Schließen wir ‘nen kleinen Kompromiß

Als ich gestern Lyn ihr Abendobst brachte, saß sie angespannt vor den Nachrichten, in denen gerade der Schuldenkompromiß breitgetreten wurde und rechnete auf ihrem Blöckchen. “Was, Frau Nachbarin, rechnet Ihr?” Sie versuche dem Geschwätz zu entnehmen, um wieviel wohl die Social Security gekürzt werde – mehr als 3% könne sie sich nämlich beim besten Willen nicht leisten.

Ich habe auf den Zettel gelinst – der Betrag lag bei knapp unter 20 Dollar.

MIT FREUNDLICEHN GRUSSEN UND AUFRICHTIG

Es kommt ja nicht mehr viel spam durch die Firewalls und Junk-e-mail-Blocker. Diese Mail hat’s doch irgendwie geschafft und ich mich prächtig amüsiert.
To: undisclosed-recipients:
Subject: NOTARISCHE GEWINNBENACHRICHTIGUNG

INTERNATIONAL PROMOTIONS/PRIZE AWARD DEPT.
HEAD OFFICE: CALLE VICTORIA BAJO 15, 28011, MADRID SPAIN.
TEL: 0034 628 774 154.
,
REF: WAZ/ 28905/EU/ 10.
BATCH: 51225-0AHZ
PRIZE CLAIM TRACK No: 3456344
FILE NO: ESP-547-K6-75.
ATTN :NOTARISCHE GEWINNBENACHRICHTIGUNG Wir sind erfreut, Sie zu informieren, das Sie ein glucklicher Gewinner vom internationalem Euro illion Spielprogramms sind, das am 31. Dec, 2010, abgehalten wurde. Wir sind sehr glucklich Sie als einen der Gewinner zu benachrichtigen das  Ihr Name mit der Kartenseriennummer ubereinstimmte: 134-03650116-211 und die Stempfelzahl: 51225-0 gekauft durch Ihren Bearbeitungsagenten von  den Kosten von zwei Euro, hat folglich den Preis in der 2. Kategorie mit den Gewinnzahlen: 04-18-32-40-46+06:07.gewonnen Wir Entschuldigungen fьr die spдte benachrichtigung, da es zu Verwechslungen von Namen und Adressen kam..
Aber Sie sind fьr einen Pauschalbetrag von Ђ972,073.40 Cents (Neun hundert zwei und siebzig tausend,drei und siebzig  Euro und vierzig Cent) in barausgesucht  worden  die, Sicherheitszahl lautet: ESP-547-K6-75. Dies ist von einem gesamt Geldpreis von Ђ13,609,027 (Dreizehn Millionen, sechs hundert  neun tausend und sieben undzwanzig  Euro) warden  geteilt unter den 14 Internationalen Gewinnern in dieser Kategorie.!!!GLЬCKWЬNSCH!!!
Fur Ihren Anspruch bitte Kontakt zu nehmen mit, Herr. MARK GOMEZ, Auslдndischer Betriebemanager der MUTUAL MADRID SPAIN S.A.    Tel: 0034 672 588 168  Fax: 0034 917 692 837  fьr die Verarbeitung und di Geldьberweisung von Ihrem siegreichem Gewinn. Zu Ihrer Erinnerung alle Preisgelder sind nicht spдter als bis zum 27TH August, 2011. beanspruchbar. Anbei erhalten Sie eine  Kopie der Siegerkarte und die Quittung von  Ihrem  Agenten mit dem Spieleinsatz.
Anmerkungen: Um unnцtige Verspдtungen und Komplikationen zu vermeiden, erinnern Sie  sich bitte, bei jeder  Korrespondenz mit Ihrem Beabeitungsagenten Ihre Sicherheitszahl zu erlautern.. Und die von Ihnen zu  bezahlenden 10 % Ihres Gewinnes an den Fond Ihres Bearbeitungsagenten, nachdem Sie Ihren Gewinn erhalten haben. Weiter gibt es  irgendeine Дnderung Ihrer Adresse, informieren Sie  Ihren Bearbeitungsagenten sobald wie mцglich.Am Kopfende haben Sie das
Verarbeitungsformular, das fur die bearbeitng Ihres Gewinnes gebraucht wird. Bitte  ausgefьllt  an Ihren Bearbeitungsagenten faxen: 0034 917 672837.  Viele Glьckwьnsche noch einmal von allen Mitarbeitern unserer Abteilung und wir freuen uns Sie als einen ,Teil von unserem INTERNATIONALEN BEFЦRDERUNGS PROGRAMMS zu begrussen.
MIT FREUNDLICEHN GRUSSEN UND AUFRICHTIG
Afredo De La Paz
(Promotion Director)

Ich hatte noch nie die richtige Stempfelzahl. Werde aber selbstverständlich alle unnutigen Verzögerungen vermeiden und das Geld eilends überweisen, damit ich Mitglied im INTERNATIONALEN BEFЦRDERUNGS PROGRAMM werde.

Nincompoop

steht im Amerikanischen für ein Dummerle, also: idiot, blockhead, boob, dunce, fool, imbecile, moron, nitwit, simpleton

Sehr hübsch.

We Want You!

Uncle Sam hat mich auserwählt. Mich! Weil ohne Bürger wie mich das Rechtssystem nicht funktioniert. Sagt John C. Fitton, der Court Executive Officer vom Superior Court of California in San Mateo. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich den Brief öffne: “Official Jury Summons Enclosed”. Ich soll Geschworene werden – ich bin Ausländerin mit einem zeitlich begrenzten Visum, das können die doch nicht ernst meinen. Oder?

Es gibt Wege, aus der Nummer ‘rauszukommen.

a) Verschiebung
Das geht für einen Zeitraum von maximal 6 Monaten, allerdings nicht freitags. Sollte man noch Schüler oder Student sein, ist ein Aufschub bis zu den nächsten Ferien möglich.

b) Aufschub oder Entlassung aus der Pflicht aus Alters- oder Gesundheitsgründen (“Request to be excused – I cannot serve”)
Krankheit (oder die Versorgung eines kranken Menschen) gilt als Entschuldigung, wenn man ein entsprechendes ärztliches Attest vorlegt. Wer über 70 ist, gilt als zu alt, um bei der Rechtsprechung mitzuwirken. (Ist das nicht eigentlich Diskriminierung?)

c) Nichtberufung aufgrund mangelnder Eignung (“Request an exemption – I am not qualified”)
* I am not a citizen of the United States. I am a citizen of …………..
* I am under 18 years old
* I am a peace officer as defined in Penal Code §830.1 or §830.2(a) [Das ist zum Beispiel ein Offizier der Highway Patrol] * I have been convicted of felony or malfeasance in office [Kapitalverbrechen oder Amtspflichtsverletzung] and my civil rights have not been restored
* I have served as a trial juror or grand juror or have been summoned within the past twelve-month period

Wer keinen der oben genannten Gründe anführen kann, MUSS zum festgelegten Termin vor Gericht erscheinen. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Person freizustellen, nicht aber, sie zu bezahlen. Das Gericht zahlt eine Aufwandsentschädigung von $15.00 pro Tag (ab dem 2. Tag, der erste wird nicht entgolten); kein Wunder, dass es eine eigene employer-Sektion auf der Website des Gerichts (http://www.courts.ca.gov/965.htm) gibt, die an den Arbeitgeber appelliert, den ausgefallenen Arbeitstag doch zu kompensieren: “Jury service is an investment in America, in your employees, and in your business.”

Kein Wunder auch, dass kein Amerikaner seiner “Jury Duty” nachkommen will, obwohl das Gericht es ihm doch schon so leicht wie möglich macht (“juror accommodations”): Man darf den ganzen Tag umsonst parken (sie haben mir gleich eine “Parking Permit” für die “Hall of Justice” mitgeschickt). Mitgebrachte Kinder können im “Children’s waiting room” abgestellt werden, wenn sie denn über zweieinhalb und stubenrein sind. Und es gibt Computer mit Internetzugang und W-Lan für umsonst. (“Many prospective jurors have used these services to work away from the office while awaiting courtroom assignment.”) Man könnte also auch arbeiten – gesetzt den Fall, man geht einer Tätigkeit nach, die sich “away from the office” online erledigen läßt. (Ob W-Lan für eine Wurstfachverkäuferin oder einen Schlaglochzuschütter wirklich eine Erleichterung darstellt? Eher zweifelhaft.)

Reizen würde mich das schon. Aber wer weiß, wie die mit einem non-citizen umgehen, der unberechtigt staatsbürgerlichen Pflichten nachkommt. Wobei – keine Ahnung, wie sie das merken sollten: meine Daten haben sie von der DMV (also da, wo ich den Führerschein gemacht habe). Die DMV hält es offenbar nicht für nötig, die Staatsangehörigkeit der Menschen, denen sie ein Papier ausstellt, zu dokumentieren. Als I.D. gilt eben dieser Führerschein (die wenigsten Amerikaner haben einen Pass). Und ich könnte schon mal einen Tag Court Office machen…

Das kommt davon, wenn ein Staat kein Meldewesen hat.

 

Kleine Stärkung

Drachen zu fliegen (Deutsche lassen steigen, Amerikaner fliegen sie) muss ungeheuer kräftezehrend sein. Zum Glück wird Aufbaunahrung direkt vor Ort angeboten: Oreo-Kekse, paniert und frittiert, mit extra Zucker und Sahne. (http://bit.ly/2oJBBX)

Let’s go fly a kite*

Auf dem Hügel über der Marina in Berkeley war heute bei Sonnenschein und perfektem Wind großes Kite Festival. Jede Menge Menschen aller Altergruppen und Ethnien, und der Himmel gefüllt mit Barbie-, Spiderman-, Hunde-Katzen-Taucherdrachen, hochprofessionellen mehr-etagigen Lenkdrachen und unserem Doppeldecker-Flugzeug. Ganz richtig. Wir haben auch Drachen steigen lassen, denn Kollege Wes hatte noch einen in seiner Garage (in der alles zu sein scheint, vom Krabbenfangkorb über Hockey- und Golfschläger bis zu einer baumarkttauglichen Sammlung von Werkzeug – wann immer was fehlt, Wes kann’s aus seinem Fundus beibringen).

Kaum zerrt das Ding an seiner Schnur und will immer weiter in die Höhe steigen (oder auch nicht), riecht die Luft nach Herbst und Kartoffelfeuer – ich habe mich gefühlt, als wäre ich wieder zehn Jahre alt. Was für ein Spaß! Selbst, wenn man mal mit anderen Drachen kollidiert und verknotete Schnur wieder entwurschteln muß – das gehört einfach dazu (und das Schwanzstück des gegenerischen Drachens wird als Trophäe requiriert).

Zum Kite-Hügel braucht man bei normalem Verkehr eine gute halbe Stunde. Ich erwäge die Anschaffung eines fledermausförmigen Drachens. Könner können mit denen 90°-Winkel fliegen. Ich kann ja mal mit In-der-Luft-halten anfangen.

*Das Drachensteiglied – http://bit.ly/iSHi0 – aus der Disney-Verfilmung von Mary Poppins gehört zu einer All-American-Kindheit genauso wie Mac’n Cheese (kurze “Ellbow”-Maccaroni in einer unsäglichen gelben Käsepampe).

Schnipp-Schnapp, der Bann ist ab

Es bedurfte eines Gerichtsentschlusses, um zu verhindern, dass die San Franziskaner im November darüber abstimmen dürfen, die Beschneidung männlicher Bürger zu verbieten. Für die nächste Zeit ist das Verbot von den Stimmzetteln gestrichen.

Dazu die Anwältin der Bann-Gegner: “Some of the decisions my parents made for me I wasn’t thrilled about, but I didn’t take it to voters. It seems a little extreme. It seems a lot extreme.”

Ganz recht.

Fast schon nicht mehr im Kino: Bridesmaids

“Bridesmaids” ist die weibliche Version der Junggesellenparty-Hangover-Filme der letzten Jahre. Weil es eine amerikanische Produktion ist, geht’s nicht ohne Kotze-und-Kaka-Witze, doch davon einmal abgesehen, ist es ein erfreulich amüsanter Film geworden. BFF* (alt) konkurriert mit BFF (neu) darum, als “Maid of Honor” der Braut die schönste, tollste, teuerste, originellste und überhaupteste Hochzeit auszurichten. BFF (alt) ist pleite und ein Beziehungs-Pechvogel ist, BFF (neu) hingegen sieht irrwitzig gut aus und hat sehr reich geheiratet – aus diesem Spannungsumfeld holen Regie und Schauspieler viel Komisches heraus. (Meine Favoriten: Kristen Wiig, eine der Frontfrauen aus Saturday Night Life als gescheiterte Annie mit dem großen Herzen und Chris O’Dowd in der Rolle des allersüßesten irischen Cops, den man sich vorstellen kann. Dieser Akzent. Und diese Augen. Hach! Dagegen hat ein Spaniel einen bösen Blick.)

Man kann getrost auf die DVD warten und auf einen Abend, an dem man keinen Bock auf ARTE-Filme hat. Dann ist man mit Bridesmaids gut bedient.

*Wir leben in Akronymistan und BFF steht für “Best Friends Forever”. Beispiel: <valley girl accent> My BFFs and I are going out for coff-ayyyy, wanna come? It’ll be a blasty-blast!

Sie reiten wieder,

die Verkünder des Buches Harley (https://flockblog.de/?p=9553). Nachdem die Mission in Ecuador accomplished ist, bringen sie jetzt Burundi das Glauben bei (unter Einsatz der größtmöglichen Zahl von Ausrufezeichen!):

Our trip to Ecuador was a huge success with 2,500 responses to the gospel throughout the 7 days of events! There are so many amazing stories from that trip that I can’t wait to share! We will be putting together a video update as soon as possible. This past week after Ecuador we have been busy with Vacation Bible Schools and other events including getting ready to hit the road to Colorado and Bristol, Tennessee for a NASCAR outreach as soon as we get back from Burundi.
We are expecting God to do great things! The last thing the devil wants is for us to obey God and to proclaim the good news of reconciliation through the Blood of Christ to the world! We desperately need your prayers as we pray for you that we would stay faithful and holy to what He has set before us! Your partnership and support is a HUGE blessing and encouragement to us so please let us know how you are doing and what God is doing in your life by responding to this email. Thank you for your prayers and thank you for your service to our King!

Fundamentalisten on the road again. Mit einem Boxenstop im Vacation Bible Camp: In diesen Lagern betreiben Kampfchristen Indoktrination und Gehirnwäsche der übelsten Sorte. (Wer Zeit hat, sehe sich “Jesus Camp – The Movie” an, eine eineinhalb-Stunden Doku: http://bit.ly/uDVNR – ich war fassungslos darüber, was Menschen ihrem Nachwuchs antun und dass keine Jugendschutzbehörde eingreift.) Nachdem sie bei den Kindern die üble Saat gelegt haben, fahren sie zu einem NasCar Rennen, wo sie auf die Art von Erwachsenen treffen, bei denen diese Saat aufgegangen ist und reiche Frucht trägt. Dazu gibt’s eine South Park Episode, in der der fette Mittelschichtbub Cartman davon träumt, NasCar-Fahrer zu werden, und es ihm versagt bleibt, weil NasCar das Privileg der “poor and stupid” ist (http://cart.mn/aDKeFB).

Nächster Stop der Stuntchristen: Afrika, wo sie von ihrem Gott erwarten, dass er wieder großartige Dinge tut. Arme Burunder. Möge dieser Kelch an euch vorübergehen. Bewahret euch die Hoffnung, dass nicht alle Flugzeuge wirklich sorgfältig gewartet werden (ich erinnere mich eines Fluges mit Excel Air in Tansania, wo bei Start und Landung reichlich Maschinenteile abfielen) und gute Christen weder an Fallschirme noch Schwimmwesten glauben. Das könnte euch erretten.