Sag’ mir wo die Sammler sind…

Auch im 3. Millenium strebt der Mensch nach Zweisamkeit und versucht mit einem knackigen Einstieg das Subjekt seiner Begierde für sich einzunehmen. Ich bin jüngst über die aktuelle Zehn-Bestenliste gestolpert und diese drei sind die schwachsinnigsten:

  • Is your name Google? ‘Cause you have everything I am searching for.
  • Are you a 90-degree angle? ‘Cause you looking right.
  • You had me at your impeccable spelling and your correct use of grammar.

Was gäbe man da nicht um die Einladung, eine imaginäre Briefmarkensammlung anzusehen.

Grammar Checker, übernehmen Sie!

Heute titelt Spon in einem Bericht über mexikanische Drogenkillerkinder: “2. Teil: Die Kirche steckt mit der Mafia unter eine Decke”.

Als ob das nicht allein schon schlimm genug wäre, wird nebenher der Dativ zum Kollateralschaden.

Santa Dementia bitte für uns

Meine Nachbarin Lyn geht inzwischen stramm auf die 90 zu, und wenn ich wirklich mal so alt werden sollte, dann wünschte ich mir, in ihrem physischen Zustand zu sein. Sie ist zwar schon ein bißchen klapprig, aber immer noch gut zu Fuß und im Stande, ihren Haushalt und Garten allein zu versorgen und zwei mal wöchentich die Line Dance Gruppe im Senior Center anzuführen. Wobei, das würde ich wahrscheinlich auch mit 90 noch nicht machen wollen. Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich die Spitzenposition auf der Tanzfläche lieber gegen ein gutes Gedächtnis eintauschen (das läßt bei Lyn sehr nach und manche ihrer Geschichten kann ich inzwischen besser erzählen als sie).

Gestern hat sie mir eine Tüte Zimtbagel an die Tür gehängt. Eigentlich habe ich nichts gegen Zimt, aber wenn’s um dieses Gewürz geht, verstehen Amerikaner keinen Spaß und kennen weder Maß noch Ziel (die ganze Haustür riecht immer noch wie Weihnachten) und man kann das Gebäck nicht essen, ohne alle Geschmacksnerven für die nächsten Tage lahmzulegen. Ich habe mich bedankt, aber auch auf meine “Cinnamon Allergy” hingewiesen – das ist das sicherste Mittel, weitere Zimt-Überdosen zu vermeiden.

Wir haben uns darauf verständigt, dass ich Käse-Bagel ganz gerne mag. Das hätte ich ihr doch aber auch wirklich mal eher erzählen können, meint sie. Hab ich getan, Lyn. Letztes Jahr um diese Zeit, https://flockblog.de/?p=5635.

Schau ma moi.

Auferstanden aus Ruinen?

“ruinenlust” sei, so erklärt es ein in Linguistik nicht eben investigativer amerikanischer Journalist der Leserschaft des Magazins “Wired”: “one of these compound words that the Germans coined for our lust of devastation”.

Weidet eure Augen an Hollywoods Lieblingskatastrophengermanen (habe schnell auch “one of these compound words” kreiert) und der stylishen Wendung “überhot” (mit Ü-Punkten).

 

Konrad weiß im übrigen von nichts: “Die Suche nach „ruinenlust“ lieferte 0 Treffer. Oder meinten Sie: Sinnenlust, ruinenhaft, Trinkunlust
(Letzteres meinte ich bestimmt nicht.)

Weiterbildung

Unserer Payroll-Company hat ein gestörtes Menschenbild, vor allem der Mitarbeiter an sich ist ihr höchst suspekt. Alles Diebe und Schläger sowie Spinner, Selbstdarsteller oder anders persönlichkeitsgestört.


Unsere Payroll Company will mich im Kampf gegen Mitarbeiter schulen. Es scheint, dass sie auf die Heilwirkung hoher Dosen Vitamin A bauen. Brauch’ ich nicht: Meine Kollegen sind eher friedfertig, im angemessenen Rahmen seltsam (sind schließlich Software Entwickler) und sprechen generell sehr positiv auf Fett und Zucker an.

Aggressiv würden sie wohl erst, wenn ich auf die hanebüchene Idee käme, Cookies and Icecream durch Möhren zu ersetzen.

Riding the Bullet

Ich wollte in der Zeit ohne Car-Pool (Toni ist noch bis Freitag verreist) dem CalTrain mal wieder eine Chance geben und kann als Zwischenstand positiv überrascht vermelden: er nutzt sie. Die Clipper-Card funktioniert einwandfrei, die Züge sind pünktlich und wenn ich den Schnellzug nehme (“Bullet”), der auf der Strecke nur an sechs (statt zehn) Bahnhöfen hält, bin ich inclusive der Fußstrecken in knapp 45 Minuten im Büro. Dabei habe ich unterwegs gelesen und mich nicht über den Stau ärgern müssen.

Allerdings kostet das entspannte Vergnügen $13.50 pro Tag – das ist mehr als eine Tankfüllung und die reicht nicht nur für fünf Tage und außerdem für zwei Pendler.

DH2

“DH2”. Häh? Was klingt wie eine chemische Formel ist mal wieder der amerikanischen Abkürzungssucht geschuldet und läuft im Kino unter dem vollen Namen: “Harry Potter and the Deathly Hallows: Part 2”.

Ich weiß schon, direkt logisch ist es nicht, mit Teil 2 der Verfilmung des letzten Bandes in’s Potter-Universe einzusteigen. Sehr schwierig ist es nicht. Es ist erstaunlich, wieviel passives Peripherwissen sich im Laufe der Zeit anhäuft – überdies hatte Christoph, der der Verführung auch erst 3 Monate vor Erscheinen des letzten Bandes erlegen war, mich gründlich gebrieft. (Als die Potterie vor 10 Jahren anfing, hatte ich mich dem Hype (schon mal aus Prinzip) verweigert. Irgendwann, so hatte ich mir damals gesagt, wenn’s vorbei ist und die billigen Sammelbände auf den Markt geworfen werden, würde ich’s auch mal lesen.)

Es ist ein recht dunkles Ende, das die Zauberkinder nehmen. Die Bildsprache unterscheidet sich nicht von anderen Doomsday-Fantasy-Produktionen und deren Spezialeffekten, und sie ist perfekt. Für Erwachsene. Kinder müssen von sowas Alpträume bekommen. (Meine Lieblingsszene – und die des Pyrotechnikers – ist, wenn in der magischen Asservatenkammer (mehr ein Gewölbe) Feuerzauber toben.)

Frau Rowling hat ihrem Helden die Schule angezündet, ihn heiraten und Kinder haben lassen (“19 years later”); sie ist mit ihm anscheinend wirklich durch. Das heißt, ich kann anfangen zu lesen.

Das “Harry Potter Paperback Box Set (Books 1-7)” ist schon bestellt und unterwegs.

Lebensmittelmarken

Mittagessen mit Kollegen. Die Rechung kommt (wie hier üblich für den ganzen Tisch) und jeder zahlt seinen Anteil. Angesichts des Häufleins Scheine auf dem Tablettchen fragt der amerikanische Kollege: “Do you know how they call 20-Dollar-bills in Palo Alto?” Keine Ahnung – wie nennt man Zwanziger in Palo Alto?

“They call ’em Yuppie foodstamps.”