Deine Sorgen möchte ich haben

Fahl sah sie heute aus, bleich und elend, fahrig in den Gesten, unglücklich im Gesamteindruck. “Sie” ist die Bekannte, über die ich neulich schon einmal schrieb (https://flockblog.de/?p=6113). “Sprich mit mir, was ist los? Was treibt dich um, Süße?”

Mit Leichenbittermiene und in einer Lautestärke unterhalb von Amtotenbettflüstern teilt sie sich mit. Sie wird vierzig, im Januar. Das Alter ist nicht mehr aufzuhalten, das Ende ist nahe. (Ich weiß nicht, ob ich schon erzählt hatte, dass sie ihren 39. Geburtstag seinerzeit in Schwarz beging?) Nun setze sie dem Verfallsprozess aktiv etwas entgegen: sie will sich auf ihr Gewicht mit dreißig herunterhungern. Dann erst werde sie sich wieder so jung wie ehedem fühlen.

Also ehrlich, statt sich an den letzten zehn Jahren Leben und Erfahrung zu freuen, macht sie sich’s künstlich richtig schwer. Ich konnte trotzdem nicht widerstehen und habe noch einen draufgesetzt, als ich ihr sagte, dass ich demnächst zu meinem Fünfzigsten ein rauschendes Fest feiern will und spätestens zu meinem Sechzigsten wieder. Und kein Ende in Sicht! Von ihrer Seite nur pure Fassungslosigkeit. Das geht doch nicht, in dem Alter kann man gar keinen Spaß mehr haben. Höchstens noch am Sarg aussuchen.

Von wegen! Alive and kicking! Nix Sack und Asche!

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