Tagesbericht

Datum: 24. Dezember 2010
Status: arbeitsfrei, bezahlt
Ort: San Bruno, CA
Wetter: Sonnig, mit leichten Wolkenstreifen
Temperatur: ca. 16° C
Guter Vorsatz: Wäsche waschen und Hausputz
Setting: Gartenstuhl mit Wolldecke
Lektüre: Terry Pratchett “Der Club der Unsichtbaren Gelehrten”

Davon abgesehen, dass es bei weitem nicht der beste aller Pratchetts ist (das mag zum Teil auch an der Übersetzung von Gerald Jung liegen, ich fand immer, dass Andreas Brandhorst, der bisher die Übertragungen ins Deutsche besorgt hat, dies sehr kongenial hinbekommen hat) war es äußerst wohltuend, sich nach den Klagen aus dem verschneiten Deutschland an einem langen hellen Vormittag ganz faul einfach nur dem Lesen hinzugeben, den Blick über das grüne, grüne Gras schweifen zu lassen (so gesund sieht das nur aus, wenn es hier wochenlang (wie in meiner Abwesenheit) geschüttet hat) und den Vögelein beim Zwitschern, wahlweise den Zügen beim Pfeifen zuzuhören.

So konveniert mir der Heilige Abend – noch dazu, wo sich die guten Vorsätze widerspruchslos auf den nächsten Tag/die nächsten Tage haben vertagen lassen.

Was trifft

gleichermaßen auf die Gailtalerin und die Autorin des flockblog zu?

Richtig: “Sie ist wieder da!”

The Beagle has (schon wieder) landed

Eine Woche Pauschaltourist und die Aufgabe vorbildlich gelöst: unsere größten Sorgen waren die Wettervorhersage für den nächsten Tag (noch wärmer?) und die klassische Frage: “Was gibt’s zum Essen?” sowie Kopfschütteln und Augen verdrehen, wenn sich andere Pauschaltouristen so recht gründlich daneben benahmen. (Wie zum Beispiel der Herr, der in Moslem Country lauthals fehlenden Bacon reklamierte oder die Rentner, die zwar “nix mit dem Internet zu tun haben”, sich aber unbedingt am Online Check-In Schalter vordrängeln mussten.)

Wir haben unsere Zeit in El Qusir sehr genossen, gelesen, in der Sonne gesuhlt, beim Back Gammon verloren (ich) und gewonnen (Jürgen), viel geschlafen, fein gegessen, gut getrunken und Flossen und Schnorchel ordentlich im Roten Meer zu Wasser gelassen, in unserer wunderbaren Hausbucht mit Korallenriff und Myriaden von Fischlein in allen Farben. Kein einziger Hai.

Bei 25°C (plus!) abgeflogen, bei -10°C und Schneetreiben in München gelandet (in Fahrenheit ist der Temperatursturz wieder mal viel dramatischer von sonnigen 77°F in kalte 14°F). Ich werde versuchen, die nächsten beiden Tage zu genießen. Irgendwo drin. Nah am Ofen.

(Daheim hat die Rainy Season begonnen, mit um die 13°C – da müssen sich die Kalifornier schon noch anstrengen, damit ich gerne zurückkomme…)

Tour d’Allemagne

Seit ich wieder in Deutschland bin, schlafe ich mich durch alle möglichen Betten (ist auch eine Art von Matratzentest), deponiere überall aktuell nicht benötigtes Gepäck (das sind die Luxussorgen, wenn man mit 2x32kg reisen darf; das dann alles zur rechten Zeit wieder einzusammeln wird eine Logistik-Rallye werden) und packe immer mal wieder. Letzte Woche vorwiegend aus. Seit Sonntag auch ein – ganz vielen Dank noch einmal allen für die Geschenke und die Ideen dahinter! Ich freue mich. Sehr.

Mein Abenteuer vorgestern war eine Reise mit der Deutschen Winter-Bahn unter ausführlicher Besichtigung von Bahnhöfen (gar nicht empfehlen kann ich Crailsheim, wo der Bahnbeamte auf die Frage nach dem nächsten Zug zum elternnächsten Bahnhof lediglich mit der Gegenfrage aufwartet: “Bin ich Gott?” und mir aus seinem wohlbeheizten Kabäuschen eine gute Dreiviertelstunde beim Bibberwarten zusah. “Sie könnet jäderzeit weggeha vom Bohof – wenn dr Zug dann grad kommt, no verpassed S’en halt.” (Habe ihm die üblichen juckenden und nässenden Ekzeme an zum Selberkratzen schlecht erreichbaren Körperstellen gewünscht sowie einen Platten im Schneesturm bei gerade abgelaufener ADAC-Mitgliedschaft. Er möge sich seine Frage dann selbst beantworten.) Die nächsten eineinhalb Tage habe ich sehr beschaulich bei meinen Eltern verbracht und bin mittwochmittags First Class (unsere Buchung nach Ägypten enthält den “Zug zum Flug”) und für umme nobel und pünktlich nach München zurückgereist. Großes Lob an die dortigen Wetterverantwortlichen; man hat mit einem ordentlichen Föhn Straßen und Gehwege wieder freigeräumt, nur ein paar vereinzelte schmutzige Schneehaufen liegen noch rum. (Damit kann ich leben).

Gerade habe ich meinen Koffer wieder umgepackt, T-Shirts, Shorts, Bücher, Schnorchel, Flossen, Sonnencreme: morgen früh um 8:00 geht unser Flieger nach “El Kaschemm” (O-Ton meine Mutter, die hat da wohl irgendwas durcheinandergebracht. Wir wollen schließlich nicht nur trinken. Sondern auch essen. Steht so im Rezept für “Lecker Gefilte Hai-Fisch”). Ich freue mich schon sehr: eine ganze Woche Urlaub. Am Stück und ohne Internet. Der Wetterbericht klingt schon mal vielversprechend: 26°C am Samstag. Sonst um die 24°.
(sent from Jürgens Rechner mit der schlimmsten Maus aller Zeiten)

Winterwunderland

Was ich bisher von Bayern und München gesehen habe, liegt in trockener kalter Winterluft unter einer geschlossenen Schneedecke. Heute Nachmittag hat sich kurz die Sonne gezeigt und die Landschaft mit einem Funkeln überzogen.

Ja mir gehst weg! Mich friert ja schon, wenn ich sowas auf dem Dezemberkalenderbild anschauen muss. Habe meine Bewerbung als Eskimo nunmehr unwiderruflich zurückgezogen und freue mich gar sehr auf Ägypten. Die versprechen Tagestemperaturen von 24°C, damit kann ich dann wahrscheinlich gut leben.

1001

Wow! Seit dem letzten Blogpost sind wir vierstellig. Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt, dass ich es in 838 Tagen auf 1000 Einträge bringen würde. Keine ganz schlechte Quote…

Danke meiner treuen Leserschaft (auch und gerade den Übeltrollen) und meinem Gastland, so reich an Absurditäten und Merkwürdigkeiten.

Auf die nächsten tausend!

Neu im Theater: “The Adjustor”

Im kleinen beschaulichen Dörferl Bergblick, drunt’ im Silikoniental hat die Laienspielgruppe wieder einmal aufg’spuilt, in einer recht freien Bearbeitung wurde “La Cage aux Folles” gegeben. Schon allein die Besetzung war zum Finger abschlecken. Dabei war der Charles als “die tänzelnde Versicherungstucke”. Der Alex mit dem Bürstenschnitt wieder einmal: unser Mann von der Enterprise. Ganz großartig der Pablo, ein Mann zwischen den Klassen. Schnauzbärtig, fett und dennoch ungemütlich, ist er der einzige, der die Sprache des Proletariats beherrscht. Noch nie hat man ein überzeugenderes “Dawai, dawai perezosos” gehört. Und natürlich unser Fräulein Ming: “Die macht das Schriftliche”. Eine zarte fernöstliche Blüte in Fake-Channel umgeben von Schmierfett – so was Schönes sieht man nicht alle Tage. In diesem Jahr neu dabei unsere Debütanten Toni und Sabine, die deutschen Deppen mit der Delle.

Beim Bühnenbild ham sie’s a wengele übertrieben. Auch wenn die griechischen Vollplastikstatuen im Kundenwartebereich vielleicht noch als subtile Anspielung auf den “Body Shop” gemeint waren… sie sind nicht schöner geworden durch die adventlichen Lichterketten und im Apfelrauch der Duftkerzen. Da wäre, wie so oft schon, weniger so viel mehr gewesen. Auch, dass der gesamte Enterprise Autoverleih aussah wie ein vor die Werkstattür geklemmter Quetsch-Cubicle ist gut sozialkritisch gemeint, aber das glaubt einem doch keiner. Wir sind doch nicht bei Brecht. Wo wir gerade beim Übertreiben sind: Herrschaften! Wer will sich denn noch aller entschuldigen, dass einer, der bei euch versichert ist, anderen Leuten das Auto kaputtmacht? Laßt’s euch gesagt sein, da muss man aufpassen, so verpielt man seine Glaubwürdigkeit beim Publikum.

Sonst hat’s gefallen. Wie man ernst am Wagen herumgutachtet (der Charles halt wieder, sowas kann er) und glaubhaft (so ein Klemmbrett ist eine tolle Requisite) einen Leihwagen hergibt, doch, da war schon sehr viel schönes dran. Eine Fortsetzung ist auch schon geplant: am Freitag. Titel “Better than new!” Schau ma moi.