Mit Nutella ins Nirwana

Aus einer “Holiday-Special-Gift-Edition”-Werbung des lokalen Kleingewerbes: “Monique’s Chocolates in Palo Alto will bank your sweetie on the shores of ecstasy: “Their hazelnut iced chocolate, like a dip in a stream of liquid Nutella, leads straight to nirvana.”

Ganz ruhig bleiben. Wohlgemerkt: es geht nur um hiesige Schokolade…

Tanze deinen Namen

Unser koscherer Bäcker Izzy hat auch (ca. untertassengroße) Black&White Cookies im Angebot.

Ich hatte heute Spaß an dem Hängehosenhalbwüchsigen, der die Verkäuferin mit dem Wunsch “Three Eminem Cookies for me and my friends” ein ganz kleines bißchen aus dem Konzept gebracht hat.

Aber nur ein kleines bißchen und nur ganz kurz, man hat’s ihr angesehen: für $2.50 das Stück + Tip kann der Rotzlöffel ihretwegen die Dinger nennen, wie er lustig ist.

Jetzt ist schon wieder was passiert

Meine Palo Altaner Bekannte und Gewährsklischeeamerikanerin (verheiratet mit einem Gutverdiener, Freiberuflerin auf max. 20 Stunden pro Woche-Basis, 3 Kinder in entsprechenden Aufbewahrungstätten) hat furchtbare Zeiten (“the most horrible times”) hinter sich. Ihre Nanny war in Urlaub. Für volle zwei (2!) Wochen. Die Vertretungskinderfrau stand nur nachmittags zur Verfügung (für die Zeit vor der Schule wurde auf die “elektronische Nanny” zurückgegriffen) und nur für die Kinder, hat weder den Gärtner angewiesen, noch die Einkäufe erledigt, noch gewaschen oder gar geputzt. Alles mußte sie selber machen, die Arme. Sie war sogar gezwungen, den zweiwöchentlichen Besuch im Beauty Salon (Maniküre, Pediküre, Haare zupfen bzw. waschen, schneiden, legen) ausfallen zu lassen.

Und dann heute morgen die ganz große Katastrophe: beim alljährlichen ärztlichen Routinecheck hat sich die Sprechstundenhilfe verwogen, 10 Pfund zuviel notiert und sie als “overweight” eingestuft. Man muss sich das vorstellen: sie wird in ein paar Wochen vierzig und hat Übergewicht – lebenswert ist so ein Leben nicht mehr. Sagt sie.

Keine Ahnung, was sie dann heute Mittag dazu getrieben hat, statt der abgezählten 10 Mandeln und einem Döschen Gemüsedrink, die Monster-49ers-Sushi-Roll zu ordern (Krebsfleisch, Spicy Tuna, Avocado, garniert mit Räucheraal und ordentlich Teriyaki-Soße). Sie wird doch nicht am Ende schon vor vierzig gescheit werden?

Wer sie noch nicht kennt und mehr wissen will, lese hier: https://flockblog.de/?p=6349

Discovery Channel

Kleines (amerikanisches) Mädchen, auf die Frage, ob sie denn wohl gerne auf der Terrasse zu Mittag essen möchte: “Mommy, Mommy, I don’t wanna go outside. Noooohhooooo, I don’t wanna go outside! There’s nature outside…”

Drop the Pilot

Als hätten es Piloten nicht schon schwer genug – nun sind sie auch noch durch “komische Strahlung” gefährdet (steht im Spon, muss also stimmen). http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,729012,00.html

Die beiden großen Pilotengewerkschaften USAPA und APA, die gemeinsam mehr als 15.000 Piloten vertreten, warnen ihre Mitglieder vor den Körperscannern – die US-Flugsicherheitsbehörde TSA benutzt auch Geräte, die mit Röntgenstrahlen arbeiten. Selbst bei sehr geringer Strahlung seien Piloten gefährdet, wenn sie dieser extrem häufig ausgesetzt – und ohnehin durch die erhöhte komische Strahlung in Flughöhe belastet – seien.

USA. Sonntag. Regen.

Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern, was man in Deutschland an regnerischen Sonntagen macht. Wahrscheinlich mal aufräumen oder lesen oder Film gucken oder – keine Ahnung. Wenn’s hier schifft macht der gemeine Amerikaner einen Ausflug. In die Mall.

Selbstverständing motorisiert, mit dem Familienvan oder -Pickup, dem Altersheim-Kleinbus (Greise in Rollstühlen, auf Krücken, blind und taub – alle!) oder gar dem Öffentlichen Personennahverkehr (4 Bushaltestellen direkt vor dem Einkaufszentrum, in einer hierzulande nie gekannten Häufigkeit angefahren). Als Parkplatz gilt dem Ausflügler nur als akzeptabel, was einen Steinwurf vom Eingang der Mall entfernt liegt (man denke sich den Stein geworfen von einem eher schwächlichen Kinde im frühen Kindergartenalter). Darum kreist er. Weiter entfernt liegende Parkplätze (bis zu 3 Gehminuten vom Eingang) werden nur angefahren, wenn irgendein Douchebag im Auto wirklich ganz dringend mal muss.

Familien trennen sich sofort. Die älteren Knaben treffen sich mit anderen ältere Knaben (“Hey man” “Yo Man” “Wazzap?” incl. Händedruckritual) und hängen anschließend vor den Eingängen ab. Mega-cool, wollen aussehen wie böse Buben mit Bier und Fluppen (geht nicht, ist ein “family-friendly shopping Paradise”), saugen ersatzweise Cola aus ihren Mäckie-Gallonenkübeln und bellen mit Stimmbruchstimmen gleichaltrigen Mädchen hinterher. Diese wiederum haben sich im Vorfeld stundenlang aufgebrezelt und angemalt (tragen aber alle Uggs und schlurfen, was die Wirkung ein bißchen beeinträchtig) und haken sich in Grüppchen à zwei bis fünf giggelnd und schnatternd unter. Vor jedem Schaufenster mit Blinker und Pink verweilen sie, die “Like-Per-Minute”- und Sehnsuchtsvoller Schmachtseufzer Quoten (“I loooooooooooove [soeben betrachteten Gegenstand einsetzen]…”) sind mit den aktuell in diesem Universum zur Verfügung stehenden Methoden nicht meßbar.

Beinahe hätten wir die Eltern mit den Kleinen aus den Augen verloren. Die werden bespaßt: Mütter lassen sich mit Cremes die Hände salben (nur eine, vor der zweiten ist ein Verkaufsgespräch fällig), auf bequemen Lederliegesesseln die Brauen zupfen und wer – egal welchen Geschlechts – nicht schnell ausweicht, wird mit Parfüm besprüht (da kommen bei einem mehrstündigen Mall-Aufenthalt wilde Gesamtkreationen zusammen). Väter testen in einem mit Kunstrasen ausgelegten eingezäunten Arreal laut aufheulende Akku-Werkzeuge (und sehen aus, als stünden sie mit mindestestens einer AK-47 am Schießstand), werden von ausgesucht hübschen jungen Frauen in rosa Kittelschürzchen ebenfalls mit Salbenpröbchen geschmiert (der Redneck mit Basecap und die Antifaltenaugencreme – ein Bild für Götter), kloppen sich um “You DEERE”-Bumpersticker und umlagern mit den Jungs die Spielautomaten in der “Arcade”. Die Kindlein toben entweder im Spielparadies auf den dortigen Geräten (wie ein Spielplatz draußen, mit Wippen und Federwackeltieren auf einer 20cm dicken Abprallschicht – wenn wirklich mal ein Kind runterfällt, dann ditscht es noch ein paar Mal auf) oder machen am Blöde-Tier-Mützen-Stand beim Fotowettbewerb mit. Das lustigste Mützenkind gewinnt einen $5-Mützenpreisnachlass-Coupon. Und weil alle Kinder gar so hübsch sind können sich die Juroren nicht entscheiden und  siehe da, jedes Kind gewinnt. Fast alle Eltern kaufen, für immerhin noch $24.95. Ein hübsches Businessmodell. Frisch bemützt suchen die Zwerge nun in den Shops nach Saurieren, roten Punkten, dem entlaufenen Alligator und… Sie bekommen bei Erfolg kleine Preise. An der Kasse abzuholen. Nicht an einen Einkauf gebunden. Natürlich nicht. Aber wo man eh grad schon im Laden ist und für den Preis sowieso an der Kasse anstehen muss…

Abschließend trifft man sich in den Food Courts zu Fast Food aus der ganzen Welt, wer’s nobler mag, geht zu Applebee’s oder Denny’s (echtes Besteck und richtige Teller, der gleiche Fraß) und trägt hinterher seine Restebox durch die Mall. Und viele Tüten. Und da ist der Sonntag dann auch schon vorbei. Schön wars. Das lädt zur Wiederholung ein.

Ich habe auftragsgemäß Eddie-Socken gekauft. Sonst nix. Nur Amis geguckt.

On the Road again

An normalen Tagen fahre ich die Strecke Daheim-Büro (incl. Mitfahrer-Abholen-Schleife) in knapp unter einer Stunde. Diese Woche war’s aber wie verhext, keine Fahrt unter anderthalb Stunden, egal ob morgens oder abends. Heute hätte es so einfach sein können – es ist nämlich Veterans Day, also wieder so ein Feiertag, wo Postler, Banker und Beamte freihaben. Und was passiert? Irgendein Depp stellt sich mitten im morgendlichen Berufsverkehr mit seinem Truck auf die Bay Bridge und droht, entweder die Brücke in die Luft zu sprengen oder sich umzubringen. Oder beides. Irgendwie. Oder so. Die Highway Patrol hatte die Brücke für über eine Stunde gesperrt, um das in Ruhe mit ihm zu besprechen. Mit dem Ergebnis, a) “there wasn’t much of a credible threat from an explosives standpoint” und b) sämtlicher Verkehr auf die anderen Brücken umgeleitet wurde. Nichts mehr mit freier Fahrt am Veteranentag!

Warum um alles in der Welt der Heimweg heute fast zwei Stunden gedauert hat, will ich gar nicht mehr wissen. Ich wünsche umgehend einen funktionsfähigen Öffentlichen Nahverkehr. Aber sofort!

“PHREEKE”

schreit es vom Nummernschild des Autos vor uns. Wenn ich mir den Fahrstil so ansehe, kann ich dem Fahrer sehr gute Fähigkeiten zur Selbsteinschätzung attestieren. Sowie ein Rechtschreibschwäche.

“Free in 72 days”

Es ist mir immer ein Anliegen, meine Geschichten aus Amerika abzuschließen, auch wenn es, wie in diesem Fall, nicht zu einem Happy End gekommen ist. Ich hatte im Sommer (https://flockblog.de/?p=5178 ) von Oscar Grant berichtet, einem jungen Schwarzen, der am Neujahrstag 2009 vom BART-Officer Johannes Mehserle erschossen wurde – weil dieser vorgeblich Pistole und Taser verwechselt hatte. Letzte Woche wurde (wieder in Los Angeles) das Urteil aus der Berufungsverhandlung verkündet:  2 Jahre unter Anrechnung der bisherigen U-Haft und möglicher Vergünstigungen wegen guter Führung, d. h. er wird in knapp einem Vierteljahr aus der Haft entlassen werden. Dazu der Anwalt der Familie Oscar Grants: “Michael Vick was sentenced to four years for cruelty to dogs… this sentence says the life of Oscar Grant and African Americans is not worth as much.”

Urteilsverkündung war am 5. November, einem Freitag. Abends kam es – erwartungsgemäß – zu Ausschreitungen in Oakland. Wurden wegen Regens und extremer Überzahl der Polizei verfrüht abgebrochen. Anschließend war Wochenende.

Übrigens, in der Declaration of Independence ist – im Gegensatz zum Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland – kein Wort darüber zu finden, dass jemand wegen seiner Rasse nicht benachteiligt werden darf.