Netz…

Kostüme machen Leute

Prämisse:
Der gemeine Amerikaner (“Americanus nasty”) verkleidet sich für sein Leben gern und hat zu diesem Zweck unter anderem die Mottoparty erfunden.

Konklusion:
Halloween ist eine nationsweite Mottoparty. Um den riesigen Bedarf an Kostümen und Sammeleimerchen und Kunstblut, -zähnen, -gliedmaßen und Make-up und Hausdekorationen und Süßigkeiten zu decken, gibt es – vergleichbar den Lebkuchenläden in den verwaisten Eisdielen in Deutschland – an jeder Ecke Halloween-Marts, – Shops, -Stores, -Heavens usw. – wahre Absurditätenparadiese!). Mein Favorit bei den Kinderkostümen ist ein Dschungeltarnanzug mit jeder Menge Plastikwaffen und Camouflage-Schminkset für den kleinen “GI Jim”.

Bei den Kostümen für die Großen fällt auf, dass fast alle Verkleidungen für Frauen “slutty oder naughty” sein müssen, ob Nurse oder Nun, Girl Scout oder Prep School Girl, alles Schlampen. (Wer mag, kann sich hier http://www.3wishes.com/international.asp ein paar Modelle ansehen.) Mein Favorit für die Dame: das Modell “Slutty St. Pauli Girl” (leider kein Photo gemacht, ist aber nicht viel Stoff verarbeitet worden).

Bekannte von mir werden als schwules Paar gehen. (Das ist noch nicht die Verkleidung.) In Uniformen der US-Army, mit den Namensschildern “Don’t Ask” und “Don’t Tell”. Mal sehen, wenn’s nicht wieder schüttet (und mir eine Verkleidung einfällt) gehe ich vielleicht mit zum Halloween im Castro District.

Hello again

Letztes Wochenende hat es zum ersten Mal seit Monaten geregnet. Was man eben so Regen nennt, es handelte sich um das kalifornische XXXL-Aus-Allen-Kübeln-Schütt-Modell, zwei Tage und zwei Nächte durchgehend. Am Samstagabend irrte eine Ameise durch’s Waschbecken im Bad. Das arme Ding, wahrscheinlich auch keinen Bock auf Regen, kann man ja verstehen.

Am Sonntagmorgen wuselten bereits Ameisenstraßen über die Fliesen. Von wegen “armes Ding”. Offensichtlich handelte es sich um einen Kundschafter mit dem Auftrag, alle Einheiten in der Badewanne zu sammeln. Ich also flugs meine Restbestände an aus Deutschland importieren Ameisenködern strategisch geschickt aufgestellt und auf deren todbringende Wirkung vertraut.

Mittwochabend: Gut daran getan und Leichenberge aus der Badewanne gespült sowie strengstens eine kecke Ameise von der Zahnbürste verwiesen. Beschlossen, Ameisenköder auf Platz 1 der Einkaufsliste für Deutschland zu positionieren. Noch vor Haribo.

Einer geht noch…

Auf dem Flohmarkt, zwischen den alten Matratzen und den fadenscheinigen Teppichen: das neue United States Flaggenset. Jetzt mit 50 Sternen.

Kind im Brunnen

Zur Zeit gibt es in San Bruno keine einzige Straße, die nicht in der Mitte aufgebuddelt ist und wo nicht ein paar Mitarbeiter von PG&E mit ernstem Gesichtsausdruck in die Gräben blicken (meist flankiert von schnauzbärtigen Overallträgern mexikanischer Herkunft mit Schaufel über der Schulter).

Kaum fliegt eine Gasleitung mit massiven Personen- und Sachschäden in die Luft, schon inspiziert man das Leitungsnetz. Noch immer ist nicht genau bekannt, was eigentlich zu der Explosion geführt hat (PG&E läßt sich jede Auskunft erst auf dem Klageweg entreißen) und auch aktuell weiß keiner so recht, ob es sich um Routinekontrollen, Aktionismus oder begründeten Korrosionsverdacht handelt. Ich bin abends schon immer ganz zufrieden, wenn ich das Licht einschalte und mir das Häuschen nicht um die Ohren fliegt. Die ersten 20 Betroffenen haben Sammelklage eingereicht – die sollen von mir aus diesen verantwortungslosen Verein in Grund und Boden klagen.