Ich habe die führenden Koriphäen konsultiert: Internet, Amish-Kochbuch und Mama, denn ich wollte dieses Jahr meine Marmelade ohne zugekaufte Gelierstoffe einkochen. (Hierzulande gibt es nämlich keinen Gelierzucker und ich weigere mich, die Dreiviertelhalbsechsachtelunzen zu berechnen, die man aus den Pektintütchen auf sowieviel Tassen Zucker sowie ungerade Quartmengen Obst zugeben soll.) Der Expertenrat stimmt darin überein, dass das Gewicht der entkernten und zugeschnittenen Früchte mit Zucker aufzuwiegen sei. (“So wie früher: Pfund auf Pfund.”) Die Zugabe kleiner Mengen pektinhaltiger Obstsorten könne nicht schaden. Zitronen, Limetten, Äpfel. (“Wie früher: ein, zwei kleine unreife Äpfel auf ein Pfund.”) Und dann einfach etwas länger kochen (“Wie früher: Jedes Pfund eine Viertelstund’.”)
Also habe ich früh morgens Einmachgläser gespült, bin in den Baum gestiegen, habe Reineclauden gepflückt, mich anschließend auf der Terasse nett eingerichtet und ein paar Stunden gewaschen und geschnibbelt (Merke: “Don’t leave your Stückerl-Obst unattended at any time!” Wenn man nämlich zum Messer nachschärfen ‘reingeht, bedienen sich Vogeleltern am schnabelgerecht zubereitetem Nachtisch zur Wurmmahlzeit für die noch flugunfähige Brut.)
Eine Wanne voller Schnittobst. 7,5 Kilogramm. So viel Zucker hat kein Mensch im Haus, noch nicht einmal, wenn Marmeladekochen geplant ist. Also erst mal Zucker nachkaufen. Sowie dies und das, wenn man schon mal da ist… Und dann kochen, rühren, weiterkochen, beim Sprudeln zusehen, rühren, vom Herd nehmen, in Gläser füllen. Topf und die anderen Gerätschaften gründlich spülen. Schon beim zweiten Mal Topf füllen merken, dass nicht hinreichend gespülte Gläser vorrätig sind. Kochen, rühren, Gläser spülen, mehr rühren, mehr Gläser spülen, sprudeln, rühren… vier Topffüllungen insgesamt. Das macht ziemlich müde.
Ich hatte die ganze Zeit über die Mutter einer Klassenkameradin im Ohr, ihres Zeichens Hauswirtschaftslehrerin, die uns manchmal Weisheiten auf den Lebensweg mitgab: “Mädla, höret zu, jetzt sag ich euch was für’s Läba. Es wird euch öfter mal bassiera, dass euch wer was nachträgt. Aber es wird euch nie bassiera, dass euch wer was nachräumt. Scho gar ned in dr Kich. Deswäge, die Pausen beim Kochen gut nütza und glei Ordnung schaffa. Dann isch’s am End nemme so viel zum doa.” Sie hat ja so recht.
Es sieht übrigens so aus, als hätte ich sehr moderne Reineclauden – die haben keine Ahnung von früher und dass sie in Zucker aufgewogen hätten gelieren sollen. Hmmm – ich denke, ich nenne das Produkt “Flock’s Own – das einzige Soft-Gelee mit Fruchtstücken.”



