Gestern bei Ann’s Hair & Beauty

Feiertagsgeschwächt, umschwirrt von einem Rudel Vietnamesinnen, die eifrig feilen, wickeln, pinseln, rollen, drücken, schlämmen, ölen, schneiden, föhnen, zupfen, färben liegen allerlei Frauen in den bequemen Sesseln und diskutieren pflichtgemäß die Diäten, die jetzt anstehen. Zum Beispiel no carbs, no fat, no was weiß ich, Hauptsache mit Leid, Verzicht und Buße für die Völlerei verbunden (auf dass man sie bald abbrechen und sich dann wieder der eigenen Schwäche schämen kann). Als das Thema durch ist, kommen sie zum wesentlichen: wer hat an Thanksgiving für wieviele Gäste das besteste und meisteste gekocht.

My Winner Is Loretta. Ihr Rezept beginnt mit: “Man nehme 2 Gallonen (knapp 8 Liter) Speiseöl und bereite “Turkey, deep fried. Makes it crispy from the outside and very juicy inside.”

Dankgebing, Part 3 – the whole story

“We plan the meal”
Ich wollte schon immer mal ein großes Thanksgiving Dinner kochen.
Also habe ich mir dieses Jahr Gäste eingeladen, einen kalten Vogel vorbestellt, das amerikanische Beilagenzeugs weit von mir gewiesen und stattdessen auf Bavarian Fusion gesetzt: Puter mit Knödeln und Blaukraut.

We hunt the meal”
Blaukraut = Rotkohl (ist ja nicht so, dass sich die deutschen Regionen da einig wären) = Red Cabbage. Den Aufwand, einen ganzen Kohlkopf zu kaufen und zu hobeln habe ich gescheut; es wäre vermutlich aber ebenso schnell gegangen, wie ein Glas “Oberlander’s Red Cabbage – Original German Recipe” zu finden.
Knödelbrot. Gut, in Bayern die einfachste Übung; was tun in einem eher semmelarmen Land? Ganz einfach: Weizentoastbrot, 2 Stangen. Und dann den entsprechenden Reifegrad durch toasten vortäuschen (ergibt darüber hinaus ein ausgezeichnetes Röstaroma).

“We cook the meal”
Ohne Internet hätte ich nicht gewußt, dass bei toten Eisputern der Hals im Hintern steckt, Herz, Magen und Leber aber unter dem eingefalteten Halslappen. Dies, und die restlichen Eisklumpen aus der Bauchhöhle entfernt, das Monster gewaschen, getrocknet, gestopft, gesalbt, gewürzt, mit unter dem Rücken gefalteten Flügeln und über Kreuz geknoteten Beinen in die Form gestopft und dann 5 Stunden im Backofen bei milder mittlerer Hitze sich selbst überlassen (ganz wichtig: regelmäßige Aufgüsse, das schätzen nicht nur Finnen).

Weil der Vogel in den ersten beiden Stunden nicht gestört werden darf, habe ich mich derweil mit einem Buch in den Garten in gesetzt. Denn es war warm und sonnig. (Kein Schnee an Thanksgiving. Nicht hier!)

Ein paar Stunden später darf geschlemmt werden. Danach reichen wir sehr viele Digestives. Die Reste kommen in Tupperdosen und reisen am nächsten Tag zur Physiotherapeutin, deren Neugeborenes sie von der Zubereitung opulenter Mahlzeiten abhält.

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Schee wars. Gut wars. Dankeschön.

Dankgebing, Part 3 in Bildern

Wash, dry, and fold the bird.

Stuff and grease the bird.

Serve the bird (und verbasle es, ein Photo vom gegrillten Gesamtputer zu machen).

Some minutes after serving.

 

pat-down

Es war einmal, vor langer langer Zeit in England, da hatten die Gemischt-Schwitzer die ständig gegen die Saunatüren hämmernden “Get-Dressed”-Protestler satt und verwiesen das prüde Pack des Landes. Die Vertriebenen segelten von dannen, gründeten weit weg von zu Hause “God’s own Country”, massakrierten Büffel und Indianer und schworen in Scheinheiligkeit zu leben, immderdar.

Viele Jahre später gefiel es ihnen, das U.S. Department of Transportation Security Administration (TSA) zu schaffen. Dieses hat befunden, dass nichts Flüge sicherer macht, als Passagiere vor Reiseantrittt durch Nacktscanner zu treiben. Die Nachfahren der Puritaner wittern Böses und verweigern sich (“opt out”). (Schuld ist natürlich das böse Internet, das mit nie vorher dagewesener konspirativ-krimineller Energie Nacktscannerphotos auf seiner Facebook-Seite ein- und die Gescannten bloßstellt. Warum in den Scannern überhaupt eine Speicherfunktion vorgesehen ist, die Mißbrauch erst möglich macht, verstehe, wer will.) Dumm ist nur, dass die TSA stur auf “Safety”-Maßnahmen besteht. Wer kein Nacktphoto will, wird “physically investigated”, also abgetatscht. Da platzt schon mal der Urinbeutel eines Blasenkrebspatienten, verrutschen Silikonimplantate oder heulen Kinder sich die Augen aus, weil der fremde Mensch (und alle Umstehenden) auf ihr von klein auf antrainiertes lautes “Ich will nicht, dass Sie mich anfassen!” überhaupt nicht anspricht.

Da stehen sie nun in Gottes eigenem Land zwischen selbstgebastelter Skylla und Charybdis, ihrem vermeintlich seit der Mayflower bestehenden Grundrecht auf Privacy (“Don’t Touch My Junk Bro! http://www.youtube.com/watch?v=5pNuoVKMKNM)” und “enhanced security” (sie nennen es “invasive security measures”) – und kommen einfach nicht mehr raus. Und weil wir im real existierenden Kapitalismus leben, passt als i-Tüpfelchen doch gut, dass der frühere Chef der TSA, Michael Chertoff, der in seiner Amtszeit die Einführung der Bodyscanner als Anti-Terrormaßnahme beschlossen hat, seit nunmehr einem Jahr auf der Payroll von Rapiscan Systems (einem führenden Nacktscanner-Hersteller) zu finden ist.

Keine Frage, wem der heute beim Thanksgiving Dinner dankt.

Dankgebing, Part 2

Der Eisvogel wird nachgiebig. Keulen und Flügel können bereits bewegt werden. Morgen kommt er in den Ofen – für ca. 5 Stunden nach der Faustregel: “Eine halbe Stund’ pro Pfund.” CIA lehrt alles was ich wissen muss: http://aol.it/gOH38T.

Eine englische Bekannte schrieb mir vorhin: “that just reminded me… last night my pilates teacher (blond) asked me how they celebrated Thanksgiving in the UK….”    “???”     “They jump up and down that they don;t have any of these damn religious freaks or zealots in thier country anymore…”

Abschließend ein leckeres amerikanisches Rezept: http://www.youtube.com/watch?v=JlRbYh3iZqU

The night before Thanksgiving

Ein riesengroßer käsebleicher Fastvollmond hängt vom vielgestirnten samtschwarzen Nachthimmel. In keinem Wipfel ist ein Hauch zu spüren – es ist die noch kältere nach der gestrigen bisher kältesten Nacht auf der Peninsula (und da gabs morgens immerhin Rauhreif und eine angeeiste Windschutzscheibe). Es rieche schon nach Kälte, britzele aber noch nicht hinreichend in der Nase befindet der Automiteigner.

Ich finde es wirklich schon kalt genug: Toni und ich diskutieren nämlich bibbernd seit einer Viertelstunde mit dem Typen, der in unser parkendes Auto eine ordentliche Beule gefahren hat. Nein, die Bullen will er nicht rufen um ein Protokoll aufzunehmen, die brauche er nicht. Er sei ein ehrlicher Mann und seine Versicherung zahle alles. Deshalb: keine Bullen, am Ende zähle doch nur Allahs Richtspruch und “full insurance coverage”. Außerdem sei sein Auto schließlich auch kaputt. Wir kriegen ihn schließlich dazu, bei seiner Versicherung anzurufen – aber da halb Amerika gerade vor den Flughäfen im Stau steht, kommen wir nicht wirklich voran. Eine Schadensnummer wird uns immerhin zugeteilt. Alles weitere nach Thanksgiving.

Auf dem Heimweg macht’s laut “Pa-ling” – das Auto gibt eine Frostwarnung. 39 Grad Fahrenheit – so kalt war’s echt noch nie. Die hiesigen Behören haben “Ice Alert” ausgerufen. (Wie immer: genügend Wasser im Haus haben und sich auf Stromausfälle einrichten; das hilft im Sommer bei Hitze und im Herbst wenn es stürmt.) Hauptsache Aktionismus, dabei ist es noch nicht mal 0°C kalt.

Braucht auch keiner.

Warm Welcome?

Jetzt wird es eisig: Tief “Gundula” bringt Deutschland den Winter – mit fast 30 Zentimetern Schnee im Gebirge und eisigen Temperaturen im ganzen Land. Und die klirrende Kälte wird anhalten.

Moooment! So geht’s aber nicht! Heizt dieses Land!

Dankgebing, Part 1

“We buy the meal” bzw. lassen den 9.67 lbs (“makes a meal for 4-6 persons”) schweren Vogel ins Büro liefern, schleppen das Untier nach Hause und machen es dort nackig.

“We defrost the meal”

(Das soll ca. 2-3 Tage dauern.)

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Fortsetzung folgt.